Entstehungszeit: | 1805 |
Uraufführung: | 16. Mai 1805 in Bologna (Teatro dal Corso) |
Besetzung: | Soli, Chor und Orchester |
Erstdruck: | Bonn: N. Simrock, 1809 (Klavierauszug) |
CD: | [Details] |
Sofonisba (Ausz.) (Opera Rara, DDD, 2005) Ferdinando Paer (1771-1839) FonoForum 04/07: "Die Partien in "Sofonisba" sindhochvirtuos, intelligent instrumentiert und manchmal vonzupackender Dramatik wie in "Io saprei con alma forte",hier mit Jennifer Larmore in der Titelpartie. DieAufnahme selbst hat ein respektables Niveau: DasPhilharmonia Orchestra unter Marco Guidarini spieltelegant und bietet den Sängern sichere Leitplanken fürihre Kunststücke. Jennifer Larmore hat die weitausinteressanteste Rolle; ihre Koloratur- Mezzo-Stimme(inklusive dramatischer Qualitäten) kommt hier voll zurGeltung und lässt sogar den frühen Verdi erahnen." |
Art: | Dramma serio per musica in zwei Akten |
Libretto: | Domenico Rosetti |
Sprache: | italienisch |
Ort: | Karthago |
Zeit: | während des Zweiten Punischen Krieges (218-201 v.Chr.) |
Sofonisba: | Tochter von Asdrubale, des Generals von Karthago (Sopran) |
Siface: | ihr Ehemann, König von Westnumidien (Tenor) |
Massinissa: | ihr früherer Verlobter (Sopran) |
Scipione: | römischer Konsul und Eroberer von Karthago (Bariton) |
Lelio: | sein Gefolgsmann |
Osmida: | Sofonisbas Vertraute |
1. Szene:
Neben Rom war Karthago eine der glanzvollsten Metropolen der alten Welt. Der pompöse Kriegshafen, der sich dem Handelshafen architektonisch anschloss, war aber nicht das wahre Kleinod, welches die Begierde der Stadtkönige anlockte, sondern Sofonisba, die außerordentlich schöne Tochter des karthagischen Generals Asdrubale, verdrehte ihnen die Köpfe.
Das Rennen machte zunächst Massinissa, der seine Residenz im Osten Numidiens aufgebaut hatte. Sofonisba liebte ihn leidenschaftlich und verlobte sich mit ihm. Dem Vater, selbst ein unnachgiebiger Widersacher Roms, kam der Schritt ungelegen, denn der Kandidat sympathisierte mit Scipione, dem Erzfeind Karthagos, seines Ranges römischer Konsul in Afrika. Entschieden verweigerte Asdrubale die Heiratserlaubnis und bestimmte Siface, den König von Westnumidien zu ihrem Ehegemahl. Sofonisba fügte sich der väterlichen Weisung und folgte dem Gatten in seine Hauptstadt Cirta.
Ursprünglich war Siface ebenfalls ein Freund Roms, aber unter dem Einfluss einer Gattin formatierte er seine patriotischen Gefühle neu. Streitlustig kämpfte er mit der Waffe gegen seine ehemaligen Verbündeten und eröffnete den Zweiten Punischen Krieg. Wie es das Schicksal will, unterliegt er und wird zum Gefangenen der Römer.
Der Sieger, Scipio Africanus wie die Geschichtsschreibung später den Ruhmreichen nennt, kann nicht vergessen, dass sein Gefangener einst sein Freund war. Er nimmt ihm die Ketten ab und versucht, ihm ins Gewissen zu reden. Seine Ermahnungen fallen jedoch nicht auf fruchtbaren Boden, denn der Besiegte ist verzweifelt und befürchtet, sein Königreich und damit auch Sofonisba zu verlieren. Vermutlich wird jetzt nach verlorener Schlacht sein Erzfeind Massinissa in Cirta das Sagen haben. Scipione hofft, dass Sofonisba anstrebt, sich wieder bei Massinissa einzuschmeicheln, um ihr Schicksal neu zu gestalten.
2. Szene:
Sofonisba weiß noch nicht, wer den Krieg gewonnen hat. Sie hört Festklänge näher kommen und denkt, dass sie Sifaces siegreiche Heimkehr verkünden. Zu ihrem Kummer gilt der Triumph jedoch nicht ihrem Gemahl, sondern Massinissa. Sie will sich zurückziehen, doch er hält sie am Gewand fest, denn er liebt sie noch immer. Siface habe sich wacker geschlagen, doch er könne nicht sagen, ob er noch am Leben ist. Wenn es sich so verhält, dass er nicht mehr heimkommt, darf sie sich als Gefangene Roms betrachten. Nach Italien gebracht, wird es Scipione eine Freude sein, seinen Triumphzug mit ihrer Anwesenheit zu dekorieren.
Unter Bezugnahme auf ihre alte Liebe, fragt sie bei Massinissa an, ob er nicht ihr Beschützer sein möchte. Allzu gern ist er bereit, macht aber zur Bedingung, dass sie ihn heiratet. Sie weiß nicht, wie Scipione den Plan aufnehmen wird und bleibt verwirrt und in Sorge zurück.
3. Szene:
Siface ist im Kampf nicht umgekommen, sondern er wird von Scipione in seinem Palast von Cirta unter Hausarrest gestellt. Dort wird er von Massinissa besucht, der eine Andeutung macht, dass Sofonisba sich von ihm trennen will, um den Sieger zum Mann zu nehmen. Sie geraten sofort in Streit. Siface wird wütend und er zweifelt die unglaubwürdige Behauptung an, weil Sofonisba die Mutter seiner beiden Kinder ist.
Scipione reagiert auf das Anliegen Massinissas mit Ärger, denn er befürchtet, dass seine Liebe zu Sofonisba seine Loyalität zu Rom in Gefahr bringen könnte. Dieser versucht sich mit der Begründung zu rechtfertigen, dass er und Sofonisba in echter Leidenschaft entbrannt gewesen seien, bevor man sie zu der Ehe mit Siface gezwungen habe. Nun sei sie bald wieder frei und ungebunden, so dass er sie heiraten und beschützen kann.
Scipione hat keinen Sinn für Gefühle und macht ihm klar, dass er fest entschlossen ist, die Gefangene mit nach Rom zu nehmen, um sie dort im Triumphzug als Siegesbeute vorzuführen. Massinissa befindet sich in einen unlösbaren Konflikt. Soll er sich den Absichten Roms unterwerfen oder der Stimme seines Herzens folgen?
4. Szene:
Sofonisba trifft auf Scipione, der sie hochmütig zur Sklavin Roms erklärt. Ihre trotzige Reaktion lautet, sie sei und bleibe frei und werde bis an Ende ihrer Tage Widerstand gegen Rom leisten.
Bei einer erneuten Begegnung mit Massinissa macht Sofonisba ihm klar, sie könne ihn nie ehelichen, solange er ein Verbündeter Roms sei. Massinissas Liebe erweist sich stärker als seine Loyalität, und er gibt nach. Er wechselt die Seiten und schwört ewigen Widerstand gegen Rom und wird zu Karthago, dem Land seiner Herkunft, halten. Die Meinungsverschiedenheiten sind ausgeräumt, und es ist an der Zeit, einander in die Arme zu fallen.
Siface überrascht sie in diesem verfänglichen Augenblick und reagiert verletzt. Sofonisba setzt alles daran, seinen Schock zu mildern und versucht, sich seine Gunst zu erhalten, denn sie ist sich nicht ganz sicher, bei wem sie am besten aufgehoben ist. Fast kommt es zwischen den Männern zum Zweikampf, doch in dieser heiklen Situation lässt die Bühnentechnik rechtzeitig den Vorhang zum Ende des ersten Akts fallen.
1. Szene:
Scipione trifft weitere Kriegsvorbereitungen und bedauert, Massinissa jetzt zum Gegner und nicht mehr zum Verbündeten zu haben. Boshaft gibt er Befehl, Sofonisba in Ketten zu legen.
2. Szene:
Sofonisba bemüht sich nach wie vor um eine Aussöhnung mit Siface und betont, sie habe Massinissa erst dann als einen möglichen Beschützer betrachtet, als sie ihren Gemahl tot wähnte.
Doch Siface lässt sich nicht täuschen. Ihm würde es nichts ausmachen, sie ohne Gemütsregung zu töten, behauptet er kalt. Von Sofonisba beim Wort genommen, reicht sie ihm ihren Dolch, damit er zustoßen kann. Doch in diesem Moment kommen ihre beiden Kinder angerannt und werfen sich der Mutter in die Arme. Für den Moment ist die Situation gerettet, denn beim Anblick seiner Kinder verfliegt Sifaces Zorn und er gesteht, dass er seine Frau liebt wie in alten Zeiten.
3. Szene:
Seiner Weisung, Sofonisba in Ketten zu legen, ist niemand gefolgt. Sie habe einen schlechten Einfluss auf Massinissa urteilt der Konsul, doch Sofonisba widerspricht, dass der Genannte ihr völlig gleichgültig sei, nachdem sie wisse, dass ihr Mann noch lebe - ihm gelte ihre ganze Liebe.
Scipione will sie von seinen Soldaten ergreifen lassen, doch ehe diese sie packen können, eilt Massinissa ihr zur Hilfe. Er denkt, dass sie erleichtert ist und mit Dankbarkeit reagiert, doch aus dieser Frau wird er wohl nie schlau werden. Sie habe festgestellt, dass sie Siface noch immer liebt und entschlossen sei, ihm
eine treue Gemahlin zu bleiben.
Sofonisbas Vertraute Osmida taucht bei Scipione auf und meldet, dass sie Massinissa auf dem Weg zum Palast ihrer Herrin gesehen habe. Sie argwöhnt, dass er Böses im Schilde führt und er möge sie bitte dorthin begleiten.
4. Szene:
Nun ist es soweit! Wie angekündigt versperrt Massinissa in den Gemächern des Palastes Siface den Weg, überreicht ihm ein Schwert und fordert ihn zum Zweikampf auf Leben und Tod heraus. Massinissa unterliegt, doch bevor ihm Siface den Todesstoß versetzen kann, tauchen der Konsul und Sofonisba auf. Scipione droht, falls Siface ihn tötet, wird er genau so mit Sofonisba verfahren. Keiner traut sich zu handeln - eine verfahrene Situation. Doch die allgemeine Verblüffung sorgt dafür, dass der Zorn sich legt und die Lage sich entspannt.
5. Szene:
Während Sofonisba im Tempel mit der Bevölkerung den Himmel um Frieden bittet, spielt ihr Massinissa eine Nachricht zu. Um der Schmach zu entgehen, im Triumph nach Rom geführt zu werden, sei der Tod der einzige Ausweg. Er selbst wird sich in sein Schwert stürzen, weil er sich außerstande sieht, sie zu beschützen. Vorher wird er ihr einen Gifttrank schicken, den sie bitte trinken soll. Es sei die einzige Möglichkeit, der Schande zu entgehen.
Sofonisba kann wählen, entweder für die Kinder und den Gemahl am Leben zu bleiben oder als Gefangene nach Rom geschleppt zu werden. Die Entscheidung würde ihr leichter fallen, wenn sie nicht zuvor bei Scipione keine Lippe riskiert hätte. Sie entschließt sich, den Becher zu leeren und erklärt anschließend ihrem Gemahl und den Kindern, was sie getan hat.
Sofonisba zelebriert einen herzzerreißenden Abschied, so dass Scipione mit ehrlicher Bewunderung für ihren Mut erfüllt ist. Er lässt sich herab und erklärt: Wenn sie am Leben bleibt, werde er ihr im Namen Roms die Freiheit schenken und auch in Zukunft ihren Thron nicht zum Wackeln bringen.
Osmida hatte eine gute Idee und tauschte das verhängnisvolle Gebräu gegen eine bekömmlichere Mischung aus. Um das Maß des Glücks voll zu machen, gibt Lelio zu Protokoll, dass er Massinissa noch im letzten Moment davon abgehalten konnte, seinem Leben selbst ein Ende zu setzen.
Scipione versöhnt sich mit Massinissa und Siface kann endlich an ein glückliches Familienleben mit Frau und Kindern denken, falls die Götter nicht anders entscheiden.
Die Historie hält fest, dass Sofonisba den Giftbecher tatsächlich ausgetrunken hat, um nicht in römische Gefangenschaft zu geraten. Hannibal, der Protagonist des Ersten Punischen Krieges, hat in ähnlicher Situation genauso reagiert und den Suizid einer Auslieferung durch den Königs von Bithynien an Rom vorgezogen.
Letzte Änderung am 24.8.2014
Beitrag von Engelbert Hellen