Giacomo Puccini (1858-1924):

Le Villi

deutsch Die Willis / englisch The Willis or The Witch-Dancers

Allgemeine Angaben zur Oper

Entstehungszeit: 1884, rev. 1884, 1885 und 1889
Uraufführung: 31. Mai 1884 in Mailand (Teatro dal Verme - 1. Fassung in einem Akt)
26. Dezember 1884 in Turin (Teatro Regio - 2. Fassung in zwei Akten)
24. Januar 1885 in Mailand (Teatro alla Scala - 3. Fassung in zwei Akten)
7. November 1889 in Mailand (Teatro dal Verme - 4. und endgültige Fassung in zwei Akten)
Besetzung: Soli (STBar), Chor (SSSTTB) und Orchester
Erstdruck: Mailand: Ricordi, 1892
Verlag: Mailand: Ricordi, 1944
Bemerkung: Das erste Bühnenwerk Puccinis hatte auf Anhieb Erfolg. Es schwamm auf der romantischen Woge, die von Willis und Sylphiden nicht genug bekommen konnte. Konzipiert als Ballett-Oper folgten bald Aufführungen am Teatro Colón und an der New Yorker Met.
Opus: SC 60

Zur Oper

Art: Opera ballo in zwei Akten
Libretto: Ferdinando Fontana (1850-1919) nach der Erzählung 'Les Willis' von Jean-Baptiste Alphonse Karr
Sprache: italienisch
Ort: ein Schwarzwalddorf
Zeit: im Zeitalter der Romantik

Personen der Handlung

Anna: eine verlassene Braut (Sopran)
Roberto: ihr verantwortungsloser Bräutigam (Tenor)
Guglielmo Wulf: Annas Vater (Bariton)
Weitere: Dorfbewohner, Willis und diverse Geister

Handlung

Anna hat sich mit Robert verlobt. Die Tante ist gestorben und Robert reist nach Mainz, um nachzusehen, ob es etwas zu holen gibt. Kann sie Robert allein ziehen lassen? Mainz ist eine lebenslustige Stadt und Robert ist es auch. Er hat nichts Eiligeres zu tun, als die Erbschaft unter die Leute zu bringen. Ein leichtes Mädchen unterhält ihn prächtig. Anna ist schnell vergessen. Er verweilt in Mainz länger als geplant. Als ob sie es geahnt hätte! Robert hatte zwar versucht, sie zu beschwichtigen, aber auf das, was Robert sagt, kann man nicht viel geben. Als der Verlobte gar nicht wiederkommen will, überwältigt sie der Kummer. Sie greift sie zu ihrem Bollenhut und kaut aus Verzweiflung einen Bollen nach dem andern. Die Magensäure kann das mit rotem Farbstoff durchtränkte Garn nicht zersetzen und Anna stirbt an einer Darmverschlingung. Die Schwarzwälder meinen allerdings, sie sei an gebrochenem Herzen gestorben.

Wir befinden uns schon mitten im zweiten Akt und Robert ist immer noch nicht nach Hause gekommen. Anna hat im Jenseits inzwischen eine neue Heimat bei den Willis gefunden. Hätte Adolphe Adam die Giselle nicht komponiert, wüsste niemand, was das für ein Völkchen ist. Also, eine Braut wird zur Willi, wenn der Bräutigam davongelaufen ist, weil er sich vor dem ehelichen Beisammensein drücken will. Die Verlassenen gruppieren sich, um schlimme Rache zu nehmen. Sie besitzen einen Astralkörper, der ihnen – weil er so leicht ist – beim Tanzen unwahrscheinlich schnelle Drehungen erlaubt. Sie warten bis es dunkle Nacht ist und der Wind besonders eisig weht. Die holden Furien unter Anführung einer Königin holen ihre Ungetreuen aus dem Bett und gehen mit ihnen aufs Glatteis. Sie reißen ihn in ihren Wirbel bis die Wirbel krachen und ehe der Schändliche weiß, was mit ihm passiert, bricht er zu Füßen seiner Ehemaligen zusammen.

Annas Vater - Guglielmo ist der italienische Name für Willi - unterhält Kontakte zu seiner Tochter, die eine Willi geworden ist. Beizeiten hat er sie informiert, dass der Treulose mit der Dampflok wieder im heimatlichen Dorf angekommen ist. Ursprünglich wollte Anna sich selbst nach Mainz begeben, aber die Gefährtinnen hatten Bedenken und meinten, dass man dort weder einen See, noch eine Waldlichtung und wahrscheinlich auch keinen passenden Mondschein vorfinden würde.


Letzte Änderung am 19.2.2008
Beitrag von Engelbert Hellen