Franz Schubert (1797-1828):

Die Verschworenen

englisch The Conspirators / französisch Les Conjurées

Allgemeine Angaben zum Singspiel

Entstehungszeit: 1823
Uraufführung: 1. März 1861 in Wien (konzertant)
29. August 1861 in Frankfurt am Main (szenisch)
Besetzung: Solisten, Chor und Orchester
Spieldauer: ca. 65 Minuten
Erstdruck: Leipzig: Alte Gesamtausgabe, 1889 (ohne Ouvertüre)
Bemerkung: Vermutlich auf Anordnung der Zensurbehörde trug die Oper zwischenzeitlich den Titel "Der häusliche Krieg".
Opus: D 787

Zum Singspiel

Art: Singspiel in einem Akt
Libretto: Ignaz Franz Castelli nach Aristophanes "Lysistrata"
Sprache: deutsch
Ort: eine gotische Burg
Zeit: Mittelalter, Zeit der Kreuzzüge

Personen der Handlung

Heribert von Lüdenstein: Graf und Feldherr (Bass)
Gräfin Ludmilla: seine Frau (Sopran)
Astolf von Reisenberg: Ritter (Alt)
Helene: seine Frau (Sopran)
Luitgarde: eine Rittersfrau (Alt)
Camilla: eine Rittersfrau (Alt)
Isella: Ludmillas Zofe (Sopran)
Udolin: Heriberts Page (Tenor)
Weitere: Chor der Ritter, Chor der verschworenen Frauen

Handlung

Schon im Mittelalter hatten die Frauen ihre liebe Not mit den Männern: Sie fühlten sich vernachlässigt, weil ihre Gatten ständig auf Kreuzzügen waren und Kriege führten.

So ist es auch auf der Burg von Lüdenstein. Gräfin Ludmilla und ihre Hofdamen warten auf ihre Ehegatten, die in Kürze von einem ihrer Kreuzzüge zurückkehren werden. Page Udolin ist der Erste, der als Vorhut zurückkommt, um die Ankunft der Ritter anzukündigen. Er wird freudig von seiner jungen Freundin Isella begrüßt und erfährt auf diese Weise, dass die Damen des Hauses eine Frauenversammlung einberufen haben.

Im großen Rittersaal der Burg haben die Rittersfrauen sich versammelt und klagen ihr Leid. Schwer getroffen hat es beispielsweise Helene, deren Gatte einen Tag nach der Hochzeit ins Feld zog. Die Gräfin unterbreitet ihren Plan, wie sie die Männer für ihre Abwesenheit strafen können: Liebesverweigerung. Sobald die Ritter die Burg betreten, sollen sie streng und kühl empfangen werden, jegliche Begehrlichkeiten der Männer sollen die Frauen zurückweisen und ihnen die kalte Schulter zeigen. Was die Damen nicht wissen, ist, dass ein Spion unter ihnen weilt: der Page Udolin hat alles belauscht.

Da erschallen die Trompeten und kündigen die Rückkehr der Ritter an. Die Frauen wollen sofort losstürmen, doch die Gräfin kann sie gerade noch davon abhalten und an den gemeinsamen Plan erinnern. Derweil werden die Ritter durch Udolin in den Plan der Frauen eingeweiht, und diese beschließen, Gleiches mit Gleichem zu vergelten und den Frauen kalt und gefühllos entgegenzutreten.

Die Frauen empfangen die Männer im Rittersaal und bleiben dabei kühl und distanziert. Sie sind überrascht, dass die Männer ohne Erwiderung oder Gefühlsregung aus dem Saal gehen. Die Frauen bleiben verdutzt zurück. Dann hören sie Gesang und Gelächter aus dem Prunksaal der Burg. Die Ritter feiern! Nur mit viel Geschick kann die Gräfin ihre Hofdamen zurückhalten, die wieder zu den Männern stürmen wollen. Isella wird zum Grafen geschickt, weil die Gräfen um ein Gespräch unter zwei Augen bittet.

Während Astolf und Helene der Verschwörung abtrünnig werden und ein Liebesduett singen, macht sich der Graf auf den Weg zu seiner Gattin. Er wird von Vorwürfen bombardiert und erwidert einfach nur, dass er einen furchtbaren Schwur geleistet habe und läuft davon. Die Gräfin ist verzweifelt und sieht ihren Plan gescheitert. Udolin erzählt der Gräfin nun die Geschichte des Schwurs: Als die Ritter von einer Übermacht umzingelt waren, haben sie den Himmel beschworen, ihnen einen Sieg zu verleihen. Als Gegenleistung haben sie versprochen, noch genau einen Kreuzzug zu unternehmen und ihren Frauen gegenüber nicht mehr den geringsten Beweis von Liebe zu geben, außer wenn diese zusammen mit ihnen ins Felde ziehen und den Glauben verteitigen.

Selbstverständlich ist die Geschichte nicht wahr - die Ritter haben sie sich als Rache ausgedacht. Doch sie zeigt ihre Wirkung. Isella ist die Erste, die einen Harnisch anlegt. Nach und nach folgen alle Frauen, sogar die Gräfin lässt sich Lanze und Schild geben. Der häusliche Krieg ist beendet, die Frauen ergeben sich. Und die Ritter versprechen, von nun an auf der Burg alleine für die Minne zu leben.


Letzte Änderung am 12.8.2006
Beitrag von Markus Hillenbrand