Michel Pignolet de Montéclair (1667-1737):

Jephté

deutsch Jephta / englisch Jephthah

Allgemeine Angaben zur Oper

Entstehungszeit: 1732
Uraufführung: 28. Februar 1732 in Paris (Acádemie Royal de musique)
Besetzung: Soli, Chor und Orchester
Spieldauer: ca. 150 Minuten
Erstdruck: Paris: Boivin, 1732
Bemerkung: Der biblische Autor formuliert seine Erzählung ziemlich unglaubwürdig. Den Gott er Juden gelüstetet überhaupt nicht nach Menschenopfern, sehr wohl aber vergossen die grausamen Götter Kanaans sehr viel Blut. Phinée trifft einen weisen Entschluss, um Jephté aus der Schusslinie zu nehmen. Er interpretiert den lautstarken Donner als neue Verfügung des Herrn, mit welchem er seinen alten Entschluss angeblich widerruft. Schwamm drüber! Jephté kann sein überflüssiges Geplapper vergessen und die Tochter bleibt am Leben. Der Streit mit den Ammonitern wird durch eine politische Eheschließung beigelegt. Jephté wird auch nicht zum König gesalbt, sondern steigt in die Position eines Richters mit Sondervollmachten auf.

Zur Oper

Art: Tragödie in fünf Akten und einem Prolog
Libretto: Abbé Simon-Joseph Pellegrin nach Motiven der Bibel
Sprache: französisch
Ort: im Heiligen Land
Zeit: zu biblischer Zeit

Personen der Handlung

Jephté: Heerführer der Israeliten (Bass)
Iphise: seine Tochter (Sopran)
Almasie: seine Gattin (Sopran)
Phinée: Hohepriester der Hebräer (Bass)
Ammon: Prinz der Ammoniter (Countertenor)
Abdon: Vertrauter des Jephté (Countertenor)
Abner: Vertrauter des Ammon (Bass)
Weitere: Priester, Offiziere und Soldaten der Israeliten und Ammoniter, Landbevölkerung, Einwohner von Maspha

Handlung

Prolog:

Bevor die Handlung einsetzt, wird ein wenig Vorgeplänkel geboten! Ein paar Gottheiten stehen herum und wollen die Zuschauer überzeugen, dass das Leben aus nichts anderem als Vergnügen, Lachen und Spiel besteht. Das sei eine Illusion, erklärt eine andere Gottheit, welche die Wahrheit gepachtet zu haben scheint. Sie ist der Ansicht, dass das wahre Licht den Sterblichen von den Göttern gebracht wird. Um darzulegen, wie es im Leben zugehen kann, beschwört sie das tragische Gelübde des Jephté.

1. Akt:

Die Ammoniter lagern auf der anderen Seite des Jordans und bedrohen die Kinder Israels. Man wendet sich an Jephté, der nach Jahren der Abwesenheit aus der Verbannung, in die ihn seine Stiefbrüder schickten, in die Heimat zurückgekehrt ist. Ihm traut man zu, den Gegner zu bändigen, und ersucht ihn, eine Streitmacht zu bilden. Zum neuen Führer Israels geworden, erklärt Jephté seinem Vertrauten Abdon, dass er sich das Wiedersehen mit seiner Gattin Almasie und der Tochter Iphise, seinem einzigen Kind, versagen will, bis er seine Mission erfüllt habe.

Der Hohepriester wird eingeschaltet. Vor dem Kampf soll Phinée die Hilfe Gottes erflehten, damit Israel den Sieg davon trägt. Er erhält Antwort aus einer leuchtenden Wolke, die sich über die Bundeslade gelegt hat.

Nachdem Jahwe Zustimmung signalisiert hat, bereiten sich die israelitischen Krieger auf den Kampf vor. Jephté glaubt noch ein weiteres Zugeständnis machen zu müssen. Er gelobt Gott, die erste Person zu opfern, die ihn nach der Heimkehr aus dem Kampf begegnet. Schwachsinn oder eine gute Idee? Kaum hat Jephté seinen Schwur geleistet, da teilt sich das Wasser des Jordans auf wunderbare Weise. Jephté kann mit seiner Streitmacht trockenen Fußes durch den Jordan ziehen und die Ammoniter überraschen.

2. Akt:

Die Israeliten haben das Lebens Ammons verschont, ihm aber in Jephtés Palast unter Hausarrest gestellt. Sein Vertrautet Abner rät ihm zu fliehen. Doch er weigert sich, den Ort zu verlassen, denn Amor hat ihn mit seinem Pfeil getroffen. Er hat sich in die Tochter Jephtés verliebt und gesteht ihr seine Gefühle. Wie konnte er sich ihr nähern? Sie droht dem Wüstling mit der Rache des Himmels, wenn er den Gott Israels anfeindet. Das Mädchen weint und im Zwiespalt ihrer Gefühle ist es vollkommen ratlos. Sie fühlt sich schuldig, denn er ist der Feind ihres Volkes.

Ihre Mutter erzählt ihr einen Traum, in dem sie gesehen hat wie Iphise von einem Blitz getroffen wurde. Phinée sagt ihr eine schreckliche Heimsuchung für das Volk Israels voraus, an der sie schuld sein solle. Er redet so lange auf das Mädchen ein, bis es ihre unmögliche Liebe einsieht.

Abdon verkündet der Bevölkerung den errungenen Sieg. Iphise führt den Jubelreigen an und läuft dem siegreichen Vater entgegen.

3. Akt:

Über die Folgen seines Schwurs packt Jephté bittere Reue. In dem Mädchen, welches ihm entgegen läuft, gewahrt er seine eigene Tochter. Nun hat er das Problem, seine Frau davon in Kenntnis zu setzen, dass diese das Opfer ist, welches er verpfändet hat, um den Sieg davonzutragen. Eine schwache Hoffnung hat er, wenn er Jahwe inständig bittet, ihm die Opfergabe zu erlassen. Im Fall von Isaak hat er sich erweichen lassen und einen Engel geschickt, der das Messer an sich genommen hat.

Phinée hat vorgesehen, dass Jephté zum König von Israel gekrönt werden soll und alle Stämme hierzu eingeladen. Doch Ammon, der fürchtet, dass seine Geliebte Schaden nehmen wird, widersetzt sich und stört die Zeremonie. Sein Waffenmeister Abner bereitet den Angriff vor.

Jephté schwört schon wieder, statt einfach nur zu handeln, dass er den Störenfried diesmal nicht verschonen werde.

4. Akt:

Almasie hat auf Geheiß ihres Gatten ihr Geschick enthüllt. Im Kreis ihrer Gefährtinnen beweint Iphise ihr Unglück und bereitet sich auf ihr Lebensende vor. Durch Gesang und Tanz versuchen Schäfer und Schäferinnen ihren Schmerz zu mildern, aber Klamauk ist dazu verständlicherweise nicht das geeignete Mittel. Ammon ist entschlossen, seine Waffen zum Einsatz zu bringen. Obwohl sie sich zu ihrer Liebe bekennt, weiß sie, was sie den Eltern schuldet und folgt ihrer Pflicht. Ammon schwört Rache an dem Gott, der ihn bedroht.

5. Akt:

Im Tempel von Maspha irren Jephté und Almasie verzweifelt umher. Erneut richtet der Vater ein Bittgebet an Jahwe, ihn von seinem Schwur zu entbinden. Iphise muntert ihren Vater auf, das Opfer zu vollbringen. Es sei gerechtfertigt, denn sie habe ihr Herz einem Feind ihres Volkes, den sie verachten müsste, geschenkt.

Ammon versucht erneut, mit seinen Gefährten in den Tempel einzudringen, um Iphise zu befreien, doch ein Blitz des Himmels saust auf ihn hernieder. Danach will Phinée die Zeremonie wieder aufnehmen. Doch aus dem Donner, der dann von oben kommt, erkennt Phinée, dass die Opferzeremonie abgebrochen werden sollte. Es könnte sein, dass der Himmel Iphises Reue und Buße erkannt und ihre Tränenflut gesehen hat. Eine Belohnung wäre da wohl für Anständigkeit und Treue fällig. Aus dem Jubel des Opernchores erkennt das Publikum, dass die Sache einen positiven Ausklang genommen hat.


Letzte Änderung am 26.7.2015
Beitrag von Engelbert Hellen