Peter Iljitsch Tschaikowski (1840-1893):

Wojewoda [Воевода]

deutsch Der Wojewode / englisch Voyevoda / französisch Le Voïévode

Allgemeine Angaben zur Oper

Entstehungszeit: 1867/68
Uraufführung: 30. Oktober 1869 in Moskau (Bolschoi-Theater)
Besetzung: Soli, Chor und Orchester
Bemerkung: Die Oper „Der Wojewode“, op. 3, wurde zu dem Inhalt der Komödie „Traum an der Wolga, Szenen aus dem Volksleben des 17. Jahrhunderts“ von Alexander Ostrowski, entworfen, der Tschaikowski den Stoff anbot. Mit Ostrowski gab es bald Unstimmigkeiten und ihre Zusammenarbeit endete nach dem ersten Bild des zweiten Aktes. Nun war Tschaikowski genötigt, das Libretto selbst fortzusetzen. Er fühlte sich überfordert, gleichzeitig schreiben und komponieren zu müssen. An Nadescha von Meck schrieb er, dass er das Libretto selbst nicht gut fände. Im Jahre 1867 begann Tschaikowski mit der Komposition und am 30. Oktober 1869 war Premiere an Bolschoi-Theater. Es gab fünf Aufführungen und keine Wiederholungen. In den frühen 1870er Jahren vernichtete Tschaikowski angeblich die Partitur und verteilte das musikalische Material auf andere Werke. Während der sowjetischen Periode wurde „Der Wojewode“ aus diversen Manuskripten rekonstruiert. Das Resultat ist abendfüllend, beachtlich und lebensfähig. Die Melodik ist frisch und einfallsreich. Meisterhaft singt in den Duetten das Liebespaar, mal abwechselnd, mal im Gleichklang.
Opus: op. 3

Zur Oper

Art: Oper in drei Akten
Libretto: Peter Tschaikowski nach der Komödie „Traum an der Wolga“ von Alexander Ostrowski
Sprache: russisch
Ort: eine große Stadt an der Wolga
Zeit: 17. Jahrhundert

Personen der Handlung

Njetschai Schalygin: der Wojewode (Bass)
Wlas Djuschoi: ein Kaufmann (Bass)
Nastasja: seine Frau (Sopran)
Maria Wlasjewna: deren Tochter (Sopran)
Praskowja Wlasjewna: deren Tochter (Sopran)
Stepan Bastrjukow: ein junger Bojar (Tenor)
Roman Dubrowin: ein flüchtiger Bauer (Bariton)
Oljona: seine Frau (Mezzosopran)
Resbyj: Bastrjukows Diener (Mezzosopran)
Weitere: Nedwiga, eine Amme (Mezzosopran)
Der neue Wojewode (Bass)
Dienerschaft, Wachen, Volk

Handlung

1. Akt:

Der junge Bojar Stepan Bastrjukow begibt sich auf den Weg zum Anwesen des Kaufmanns Djuschoi, wo er eine Verabredung mit dessen Tochter Maria Wlasjewna hat.

Er ist von der Neuigkeit alarmiert, dass Djuschoi seine älteste Tochter Praskowja seinem ärgsten Feind, dem Wojewoden Njetschai Schalygin, welcher seine Familie ruiniert hat, zur Frau geben will.

Der Wojewode erscheint zufällig zu Besuch und ist erstaunt über die Schönheit Marias. Nun möchte er die Beziehung wechseln, wendet sich Maria zu und schiebt Praskowja ins Abseits.

In seiner selbstherrlichen Art stört es ihn ihn nicht, dass Maria mit Stepan fest verbunden ist und zwischen seinen Anhängern und Stepans Diener Resbyj kommt es zur körperlichen Auseinandersetzung. Der Kampf ist zu ungleich, so dass Letzterer unterliegt und Stepan den Kampfplatz zu räumen hat.

Seine Eroberung nimmt Schalygin gegen der Protest ihrer Eltern gleich mit, um die Braut auf ihre Hochzeit mit ihm einzustimmen.

Stepan gibt seiner Verlobten das feste Versprechen zurückzukehren und verlässt das verhasste Haus.

2. Akt:

Erstes Bild: Bastrjukows Haus

Tag und Nacht ist der Bojar besorgt um seine Braut. Unterstützung und psychologische Hilfe findet er in seinem Leidensgenossen, dem flüchtigen Bauern Roman Dubrowin, dem der Wojewode auch sein Leben ruiniert hatte. Beide planen eine Entführung Marias, wenn Schalygin und seine Diener morgens zur Kirche gehen.

Zweites Bild: Des Wojewoden Haus

Der Wojewode sorgt durch Tanz und Gesang für Belustigung, aber die traurige Maria ist nicht aufzuheitern. Oljona, Dubrowins Frau, hat sich unerkannt Zutritt verschafft und erzählt Maria von der geplanten Flucht. Wenn Stepan und Roman kommen, soll sie bereit sein, damit alles schnell geht.

3. Akt:

Im Dunkel der Nacht hält sich das Paar zu lange mit dem Liebesduett auf. Der Wojewode bekommt Wind von der Sache und versperrt den Fluchtweg. Er nimmt den Störenfried gefangen und führt Maria unter Gewaltanwendung wütend ins Haus zurück. Das geschieht mit soviel Aufwand und Gepolter, dass sich im Hof eine Volksmenge ansammelt und die Gefangenen freisetzt. Wlas Djuschoi klärt die Menge über die Hintergründe auf und diffamiert den ränkesüchtigen Wojewoden. Der Vater führt zusammen, was zusammen gehört, und gibt zum Liebesbund seinen Segen. Die Menge regt sich ab und zerstreut sich.


Letzte Änderung am 26.12.2016
Beitrag von Engelbert Hellen