Jacques Offenbach (1819-1880):

Robinson Crusoé

deutsch Robinson Crusoe / englisch Robinson Crusoe

Allgemeine Angaben zur Operette

Entstehungszeit: 1867
Uraufführung: 23. November 1867 in Paris (Opéra-Comique)
Besetzung: Soli, Chor und Orchester
Erstdruck: Paris: G. Brandus et S. Dufour, 1867 ?
Verlag: Wien: Universal Edition, 1930
London: J. Weinberger, 1978

Zur Operette

Art: Komische Oper in 3 Akten und 5 Szenen
Libretto: Eugène Cormon und Hector Crémieux nach Motiven des gleichnamigen Romans von Daniel Defoe
Sprache: französisch
Ort: England und eine wüste Insel im Mündungsdelta des Orinoko
Zeit: 18. Jahrhundert

Personen der Handlung

Robinson Crusoé: ein Abenteurer (Tenor)
Edwige: seine Cousine (Sopran)
Sir William Crusoé: sein Vater (Bass)
Lady Deborah Crusoé: seine Mutter (Mezzosopran)
Suzanne: ihre Magd, verlobt mit Toby (Sopran)
Toby: Robinsons Freund (Tenor)
Vendredi: ein Eingeborener namens Freitag (Mezzosopran)
Jim Cocks: der Nachbar und spätere Koch der Kannibalen (Tenor)
Will Atkins: der Kapitän der Piraten (Bass)
Weitere: Seeleute, Kannibalen und Piraten

Handlung

1. Akt:

Es ist Sonntag und wir befinden uns im Heim der Crusoés in Bristol. Während Suzanne, das Hausmädchen, zusammen mit Lady Crusoé und der Nichte Edwige den Nachmittags-Tee zubereiten, liest Sir William aus der Bibel das Kapitel vom „Verlorenen Sohn“ vor. Robinson erscheint wie gewohnt mit Verspätung, versteht es aber mit seinem Charme die Wogen zu glätten und Gezänk zu vermeiden.

Er nimmt Toby, seinen devoten Freund, beiseite und erklärt ihm, dass er für sie beide eine Reise nach Südamerika gebucht habe - noch in dieser Nacht soll es losgehen. Das Gespräch wird von Suzanne, Tobys Verlobten, mitangehört und das Mädchen verdirbt den beiden den Spaß auf ein gemeinsames Abenteuer. Der Zuschauer kann es nachvollziehen, dass es Suzanne verdrießt, allein gelassen zu werden. Edwige schließt sich ihrer Haltung an und bittet Robinson zu bleiben, stößt aber mit ihren Argumenten auf keine Gegenliebe.

Der Sohn der Familie setzt sich durch: Wenn Toby nicht mitkommen will, hat er es nicht besser verdient, als in Bristol zu verrotten. Er wird in der Ferne sein Glück allein suchen!

2. Akt:

Sechs Jahre sind vergangen, seitdem Robinsons Schiff von Piraten gekapert worden war. Er konnte sein Leben retten, floh auf eine unwirtliche Insel in der Mündung des Orinoko und richtete sich dort häuslich ein. Er hielt sich Hühner und Ziegen und hatte auch bald einen Gefährten, den er „Freitag“ nannte, weil der junge Eingeborene an diesem Wochentag zu ihm gestoßen war. Genauer gesagt kam ein Stamm von der Nachbarinsel mit dem armen Gefangenen herüber und wollte einen Ritualmord an ihm praktizieren, um ihn anschließend genüsslich zu verzehren. Robinson hatte seine Feuerwaffe dabei, konnte den Kannibalen damit einen Schrecken einjagen und den Todeskandidaten befreien.

Edwige hat er nicht vergessen können und er dachte in seiner Einsamkeit oft an sie, aber seine Sehnsucht konnte er dem Eingeborenen nicht klarmachen, weil die Worte fehlten und die Gebärdensprache nicht ausreichte.

Auch Edwige hat es nach langem Warten auf Robinson in Bristol nicht länger ausgehalten. Sie nahm sich vor, ihm mit Toby und Suzanne, die nun Mann und Frau waren, zu folgen. Auch sie wurden auf der gleichen Route von Piraten gekapert und auf einer Insel ausgesetzt. Dem Küchenmeister der Kannibalen ausgehändigt, erkannten die drei zu ihrer Erleichterung in ihm ihren ehemaligen Nachbarn Jim Cocks aus Bristol wieder, der vor zehn Jahren zur See gefahren war und seitdem als verschollen galt. Vom Häuptling werden sie informiert, dass sie Bestandteil des Gala-Diners sein werden, welches heute Nacht stattfindet.

Aller Augen richten sich auf Edwige, die mit ihren blonden Haaren und ihrer heller Hautfarbe bestimmt die weiße Gottheit aus ihrer Legende ist, die übers Meer zu ihnen gekommen ist, um sie zu besuchen. Als die Braut von Saranha - Genosse Freitag hat es mitbekommen - soll sie gut gewürzt auf den Grillspieß gesteckt werden.

Freitag, der sich augenblicklich in die blonde Göttin verliebt hat, wird es nicht zulassen, dass sie geopfert wird und gibt Feuer aus Robinsons Gewehr. Als er die Wilden in panischer Furcht wegrennen sieht, befreit er die drei Opfer von ihren Fesseln. Jim Cocks schließt sich der Aktion an und folgt ihnen in die Freiheit.

3. Akt:

Robinson ist von seiner Nachtwache zurückgekehrt. Auf vorbeiziehende Schiffe hat er das Meer abgesucht, damit diese ihn eventuell mitnehmen können. In seiner Hütte haben die Befreiten Zuflucht gefunden. Freitag bittet ihn, die blonde Göttin nicht zu wecken. Suzanne, Toby und Jim Cocks sind entzückt, dass Freitags Herr kein anderer ist als ihr Robinson. Edwige und ihr Verlobter schließen sich in die Arme.

Robinson erzählt ihnen, die Piraten seinen an Land geschwommen, um Proviant zu besorgen. Ihre Chance liege darin, das Schiff zu nehmen, während sie mit Trinken und Zechen beschäftigt sind, und nach Bristol zurückzukehren.

Robinson gibt vor, verrückt zu sein und narrt die Piraten mit einem Schatz, der im Dschungel vergraben liege. Die Freibeuter ziehen los, den Schatz zu finden und laufen den Kannibalen schnurstracks in die Arme. Die Gauner fühlen sich in die Enge gedrängt und bitten Robinson unterwürfig, sich ihrer Waffen zu bedienen und sie zu befreien.

Trotz anfänglichen Misstrauens sie werden sich einig, dass sie als Gegenleistung ihn und die übrigen Engländer heil nach Bristol transportieren werden. Kapitän Atkins wird unterwegs an Bord des Schiffes Edwige und Robinson miteinander verheiraten. Die Segel werden gesetzt und mit Wonne segelt man der Heimat entgegen.


Letzte Änderung am 6.7.2014
Beitrag von Engelbert Hellen