Jean-Jacques Rousseau (1712-1778):
Der Dorfwahrsager
Uraufführung: | 18. Oktober 1752 in Fontainbleau |
Spieldauer: | ca. 54 Minuten |
CD: | [Details] |
Le Devin du Village (CPO, DDD, 2006) Jean-Jacques Rousseau (1712-1778) klassik-heute.com 12/07: »Die vorliegende Gesamtaufnahme unter Andreas Reize wird dem heute vergessenen Opernphantom auf geradezu beglückende Weise gerecht.« |
Art: | Intermezzo in einem Akt |
Libretto: | Jean-Jacques Rousseau |
Sprache: | französisch |
Colette: | Geliebte Colins |
Colin: | Liebhaber Colettes |
Le Devin: | Dorfwahrsager |
Man sieht eine ländliche Szene mit Bäumen und Brunnen. Seitlich an einem Hügel steht das Haus des Wahrsager. Im Hintergrund erkennt man einen Weiler. Colette ist in Tränen aufgelöst. Während sie sich die Augen mit ihrer Schürze wischt, singt sie ihre Arie: Hin ist all ihr Seelenfrieden, weiß sie doch nicht, ob Colins Herz nach immer ihr gehört. Sich Klarheit zu verschaffen, zählt sie ihr Geld, um damit den Rat des Wahrsagers einzuholen.
Dieser läßt Colette wissen, daß Colin sie trotz seiner Untreue noch liebe. Er sei eben ein eitler, aufs Äußere bedachter Kerl, doch bei entsprechenden Maßnahmen ihrerseits ließe sich die Zuneigung ganz und gar wiederherstellen. Darauf erklärt Colette, daß sie Colin zuliebe etliche lukrative Liebschaften ausgeschlagen habe. Der Wahrsager verspricht ihr, vermöge seiner Wissenschafft alles zum besten zu wenden. Sie solle sich jetzt entfernen, da er Colins baldiges Erscheinen spüre.
Für einen Augenblick bleibt der Wahrsager allein, zufrieden darüber, daß die beiden jungen Leute seiner Kunst vertrauen. Die Eifersucht des Liebhabers zu wecken, dünkt ihn bei Lage der Dinge die meistversprechende Aktion.
Colin tritt auf und berichtet wie er sich an die Anweisungen gehalten und in einfache Gewänder gekleidet habe, um Colette zu gefallen - was ja doch wohl als großes Entgegenkommen seinerseits zu betrachten sei. Doch der Wahrsager bringt ihn auf den Boden der Tatsachen zurück: "Es ist zu spät, sie hat dich verlassen". Colin erschrickt zutiefst: Nein, sie würde nie ihre Schwüre vergessen und ihn für einen anderen Schäfer aufgeben.
Der Wahrsager steigert Colins Angst. "Es ist kein Schäfer, den sie dir vorzieht, sondern ein schöner Herr aus der Stadt", will er dank seiner Kunst herausgefunden haben. Er schickt Colin weg, um - wie er sagt - sein Beschwörungsbuch zu konsultieren. Als er seinen Zauberstab aus dem Gewande hervorzieht, eilen die jungen Mädchen, die gleichfalls seinen Rat suchen, angsterfüllt davon.
Colin kommt zurück und erfährt, daß der Zauberbann ein Ende habe. Colette sei auf dem Wege hierher.
Colin sieht der Rückkehr der Geliebten entgegen. Er verabschiedet sich innerlich von Schlössern, Prunk und Reichtum. Zur Begleitung des vollen Orchesters stellt er anschließend fest, daß kein anderes Gut vonnöten sei als die rechte Liebe.
Colin und Colette begegnen sich zögernd. Er sucht sie zu beschwichtigen, sie spielt zunächst die Spröde - doch die läßt nicht lange auf sich warten. Er wirft sich ihr zu Füßen nieder, sie erinnert ihn an das kostbare Band, das seinen Hut ziert und das er aus den Händen der Dame erhalten hatte; Colin reißt es herunter, Colette gibt ihm statt dessen ein einfacheres, und das Paar vereint sich in dem Duett "A jomais Colin je t'engage".
Der Wahrsager tritt hinzu. Seiner Kunst sei es zu danken, daß der Bann seine Kraft verloren habe. Mit beiden Händen stopft er das Geld der Liebenden in die Tasche und versichert, er sei durch ihr Glück voll und ganz entlohnt. Mit einem Tanz, in den der Chor der Dorfbewohner einfällt, wird der glückliche Ausgang gefeiert.
Letzte Änderung am 30.10.2005