Entstehungszeit: | 1813 |
Uraufführung: | 1. September 1816 in Prag (Ständetheater) Leitung: Carl Maria von Weber |
Besetzung: | Soli, Chor und Orchester |
Spieldauer: | ca. 120 Minuten |
Erstdruck: | Leipzig: C. F. Peters, 1822 |
Opus: | WoO 51 |
Art: | Romantische Oper in zwei Aufzügen |
Libretto: | Joseph Karl Bernard nach einer mittelalterlichen Legende |
Sprache: | deutsch |
Ort: | diverse Schauplätze, unter anderem in Straßburg auf dem Blocksberg und in Aachen |
Zeit: | um 1460 |
Faust: | ein Wissenschaftler und Philosoph (Bariton) |
Mephistopheles: | die Verkörperung des Bösen (Bass) |
Hugo: | ein Graf (Tenor) |
Kunigunde: | seine Verlobte (Sopran) |
Röschen: | Fausts Liebchen (Sopran) |
Gulf: | ein Bösewicht (Bass) |
Sycorax: | eine Hexe (Alt) |
Weitere: | Franz (ein Goldschmiedegeselle) Kaylinger, Wohlhaldt, Wagner und Moor (Fausts Freunde) Gefolge des Grafen, Ritter, Bürger, Diener, Knappen, Hexen |
Faust sieht in dem zügellosen Leben, welches er führt, keinen Sinn mehr und wünscht sein ewiges Trinken und Zechen zum Teufel. Da hat er es nicht weit, denn Mephisto steht neben ihm. Faust ist sich aber nicht ganz im Klaren darüber, wen er sich angelacht hat. Mephisto versteht übrigens seine Logik auch nicht. Er hat den Abend in reicher Üppigkeit genossen und schimpft nun auf das, was ihm zuvor gefallen hat. Er gibt vor, dass seine höheren Gefühle zu kurz kommen, denn seine Seele bleibe auf der Strecke.
Mephisto höhnt: Kaum ist der Erdenwurm aus dem Schlamm gekrochen will er im Ätherglanz des Himmels baden und mit den Göttern an der gleichen Tafel sitzen. Faust erwidert, dass der Erdenwurm aber die Möglichkeit hat, sich zu erheben. Ihm ist klar, dass er ihn hassen muss, neidisch ist und ihn zu verderben sucht. Doch die Menschen sollen getrost sein, er wird sie an der Hölle rächen.
Mephisto ist über seine Ambitionen verwundert. Er soll schnell sagen, was er vorhat. Faust hat ihn durchschaut, mit niedriger Lust will der Böse ihn einfangen. Mephisto versteht den eitlen Toren. Doch Menschenlist reicht reicht nicht aus, die Hölle wird ihm zuvor kommen. Faust wird es eine Wonne sein,
ihn mit eigenen Waffen zu schlagen, er muss sie ihm nur zur Verfügung stellen. „Wohlan, sie ist in seinen
Händen!“ „Zum Guten wird er sie wenden!“ Faust will das Defizit an materiellen Gütern abwenden, die Lust an die Stelle des Elends setzen und die Menschheit vom Leiden erlösen. Mephisto muss nach seiner Pfeife tanzen, solange gemäß Abkommen Faust der Herr und er sein Diener ist!
Gut, jetzt möchte Faust etwas zu essen haben, eine Mahlzeit, wie sie die Welt noch nie gesehen hat. Mephisto gibt den einen Rat, sich in guten Taten zu versuchen, solange der Böse ihm Untertan ist. Das Beste wird ihm schlecht geraten, denn das Böse hängt daran. Er straft sich selbst durch seine eitlen Vorstellung.
Es ist erstaunlich, wie offen die beiden Kontrahenten im Dialog miteinander umgehen. Das böse Erwachen steht noch bevor. Faust ist sich nicht im Klaren, dass Mephistos Unterwürfigkeit nur Schein ist, die Machtfülle aber nur bei diesem liegt.
Doch an was denkt Faust fortgesetzt?
„Liebe ist die zarte Blüte,
die mit süßem Zauberduft
Aufkeimt in dem Gemüte,
uns zur sanften Freude ruft.
Liebe blüht in Röschens Armen
und an der holden Brust.
Dort wird er zum Glück gelangen
nur zur wahren Himmelslust.“
Röschen ist ein Straßburger Bürgermädchen und weiß nicht, wen sie nun wählen soll. Faust macht sich an sie heran, obwohl sie eigentlich schon Franz, einem jungen Goldschmied, versprochen ist. Der Herr Doktor kann aber besser turteln und im Moment befindet sie sich in seiner Wohnung. Sie singen ein Liebesduett:
„Frei bewegt es mir die Brust,
hinfort mit Dir vereint zu leben.
Herz dem Herzen treu zu geben,
reich an Liebe, reich an Lust.“
Franz und seine Freunde haben den Aufenthaltsort ausgekundschaftet. Sie wollen den Bösewicht vertrimmen und Röschen befreien. „Durch Zauberei und böses Wesen habt ihr Röschen uns entführt. Wir kommen, sie aus Deiner Macht zu erlösen, und mit unseren Waffen Lohn Euch zu verschaffen, wie es solcher Freveltat gebührt.“
„Gebt sie heraus!“
„Wir jagen sie hinaus“
„Sucht sie bei Euch zu Haus.“
„Nein, verborgen ist sie hier!“
„Öffner jene Zimmertür!“
Franz ruft verzweifelt sein abtrünniges Liebchen.
„Röschen, Röschen! komm hervor!
Keinen Laut vernimmt mein Ohr!
Hier ist nichts, doch lasst uns geh'n,
auch das andere Zimmer lasst uns seh'n!“
„Röschen, Röschen! Gib ein Zeichen!
Hilfe wollen wir Dir reichen.
Nichts zu sehen, nichts zu hören.
Das ist Blendwerk, Zauberei!“
Franz wendet sich an seine Freunde, sie sollen den Zauberer ergreifen und fortführen. Faust besinnt sich auf seine geliehenen magischen Kräfte. Bevor er mit der Beschwörungsformel beginnt, wendet er sich an seine Freunde ohne zu erklären, was folgt:
„Lichter verlöscht!
Mantel breite Dich aus!
Haltet Euch fest!
Zum Kamin fahren wir hinaus!“
Der Opernchor meldet sich zu Wort, wenn auch nur kurz:
„O Schrecken, o Graus!
Oben durchs Haus
fahren sie 'naus!“
Kunigunde sieht im Traum nur ihren teuren Hugo. Vor ihr stand er mit ausgebreiteten Armen, um liebend sie zu umfassen. Doch sein Antlitz war blass und kalt, im starren Auge erloschen ist die Liebe und aus seinem treuen Herzen quoll ein blutig roter Strom. Doch es ist nur ein Gaukelspiel. Noch lebt ihr Hugo, bereit sie an dem Verworfenen zu rächen, der sie bald mit Drohen, bald mit Schmeicheln zur Liebe bewegen will. Jedoch größer als ihre Qual ist ihr Hass, denn ihre Treue hat sie Hugo geschworen.
Ritter Hugo ist schon im Anmarsch. Kunigunde darf hoffen, denn bald schlägt die Stunde und die Tat ist vollbracht, wo ihr die Freiheit lacht.
Mephisto hat Röschen und Franz irgendwohin verschleppt. Doch Röschen will den Franz nicht mehr. Sie will wieder nach Hause. „Zu ihm, lass uns eilen! Ich darf nicht länger weilen. Er ruft nach ihr.“ „Es krächzen Raben, rufen Eulen. Ich höre Sturm im Walde heulen“ reagiert Franz boshaft.
Mephisto sieht ein, dass sein Einfall nicht gut war. Er ruft seine Geister, dass sie die beiden durch die Lüfte nach Hause tragen sollen. Bei Spohr heißt das holde Kind - nicht wie von Goethe gewohnt Gretchen - sondern Röschen!
Die Hölle soll den bösen Gulf verderben, denn Mephisto hat seinen Plan geändert. Er geht mit Hugo konform. Das Schloss wird kurzerhand in Brand gesteckt.
In einem Monolog wendet sich der schadenfrohe Faust unmittelbar an die Naturgewalten!
„Auf, des Himmels schnellste Blitze,
fahrt von Eurem Wolkensitze,
hemmt des Wüterichs Übermut,
lodert auf in wilder Glut, fasset ihn mit heißer Wut,
dass er in der Flammenhitze
qualvoll seinen Geist verschwitze.
Irrlicht blitze mit Deinem Schein
in des Wurmes Sitz hinein,
dass er prasselnd steht in Flammen,
stürzt mit Krachen dann zusammen,
ihm zur heißen Todespein.“
Hugo besorgt den Rest. Gulf beklagt sein grauenvolles Geschick. Kunigunde ist befreit. O namenloses Glück.
Aber nicht lange hat der edle Hugo Spaß an ihr. Faust hat ebenfalls Feuer gefangen an der schönen Braut des Grafen und begehrt sie selbst um jeden Preis.
Im Frühling, wenn die Weide sprosst und der Kuckuck ruft, ziehen die Hexen auf ihrem Besen reitend durch die Lüfte. Ziel ist der Blocksberg, wo sie in phantastischem Aufzug bei Gesang und Tanz eine lebhafte Nacht verbringen.
Sie sausen und brausen die feuchte Heide hinauf und feiern bis der Morgen graut. Frisch zum Tanze rings im Kranze drehen sie sich wie der Wirbelwind, Hussassa! Gäste sind selten geladen, aber heute sind Mephisto und Faust anwesend.
Ungläubig fragt Mephisto, ob er hier - wo der Unsinn zu Hause ist - die Wunderquelle sucht. Mephisto belehrt ihn, dass „eine Jungfrau grau und alt, dreimal dreißig Jahre alt, ohne Speis und Schlaf zu nehmen, die Fontäne im tiefsten Erdenschacht bewacht.“
Hat ihn Faust auch richtig verstanden? Eine Quelle wohlbedacht, die unwiderstehlich macht, hat er ihm verheißen? „Kosten sollst Du bald von ihr. Wie dem Eisen beim Magnet, geht es dann bei Weibern Dir, keine, keine widersteht!“ Er soll das Wunder gelingen lassen. Man soll ihm schleunigst eine Schale bringen, denn ihm gelüstet sehr nach diesem Trunk.
Mephisto befiehlt, dass Sycorax sich auf ihrer Kluft heben und sich an die frische Luft begeben soll, denn ihr Meister ruft nach ihr. In der wohlgewaschenen Schale soll Sycorax den Wonnetrunk herbringen. Weitere Hexen gesellen sich hinzu, denn auch sie seien liebeskrank. Mephisto mahnt, nicht so gierig zu sein.
„Schweigt, und weicht zurück von ihr, ich bin Herr im Hause hier!“ Faust meldet sich zu Wort, dass er derjenige ist, der nach dem Trank verlangt hat, und deshalb extra angereist ist. Sycorax beschwichtigt ihn: „Trink, denn nichts ist Dir verwehrt. Wo nicht Gold und Silber helfen, hilft der Wundertrank der Elfen! Trink, trink, rasch und flink!“ Die übrigen Hexen betteln, sie seien auch krank, Sycorax soll sie nicht vergessen.
Faust nimmt die Schale und setzt sie sich an die Lippen. Es sei töricht lange nachzusinnen, darum will er mutig beginnen. Wer hat je ganz durchschaut, welche verschlungenen Wege die Natur geht? Kein Sterblicher hat es erspäht. Er soll der Hölle ruhig trauen und dem Wahn, der ihn blendet; früh genug wird er in sein Verderben stürzen, urteilt Mephisto.
Sycorax gibt Faust ihre Anleitung:
„Willst Du leicht den Schatz gewinnen,
darfst nicht lange Dich besinnen.
Siehst Du im Traum
ihn dort schimmern unterm Baum,
gleich im Traum hebe ihn,
willst du's wachend ist er hin.“
Ist das nicht fauler Zauber? Faust jedenfalls ist wie von Sinnen. „Winterfrost und Sonnenglut streiten im bewegten Blut. Mich durchrast Lust und Wut!“ Hat der Herr Doktor das Dopingmittel etwa zu hastig geschlürft?
Die Hexen betteln, er solle nicht alles trinken, sondern ein paar Tröpfchen am Grund der Schale lassen. Jetzt wollen sie den schönen Mann lieben. Faust schätzt die Wirkung ein und wehrt ab. „Auf zur Stunde, Kunigunde, du bist mein!“
Mephisto ist zufrieden mit dem Resultat:
„In dem Busen brennt die Glut.
Die Begierde kocht im Blut,
und des Auges Sehnen sucht
lüstern die verbot'ne Frucht.
Bald zu reicher Ernte steht,
was die Stunde hier gesät.“
Sycorax hat ebenfalls Feuer gefangen:
„Süßer Buhle hab Dich lieb,
komm ans Herz, ein Küsschen gib,
führe mich ins Brautbett ein,
will Dein trautes Weibchen sein.
Komm an meine treue Brust,
sollst vergeh'n in Liebeslust.“
Aber Faust hat nur Lust auf Kunigunde, die er unter dem Baum fixiert hat.
SZENENWECHSEL
Im Aachener Dom findet die Trauung zwischen Kunigunde und Hugo statt. Der Chor fleht des Segens Fülle auf das Paar herab. Nie soll ein böses Schicksal ihnen zusetzen. Gott wird ihre Treue belohnen.
Mephisto hat es eingerichtet, dass Röschen und Franz sich auch unter den Festgästen im Dom befindet. In einer Kavatine gibt das Mädchen ihren sehnlichen Wünschen Ausdruck, dass sie sich den Faust zum Mann wünscht. Wenn sie verzichten muss, wird sie keinen Frieden finden. Erst wenn des Priesters Hand segnend sie verbindet, hat die arme Seele Ruhe.
Die Orgel stimmt ein Adagio an.
Faust stellt fest, dass sich in seinem Innern ein heftiger Zwist erhebt und sein Herz in zwei Hälften teilt, die sich gegenseitig befehden. Zweifache Liebe, gleich stark und gewaltig, bewegt ihn hin und her. Hier die süße Neigung zur kindlich reinen Seele Röschens, die ihm vertraut ist - und dort die Fülle hoher Schönheit mit all ihren Reizen, die üppigen Genuss verspricht. Wessen Raub und Beute wird er bleiben? Faust muss sich nun entscheiden zwischen Röschens reiner Blüte oder der reiferen Schönheit Kunigundes.
Im Schloss Hugos wird am Abend die Hochzeit gefeiert. Die Hochzeitsgäste artikulieren ihre Glück- und Segenswünsche: „Lange mögen die Teuren leben, stets herrlicher strahle ihr Glück. Treu bleiben wir ihnen ergeben. Uns trenne kein böses Geschick.“
Hugo und Kunigunde heißen sie Gäste willkommen. Gegenseitig tauschen Mann und Frau Plattheiten aus.
„Die höchste Wonne hebet,
Geliebte, mir die Brust!“
„Die trunk'ne Seele bebet,
Geliebter, mir vor Lust!“
Zielbewusst hat Mephisto Faust, Röschen und Franz unter die Hochzeitsgäste gemischt. Faust wird von Hugo und Kunigunde als alter Freund begrüßt. Röschen und Franz bleiben unauffällig im Hintergrund. Sie klagt, dass sie entfernt und einsam stehen muss und den Liebsten in ihrer Verkleidung nur verstohlen betrachten darf. Sie beneidet die glückliche Braut, die unbefangen Blick und Wort mit ihm teilen kann.
PANTOMIMISCHER TANZ
Faust verwickelt Kunigunde in ein Gespräch, wer solcher Schönheit Fülle widerstehen könne. Kunigunde fordert ihn auf zu schweigen, denn sie will ihn nicht verstehen. Mephisto flüstert Hugo zu, dass er der Freundschaft nicht trauen solle. Doch Hugo meint, zu edel sei sein Wille, er könne nicht hintergeh'n. Röschen will nicht wahrhaben, dass ihr Liebster sie betrügt.
Die Hochzeitsgäste fordern das Paar auf, der Fackel des Hochzeitsgottes Hymen zu folgen, denn im Brautgemach wartet der Liebe teurer Lohn.
Faust wird unter dem Druck von Sycorax' Dopingmittel zudringlich. „Einen Kuss von Eurem Munde, meine Seele gäb ich hin!“ Er holt sich einen Korb: „O lasst ab, lasst ab zur Stunde, nimmer bringt es Euch Gewinn!“ Mephisto flüstert Hugo zu, dass diese Stunde ihn noch bald gereuen wird! Oder hat sein Instinkt noch Zweifel? Faust klagt, dass die Wunde tief im Herzen brennt, denn er kann seinen Sinn nicht zähmen. Kunigunde geht es genau so, denn ihre Stärke ist ihr abhanden gekommen. Franz sieht den Tanzpaaren nach und vervollständigt den Reim. Wie sie zieh'n in schöner Runde, wie sie leicht vorüber flieh'n!“
Die Konversation findet ihren Fortgang. Kunigunde hat es erwischt:
„Wie in einem Zauberkreis
hält es mich in seiner Nähe,
dass ich nicht zu wählen weiß,
ob ich bleibe, ob ich gehe!“
Faust gesteht, dass er sie nicht mehr lassen kann, von ihrem Besitz verspricht er sich Lust. Frech und blind ist sein Begehren, stellt Mephisto zufrieden fest, und Röschen stöhnt: „Weh mir, was erblicke ich hier!“
Hugo hat auch mitbekommen, dass Faust vor seinen Augen sein Weib zu verführen sucht. Die Hochzeitsgäste empören sich. Er kam mit frechem Mut, des Freundes Ehre zu kränken. Die Kränkung soll der Freche ihm büßen, mit seinem Blut soll er bezahlen. Faust droht, dass er ihn verderben wird, wenn er sich nicht zurückzieht. Die beiden Frauen sind erschrocken. Hugo beschuldigt Kunigunde, dass sie ihn verraten habe. Aber sie hat doch nichts getan! Hugo schickt sich an, Kunigunde tätlich anzugreifen, denn er kann die Situation nicht länger ertragen. Sie hält Ausschau nach einem Rettungsweg.
Röschen bittet, dass man ihr den Teuren schonen soll. Faust nimmt Röschen wahr und vermerkt ihre Anwesenheit übel. Franz zieht Röschen aus der Gefahrenzone. Hugo dringt auf den Verführer ein, Strafe muss sein. Faust sieht, wie seine Holde entfliehen will, stößt Hugo mit der Waffe nieder und eilt ihr nach.
„O seht den Teuren fallen!“ „Weh mir, schon ist es geschehn!“ Die Hochzeitsgäste sehen seine Wangen erbleichen. Der Frechling soll ihnen nicht entweichen.
SZENENWECHSEL
Mephisto bringt seine Zufriedenheit zum Ausdruck.
„Stille noch dies Wutverlangen,
bald geendet ist Dein Lauf!
Meinen Zögling zu empfangen,
Hölle, schließ' die Tore auf!
Köstlich hab' ich sein gepflogen,
wie sich's für den Meister schickt,
groß in Sünden ihn erzogen,
hoch mit Frevel ihn geschmückt.
Mord befleckt mit Blut
der Verzweiflung Todeswut.“
Sycorax stellt sich ebenfalls ein:
„Ist vollbracht, wie Du befohlen.
Bei der Braut, die er gestohlen,
haben wir ihn nach Gebühr gehetzt und geneckt,
gequält und geschreckt.
Was auch Süßes er hat genossen.
Bittres haben wir drein gegossen,
dass dem Kecken es schlecht behagt,
der vom Blocksberg uns verjagt.“
Kunigunde hatte sich noch rechtzeitig aus dem Staub machen können und daher nicht mitbekommen, dass Hugo nicht mehr unter den Lebenden weilt. Sie findet sich in Fausts Wohnung wieder und bereut ihren Wankelmut.
„Welch ein Wahn hat mich verblendet,
dass ich mich von dir gewendet,
kannst mein Hugo du verzeih'n?
Weh! Mein Hugo nicht mehr mein!
Auf! Ich will zu seinen Füßen
reuig mein Verbrechen büßen,
wohl mir, wenn durch seine Hand,
ich den Tod als Strafe fand!
Doch die Schuld gebroch'ner Treue,
nein, sie tilget keine Reue,
wäscht selbst das düst're Grab
nimmer von dem Herzen ab.
Rache denn, ja Rache übe
ich am Mörder meiner Liebe.
Der mich stieß in solche Not,
seine Strafe sei der Tod.“
Röschen taucht auf. Kunigunde soll der Tiefbetrübten sagen, wo sie den Geliebten findet, damit ihr Herz von dem Schmerz der beißenden Sehnsucht befreit wird. Kunigunde wird gewahr, dass es dem Frevler nicht genug war, nur sie allein zu betrügen, sondern noch ein weiteres Turteltäubchen ihm zum Opfer fiel.
Auch Wohlhaldt, einer von Fausts falschen Freunden, bietet sich als Ersatzlösung an. Franz überlegt, wie er sie aus den Ketten des Verführers erretten kann. Aber Röschen verschmäht seinen Rat. Sie fragt sich, wo Faust nur weilen mag; der Liebe Ungeduld treibt sie an. Franz will sie gewähren lassen, auch wenn sein Herz vor Kummer bricht. Röschen verzweifelt, weil sie die verhasste Kunigunde hier sehen muss, die nach ihrer Vorstellung ihr das Herz des Liebsten stahl. Sie kann nichts dafür, aber gleich dem ihren ist ihr Geschick auch zu beweinen, denn ihr Lebensglück mit Hugo hat der Teufel auch getrübt, klagt Kunigunde, doch Röschen lässt sich nicht belehren. Doch sie soll getrost sein, seine Rache ereilt ihn, wo er auch weilt. Mephisto fügt an, dass die Damen nicht mehr lange warten müssen. Er behält sich vor, allein der Rächer zu sein. Kunigunde soll ihren Dolch ruhig wegstecken. Vorher hat Freund Wagner beobachtet, wie Röschen sich das Leben nimmt:
„Verzweifelt eilte sie von hinnen,
bald sah'n wir sie den Strom gewinnen,
nicht war es mehr zu wehren,
ein Augenblick, sie sprang hinab
und fand in kühler Flut ihr Grab.“
In Kunigunde erwacht der Nachahmungstrieb:
„Wohl mir, läg ich bei der Guten
in des Stromes kühlen Fluten,
doch was hält mich länger hier?
Glückliche ich folge Dir!“
Faust protestiert, dass er von der Hölle getäuscht worden sei, doch Mephisto bleibt gelassen. Alles ward ihm frei gegeben: Schönheit, Reichtum, Kraft und Macht, hat die Hölle ihm gebracht. Nun ist der Bund zu Ende. Heute verlangt die Hölle die Gegenleistung. „Muss sich so das Rätsel lösen, in Gemeinschaft mit dem Bösen“ fragen sich die Anwesenden. Faust entgegnet: „Ha, Wahrheit ist, was er spricht. Ausnahmsweise lügt die Hölle nicht.“ „Schrecklich sind wir betrogen und belogen. „Hinweg mit dem Verruchten“ ist die allgemeine Meinung. Faust wird frech: Sein Wille sei sein Schutz, der Hölle bietet er Trutz. Mephisto verspottet ihn: Den Gott hat er gespielt im Leben, aber der Hölle hat er sich ergeben; ihr gehört er an!
„Geister auf zur Stelle!
Schaffet uns Bahn,
im lustigen Reigen, wirbelt voran.
Hölle frohlocke! Wir nahen, wir nah'n.“
Mit Blitz und Donner akustisch effektvoll in Szene gesetzt, hat der Chor der unsichtbaren Geister das letzte Wort: „Die Zeit ist verronnen, Dein Maß ist voll. Der Hölle bezahlst Du den Sündenzoll!“
Letzte Änderung am 6.9.2015
Beitrag von Engelbert Hellen