Domingo Terradellas (1711-1751):
Sesostris, König von Ägypten
Entstehungszeit: | 1751 |
Uraufführung: | 1751 in Rom (Teatro delle Dame) |
Besetzung: | Soli, Chor und Orchester |
Verlag: | Barcelona: RCOC Editorial, Reial Companyìa Opera de Cambra, 2010 |
Art: | Opera seria in drei Akten |
Libretto: | Apostolo Zeno und Pietro Pariati |
Sprache: | italienisch |
Ort: | im alten Ägypten |
Zeit: | etwa 2000 Jahre vor unserer Zeitrechnung |
Sesostri: | Sohn des Aprio, König von Ägypten (Sopran) |
Nitocri: | Königin-Witwe des Aprio, Mutter des Sesostri (Sopran) |
Amasi: | Tyrann in Ägypten, Mörder des Aprio (Tenor) |
Fanete: | einer der Satrapen des Reichs (Tenor) |
Artenice: | Tochter des Fanete (Sopran) |
Orgonte: | Vertrauter und geheimer Berater des Sesostri |
Aprio: | vormaliger König (nicht präsent) |
Osiris: | außerehelicher Sohn des Amasi (nicht präsent) |
Canop: | Vertrauter des Osiris (stumme Rolle) |
Der Premierminister putscht und König Aprio muss sein Leben lassen. Nicht nur er, sondern auch seine Söhne werden umgebracht - bis auf Sesostri. Fanete, ein Würdenträger des Reiches, der treu zu seinem König hält, bringt den Kleinen vorher in Sicherheit und mit ihm das königliche Schwert. Fern von der Hauptstadt zieht er ihn in seinem Haus auf, sagt ihm von seiner königlichen Abkunft vorläufig aber nichts.
Amasi hat die Herrschaft an sich gerissen und regiert despotisch, so dass er vom Volk gefürchtet wird. Auch die Witwe des ermordeten Königs verfolgt er mit der Absicht, sich mit ihr zu vermählen. Vergeblich ist sein Bemühen, denn Nitocri empfindet eine unwiderrufliche Abneigung gegen ihn.
Mit Ladice, einer vornehmen Ägypterin, hatte Amasi schon vor Jahren ein Verhältnis. Obwohl sie ihm den Sohn Osiris geboren hat, ist er von seinem Eheversprechen wieder abgerückt, weil er sich mehr Macht verspricht, wenn er die Königinwitwe zur Gemahlin nimmt. Diese sträubt sich aber beharrlich und zeigt ihm die Zähne.
Völlig verfeindet sind er und seine vormalige Geliebte sich aber nicht, denn diese fühlt ihren Tod nahen und schreibt Amasi vorher noch einen Brief, dass er sich doch bitte um seinen Erstgeborenen kümmern möge, damit diesem der Thron sicher ist. Osiris ist im Begriff mit seinem Hüter Canop nach Memphis zu reisen, um sich seinem Vater, den er lange nicht gesehen hat, zu präsentieren. Zum Beweis seiner Identität wird er den Verlobungsring vorzeigen, den Amasi seiner Mutter ausgehändigt hatte.
Über Spione erfährt Fanete von der Absicht Ladices und enthüllt Sesostri nun seine königliche Herkunft. Er rät ihm, seine Rechte zu wahren und den Bastard, der ihm den Weg zum Thron versperren will, unschädlich zu machen. Zu diesem Zweck wird Fanete den Thronräuber mit Canop in sein Haus einladen, wo Sesostri Gelegenheit haben wird, die beiden umzulegen. Im Drama herrscht grundsätzlich die Devise: Was stört, muss unschädlich gemacht werden.
Doch Osiris und Canop entwischen, müssen aber Ring, Schwert und Brief in der Obhut von Sesostri zurücklassen, der nun in der Lage ist, unter fremder Identität aufzutreten. Von Fanete wird Sesostri dem Tyrannen als Osiris vorgestellt.
Fanete bestätigt Sesostri, dass es völlig korrekt war, Osiris, den unwerten Sohn Ladices, sowie seinen Diener Canop umzulegen. Aber beide waren unschuldig, wirft Sesostri bedauernd ein. Der Sohn eines Tyrannen sei immer schuldig, steuert sein Ziehvater gegen. Der Verworfene kam her, um sein Anrecht auf die Krone Ägyptens anzumelden - zur Unehre des legitimen Erben. Und was soll dann aus ihm werden?
Fanete hat seine eigene Logik. Aprio ist gefallen und hat keine Nachfahren. Doch! Einer lebt. Es ist Sesostri! Fanete offenbart Sesostri nun seinen königlichen Status und seinen gesetzmäßigen Anspruch auf den Thron von Ägypten. Um diesen durchzusetzen, solle er sich als Osiris' Stiefbruder ausgeben, der beiseite geräumt wurde. Fanete übergibt ihm den Verlobungsring Ladices und rät, den Tyrannen darauf hinzuweisen, dass er der einzige überlebende Sohn des Aprio sei. Das königliche Schwert übergibt er ihm auch, denn nur wer diese Waffe besitzt, habe ein Anrecht, sich als zukünftigen König auszugeben. Sesostri fühlt sich bei dem Rollentausch in seiner Haut unwohl, aber er soll unbesorgt sein, Amasi habe seinen Sohn seit Kindheitstagen nicht mehr gesehen. Der Schwindel falle nicht auf.
Ohne Artenice, der Tochter Fanetes, von seiner wahren Identität Mitteilung zu machen, verabschiedet er sich von ihr. Sie will wissen, was die Ursache sei, sich auf Wanderschaft zu begeben. Es sei der Wunsch ihres Vaters, dass er nach Memphis gehe. Er hofft von ihr zu hören und baut auf ihre Treue.
Ach, wenn er ihr doch nur erzählen könnte, dass er Sesostri heißt! Er ist sich sicher, dass ihre Seele ihn aufrichtig liebt, denn ihre schönen Augen leuchten, wenn sie ihn ansieht. Und trotzdem will er sie verlassen? Artenice hält es zu Hause ohne ihren Schatz nicht aus, reist ihm nach und kommt schon vorher an.
Im Palast trifft Artenice auf die Königin, die zu ihrer Rechtfertigung erklärt, weshalb sie sich im königlichen Palast aufhalte, obwohl Amasi auch anwesend sei. Nitocri will sich nicht zurückziehen und beansprucht ihren angestammten Platz als Königin. Den kann sie theoretisch auch behalten und absichern, wenn sie Amasi ehelicht. Doch so weit wird es nicht kommen, obwohl er ständig die spöttische Bemerkung an sie richtet: „Gehen wir zum Tempel.“ Sieht er nicht, dass sie vor ihm flüchtet? Und wenn es so scheint, dass der Tyrann sich als ihren König aufspielt und sie neben ihm auf dem Thron Platz nehmen darf, ändert das an der Situation nichts, dass er ihr nur einen schmalen Platz anbietet. Die Wahrheit ist, dass ihr der ganze Thron gehört. Er vergisst, das er ihr Untertan ist.
Amasi sieht es als das letzte Mal an, dass Nitocri ihn vor Artenice provoziert. Sie hält ihm vor, dass das Monster ihren Ehemann ermordet und ihre Söhne geschlachtet habe. Sie wird wütend, aber der Tyrann sagt ihr, dass sie lieber ihre Aufmerksamkeit der eigenen Sicherheit widmen und den Göttern Opfer bringen soll. Er wird schon sehen, dass die Götter seinen unangemessenen Stolz nicht in die Wolken wachsen lassen und ihn bestrafen werden.
Sesostri wird unter dem Namen Osiris bei Amasi vorstellig, zeigt die mitgebrachten Utensilien wie Ring, Schwert und und eine Abschrift der Botschaft seiner Mutter vor und behauptet zusätzlich, den Sesostri umgebracht zu haben. Er sei nun sein einziger Sohn und habe Anspruch auf die Thronfolge.
Amasi ist es Leid, Nitocri länger zu umwerben und richtet seine Augen auf Artenice. Dem Vater teilt er seinen Wunsch nach Vermählung mit, was dieser missbilligt. Es hat zur Folge, dass sich in Sesostri die Eifersucht regt, so dass dieser sogleich Mord und Totschlag erwägt.
Amasi will nun die Mutter, die Witwe von Aprio, ärgern und teilt ihr den Tod ihres Sohnes mit. Nitocri glaubt ihm aber nicht, da das Orakel des Tempels ihr auf Anfrage Gegenteiliges mitteilt. Ihr Sohn muss gerächt werden und ihr falle die Vergeltung zu.
Fanete erfährt durch Orgonte, einem Mann seines Vertrauens, dass Canop nicht gestorben ist, sondern nach Memphis geeilt sei, um Amasi die Wahrheit mitzuteilen und die Intrige seiner Ermordung aufzudecken. Für den Satrapen ist es das Signal, Orgonte zu bitten, Canop ausfindig zu machen und verschwinden zu lassen, bevor er plaudern kann. Fanete bleibt seiner Tochter gegenüber missverständlich, indem er ihr nur mittelt, dass ihr Schatz Osiris der Sohn des Tyrannen sei, aber er schenkt ihr keinen reinen Wein ein. Das Mädchen fühlt sich wie ein verwirrter Vogel in der Falle.
Sesostri hat mit seinem Märchen, dass er sein Sohn Osiris ist, den Tyrannen überzeugen können. Er zwingt ihn, Nitocri von seiner Tat Mitteilung zu machen, dass Sesostri tot sei und er ihn umgebracht habe.
Sie trifft sich mit dem angeblichen Täter, um ihn zu bitten, mit dem gleichen Schwert ihr Lebenslicht ebenfalls auszulöschen.
Die Intrigen und Ungereimtheiten gehen Sesostri auf die Nerven und er ist nahe daran, seiner Mutter seine wahre Identität aufzudecken. Fanete erscheint jedoch rechtzeitig, um diesen Unfug, der seine Pläne durchkreuzen würde, zu vereiteln. Das hindert Nitocri nicht daran, sich selbst als Racheengel zu fühlen und zu versuchen, Osiris im Schlaf zu erstechen. Artenice soll ihr dabei zur Seite stehen. Das Schicksal kommt dem Gefährdeten in der Form zur Hilfe, dass er sich im Traum ständig auf die andere Seite dreht, so dass die Mutter glücklicherweise den tödlichen Stich nicht anbringen kann. Amasi erscheint in dieser brenzligen Situation, um den Schlafenden, den er für seinen Sohn hält, vor der tödlichen Gefahr zu retten.
Er verurteilt Nitocri zum Tode und lässt sie einsperren. Ihm teilt er mit, dass es Artenice war, die ihn von den Mordabsichten Nitocris unterrichtet hat. Dieser dankt ihr und teilt ihr mit, dass sie sich letztendlich mit Sesostri vermählen wird, aber keineswegs mit Amasi. Das Mädchen kann sich auf die Situation keinen Reim machen; der Opernbesucher auch nicht!
Nitocri wirft Artenice vor, mit ihrem Mitteilungsbedürfnis an Amasi angeblich das Leben von Osiris in Gefahr gebracht zu haben. Amasi befürchtet einen Volksaufstand und lässt die Königinmutter aus dem Gefängnis frei - aber nur gegen die Auflage, dass sie einen drohenden Volksaufstand beruhigt. Sie lässt sich beschwichtigen, freut sich, ihre Freiheit zurückgewonnen zu haben, und beschließt, ihre Rache auf später zu verschieben.
Canop gelingt es bei Amasi vorzusprechen und deckt den Schwindel auf, dass es Sesostri ist, der sich unter falschem Namen eingeschlichen und seinen Sohn Osiris umgebracht habe. Zur Rede gestellt enthüllt Sesostri stolz seine königliche Identität. Gefangengesetzt, schaltet Fanete sich ein und gewinnt Zeit, die Hinrichtung aufzuschieben. Vergeblich bietet Artenice in einer Anwandlung von Opferbereitschaft ihr Leben zum Tausch gegen die Freiheit des Geliebten an. Andernfalls würde sie ihn niemals heiraten, trumpft das Mädchen auf.
Amasi gebärdet sich folgerichtig als wahres Scheusal und will den Königssohn erst foltern und dann durch seine Mutter töten lassen. Doch dazu kommt es nicht, denn Fanete und Orgonte haben das Volk aufgewiegelt, welches ohnehin schon gereizt ist und einen Hass auf den Tyrannen verspürt. Eine Palastrevolution klärt die Fronten und ebnet die Thronbesteigung von Sesostri und Artenice. Amasi wandert in den Kerker.
Letzte Änderung am 10.11.2013
Beitrag von Engelbert Hellen