Sigmund Theophil Staden (1607-1655):
Untertitel: | Das geistliche Waldgedicht oder Freudenspiel genant Seelewig |
Untertitel : | The Sacred Forest Poem or Play of Rejoicing called Seelewig |
Entstehungszeit: | 1644 |
Uraufführung: | 1644 in Nürnberg |
Besetzung: | Soli, Chor und Orchester |
Spieldauer: | ca. 77 Minuten |
Erstdruck: | Nürnberg: W. Endter, 1644 |
Verlag: | Berlin: Trautwein, 1881 Bern, Stuttgart: P. Haupt, 1977 |
Bemerkung: | Diese Werk gilt als die älteste erhaltene deutsche Oper. |
Art: | Singspiel in drei Akten mit Prolog und Epilog |
Libretto: | Georg Philipp Harsdöffer |
Sprache: | deutsch |
Zeit: | in alter Zeit |
Seelewig: | eine schöne Nymphe (Sopran) |
Sinnigunda: | eine Nymphe (Sopran) |
Hertzigild: | eine Nymphe (Sopran) |
Gwissulda: | eine Nymphe (Sopran) |
Künsteling: | ein Hirte (Tenor) |
Ehrelob: | ein Hirte (Tenor) |
Reichimuth: | ein Hirte (Tenor) |
Trügewalt: | ein Waldgeist (Bass) |
Musik: | eine Allegorie |
Malkunst: | eine Allegorie |
Die allegorische Figur der Musik bekennt, dass sie lange Zeit nur schnöder weltlicher Belustigung gedient hat. Von überflüssigem Prunk befreit und vereint mit der Dichtkunst will sie sich jetzt ihrer ursprünglichen Bestimmung, dem Gotteslob, zuwenden.
Eitelkeit und Wissbegierde bestimmen das Verhalten des Hirten Künsteling, der sein Gesicht in einem Fluss aufmerksam betrachtet. Während er überlegt, warum das Spiegelbild nicht vom forteilenden Wasser weggetragen wird, nähert sich ihm der bocksfüßige Waldgeist Trügewalt. Der Satyr ist davon besessen, die schöne Nymphe Seelewig zu verführen. Er weiß aber, dass er aufgrund seiner wenig anziehenden Gestalt kaum Chancen bei der schönen Nymphe hat. Deshalb spannt er den Hirten ein, von dem er annimmt, dass er ihm wohlgesonnen ist. Künsteling soll Seelewig gewinnen, um sie anschließend an ihn abzutreten. Ganz schön unverschämt! Trotzdem lassen sich Ehrelob und Reichimuth beschwatzen, sich an dem Komplott zu beteiligen.
Die untergehende Sonne lenkt die Gefährten von ihrem Vorhaben ab und sie verschieben die versprochene Hilfe auf den nächsten Tag. Sinnigunda steht mit den Hirten im Bunde und versucht noch am selben Abend bei einem Spaziergang am Meer, Seelewig ihren Absichten gefügig zu machen. Probleme gibt es dabei nicht, denn der Umgang zwischen Schäfern, Faunen und Nymphen ist bekannterweise ziemlich locker. Was soll man sonst den ganzen lieben langen Tag machen, als Schäferstündchen zu arrangieren? Doch die Tugendwächterin Gwissulda und das Mädchen Hertzigild mahnen zur Umkehr, denn die Nacht ist schwarz. Trügewalt führt das große Wort und meint, dass er im Wald über alle Bewohner zu bestimmen hat.
Künsteling, Ehrenlob und Reichimuth denken über einen Schlachtplan nach, damit Trügewalt auf seine Kosten kommt. Danach erscheinen Seelewig und Sinnigunda, die sich an bunten Blumen, und dem Gesang der Vögel erfreuen wollen. Auch die Hirten preisen die Natur und den Sonnenschein. Seelewig begreifen sie als die schönste Gefährtin der Umgebung. In der Tat ist sie ausgesprochen hübsch. Mit Geschenken werben alle um die Zuneigung der liebreizenden Nymphe. Allerhand Trödel kommt zusammen: ein Fernrohr von Künsteling und Pfeil und Bogen von Reichimuth, Ehrenlob steuert eine Angel bei und Sinnigunda verehrt Seelewig einen Blütenkranz. Sie und Hertzigild haben mitbekommen, dass Seelewig an Trügewalt verschachert werden soll und appellieren an Vernunft und Gewissen.
Ein Unwetter setzt ein und überrascht Seelewig im Schlaf. Von Natur aus überängstlich, befragt sie das Echo des Waldes über ihre Zukunft. Das Schäfervolk und die Eitelkeit der Welt soll sie meiden, entnimmt sie dem Widerhall als lapidare Antwort.
Das Gewitter war schuld, dass Trügewalt nicht zum Zuge gekommen ist. Die Freunde sinnen nun auf eine neue List. Seelewig sitzt niedergeschlagen und im Innersten zerrissen am Fluss. Sinnigunda kann jedoch die Freundin auf andere Gedanken bringen, denn auf Trügewalt hat diese absolut keine Lust. Noch einmal bemüht Seelewig das Echo-Orakel, aber diesmal ist der Faun gewitzt und gibt mit verstellter Stimme die Antworten. Das falsche Echo rät Seelewig, sich wieder der weltlichen Lust und den Schäfern zuzuwenden.
Um zu einem Resultat zu kommen, wird von Künsteling ein Blindekuh-Spiel vorgeschlagen. Sinnigunda richtet es ein, dass Seelewig zuerst die Augen verbunden werden. Hinter Bäumen versteckt beobachtet Trügewalt, wie Seelewig versucht, einen Hirten zu fangen. Er kommt hervor und drängt sich in ihre Arme. Schummeln gilt nicht! Im letzten Augenblick können Hertzigild und Gwissulda den Betrug vereiteln, indem sie Seelewig die Binde von den Augen reißen. Trügewalt und die Hirten werden in den Wald verjagt. Sinnigunda sinkt machtlos zur Erde und Seelewig erkennt, dass die angeblichen Freunde falsch an ihr gehandelt haben. Bekehrt fällt sie auf die Knie und stimmt ein Dankeslied für ihre Errettung an, dem sich ein Engelschor anschließt.
Zum Schluss ergreift noch die Malkunst das Wort. Um Gerechtigkeit zu schaffen, fordert sie für das geschaffene Bühnenbild die gleiche Anerkennung, damit Dichtung, Musik und Dekoration eine gleichberechtigte Einheit bilden.
Letzte Änderung am 28.9.2014
Beitrag von Engelbert Hellen