Giacomo Meyerbeer (1791-1864):
Dinorah oder Die Wallfahrt nach Ploërmel / Dinorah or The Pardon of Ploërmel / Dinorah ou le Pardon de Ploërmel
Entstehungszeit: | 1859 |
Uraufführung: | 4. April 1859 in Paris (Opéra Comique) |
Besetzung: | Soli, Chor und Orchester |
Spieldauer: | ca. 180 Minuten |
Erstdruck: | Paris: Brandus et Cie., 1859 |
Verlag: | Berlin: Bote & G. Bock, 1859 New York: Garland, 1981 München: Musikproduktion Möflich, 2006 |
Bemerkung: | „Les Chercheurs de trésor“ war der ursprüngliche Titel nach der Erzählung von Michel Carré. Die Oper wurde nach der Uraufführung durch den Komponisten in „Le Pardon de Ploërmel“ umbenannt. Johann Christoph Grünbaum übersetze das Libretto und Ende 1859 konnte die Oper am Herzoglichen Hoftheater von Coburg in deutscher Sprache aufgeführt werden. |
Art: | Opéra comique in drei Akten |
Libretto: | Jules Barbier und Michel Carré |
Sprache: | französisch deutsch von Johann Christoph Grünbaum |
Ort: | Bretagne |
Zeit: | 19. Jahrhundert |
Dinorah: | eine Ziegenhirtin (Sopran) |
Hoël: | ein Ziegenhirt, ihr Bräutigam (Bariton) |
Corentin: | ein Sackpfeifer (Tenor) |
Weitere: | ein Kavalier (Mezzosopran), ein Jäger (Bass), ein Geißenmädchen (Sopran), ein Getreidemäher (Tenor) sowie Dörfler, Hirten, Schafscherer und Pilger |
1. Bild:
An einem bestimmten Tag des Jahres ist es Brauch, zu Ehren der Heiligen Jungfrau eine Wallfahrt nach Ploërmel, einem abgelegenen Städtchen in der Bretagne, abzuhalten. Heiratswillige Paare nehmen die Gelegenheit wahr, „Sainte Marië“ um ihren Segen für eine glückliche Zukunft zu bitten.
So machen sich in der Frühe der Ziegenhirt Hoël und seine Verlobte mit der Hochzeitsgesellschaft auf den Weg, um ebenfalls den bräutlichen Segen zu erflehen und begeben sich zur Kapelle. Doch der Himmel steht ihren Wünschen abhold gegenüber und lässt - in der Ouvertüre klingt es bereits an - am Horizont ein schauriges Gewitter aufziehen. Die frommen Gesänge verstummen abrupt und die Pilger suchen Schutz vor dem strömenden Regen.
Der Blitz schlägt ein und verschlingt das kleine Farmhäuschen, das einzige, was Dinorah als Erbstück von ihrem toten Großvater erhalten hat.
Das bedeutet den Ruin für ihre gemeinsame Zukunft, denn der Bräutigam hat selbst kein Dach über dem Kopf, welches er seiner Braut anbieten könnte. Schnöde verlässt er sie am Tage ihrer Hochzeit, entzieht sich der Verantwortung und macht sich davon.
2. Bild:
Auf der Suche nach einer Unterkunft irrt das Mädchen mit ihren Ziegen durch das Land, kommt zur Hütte des Sackpfeifers Corentin und wird von ihm freundlich aufgenommen. Auch Hoël, Dinorahs Bräutigam, trifft zufällig am gleichen Ort ein. Die scheue Dinorah verschwindet eilig durch die Hintertür, ohne den Neuankömmling zur Kenntnis zu nehmen. Dabei wäre es der Mann gewesen, dem sie auf der Spur ist. Sie bricht auf, um mit ihren Ziegen weiter nach dem Verschollenen zu suchen.
Hoël freundet sich mit Corentin an und erzählt ihm von dem schrecklichen Sturm und wie dieser am Tage, gerade als sie heiraten wollten, die Hütte seiner Zukünftigen zerstört habe und sie keine Bleibe mehr hatten. Er habe aber von einem Schatz gehört, der im Gebirge versteckt läge, von Kobolden behütet würde und den es nun zu finden gilt. Will er nicht mitkommen, um die kleine Kiste mit den Brillanten zu suchen?
Drittes3.Bild:
Dem Wahnsinn verfallen, streift Dinorah mit ihren Ziegen durch die Landschaft, immer auf der Suche nach ihrem Bräutigam. Ihre Vorstellung spielt ihr einen Streich: Hier wird sie auf ihn warten. Irgendwann muss er vorbeikommen, aber sie sieht Niemanden. Nacht umrundet sie, alle haben sie verlassen! Warum fallen Tränen aus ihren Augen? Welch neuer Kummer erwacht in ihrem Herzen?
Der alte Hexer aus den Bergen hat ihr alle Hoffnung genommen. Er las ihr aus der Hand: „Arme Blume aus der Bretagne. Der Wind wird Dich niederblasen, schon morgen!“ Dinorah malt sich eine schaurige Zukunft aus. Versteckt im Gras, entlang des Pfades liegt sie. „Adieu meine Liebe, adieu meine Hochzeit!“ Die Nacht wird kalt und dunkel! Sie kann noch nicht schlafen und singt eine Arie, die dem Opernpublikum als
SCHATTENTANZ
bekannt ist: „Ombre légère - Flinker Schatten, welcher folgt meinen Schritten. Gehe nicht fort, nein! Nein! Nein!“ Ihre Einsamkeit ist grenzenlos.
4. Bild:
Die beiden Schatzsucher Hoël und Corentin sind in der Felsenschlucht eingetroffen, wo der Schatz angeblich liegen soll. Schaurig schön ist es hier. Es hat den Kobolden also gefallen, das Schatzkästchen hier zu verstecken. Die Gegend scheint vulkanischen Ursprungs, denn qualmende Dämpfe steigen vom Boden auf, über den munter ein Gebirgsbach hüpft.
Unter einem Stein findet sich schließlich auch das Gesuchte. Die beiden wagen es jedoch nicht, das Kästchen an sich zu nehmen, da auf dem Schatz ein Fluch liegen soll. Es regnet und wetterleuchtet - das sollte eigentlich Warnung genug sein, die Finger von fremdem Eigentum zu lassen. Die Kobolde, die ihn bewachen, haben nämlich die Macht - so sagt man - denjenigen, welcher den Schatz als erster anrührt, mit dem Tod zu bestrafen.
Unerwartet taucht auch Dinorah auf. Hoël hält sie für eine Erscheinung und läuft erschrocken davon. Corentin denkt, die kleine Blonde komme gerade recht - soll das Dummchen sich doch die Finger verbrennen. Es gelingt ihm, die Ahnungslose zu überreden, das Kästchen an sich zu nehmen und ihm anschließend auszuhändigen.
Bei dem Versuch, eine Ziege zu retten, fällt Dinorah in den Gießbach und droht zu ertrinken. Doch Hoël ist zur Stelle und zieht sie aus den Fluten. An ihrem Halsband hat er sie wiedererkannt und ist sich sicher, dass sie seine Braut aus Fleisch und Blut ist und keine Erscheinung ihn genarrt hat. Das Schatzkästchen nimmt er in Verwahrung - damit ist die Zukunft wirtschaftlich abgesichert.
5. und 6. Bild:
Als Dinorah aus ihrer Ohnmacht erwacht, erkennt sie ihren Bräutigam sofort wieder. Alle Erinnerungen an das Herumirren mit ihren Geißen, ausgelöst durch den bösen Verrat, sind aus ihrem Gedächtnis entschwunden. Die Freude, sich wiedergefunden zu haben, wird durch ein Liebesduett zum Ausdruck gebracht.
Hoël entnimmt ihrem Mienenspiel, dass sie bereit ist, nunmehr die Hochzeit mit ihm zu wagen. Die Hochzeitsgäste von einst sind wieder auf Wallfahrt und Corentin steuert seine Glückwünsche zusätzlich bei. Die Gesänge für Mutter Maria erklingen, während der Priester eine segnenden Hände erhebt. Damit ist der Ehebund geschlossen.
Und wenn Corentin ein wenig zusammenrückt, ist in der kleinen Hütte auch Platz für drei.
Letzte Änderung am 10.8.2014
Beitrag von Engelbert Hellen