Ralph Vaughan Williams (1872-1958):
Entstehungszeit: | 1925-32 |
Uraufführung: | 30. November 1937 am Royal College of Music London |
Besetzung: | Solisten, Chor und Orchester |
Spieldauer: | ca. 40 Minuten |
CD: | [Details] |
Riders to the Sea (Chandos, DDD, 1994) Ralph Vaughan Williams (1872-1958) J. Salau in FonoForum 4/96: »Düsteres Kleinod brillant. ..das wohl atmosphärisch dichteste, überzeugendste Bühnenwerk des Engländers. Daß der Einakter einiges zu bieten hat an Konzentration der Mittel, feinster Nuancierungskunst, Realitätsnähe (ohne volkstümelnde Weichzeichner) und geschickter Dramaturgie, kann diese Produktion zumindest in konservierter Form zeigen.« |
Art: | Oper in 1 Akt |
Libretto: | John Millington Synge (1871-1909) |
Sprache: | englisch |
Ort: | Westküste Irlands |
Zeit: | etwa 18. Jahrhundert |
Maurya | |
Cathleen | |
Nora | |
Bartley | |
Weitere: | Fischer und Seeleute |
Das kurze Vorspiel illustriert das Auf- und Abschwellen der Wogen, je nach Windstärke klingt es mal drohend und dann kehrt wieder Ruhe ein. Der Vorhang öffnet sich und zeigt das Innere einer Fischerhütte auf einer vorgelagerten Insel an der Westküste Irlands. Es ist später Nachmittag.
Cathleen ist in der Küche beschäftigt, setzt sich danach ans Spinnrad. Die Tür öffnet sich, und man vernimmt das Rauschen der Brandung. Nora wirft einen besorgten Blick aufs Meer bevor sie eintritt.
Die Mutter hat Aufregung gehabt und sich ein bisschen hingelegt. Gott soll ihr helfen, dass sie ein wenig schlafen kann. Was ist passiert? Der junge Priester ist da gewesen und hat ein T-Shirt und ein paar Strümpfe abgegeben, die einem ertrunkenen Mann aus Donegal gehört haben sollen. Es soll nun herausgefunden werden, ob sie auch dem Bruder Michael gehört haben könnten. Warum sollten es seine gewesen sein. Nora möge doch bitte die Länge des Weges in den Norden der Insel bedenken. Aber der junge Priester hat gesagt, dass er diese Strümpfe schon einmal bei Michael gesehen hat. Bitte nichts der Mutter erzählen, damit sie sich nicht aufregt. Der Wind bläst die Tür auf. Cathleen schaut ängstlich hinaus. Nora soll doch bitte den Bruder beeinflussen, dass er sich heute nicht nach Galway reiten soll. Ist die See bei den weißen Felsen sehr gefährlich? Nora meint weniger schlimm, wenn der Wind sich nicht dreht und dann von Süden und Westen bläst. Kann sein, dass die Mutter aufgewacht ist, Nora lauscht an der Tür. Ja, sie ist aufgestanden, in einer Minute wird sie da sein.
Den Mann, den Schwiegervater und sechs Söhne hat sie auf See verloren. Nur einer kehrte zurück, ihr Sohn Bartley. Er bereitet sich vor, das Pferd zu nehmen, welches ihn nach Galway bringen soll. Er streitet mit seiner Mutter, die guten Grund hat, den Wind zu fürchten, wenn er aus der falschen Richtung kommt. „Was ist die Kraft von tausend Pferden gegen einen Sohn anzutreten, wenn es der einzige ist, der ihr verblieb,“ klagt Maurya. Aber Bartley ist unerbittlich. Er wird die rote Mähre reiten, und das graue Pony wird hinterher traben.
Cathleen und Nora tadeln ihre Mutter, Bartley zu erlauben fortzugehen, ohne ihm ihren Segen gegeben zu haben. Die Töchter überreden sie, ihm zu folgen, geweihtes Wasser, ein Büschel zum Besprengen und einen Laib Brot soll sie für ihn mitzunehmen. Auf dem Türweg bleibt Maurya stehen: „An diesem Platz haben die jungen Männer das Leben hinter sich gelassen, bevor sie alt wurden.“ Während die Mutter sich auf den Weg gemacht hat, öffnen die Mädchen das Kleiderbündel und identifizieren diese als Michaels Sachen. Sie finden keine Zeit zu jammern, denn sie werden unterbrochen durch Mauryas unverhoffte vorzeitige Rückkehr. „Mein Herz ist gebrochen an diesem Tage“ sagt sie. „Ich sah vor meinen Augen fürchterliche Dinge.“ Eine Vision hatte sie von Bartleys Ritt auf der roten Mähre, gefolgt von dem grauen Pony. Michael saß auf ihm „in feinen Kleidern und neuen Schuhen an den Füßen“. Sie weiß, dass dieses Gesicht ein Desaster bedeutet. In tiefer Depression beschreibt sie den Tod ihres Mannes, ihres Schwiegervaters und ihrer sechs Söhne mit tieftrauriger Stimme.
Nachbarn tragen Bartleys Körper herbei. Das graue Pony ist in Panik geraten und hat Ross und Reiter in die Wogen gezerrt.
Von einem imaginären Chor begleitet setzt Mauryas schmerzlicher Schlussgesang an: „Alle sind nun gegangen, und da ist nichts mehr, was die See mir antun kann...“
Die See ist ein immer wiederkehrendes Motiv in den Kompositionen von Vaughan Williams. Die Oper „Riders to the Sea“ ist in seiner Intensität von Text und Musik ein Juwel im angelsächsischen Opernschaffen. Mit einer Spieldauer von nur 40 Minuten ist die Oper allerdings nicht abendfüllend, so dass sie in der Regel mit weiteren
Einaktern anderer englischer Komponisten (Holst, Walton, Brittens Kirchenopern usw.) aufgeführt oder mit einer Ballettmusik kombiniert werden muss.
Letzte Änderung am 1.10.2006
Beitrag von Engelbert Hellen