Gioacchino Rossini (1792-1868):
Aschenputtel / Cinderella, or Goodness Triumphant / Cendrillon ou la Bonté triomphante
Entstehungszeit: | 1816-17 |
Uraufführung: | 25. Januar 1817 in Rom (Teatro Valle) |
Besetzung: | Soli, Chor und Orchester |
Spieldauer: | ca. 145 Minuten |
CD: | [Details] |
La Cenerentola (RCA, DDD, 2005) Gioacchino Rossini (1792-1868) E.Pluta in FonoForum 12/06: "Kasarovas Cenerentola isteine Kunstfigur, die durch hochartifiziellen GesangGestalt annimmt. Schon die Erkennungsmelodie "Una voltac'era un Re", simpel wie ein Kinderlied, wird von allenSeiten durchleuchtet und farbenreich variiert. InAntonino Siragusa steht der Diva ein technisch wiestilistisch erstklassiger Rossini-Tenor gegenüber, dessenausgefeilte Gestaltung der Rezitative exemplarisch zunennen ist." |
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DVD: | [Details] |
La Cenerentola (Arthaus Musik, 2006) Gioacchino Rossini (1792-1868) Partituren 12/07: "Sonia Ganassi bezaubert durch einedunkel timbrierte, warme, koloarturensichere Stimme. IhreCenerentola ist ein gutherziges, natürliches Geschöpf.Alfonso Antoniozzi erweist sich in der Role des eitlenDon Magnifico als begnadeter Komödiant." |
Art: | Melodramme giocoso in due atti |
Libretto: | Jacopo Ferretti |
Sprache: | italienisch |
Don Ramiro: | Fürst von Salerno |
Dandini: | sein Kammerdiener |
Don Magnifico: | Baron von Montefiascone |
Clorinda: | seine Tochter |
Tisbe: | Tochter von Don Magnifico |
Angelina: | genannt Aschenputtel, Don Magnificos Stieftochter |
Alidoro: | Philosoph, Berater Don Ramiros |
Weitere: | Damen und Herren der Hofgesellschaft |
Saal im baufälligen Schloß des Barons Don Magnifico. Clorinda und Tisbe, die beiden Töchter des Barons, sind nur darauf bedacht, ihrer Eitelkeit Genüge zu tun. Während die eine gerade selbstgefälhg einige Tanzschritte übt, posiert die andere vor dem Spiegel. Beide halten sich für unwiderstehlich. Ihre Stiefschwester Angelina, genannt Cenerentola (Aschenputtel), facht währenddessen das Feuer an, um Kaffee zu kochen. Sie muß die ganze Hausarbeit verrichten und stets jedermann zu Diensten stehen. Um sich ein wenig aufzuheitern, singt sie ein kleines Lied von einem König, der sich bei der Wahl seiner Braut zwischen drei Anwärterinnen entscheiden soll und der, statt äußeren Glanz und Schönheit zu beachten, einem gütigen und liebenden Herzen den Vorrang gibt. Die Schwestern ärgern sich über den Gesang und drohen Cenerentola mit Schlägen, falls sie damit nicht aufhöre. Der Wortwechsel wird unterbrochen durch ein Klopfen an der Tür. Cenerentola öffnet und läßt einen Bettler herein, der um Almosen bittet. In Wirklichkeit ist es Alidoro, der weise Berater des Fürsten Don Ramiro, der verkleidet von Haus zu Haus geht, um die charakterlichen Eigenschaften der heiratsfähigen Mädchen zu erforschen. Clorinda und Tisbe weisen ihm schroff die Tür, aber die sanftmütige Cenerentola gibt ihm heimlich ein Stück Brot und etwas Kaffee. Sobald die Schwestern dies bemerken stürzen sie sich wütend auf Cenerentola und schlagen sie. Als Alidoro ihr gerade zu Hilfe eilt, tritt eine Schar von Leuten aus dem Gefolge des Fürsten ein. Sie kündigen den »verehrten Töchtern des Don Magnifico« die Ankunft ihres Herrn an, der zu einem Ball einlädt, auf dem er das schönste der anwesenden Mädchen zu seiner Braut machen will. Kaum haben Clorinda und Tisbe dies begriffen, beginnen sie hektisch Cenerentola hin- und herzujagen, um ihnen auf der Stelle ihre gesamte Garderobe, ihren Schmuck und ihre Schminkutensilien herbeizuschaffen.
Danach streiten sie darüber, welche von ihnen als erste dem Vater die aufregende Neuigkeit berichten darf. Schlaftrunken erscheint jetzt Don Magnifico. Er beschimpft seine Töchter, weil sie ihn aus einem sehr angenehmen und ungewöhnlichen Traum aufgeweckt haben. Diesen erzählt er dann ausführlich und deutet ihn im Sinne einer baldigen Verbesserung der familiären Verhältnisse und seines eigenen Aufstiegs: seine Töchter werden Fürstinnen und er Ahnherr einer Reihe von Königen werden. Die beiden Mädchen unterrichten nun ihren Vater vom bevorstehenden Besuch Don Ramiros und dessen Zweck. Magnifico ist entzückt und beschwört sie, im Hinblick auf die Verarmung der Familie alles daran zu setzen, den reichen Fürsten für sich zu gewinnen. Dann schickt er sie hinaus, damit sie sich zurechtmachen.
Als auch er in sein Zimmer zurückgegangen ist, kommt, etwas zögernd, Don Ramiro in der Verkleidung eines Kammerdieners herein. Alidoro hat ihm zu verstehen gegeben, er würde im Haus Magnificos ein warmherziges, liebreizendes Mädchen finden, das die ideale Braut für ihn wäre, und um dies zu prüfen, sollte er verkleidet auftreten. Gedankenversunken betritt Cenerentola den Raum und läßt, überrascht von Ramiros Anwesenheit, vor Schreck das Kaffeegeschirr fallen. Vom ersten Augenblick an finden beide Gefallen aneinander. Ramiros Frage, wer sie denn sei, macht sie so verwirrt, daß sie nur stotternd antworten kann. Clorindas und Tisbes ungeduldiges Rufen bringt sie in die Wirklichkeit zurück. Seufzend erzählt sie Ramiro, daß die ganze Arbeit im Haushalt auf ihren Schultern liegt. Der Fürst ist ebenso gerührt wie bezaubert von ihr, und auch Cenerentola fühlt, wie sie ihr Herz zu verlieren beginnt.
Nachdem Cenerentola den Raum verlassen hat, verkündet Ramiro dem in Galaaufmachung herbeieilenden Don Magnifico, daß »Seine Hoheit« in drei Minuten eintreffen würde. Aufgeregt treibt der Baron seine Töchter zur Eile an. Kurz darauf erscheint der angebliche Fürst - in Wirklichkeit ist es Dandini, des Fürsten Kammerdiener - mit mehreren Hofleuten im Gefolge. Diese drängen ihn, nun möglichst rasch eine Frau zu wählen, da sonst der fürstliche Stamm aussterben würde. Dandini jedoch beklagt, daß er trotz eifrigen Suchens bisher nicht die Richtige gefunden hätte. Clorinda, Tisbe und Magnifico sind überwältigt von der großen Ehre, die ihnen durch den Besuch wiederfährt. Dandini teilt an alle drei die übertriebensten Komplimente aus, nicht ohne sich zwischendurch der Anerkennung Ramiros für sein glänzendes Rollenspiel zu vergewissern. Clorinda und Tisbe sind sich ihrer Sache schon völlig sicher, und Magnifico ist von der Aussicht auf die glänzende Partie geradezu außer sich. Ramiro hält unterdessen ungeduldig nach Cenerentola Ausschau. Dandini erklärt, daß er nach dem Willen seines sterbenden Vaters gezwungen sei, sofort eine Frau zu wählen, da er sich andernfalls als enterbt betrachten müßte, und lädt alle zu dem Ball ein, der zu diesem Zweck veranstaltet würde. Clorinda und Tisbe werden zum bereit stehenden Wagen geleitet. Ramiro zögert mit dem Aufbruch, da er sich noch nach einem flüchtigen Blick von Cenerentola sehnt, die gerade Magnificos Hut und Stock aus einem Nebenzimmer holt. Dann werden er und der zurückkommende Dandini Zeuge, wie Cenerentola Magnifico inständig bittet, wenigstens zum Zuschauen für eine kurze Weile auf den Ball mitgenommen zu werden. er jedoch ihren Wunsch unwirsch abweist. Als er die Bittende schließlich zu schlagen droht, greifen Ramiro und Dandini ein. Magnifico erklärt ihnen darauf ehrerbietig, daß das Mädchen nur eine ganz gewöhnliche Dienstmagd sei, die auf einmal die feine Dame spielen möchte. Cenerentola bittet darauf die beiden Männer um Fürsprache. In diesem Moment tritt Alidoro - jetzt seiner wirklichen Stellung gemäß gekleidet - in den Raum. Er hält eine Liste in der Hand mit den Namen aller heiratsfähigen Mädchen der Nachbarschaft. Aus ihr könne er entnehmen, so wendet er sich an die Umstehenden, daß Don Magnifico noch eine dritte Tochter habe: auch sie solle zum Fest kommen. Der Baron bestreitet dieses undbehauptet, sie sei tot. Als Cenerentola ihm zu widersprechen wagt, droht er ihr, sie auf der Stelle umzubringen, wenn sie noch ein Wort sagen würde. In allgemeiner Verwirrung eilen alle aufs fürstliche Schloß - nur Cenerentola bleibt im Hause. Einige Augenblicke später kehrt Alidoro zurück, jetzt wieder als Bettler verkleidet. Er redet Generentola als »Tochter« an, lädt sie ein, ihm auf den Ball zu folgen, und verspricht ihr, daß sich noch heute für sie alles zum Besten wenden würde.
Im Schloß Don Ramiros. Dandini schmeichelt Don Magnifico als profundem Weinkenner. Mit dem Versprechen, ihn zum Kellermeister zu machen, wenn sich seine Standfestigkeit als Weinprobierer auch an den fürstlichen Spitzenweinen erweise, schickt er ihn in den Weinkeller. Nach einer kurzen Verständigung mit Ramiro wendet er dann seine Aufmerksamkeit Clorinda und Tisbe zu, die sich in eifersüchtigem Streit gegeneinander ausspielen. Dandini läßt jede von beiden glauben, daß sie die Auserwählte sei.
Die Kavaliere des Hofes feiern Magnificos Trinkfestigkeit: Aus dreißig Fässern hat er probiert, und noch immer kann er sich auf den Beinen halten. Unzählige fürstliche Ehrentitel sieht er auf sich zukommen, und leicht benebelt diktiert er eine Verordnung gegen das Verdünnen des Weines mit Wasser, die überall in der Stadt ausgehängt werden soll. Angeheitert brechen alle zur Tafel auf. Etwas später kommen verstohlen Ramiro und Dandini herein. Als Ramiro Dandinis wenig schmeichelhaften Bericht über Clorinda und Tisbe hört, erinnert er voller Zweifel an Alidoros Behauptung, daß eine von des Barons Töchtern die Braut sei, die er suche, doch Dandinis Entschiedenheit bestärkt ihn in dem Entschluß, von den beiden jedenfalls keine zunehmen.
Auf der Suche nach dem Fürsten kommen Clorinda und Tisbe eilig hereingestürzt. Dandini weist darauf hin, daß er sie unmöglich beide zugleich heiraten könne, aber er würde eine von ihnen gern seinem Kammerdiener zur Frau geben. Die Mädchen sind entrüstet: schon bei dem bloßen Gedanken, einen so niedrigstehenden Mann heiraten zu müssen, verspüren sie Übelkeit. Da erscheint Alidoro, um die Ankunft einer unbekannten, verschleierten Dame anzukündigen. Clorinda und Tisbe, die eine Rivalin ahnen, geraten in Panik. In prächtiger Kleidung wird Cenerentola hereingeführt. Als sie den Gruß der Hofleute erwidert, glaubt Ramiro, diese Stimme nicht zum ersten Mal zu hören. Auf Dandinis Bitte lüftet sie ihren Schleier, und eine allgemeine Betroffenheit erfaßt die Gemüter: der Anblick ihrer Schönheit und die Überraschung des Wiedererkennens läßt alle in Verwirrung verstummen. Der Eintritt Don Magnificos löst die Spannung. Als sein Blick auf die unbekannte Schöne fällt, vermeint er Cenerentola zu erkennen, doch Clorinda und Tisbe beeilen sich, ihm das schnell auszureden. Nun bittet Dandini zur Tafel; beim anschließenden Tanz würde er sich dann die Schönste zur Braut wählen.
Im Schloß Don Ramiros. Don Magnifico ist davon überzeugt, daß eine seiner Töchter Fürstin werden wird. Er ermahnt die beiden eindringlich, dann ihren armen alten Vater nicht zu vergessen, und gibt sich Zukunftsträumen hin, in denen er sich überhäuft mit Geschenken von Bittstellern sieht, die die Gunst der Mächtigen zu erlangen suchen. Nach seinem Abgang kommt Don Ramiro herein und sinnt über die Ähnlichkeit der unbekannten Dame mit dem unglücklichen Mädchen nach, von dem er am Morgen so bezaubert war. Als er Dandini sich mit der schönen Unbekannten nähern sieht, verbirgt er sich rasch, um sie zu belauschen. Dandini ist gleichfalls Cenerentolas Reizen erlegen, doch sie weist ihn zurück, da sie einen anderen liebe, und zwar, wie sie auf sein Drängen gesteht, seinen »Diener«. Kaum ist das ausgesprochen, stürzt Ramiro überglücklich aus seinem Versteck hervor. Auf seine Frage, ob ihr denn Macht und Reichtum nichts bedeuten, bekennt sie, daß für sie nur Liebe und Treue zählen. Aber sie will nicht sogleich die Seine werden, wie Ramiro es stürmisch verlangt. Sie gibt ihm einen ihrer Armreifen und fordert ihn auf, sie dort ausfindig zu machen, wo sie lebt - er würde sie an dem zweiten Reif an ihrem rechten Arm erkennen. Wenn er sie dann noch wolle, würde ihrem Glück nichts mehr im Wege stehen.
Als Cenerentola fort ist, beschließt Ramiro, auf der Stelle die Maskerade zu beenden. Unverzüglich läßt er den Wagen anspannen, um sofort mit der Suche nach der Geliebten beginnen zu können.
Während Dandini über seine plötzliche »Entthronung« nachdenkt, kommt Don Magnifico herein und erkundigt sich voller Ungeduld, wann die Wahl denn nun getroffen würde. Als er hört, daß dies schon geschehen sei, kann er seine Neugierde kaum bremsen. Dandini tut äußerst geheimnisvoll und verlangt ihm strengstes Stillschweigen ab. Dann holt er die Meinung des Barons darüber ein, welchen Lebensstil er der Tochter, die er sich zur Frau nehmen würde, denn bieten müsse. Magnifico, der sich in der Rolle des Ratgebers in seiner Eitelkeit geschmeichelt fühlt. ergeht sich in Visionen äußerster Verschwendung - aus denen Dandini ihn abrupt herausreißt, indem er ihm gesteht, daß davon bei ihm überhaupt keine Rede sein könne. Magnifico dämmert es langsam, daß er einer Täuschung aufgesessen ist, und als er schließlich hört, wen er die ganze Zeit für den Fürsten gehalten hat, verlangt er Genugtuung. Doch Dandini empfiehlt ihm, daß es das Beste sei, sofort zu verschwinden, was Magnifico unter Protest schließlich auch tut.
Saal im Schloß Don Magnificos wie im ersten Akt. Cenerentola trägt wieder ihre zerlumpte Kleidung und singt ihr bekanntes trauriges Liedchen. Während sie nachdenklich ihren Armreif betrachtet - das Gegenstück zu jenem den sie Ramiro gab - kommen ihr Stiefvater und die Schwestern in gereizter Gemütsverfassung zurück. Cenerentolas Anblick, der sie an die unbekannte Schöne des Balls erinnert, verstärkt noch ihre schlechte Laune. Draußen bricht ein plötzliches Gewitter los, und man hört das Geräusch eines umstürzenden Wagens. Dandini und Ramiro kommen herein und bitten wegen eines Radbruchs um Schutz vor den Elementen, bis ein neuer Wagen geholt ist. Nachdem Magnifico klar geworden ist, daß er in der Person des vormaligen Dieners den Fürsten vor sich hat, glaubt er in dessen Kommen doch noch eine Chance für eine seiner Töchter zu sehen. Als auch Cenerentola erstaunt erkennt, daß Ramiro der Fürst ist, und dieser im selben Moment den Armreif an ihr entdeckt, ist die Verwirrung allgemein. Ramiros Bekenntnis seiner Liebe zu Cenerentola löst bei Magnifico, Clorinda und Tisbe absolute Fassungslosigkeit aus. Während sie Cenerentola einzureden versuchen, daß man sie nur zum Narren hält, versucht Magnifico ein letztes Mal, die Aufmerksamkeit des Fürsten auf seine Töchter zu lenken. Doch Ramiro weist ihn höhnisch ab und bittet Cenerentola, ihm auf sein Schloß zu folgen. Diese ist überglücklich, und auch die Verwünschungen der Schwestern können ihre Freude nicht trüben. Als alle gegangen sind, dankt Alidoro dem Himmel über den guten Ausgang der Ereignisse.
Thronsaal in Don Ramiros Schloß. Die Hofgesellschaft preist den Sieg der Liebe über den Hochmut. Cenerentola kann die plötzliche Wendung ihres Geschicks noch immer nicht fassen. Ihrem hartherzigen Stiefvater und ihren beiden hochnäsigen Schwestern will sie verzeihen, und auch von Ramiro erbittet sie Gnade und Nachsicht für sie. Sie umarmt Magnifico und die Schwestern, alle sind tiefgerührt und rühmen ihre Güte. Alles Leid ist vergessen, das Glück kann seinen Einzug halten.
Letzte Änderung am 14.9.2012