Friedrich Schröder (1910-1972):
Entstehungszeit: | 1947 |
Uraufführung: | 12. Februar 1947 in Berlin (Metropoltheater) |
Besetzung: | Soli, Chor und Orchester |
Erstdruck: | Berlin: Edition Corso, 1947 |
Bemerkung: | Die Premiere der Revue-Operette erfolgte zwei Jahr nach Kriegsende. Nach den erlittenen Entbehrungen waren die Menschen für Glanz und Glimmer besonders empfänglich. Ferne Schauplätze verhießen unermessliches Glück. Caterina Valente fasste die Sehnsüchte der Zeit zusammen: „Steig' in das Traumboot der Liebe, fahre mit mir nach Hawaii. Dort auf der Insel der Schönheit wartet das Glück auf uns zwei.“ Friedrich Schröder schwamm auf dieser Welle von Glimmer und Fernweh. Er verstand es, durch berauschende Orchesterklänge den Wünschen seiner Hörer Gestalt zu geben. Der Dreivierteltakt hat seine Schuldigkeit getan, in Polynesien wird mit den Hüften gewackelt. Schwarze Schurken verlieren ihre Schrecken, denn die anonyme Bedrohung liegt im System weltumspannender Misswirtschaft. Es liegt gewiss nicht am Orchestersatz des Komponisten, wenn in heutiger Zeit das Publikum mit Scheinwelten, die sich leicht durchschauen lassen, nicht mehr zu betören ist. Werke wie „Nächte in Shanghai“ behalten jedoch ihren nostalgischen Wert. |
Art: | Revue-Operette in drei Akten |
Libretto: | Leo Lenz und Waldemar Frank (Libretto und Szenario), Günther Schwenn (Liedertexte) |
Sprache: | deutsch |
Ort: | China |
Zeit: | nach dem Zweiten Weltkrieg |
John Ferrant: | Präsident (Sprechrolle) |
Bill Harris: | Kapitän (Tenor) |
Lilian: | Revuestar unter dem Namen „Miss Anonym“ (Sopran) |
Mr. Marbou: | Impresario unter dem Spitznamen „Marabu“ (Komiker) |
Dolla und Poldi: | Mitglieder der Künstlertruppe (Subrette und Buffo) |
Mr. Tschang: | ein verschlagener Chinese |
Nankipuh: | sein Sekretär (Bariton) |
Ah'Wang: | ein Barmädchen |
Pillican: | ein neugieriger Reporter |
Doolitle: | Hoteldirektor |
Weitere: | Oberkellner und Piccolo |
EIN LUXUSHOTEL IN SHANGHAI
Die „Blume der Südsee“, ein strahlender Stern am Himmel des amerikanischen Revue-Theaters, entwickelt um Namen und Herkunft viel Getue. Neugierigen und Journalisten erklärt sie kurzerhand, sie sei Miss Anonym. Mit ihrem Ballettcorps ist sie in einer Luxusunterkunft in Shanghai abgestiegen. Zu ihren Verehrern zählt der steinreiche Chinese Mr. Tschang. Dieser hat mit dem Revuestar etwas im Sinn und schickt seinen Sekretär Nankipuh vor, um den Weg für seine dunklen Absichten zu ebnen. Der Unterwürfige macht sich an Dolla und Poldi heran, die zur Künstlertruppe gehören. Er will sie durch Schmeichelei und Bestechung den Plänen seines Herrn gewogen zu machen.
Bill Harris ist der Kapitän eines Luxuskreuzers und erklärt großtuerisch, mit Miss Anonym verheiratet gewesen zu sein. Entschieden bestreitet die Tänzerin diese empörende Behauptung und kann mit ihrer Hysterie vielleicht die Hotelgäste irreführen, aber nicht das schlaue Theaterpublikum. Auf den Parkettplätzen und in den Logen findet man es bedauerlich, dass Mr. Harris sich nun betrinkt, weil seine Verflossene ihn verleugnet. Freundschaftlich legt Poldi seinen Arm auf seine Schultern und versucht ihn zu trösten.
Mr. Tschang hat sich einen Schlachtplan zurecht gelegt und heuchlerisch lädt er die gesamte Künstlergruppe zu einem Abschiedsfest auf seine Edeldschunke ein.
DAS FEST BEI HERRN TSCHANG
Die Bardame Ah'Wang hat ebenfalls spioniert und herausgefunden, dass die schöne Unbekannte in Wahrheit Lilian heißt und sich von ihrem Gemahl getrennt hat. Sie sei die Nichte des Präsidenten Ferrant und versuche deshalb, jedes Aufsehen zu vermeiden.
Herr Tschang macht Lilian einen Heiratsantrag, der natürlich abgewiesen wird. Seinen Reichtum braucht sie nicht, denn ausreichend Geld hat sie selbst und möchte unter ihren zahlreichen Verehrern frei wählen können.
Eine Aussprache von Frau zu Frau mit Dolly bringt die Wahrheit ans Licht. Tatsächlich ist Lilian mit Kapitän Harris verheiratet gewesen, hat ihn aber verlassen, weil sie sein Genie nicht länger ertragen konnte. Klug rät Dolly zu einer Aussprache und verrät Lilian, wo sie den Verlassenen finden kann. Im Disput stellt man fest, dass bestehende Gegensätze sich überbrücken lassen und zur Zufriedenheit des Publikums gelingt eine Versöhnung.
Schlitzohrig hofft der arglistige Tschang durch seinen angeblich unermesslichen Reichtum, Lilian doch noch betören zu können und startet einen weiteren Annäherungsversuch, der aber ins Leere läuft.
DIE JACHT AM PIER
Poldi hat herausgefunden, dass Herr Tschang ein Hochstapler ist, in Geldnöten schwebt und es auf den Reichtum von Lilians Vater abgesehen hat. Er will das Täubchen entführen, um ein Lösegeld zu erpressen. Die Schiffsmotoren kommen nicht in Gang, weil sie manipuliert wurden. Es ist fraglich, ob der Luxuskreuzer um Mitternacht wie geplant nach Tahiti auslaufen kann.
Doch wozu haben wir den wackeren Kapitän Mr. Harris? Nein, er kann nicht nur große Sprüche klopfen, sondern hat auch gleich beim ersten Zusammentreffen in dem Galgengesicht von Herrn Tschang einen seit langem gesuchten Seeräuber erkannt. Es ist nur eine Kleinigkeit, die chinesischen Behörden zu verständigen. Als Mister „Anonym“ fungiert eine als Matrosen verkleidete Polizeistreife und überwältigt den Finsterling. Mit Zufriedenheit stellt das Publikum fest, dass die Polizei schnell Herr der Lage ist.
Lilian und Bill haben sich sich wieder versöhnt und gemeinsam werden sie nun Tahiti ansteuern. Auf die turbulenten „Nächte in Shanghai“ folgen nun erholsame Tage in der Südsee.
Letzte Änderung am 25.8.2009
Beitrag von Engelbert Hellen