Riccardo Zandonai (1883-1944):
Françoise de Rimini
Entstehungszeit: | 1912-13 |
Uraufführung: | 19. Februar 1914 in Turin (Teatro Regio) |
Besetzung: | Soli, Chor und Orchester |
Spieldauer: | ca. 150 Minuten |
Erstdruck: | Mailand: Ricordi, 1914 (Klavierauszug) und 1926 (Partitur) |
Verlag: | Mailand: Ricordi, 1945 Mailand: Ricordi, 1984 |
Opus: | op. 6 |
CD: | [Details] |
Francesca da Rimini op.4 (CPO, DDD, 2013) Riccardo Zandonai (1883-1944) Ekkehard Pluta in klassik-heute.com 10/2015: »Die Partitur entfaltet selbst in den heroischen und kriegerischen Passagen impressionistischen Zauber, und das Freiburger Orchester musiziert mit äußerster Delikatesse. Ein Ruhmesblatt für das Freiburger Theater und für mich die definitive Referenzeinspielung dieser neoromantischen Oper.« |
Art: | Tragedia (Oper) in 4 Akten |
Libretto: | Tito Ricordi nach iner Vorlage von Gabriele D'Annunzio |
Sprache: | italienisch |
Ort: | Ravenna und Rimini |
Zeit: | gegen Ende des 13. Jahrhunderts |
Francesca: | Tochter des Guido da Polenta (Sopran) |
Gianciotto, der Lahme: | ältester Sohn aus dem Hause Malastesta (Bariton) |
Paolo, der Schöne: | sein Bruder (Tenor) |
Maletestino, der Einäugige: | sein Bruder (Tenor) |
Samaritana: | Francescas Schwester (Mezzosopran) |
Ostasio: | ihr Bruder (Bass) |
Smaragdi: | Sklavin Francescas (Alt) |
Weitere: | Francescas Gesellschafterinnen, ein Notar, ein Spielmann, ein Bogenschütze, ein Fackelträger sowie Hofdamen und -herren, Soldaten, Bogenschützen, Fackelträger und Musikanten |
Im Palazzo der Familie Polenta herrscht eine fröhliche Stimmung, denn ein lustiger Spielmann weilt wie gewohnt zu Besuch, scherzt mit den Mädchen und unterhält sie mit Minneliedern, dazu spielt er auf seiner Laute. Ostasio, der ältere Bruder Francescas, bittet die Gesellschaft in den Garten zu gehen, denn er hat eine wichtige Besprechung mit seinem Notar. Er ist nicht in der besten Stimmung, denn er befürchtet, dass der Heiratsschwindel, den er mit seiner Schwester Francesca in Gang setzen will, vorzeitig auffliegt. Beabsichtigt ist eine eheliche Verbindung mit dem Gebieter von Ravenna aus politischem Kalkül. Aber freiwillig würde Francesca sich den Wünschen des Bruders nicht fügen, denn sie ist stolz und selbstbewusst - ein Mann mit geringem Bildungsniveau, der nur auf Kampfgeschehen erpicht ist, käme für sie nicht in Betracht. Deshalb soll sein jüngerer Bruder vorgeschoben werden. Paolo il bello fungiert aber lediglich als Brautwerber und nur Francesca soll denken, dass es ihr zukünftiger Ehemann ist; der hüftlahme Gianciotto soll dann später nachgeschoben werden. Den Etikettenschwindel wird Francesca erst merken, wenn es zu spät ist.
Der schöne Paolo hat sich bereits von Rimini nach Ravenna auf den Weg gemacht und steht vor der Gartenpforte. Francesca darf, hinter Vorhängen verborgen, schon einmal einen Blick auf ihn werfen. Samaritana und die Mädchen zeigen ihr einen bildschönen Jüngling, wie er gemessenen Schrittes über den Hof schreitet. Vor Freude außer sich ist Francesca, die nicht weiß, dass man sie täuschen will. Samaritana ahnt das Unheil und bittet die Schwester, den Palazzo der Familie nicht zu verlassen, in dem sie beide eine schöne Kindheit verlebt haben. Sie soll bei ihr zu bleiben, doch die Schwester bittet vergeblich.
Francesca ist begeistert und gibt sich verschämt, als sie schlafwandlerisch auf ihren vermeintlichen Bräutigam, der ihr sein schönstes Lächeln zeigt, zugeht. Eine frisch gepflückte zinnoberrote Rose überreicht sie ihm zur Begrüßung.
Inzwischen hat das Schicksal seinen Lauf genommen. Die widerstrebende Francesca ist mit Gianciotto verheiratet worden. Aber zu Hause hält es den Gatten nicht, denn er liebt das Schlachtfeld über alles. Er sucht Streit mit seinen Erzfeinden, den Parcitadis und bekommt ihn auch.
Francesca besteigt den Turm, der zum Verschnaufen und für die Betreuung der Verletzten reserviert ist, damit die Beunruhigte das Kampfgeschehen von oben besser verfolgen kann. Vor allem möchte sie ihrem Schwager nahe sein, von dem sie sich immer stärker angezogen fühlt. Die Gefahren der Schlacht stärken das innere Zusammengehörigkeitsgefühl. Sie macht ihm keine Vorwürfe mehr wegen des schrecklichen Betrugs, dessen Opfer sie geworden ist, sondern nimmt seinen Kopf in ihre Hände und unterliegt der Versuchung, ihn zu streicheln.
Gianciotto taucht auf, schöpft aber keinen Argwohn. Um zu bemerken, dass sich zwischen den jungen Leuten etwas anbahnt, ist er zu siegestrunken und lobt den Mut seines jüngeren Bruders. Gemeinsam trinken sie einen Schluck Wein, wobei Francesca und Paolo sich unverwandt ansehen, was den ahnungslosen Gianciotto aber nicht anficht.
Gianciotto hat noch einen jüngeren Bruder, der am Auge schwer verwundet wurde, und in den Turm eingeliefert wird. Maletestino wird vom Arzt verbunden und kehrt dann unverzüglich zum Kampfgeschehen zurück. Mutig! Mutig! In der Schlacht, die aufs Neue entbrennt, geht es hoch her und die Glocken läuten Sturm. Die Trompeten schmettern und da soll mal einer sagen, dass es keinen Spaß macht, sich gegenseitig anzurempeln, wenn der Tag lang ist.
Francesca ist wieder im Palazzo von Rimini. Umgeben von ihren Gesellschafterinnen verbringt sie die Tage damit, Ritterromane zu lesen und den Weisen der Musikanten zu lauschen.
Sie ist seltsam erregt und kann keine Ruhe finden. Es gelingt ihr nicht, ihre tiefsten Gefühle zu verbergen und sie verliert sich in Wunschträume. Schon zwei Monate hat auch Paolo durch Abwesenheit geglänzt und plötzlich führt Smaragdi ihn herein.
Das Gespräch zwischen beiden ist sehr intim und Paolos leidenschaftlichen Worten vermag Francesca immer weniger Widerstand entgegenzusetzen. Gemeinsam lesen sie die Geschichten über Lancelotti und Ginevra und ihre Gesichter kommen sich immer näher. Schließlich ist es soweit, dass Paolo Francesca lang und innig küsst.
Maletestino, der in der Schlacht ein Auge verloren hat, und seine Schwägerin ebenfalls leidenschaftlich liebt, sieht nicht ein, dass er hinter Paolo zurückstehen soll und macht unverhohlene Annäherungsversuche. Francesca droht ihm, dass sie sich über sein Verhalten bei seinem Bruder beschweren will. Und, zu welchem der beiden Brüder wird sie gehen, reagiert der Zurechtgewiesene spitz. Die Situation eskaliert, weil aus einem unterirdischen Verlies die Schmerzensschreie eines Gefangenen nach oben dringen, was Francesca nervös macht. Um die Situation zu entspannen, steigt Maletestino mit einem Beil nach unten und hackt dem Gefangenen den Kopf ab, damit endlich Ruhe herrscht.
Inzwischen ist Gianciotto heimgekehrt und Francesca ist gerade dabei, sich über die Manieren Maletestinos zu beklagen. Er präsentiert das abgeschlagene Haupt und Francesca stürzt entsetzt aus dem Raum. Gianciotto macht ihm wegen seiner Taktlosigkeit Vorwürfe. Der Zurechtgewiesene verteidigt sich und berichtet dem Älteren tückisch von der heimlichen Liebe zwischen Francesca und Paolo. Gianciotto kann nicht glauben, was Maletestino angedeutet hat. Er soll sich von der Schändlichkeit der Buhlschaft doch selbst überzeugen und am heutigen Abend seine Abreise nur vortäuschen. Von Eifersucht geplagt, stimmt Gianciotto dem Plan zu, um die beiden auf frischer Tat zu erwischen.
Es ist Nacht und Francesca hat einen unruhigen Schlaf, der durch Albträume unterbrochen wird. Von Biancofiore, der jüngsten ihrer Damen, die sie an ihre Schwester Samaritana erinnert, lässt sie sich aufrichten. Mit Tränen in den Augen über das Unglück ihrer Herrin verlässt auch sie schließlich das Schlafgemach.
Der informierte Gianciotto legt sich auf die Lauer und wartet bis Paolo kommt. Er muss nicht lange harren, bis der Verliebte den Weg durch die Falltür findet. Doch dann verlangt der Ehemann gebieterisch und mit der Waffe in der Hand Einlass. Paolo will durch die Falltür entwischen, bleibt aber unglücklicherweise mit seinem Wams an einem vorstehenden Eisenhaken der Falltür hängen. Francesca wirft sich mit ihrem ganzen Körper vor ihren Liebhaber. In Rage durchbohrt Gianciotto beide mit seiner Stichwaffe.
Letzte Änderung am 6.4.2014
Beitrag von Engelbert Hellen