Ottorino Respighi (1879-1936):
Entstehungszeit: | 1921-22 |
Uraufführung: | 26. April 1923 in Mailand (Teatro alla Scala) Dirigent: Antonio Guarnieri |
Besetzung: | Soli, Chor und Orchester |
Erstdruck: | Mailand: Ricordi, 1924 |
Verlag: | Mailand: Ricordi, 1992 |
Bemerkung: | Von Morselli war das Libretto begonnen und von Guastalla beendet worden. 1921 begann Respighi die Komposition und schloss sie bereits im darauf folgenden Jahr ab. Sehr vielseitig mischt er phantastische, realistische und sentimentale Elemente miteinander. Schlechte Erfahrungen am unpassenden Objekt lassen Don Ypsilon seine Mission als gescheitert und das Experiment als beendet erklären. |
Opus: | P 137 |
Art: | Lyrische Komödie in 1 Prolog, 2 Akten und 1 Epilog |
Libretto: | Claudio Guastalla und Ercole Luigi Morselli nach einer Komödie von Niccolò Machiavelli |
Sprache: | italienisch |
Ort: | Toscana |
Belfagor kann den betrunkenen Apotheker Mirocleto überreden, ihm gegen eine Ablösesumme von 100.000 Dukaten eine seiner drei Töchter zur Frau zu geben. Mangels Erfahrung wählt Don Ypsilon, wie er sich in Verkleidung auf Erden nennt, Candida - ohne Rücksicht zu nehmen, dass diese mit dem Seemann Baldo in fester Beziehung steht. Letzte Nacht hat er sich von seiner Liebsten aus beruflichen Gründern verabschiedet. Er hat ihr das Versprechen abgerungen, dass sie ihm treu ist und auf ihn wartet. Seine Abwesenheit sei nur von kurzer Dauer. Beide gestanden sich ihre Liebe.
Das Haus des Apothekers hat Don Ypsilon als Übungsplatz ausgewählt. Der Haushalt Mirocletos setzt sich zusammen aus seiner Frau Olimpia und den drei Töchtern Candida, Fidelia und Maddalena, die eben im Begriff sind, sich für den Kirchenbesuch fertig zu machen. Belfagor pocht an die Tür, gibt sich als Don Ypsilon aus und als Geschäftsmann und Freund des Hausherrn. Auf die Damen macht er großen Eindruck, denn diese stellen fest, dass er „das gewisse Etwas“ hat.
Fidelia und Maddalena verlassen heimlich die Messe, umschmeicheln den Fremden und versuchen, ihn für sich einzunehmen. Dabei werden sie vom Vater überrascht. Candida ist inzwischen ebenfalls vom Kirchenbesuch zurück und der Vater fordert Don Ypsilon auf, eine seiner drei Töchter zu wählen. Ypsilon legt sich auf Candida fest, was bei den anderen Schwestern große Enttäuschung hervorruft. Candida weigert sich heftig, aber schließlich muss sie dem Vater doch gehorchen, der befiehlt, dass sie die Beziehung mit ihrem Seemann „an den Nagel“ kann.
Einen Monat später wird die Hochzeit von Candida und Don Ypsilon gefeiert. Die Braut ist unausstehlich und benimmt sich ihrem frisch angetrauten Ehemann gegenüber den ganzen Tag wie eine Kratzbürste. An ein intimes eheliches Beisammensein mag Belfagor gar nicht denken. Am Abend der Hochzeitsfeier kommt Baldo von seiner Reise zurück, sieht die Bescherung und verlangt von den Eltern Rechenschaft. Baldo und Candida gelingt es um Mitternacht, das Haus unbemerkt zu verlassen. Belfagor hat das Nachsehen und bleibt jammernd zurück.
Von zwei jungen Leuten begleitet, suchen Baldo und Candida Hilfe beim Pfarrer. Obwohl es Nacht ist, lässt Menica sie schließlich eintreten. Inzwischen hat sich am Brunnen gegenüber ein alter Vagabund, in einen Mantel gehüllt, niedergelassen. Zwei andere Wegelagerer erscheinen und berichten die Geschichte mit Don Ypsilon, und dass dieser ein Teufel gewesen sein sollte.
Der Alte ist in Wirklichkeit Don Ypsilon selbst, hat aber die Kleider gewechselt und bestreitet die Vorwürfe. Vom Lärm erwacht kommt Baldo aus dem Pfarrhaus, erkennt den Bösewicht und greift ihn an, als er erklärt, dass es mit Candida zu Intimitäten gekommen sei. Candida fühlt sich in ihrer Ehre gekränkt und erbittet von Himmel ein Zeichen ihrer Unschuld, da der eifersüchtige Baldo ihr nicht glaubt und sich mit Vorwürfen abreagiert. O Wunder, die Glocken fangen von selbst an zu läuteten, ohne dass jemand den Glockenstrang betätigt. Belfagor bleibt nichts anderes übrig, als ohne Resultat in die Hölle zurückzukehren, während Baldo seine Candida zum Traualtar führen wird.
Die Vorlage entnahm Respighi einer Novelle des Diplomaten und Philosophen Niccolò Machiavelli, der ein Zeitgenosse Cesare Borgias war. Die Essenz formuliert der Satiriker in seiner Novelle wie folgt: Der Erzteufel Belfagor wird von Pluto auf die Erde gesandt mit der Verpflichtung, eine Frau zu nehmen. Er kommt und führt den Befehl aus. Aber unvermögend ihren Hochmut zu ertragen, kehrt er entmutigt schon bald in die Hölle zurück, anstatt einen Versöhnungsversuch zu starten.
Als Idee schwebt Machiavelli vor, die Zustände in der Unterwelt zu kultivieren und Ehrlichkeit und Wahrheitsliebe einzuführen. Vor allem möchte er bestätigt wissen, dass die Ehe dem Menschen nicht zum Segen gereicht, sondern ihn ins Unglück stürzt. Als Testperson schickt Pluto Belfagor nach oben, damit er heiraten und die Ehe selbst ausprobieren soll. In Ermangelung diabolischer Eigenschaften, die ihm durch die Schulung Machiavellis abhanden gekommen sind, gebärdet er sich bei seiner Mission wie ein Trottel.
Letzte Änderung am 4.5.2014
Beitrag von Engelbert Hellen