Entstehungszeit: | 1920-22 |
Uraufführung: | 1963 in Helsinki |
Besetzung: | Soli, Chor und Orchester |
Spieldauer: | ca. 120 Minuten |
Erstdruck: | Helsinki : Foundation for the Promotion of Finnish Music, 1973 |
Bemerkung: | Die Librettistin bot das Libretto von „Juha“ zunächst Jean Sibelius an, der die Vertonung aber ablehnte. Aarre Merikanto bekam schließlich den Zuschlag, musste aber bis 1963 auf die Uraufführung seines fertigen Werks warten. Die Finnische Oper brachte den Einwand, dass die Instrumentierung zu kühn und zu kompliziert sei, um dann schließlich das Wagnis doch einzugehen. Unverständlicherweise bot Aino-Ackté das Libretto Leevii Madetoja ebenfalls an, der den Stoff dann auch vertonte. Darüber war Aare dermaßen gekränkt, dass er nie wieder eine Oper komponierte. Aarres Vater, Oscar Merikanto, ist im finnischen Opernschaffen hingegen mit drei Opern vertreten. Inzwischen gehören Aarres wie auch Madetojas „Juha“ zum eisernen Bestand des finnischen Opernhauses. |
Opus: | op. 25 |
Art: | Oper in drei Akten |
Libretto: | Aino Ackté-Jalander nach dem gleichnamigen Roman von Juhani Aho |
Sprache: | finnisch |
Ort: | an der finnisch-russischen Grenze zu Karelien |
Zeit: | Ende der 1880er Jahre |
Juha: | Einödsbauer aus der Landschaft Savo (Bassbariton) |
Marja: | Juhas junge Frau (Sopran) |
Schemeikka: | karelischer Handelsmann (Tenor) |
Kalamatti: | ein Fischer (Bass) |
Kaisa: | Magd auf Juhas Hof (Sopran) |
Anja: | Schemeikkas erstes Sommerliebchen (Sopran) |
Anoppi: | Juhas Mutter (Alt) |
Emäntä: | Schemeikkas Mutter, Altbäuerin (Mezzosopran) |
Weitere: | zwei weitere verflossene Sommerliebchen (Sopran und Alt), zwei Köhler aus der Landschaft Savo (Bass und Bariton) |
Erstes Bild:
Das Leben auf dem Bauernhof von Juha Karhunen findet seine junge Frau Marja freudlos und eintönig. Um versorgt zu sein, hatte das Waisenmädchen den wesentlich älteren Landwirt geheiratet und ist zu ihm in die Einöde gezogen. Der Mangel an Geselligkeit und Abwechslung sowie der trennende Altersunterschied machen sie mürrisch und unlustig. Die Enttäuschte lässt nun ihren Verdruss an ihrem Mann aus, obwohl dieser sie über alles liebt. Sie belegt ihn mit Schimpfwörtern, was ihn sehr schmerzt. In früheren Zeiten entschuldigte sie sich nachträglich und suchte die Verständigung, aber das ist längst vorbei. Im Kampf mit einem übermütigen Braunbären hatte die Bestie ihm mit seiner Pranke die Hüfte traktiert, so dass Juha sich für den Rest seines Lebens nur noch hinkend fortbewegen kann. Es hat sich in seinem Bewusstsein verankert, dass er nicht mehr attraktiv ist. In Gedanken versunken flickt er seine Netze und fragt sich, ob es sich gehört, dass Marja ihren Launen freien Lauf lassen und ihn beschimpfen darf. Fremde könnten den Eindruck gewinnen, dass sie seiner überdrüssig ist. Ein gemeinsames Kind haben sie nicht. Seine väterliche Liebe für die wesentlich Jüngere weist die Uneinsichtige schroff zurück.
Marja sitzt grübelnd auf der Bank vor der Haustür als ein Fremder auf sie zukommt. Dieser gibt sich als durchreisender Händler aus und stellt sich als Schemeikka vor. Er besitze in der benachbarten Provinz Karelien einen Hof, der in seiner regelmäßigen geschäftlichen Abwesenheit von seiner Mutter bewirtschaftet wird. Der Fremde fragt, ob er die Sauna nutzen darf und erbittet ein Nachtlager, welches ihm gewährt wird.
Juha kommt hinzu und der Durchreisende eröffnet ihm, dass er Roggen kaufen möchte. Der Bauer geht, um die Säcke zu füllen. An den Stromschnellen in unmittelbarer Nähe arbeiten ein paar Köhler, die den Fremden gern ausrauben würden, weil ihnen angeblich vor Jahren von diesem die Getreidespeicher geplündert worden seien. Die Prozedur würde ganz einfach sein. Man packt den Fremden, schnürt ihn mit einer Kordel zusammen und jagt ihn die Stromschnellen hinunter - kein Hahn würde mehr nach ihm krähen. Doch Juha ist eine ehrliche Haut und untersagt unter Hinweis auf das Gastrecht jede Gewalttat auf seinem Grund und Boden.
Schemeikkas Gesinnung ist weniger edel. Er denkt, dass Marja eine Magd oder die Tochter des Hauses ist und ist er staunt, als er erfährt, dass sie mit dem Alten verheiratet ist. Das darf doch nicht wahr sein, eine junge blühende Frau an der Seite eines alten Hinkefußes. Im Kopf Schemeikkas arbeitet es, wie er sich den appetitlichen Happen angeln und sichern kann. Zunächst holt er eine Flasche Schnaps aus dem Rucksack. Da will Juha, der die Getreidesäcke inzwischen gefüllt hat, nicht Nein sagen und Marja nimmt auch einen kräftigen Schluck. Einen prächtigen Seidenschal holt der Fremde aus seinem Rucksack und die kostbare goldene Spange, die das Schultertuch vorn zusammenhalten soll, kauft Juha großzügig hinzu.
Juha kommt in Stimmung und freut sich über den Gast, der unvermutet aufgekreuzt ist. „Bist ein guter Gast, das bist du, bist ein prachtvoller Bursch', das bist du! Aufrecht stehst du wie eine Eiche, gehst wie ein Elch.“ Marja soll ihm schnell ein Mahl bereiten - vom Besten was ihre Küche zu bieten hat. Den Schlafplatz soll sie ihm im Speicher richten. Juha bestätigt, dass er sein lieber Hausgast ist.
Zweites Bild:
Juha verlässt am frühen Morgen den Hof, um seine Mutter Anoppi vom gegenüberliegenden Ufer abzuholen und lässt die beiden jungen Leute allein zurück. Schemeikka nutzt die Situation unverhohlen aus und stellt Marja ein angenehmes Leben vor, welches sie mit ihm in Karelien führen könnte, wenn sie ihm als seine Braut folgen würde. Er girrt:
„Du glänzt im Goldgeschmeide, wandelst im Seidenkleide.
Groß und reich ist der Hof, den ich dort besitze.
Dort lebt auch mein Mütterchen, sie ist allen von Herzen gut.
Nach Karelien komme mit mir!“
„Kullassa kuhajaisit, silkissä sihajaisit.
Talo minulla siellä venha ja rikas.
Vanha äiti minulla ylen hyvä ja herttainen.
Tule Karjalaan emäntä. Päivä koskia, toinen tyyniä vesiä!“
So klingt seine Strategie auf finnisch. Einen Tag dauert die tolle Fahrt und am zweiten gehe es durch stille Seen.
Was sie in Karelien machen soll, will Marja wissen. Nun, das Gleiche, was sie hier auch tut. So schön wie sie ist, so zierlich und so anmutig, habe sie es nicht nötig, hierzubleiben und zu warten, bis ihr Mund das Lächeln aufgibt. Wenn sie weiterhin durchhält, wird ihr Gang bald nicht mehr so aufrecht sein und die Glieder krümmen sich - auch der allerliebste Fuß. Anschließend beschimpft der Gast ihren Mann ausgiebig, bis es ihr zu bunt wird und sie ihm den Mund verbietet. War das jetzt das falsche Liedchen, welches er dem süßen Vögelchen gesungen hat?
Sie hat ebenso misstrauisch wie belustigt zugehört, weist den Aufdringlichen aber zurück, als er die falschen Töne anschlägt und entzieht sich seinem Zugriff. Ihr fehlt ganz einfach der Mut, sich auf das vorgeschlagenen Abenteuer einzulassen. Armer Schemeikka - es sind nicht alle Frauen gleich!
Verärgert, weil sein Annäherungsmanöver fehlgeschlagen ist, nimmt der Abgewiesene seinen Rucksack und begibt sich zur Abreise ans Ufer. Seine beiden Gefährten, die offenbar die Nacht im Boot verbracht haben, sind damit beschäftigt, die Säcke mit dem gekauften Korn zu verstauen.
Marja schaut ihm sehnsüchtig nach. „Was habe ich nur getan. Einmal, einmal kam der Schönste, der Allerschönste, schenkte ihr Seide und gab ihr eine Spange. Mit Gewalt wollte er sie wegschleppen. Und den hat sie weggeschickt. Fort ist er und wird wohl niemals mehr zurückkehren.“
Juha ist mit seiner Mutter soeben eingetroffen. Mit ihr stößt Marja fasst zusammen, als sie zum Sprung ansetzt, um Schemeikka nachzueilen. Wer der fremde Mann gewesen sei, den sie soeben hier gesehen hat? Die Schwiegermutter hat nicht einmal guten Tag gesagt und schon fängt sie an zu zanken. Was gesagt werden muss, will sie nicht ungesagt lassen. Dann wird es wohl das Beste sein, dass nur Juhas Mutter bleibt, und dass sie geht. Die Elende soll sich zum Teufel scheren. Hier hat man sie nie gebraucht! Der Mann, der eben hier war, wollte sie nach Karelien mitnehmen, entgegnet Marja. Eine schöne Lüge. Gerade dort frage man nach ihr; selbst ihre Mutter habe sie nicht haben wollen. Wer hätte sie denn nehmen wollen, wenn nicht Juha sich ihrer unvernünftigerweise angenommen hätte. Nun, von Schemeikka wird sie ja wohl schon gehört haben?
Blitzschnell fasst Marja ihren Entschluss. Die Schwiegermutter kann sie nicht leiden, weil die Jugendliche ihr gemäß ihrer Auffassung den Sohn weggenommen hat. Der Wortwechsel lässt Marja die unerfreuliche Gegenwart mit einer unsicheren Zukunft vergleichen. Sie bereut ihre Entscheidung, den aufdringlichen Schemeikka zurückgewiesen zu haben, eilt im letzten Moment ans Ufer, um auf seiner Heimreise an seiner Seite zu ein. Zu allem Überfluss kommt ihr im letzten Moment Juha über den Weg gelaufen. Wohin stürzt sie in solcher Eile, ruft er ihr nach. Anoppi befindet sich in Erklärungsnotstand und behauptet, dass die Ehrlose mit Freuden gegangen sei, worauf Juha wütend auf sie zuschreitet. Die Magd Kaisa behauptet gesehen zu haben, wie der Fremde ihre Herrin gewaltsam ins Boot gezogen hat.
Drittes Bild:
Auf einer abgelegenen Insel besitzt Schemeikka eine Fischerhütte, vor die er Marja abgeladen hat. Er sagt, dass er seine Mutter zuvor vorbereiten müsse, denn eine Braut würde ins Haus kommen. Nun wartet Marja schon die dritte Woche, aber Schemeikka hat sich noch nicht blicken lassen. Immerzu schaut sie auf den See, aber sein Boot kommt nicht. Noch ist sie voller Hoffnung und nimmt seine Abwesenheit immer wieder in Schutz. Morgen wird er bestimmt zur Stelle sein! Einen ganzen Tag waren sie damals über Stromschnellen und einen weiteren über stille Wasser gefahren. Marja ruft sich die wilde Bootsfahrt ins Gedächtnis und erfreut sich ihres Glücks. Sich macht sie klein und ihn macht sie groß.
Groß wie der Waldgeist im nebelschweren Abendhauch trug er sie zärtlich ans Land. Wird sie noch einmal neben dem wunderbaren herrlichen Mann liegen dürfen? Eine Namenlose ist sie, eine Gefundene, aber kaum dass sie ihn gesehen hatte, war es um sie geschehen. Königlich ist er, der berühmte karelische Held. Auf sein stattliches Gut wird er sie bringen. Dort wartet die liebe Mutter auf sie. Hoffentlich ist das Boot im Wasserfall nicht gekentert. Warum hat er sie nicht gleich in sein Haus mitgenommen? Wahrscheinlich wird die Hochzeit schon vorbereitet. Hoffentlich hat sie sich nicht allzu sehr aufgedrängt und er zieht sich jetzt zurück. Sie ist nur schlecht und er ist nur gut!
Plötzlich kommt unerwarteter Besuch. Marja fragt den Alten wer er sei und woher er komme. Er sei hier zu Hause, komme gelegentlich vorbei, um nach dem Fischereigerät zu sehen, aber im Winter wohne er immer hier, erhält Marja zur Antwort. Kalamatti, wie der Fischer heißt, habe das Häuschen selbst gebaut und die Sauna auch. Marja will wissen, was ihn in diese Gegend verschlagen habe. Nun zuerst habe man sein Haus abgefackelt und ihn dann mit all seinen Sachen hierher gebracht. Aber, wer macht denn so etwas? Das war der alte Schemeikka, von dem jungen der Vater, mit seinen Leuten. Kennt er den Weg zu Schemeikkas Haus? Wie sieht es dort aus?
Das Dorf sei groß wie eine Stadt. Schemeikka und seine Mutter besitzen das schönste Haus. Er lebt vom Handel, vom Brandschatzen und anderem dunklen Gewerbe. Meistens ist er unterwegs und im Hause herrscht die Mutter über die Weibsleute dort. Doch zu allen ist sie gut und bestimmt auch zu ihr. Sie muss nicht furchtsam sein.
Plötzlich hört Marja vom Strand her fröhliches Gelächter. Die Mädchen erklären, dass sie vom Hof Schemeikkas kommen, um ihre Lebensmittelvorräte aufzufüllen. Es hieße, Schemeikka habe sich ein neues Mädchen genommen und alle wollten sie gern in Augenschein nehmen. Es wird höchste Zeit, dass er sich endlich eine Frau nimmt! Sie sei also die Glückliche, die ihn bekommen hat. Marja klagt, dass sie Schemeikka schon wochenlang nicht zu Gesicht bekommen habe. Ach, irgendwann wird er schon kommen. Im Moment ist er bei anderen Leuten zum Feiern gegangen. Seine Mutter habe die Mädchen hergeschickt. Anja, die Wortführerin, will wissen, ob sie freiwillig hergekommen oder gezwungen worden sei. Gut sei sie anzuschauen - die Mädchen hatten Schlimmeres befürchtet. „Ihr seid wohl die Mägde vom Hof?“? Das seien sie jetzt - früher seien sie etwa anderes gewesen. Alle haben Schemeikka eine neue Frau gewünscht. Anja ist sehr herzlich und will wissen, wer sie sei und wie sie heiße.
„Marja on mimemi“ „Ai, Marja, kaunispa om mimesi, ai kuinka sinulla on totiset silmät - ja pitkä olet ja solakka, semmoista Shemeikka on aina halunut.“ - „Marja so nennt man mich.“ „Ach Marja! Dieser Name ist sehr schön! Und du hast, finde ich, so tiefernste Augen. Wie groß du bist und wie fein gebaut! Eine wie dich hat Schemeikka sich stets gewünscht.“
Die Mädchen sind neugierig und Marja offenbart, dass sie keine Eltern mehr habe, ein Waisenkind sei und jetzt kein Zuhause ihr eigen nennt. Die Mädchen wiederholen. „Einhän sillä maamoa, taatoa, kun on orpo. - Sie hat weder Vater noch Mütterlein, sie ist Waise.“ „Auch kein Bruderherz?“ Nein, aber sie hat einen sehr viel älteren Mann, fast wie einen Vater, an den sie gebunden war. Ist sie eine Witwe? Nein, ihr Mann lebt noch.
Die Mädchen sind ganz traurig. Schemeikka hat wieder keine Frau mitgebracht, nur ein Mädchen für den Sommer. Oh, weh! Meint Marja etwa, dass der Priester sie traut, wenn sie noch verheiratet ist? Nie und nimmer, bestätigen die Mädchen.
So macht Schemeikka das, uns hat er auch so hergebracht. Ein Weilchen sind wir wir gut für ihn, aber meistens nur bis zum Herbst, dann hat er uns der Mutter übergeben. Nein, ein Sommerliebchen ist Marja nicht, dann wird sie nie auf seinen Hof kommen. Und wohin will sie gehen, wenn sie keine andere Bleibe hat?
Marja begreift, dass nach dem Abenteuer eines einzigen Sommers aus ihr ebenfalls eine Magd in Schemeikkas Haus werden wird.
Unerwartet trifft Schemeikka mit seinen Männern auf der Insel ein. Die Mädchen hören das Geräusch von Ruderbooten und verstecken sich in der Nähe der Hütte, weil sie aus Erfahrung wissen, dass die Männer sogleich über sie herfallen würden. Wieso kommt die Hausfrau ihrem Liebling nicht entgegen? Schemeikka fragt, was mit den herumstehenden Körben sei. Nun, die früheren Bräute haben etwas zu essen gebracht. Die neue Sommerbraut soll leben. Gemäß rustikalem Brauch werfen die Männer Marja zweimal in die Luft. Marja versucht wegzulaufen, aber Schemeikka holt sei ein und fasst sie am Ellenbogen. Marja soll hier bleiben, denn jetzt gäbe es ein Freudenfest. Hat sich seine Liebste überhaupt nicht nach ihm gesehnt? Er konnte leider nicht früher kommen. In Frieden lassen soll er sie. Sie möge jetzt in ihrer Eigenschaft als Inselherrin für alle bitte etwas zu essen machen. Die Leute sollen sich ihr Essen selber herrichten. Sie wird jetzt das Essen machen, herrscht Schemeikka sie an. Hat sie das verstanden?
Während die Männer in der Sauna sind, bittet Marja den Fischer, ihr mit seinem Boot bei der Flucht behilflich zu sei. Sie macht ihm Vorwürfe, weshalb er ihr von den herrschenden Zuständen nichts gesagt habe. Aber sie hat ihn doch nie danach gefragt. Sie habe nicht geglaubt, dass sie danach fragen müsse. Der Fischer erklärt ihr ganz offen, dass er sich nicht traut, ihr bei der Flucht zu helfen. Wenn Schemeikka das erfährt, bricht er ihm jeden Knochen einzeln. Er rät ihr, dass sie tun soll, was Schemeikka will. Die anderen Mädchen haben das auch so gehalten. Aber sie wird nicht so reagieren, trotzt Marja.
Schemeikka kommt aus der Sauna und ruft nach ihr. Wo steckt das Liebchen? Es soll endlich kommen. Kann sie sich nicht ein bisschen beeilen? Los jetzt! Er will nach ihr greifen, doch Marja stößt ihn so heftig weg, dass er strauchelt. Schemeikka wird wütend. Was soll das? Ist sie toll geworden?
Er soll sie gehen lassen. Jeden Sommer und jedes Jahr hat er eine andere. Glaubt sie etwa, sie sei sein erstes Mädel? Sie wird auch nicht die letzte sein. Warum hat er sie überhaupt hierher gebracht? Wieso hierher „gebracht“? Sie selbst ist doch von ganz allein in sein Boot gestiegen. Marjas Trotz erlahmt. Sie weint. Was soll jetzt aus ihr werden? Nun, die Mutter wird sich ihrer annehmen, so wie sie das mit den anderen Mädchen, die er mitbrachte, auch gemacht hat. Aber sie wird nicht dort hingehen, um sich den Verflossenen zu gesellen. Möchte sie lieber, dass er sie in sein Boot nimmt und sie dorthin zurück trägt, von wo sie gekommen ist? Möchte er lieber, dass Juha für das Kind sorgt? Sie kann ihm doch sagen, dass es von ihm ist, antwortet Schemeikka ungerührt. Das geht nicht, antwortet Marja. Dann soll sie Juha doch einfach sagen, dass sie sich den Balg von ihrem Beschützer eingefangen hat. Will Schemeikka wirklich sein Kind verschenken? Ach, das hat er früher auch schon gemacht und die Mutter dazu gegeben.
Dann besinnt sich Schemeikka eines anderen und lenkt ein. Marja soll bitte nicht weggehen. Es war nur Spaß. Wenn sie selbst es nicht will, braucht sie auch nicht fortzugehen. Irgendwann wird er sie zur Bäuerin machen. Beizeiten wird Juha sterben und dann ist der Weg zum Pfarrer frei. Auf ein Kind mehr oder weniger kommt es nicht an. Es wird mit den anderen Buben spielen. Wenn Marja weint, sei sie noch schöner als sie ohnehin schon ist. Das Schlenkerbein soll nur aufhören mit seinen Sprüchen. Ihr Kind wird er nie seine Hammelherden hüten sehen. Es steht ihr ganz gut, wenn sie ein bisschen wütend ist und auf ihn einschlägt. Marja lässt sich nicht zweimal auffordern und schlägt hart zu.
Solche Behandlung ist Juha von seinen Mädchen nicht gewohnt und er schreit vor Schmerz. Der Vorhang ist im Begriff sich zu senken und Marja lässt von ihm ab, nachdem die Vernunft sich regt.
Viertes Bild:
Marja hat sich dem Leben auf Schemeikkas Hof schließlich doch gefügt, doch immer wieder muss sie den inneren Aufruhr niederkämpfen.Tatsächlich hat sei ein Söhnchen zur Welt gebracht und die Bäuerin kümmert sich liebevoll um beide. Marja sitzt auf der Bank und strickt. Mit dem Fuß bewegt sie die Wiege. Die Bäuerin bietet an, auf das Kind aufzupassen, während sie sich zum Mittagessen zu den Mädchen setzt. Emäntä weiß, dass sie sehr stolz ist und der Zorn in Marja immer noch weiterschwelt. Sie verbittert ihr armes Herz und der Kleine weint immerfort. Wie könnte es anders sein? Der Kleine weint nach dem Vater. Es wird nicht mehr lange weinen, denn bald wird der Vater kommen. Gewiss wird er reichlich Beute mitbringen. Marja behauptet, sie würde es am Liebsten sehen, wenn er ganz wegbliebe.
Schemeikkas Mutter erklärt der Aufsässigen, dass sie ihrem Sohn Unrecht tue. Wäre sie nicht die Frau eines anderen, könnte sie längst ihre Schwiegertochter sein. Obwohl sie sich für ihren Sohn immer ein Mädchen von vornehmer Abkunft aus einem feinen Haushalt gewünscht hat, ist sie akzeptiert. Sie soll jetzt gehen, bevor das Essen kalt wird, denn sie passe auf das Kind auf. „Heia, ja, ja Heia! Jetzt kommt der Kleine zur Omama.“ Gewiss wird er einmal ein guter Holzfäller werden. Marja bricht in verzweifeltes Weinen aus. Ewig der gleiche Zirkus! Was hat sie eigentlich? Es geht ihr doch gut. Sie hat zu Essen und ein Dach über dem Kopf. Immerzu weint sie! Emäntä kann es bald nicht mehr hören. Die Bäuerin verlässt das Zimmer und Marja betrachtet liebevoll ihren Sohn: Nie wird er seines Vaters Knecht. Das schwört sie jetzt. Wie ihr es auch ergehen mag - in diesem Haus bleibt sie nicht.
Auch Anja fühlt sich ihrer Nachfolgerin freundschaftlich verbunden und mahnt sie, nicht immer so trübselig zu sein. Marja sagt, dass sie sich wundere, weil sie nicht niedergedrückt sei. Sie habe er doch auch sitzen lassen! Anja ist nicht so stolz wie Marja. Wenn er sie satt hat und zu einer anderen geht, so denkt er doch oft an sie und kommt gern zurück. Und damit sei sie ganz zufrieden? Sie lässt sich streicheln als wäre sie eine Hündin. Natürlich, wenn er kommt schlingt sie die Arme sogleich um seinen Hals, weil er dann jedes Mal ganz lieb zu ihr sagt, dass es keine gäbe, die so zärtliche Arme habe wie sie. Marja fängt wieder an zu weinen. Genau dasselbe hat er zu ihr auch schon gesagt.
Anja wird nach draußen gerufen. Marja soll auf sie warten, denn sie wird nicht lange fortbleiben. Von draußen ertönt Hundegebell. Eine männliche Stimme versucht, die Tiere zu beruhigen. Marja schaut durch das Fenster und gewahrt Juha. Blitzschnell schließt sie das Fenster wieder und sinkt fassungslos auf die Sitzbank. Hat er nach ihr gesucht? Was hat er im Sinn? Will er sie erschlagen? Sie überlegt, ob sie das Kind vorher in Sicherheit bringen muss. Anja kommt hereingestürmt und erklärt, dass Juha hier sei. Hat sie erfahren können, was er will? Nein, Keineswegs! In weiser Voraussicht hat die Bäuerin allen verboten, im Fall des Falles etwas zu verraten. Marja bittet die Freundin, wenn Juha sie entdeckt, zu sagen, dass der Kleine von ihr sei und sie damals mit Gewalt weggeführt wurde.
Die Verängstigte brauche nichts zu fürchten. Ihr Mann habe seine Skier wieder angeschnallt und jage den Hang hinunter. Anja liest der Freundin nun die Leviten: Der Mann könne einem Leid tun. In jedem Haus des Ortes habe der Unglückliche nach ihr gesucht. Auch er habe für sie ein Haus gebaut und sie bringe es fertig, ihn zu verlassen. Kaltschnäuzig erklärt die Zurechtgewiesene, dass sie sich schon oft gewünscht habe, dass Juha tot wäre, damit sie etwas Besseres kriegen könne. Aber Sie war doch sein ganzes Glück.
Nun besinnt Marja sich eines anderen und eilt zur Tür. Fast wäre sie mit der Altbäuerin zusammenstoßen. Man soll sie fortlassen! Sie will dahin zurück, von wo sie gekommen ist. „Talven selkään? Tuskin kuukautisen lapsen kanssa? Lumisille saloille sen kera nääntymään? - Jetzt im tiefen Winter, mit dem Kind, das keinen Monat alt ist? In den tiefen Schnee hinaus? Erfrieren werdet ihr!“ Die Altbäuerin entrüstet sich, denn Marja erklärt, was es schon mache, wenn sie beide sterben würden. Nun versperrt Emäntä ihr den Weg und spricht Klartext, denn sie will sich den Schwachsinn nicht länger anhören. Selbst mag sie gehen, wohin sie will, doch der Junge bleibt hier und damit basta! Nein, es sei ihr Kind! Die Oma widerspricht: Das sei Schemeikkas Kind. Sie solle so etwas nicht noch einmal sagen. Andernfalls wird ihr das Kind weggenommen, und man wird dafür sorgen, dass sie eingesperrt wird.
Von draußen dringt Lärm in die Stube. Schemeikka und seine Männer kehren von ihrem Beutezug zurück. Anja freut sich, dass Schemeikka heute besonders aufgeräumt ist und sie herzlich an sich gedrückt habe. Sie beeilt sich, es Marja zu berichten. Diese soll sich mit dem Umziehen ein bisschen beeilen. Die Bäuerin habe den Mädchen frische Gewänder zugeteilt - alle von gleichem Stoff und einheitlichem Schnitt, damit keine sich einbildet, etwas Besseres zu sein. Marja nimmt ihr Kind und begibt sich bitter lachend in ein Nebenzimmer.
Die Männer sind froh, wieder daheim zu sein. Wo sind die Mädchen, wo die Getränke und wo die Spielleute? Schemeikka verkündet, dass jeder sich sein Schätzchen holen soll, denn jetzt wird gefeiert. Schemeikka hat sich wieder ein neues Sommerliebchen erobert. Diesmal ist es eine Russin. Man sieht es an der Kleidung und hört es an der Sprache. Serafina nennt sie sich und blickt hochnäsig auf die Weißmeer-Karelier herab. Ein stattliches Paar, der junge Herr und die Fremde! Schemeikka wirbelt sie ausgelassen im Kreis. Er ist erhitzt, nimmt einen kräftigen Schluck und tritt hinaus, um sich ein wenig den Abendwind um die Schläfen streichen zu lassen.
Marja tritt in zerrissenen Kleidern auf ihn zu und redet ihn an: „Tässä olen, tunnetko vielä - So, da bin ich! Kennst du mich wieder?“ Im Dunkeln erkennt er Marja nicht sogleich und nimmt eine Fackel von der Wand. Er mustert sie zunächst abschätzend und dann will er sich desinteressiert abwenden. Marja blickt trotzig zurück und schlägt ihm dann die Fackel aus der Hand, dass sie verlöscht.
Fünftes Bild:
Der Sommer zeigt sein freundliches Gesicht. Anoppi missbilligt, dass Juha ständig am Fenster steht und Ausschau hält, ob Marja nicht doch den Weg nach Hause zurückfindet. Es kann doch sein, dass sie eines Tages von dort zurückkommt, wohin sie so gern gewollt hat, höhnt am Spinnrad sitzend die zynische Alte. Mag sein, dass sie nie zurückkommt, aber Juha versichert seiner Mutter, dass beide keine Nacht gleichzeitig im Haus verbringen werden, wenn das Wunder doch geschieht. Dann wird sie am besten gleich gehen. Erbost schiebt Anoppi den Spinnrocken in die Ecke und knallt die Tür hinter sich zu. Kaisa sucht vergeblich, Juha zu beschwichtigen. Sie kann es sich auch nicht vorstellen, beruhigt sie ihn, dass die Entschwundene ohne Gewaltanwendung dem Hof den Rücken gekehrt hat. Wahrscheinlich hat sie deshalb nicht um Hilfe gerufen, als sie ins Boot gedrängt wurde, weil sie vor Schrecken stumm war. Kaisa könne nichts dafür, wenn andere behaupten, dass sie ihm gar nicht so ungern ins Boot gefolgt sei. Nun, Kaisa soll nicht weinen! Als die Magd das Zimmer verlassen will, prallt sie fast mit der schimpfenden Anoppi zusammen. In zerrissenen Kleidern ist Marja tatsächlich zurückgekehrt und die Schwiegermutter versperrt ihr den Zugang in die Wohnung. „Weißt du, was Du bist? Eine elende Russenhure!“ wird die Ankommende auf das Übelste beschimpft. In äußerster Erregung packt Juha die Alte und wirft sie aus dem Haus.
Juha geht Marja langsam entgegen: „Kä-käy sisään, käyhän siään.“ Sie solle bitte kommen. Die Schwiegermutter wird ihr ab heute nichts mehr tun, denn sie wird den Hof verlassen. Marja reagiert kaum hörbar. Ihretwegen sei es nicht notwendig, dass die Schwiegermutter gehen muss. Kaisa wird gerufen, sie soll aufhören mit Weinen und etwas zu Essen machen, denn Marja habe gewiss Hunger. Ist Marja es wirklich? Wie viel Böses haben die Menschen ihr angetan? Juha befiehlt der Magd, sich zu beeilen, nimmt Brot und Fleisch aus dem Schrank und setzt es Marja vor.
Marja möchte sich zuvor lieber ein bisschen hinlegen, denn zum Essen sei sie zu erschöpft. Wie hat sie den beschwerlichen Weg nur ertragen? Das war schon ein Problem. Zunächst irrte sie umher und sah dann plötzlich das ihr vertraute Anwesen. Juha ist innerlich tief bewegt: So zeigte ihr sein Hügel ihre Heimat! Marja bestätigt es. Juha fühlt sich schlecht, weil er sie nicht geholt hat. Doch, einmal sei er gekommen! Woher will sie das wissen? Nun, Sie selbst sah ihn kommen und gehen. Und warum hat sie nicht nach ihm gerufen, als sie ihn sah? Sie habe es nicht gewagt, denn die Anderen hätten sie beide gewiss sofort erschlagen. Juha ist bestürzt - sie war dort und er hat es nicht ahnen können.
Marja denkt sich blitzschnell eine Geschichte aus. Sie sei besorgt um das Kind eines anderen Mädchens gewesen, welches zum Hof gehöre und schlecht behandelt wurde. Das Mädchen war immer gut zu ihr und hatte gefleht, mit ihrem Kind mitkommen zu dürfen. Marja ist sicher, dass sie eines Tages trotzdem herkommt, um in ihrer Nähe zu sein und das Kind mitbringt.
Selbstverständlich darf sie kommen, wenn sie gut zu seiner Marja war. Juha ist die Güte selbst, ergreift Marjas Hand und bittet sie, ihm noch einmal zu verzeihen. Er ahnt nicht, dass Marja ihm eine Geschichte aufgetischt hat. Juha schluchzt, er habe zuerst geglaubt, was die Leute sagen, dass sie gern fortgegangen wäre. Einige Opernbesucher ziehen nun ihre Tempo-Taschentücher, um sich zu schnäuzen.
Wie hat der Bösewicht sie nur in sein Boot bringen können? Aber für einen Mann ist es doch nicht so schwer, ein schwaches Weib zu packen! Das ist richtig und später hat er ihr dann Gewalt angetan. Ach, glaubt der liebe Juha etwa, Schemeikka hätte auf so etwas verzichtet? Dafür wird Juha den gemeinen Verbrecher umbringen!
Marja wirft sich ängstlich an Juhas Brust und bittet ihn, sie leben zu lassen. Wieso denkt sie, dass er ihr etwas tun könnte? Um Vergebung muss sie ihn bitten! Er versteht nicht, was sie meint. Er soll sie gehen lassen. Sie will sich in den Wasserfall stürzen oder sich sonst etwas antun. Er umarmt sie aufs Neue. Eine Lügengeschichte habe sie ihm erzählt. Was für eine? Nun, das Kind sei nicht von der anderen. Marja weint herzzerreißend. Um Himmels Willen! Ursprünglich wollte sie ihr Kind heimlich herbringen lassen. Aber jetzt will sie nicht mehr, selbst wenn sie es nie mehr zu Gesicht bekommt.
Juha schlägt vor, dass sie demnächst gemeinsam losgehen, um es zu holen. Ach nein, das könnte er doch niemals tun, auch wenn er es sagt. Es ist nämlich Schemeikkas Kind. Ach, du lieber Himmel! Marja soll nicht weinen, denn sie sei sein ganzes Glück. Juha will seine unsägliche Rührung nicht vorführen und sagt, er gehe jetzt in die Küche, die Milch holen.
Marja wird von Gewissensbisse gequält, während der Vorhang sich schließt.
Sechstes Bild:
Anja, Schemeikka und Marjas Kind haben eine kleine Familie gebildet und sich auf der Insel mit der kleinen Fischerhütte, auf der Marja damals abgesetzt wurde, einquartiert. Schemeikka befindet sich in der Sauna, während Anja überrascht feststellt, dass die Haustür zur Wohnung offensteht. Sie schlägt die Hände über dem Kopf zusammen, als Marja ihr entgegenkommt. Oh, ist das eine Überraschung, hat Marja ihren Besuch im Hof auch vorher angemeldet? Wie hat sie nur hergefunden? Anja spricht von ihrem schlechten Gewissen, weil sie die Freundin nie besucht hat. Aber Schemeikka hatte es ihr verboten, denn sein Kind wollte er nicht verlieren und sie auch nicht. Den ganzen Sommer waren sie auf der Insel und haben zu dritt eine glückliche Zeit verlebt. Marja fragt höhnisch, ob er sich für diesen Sommer denn kein neues Mädchen ausgesucht habe.
Der arme Schemeikka hat solch ein Pech gehabt. Die Menschen sind wirklich extrem bösartig. Das Russenweib ist ihm im letzten Winter davongelaufen. Serafina hat ihn ausgenommen wie eine Weihnachtsgans. Für die übrigen Mädchen ist nichts übrig geblieben - kein schöner Stoff und keine Spange. Schemeikka hat sich den Verrat der Russin sehr zu Herzen genommen. Es fiel ihm schwer zu glauben, dass er hereingelegt wurde, da er in Serafina sehr verliebt war. Auch als Marja ihn damals verließ, sei er sehr traurig gewesen. Mit seinem Hund hat er ihre Spur aufgenommen, aber der Vorsprung sei wohl doch zu groß gewesen.
Marja soll einmal schauern, wie süß ihr Söhnchen geworden ist. Der Kleine ist Papas Liebling. Er nimmt ihn immer auf den Schoß und redet mit ihm. Sie geht jetzt zu Schemeikka um ihm zu verkünden, dass sie nun doch endlich zurückgekommen sei.
Marja erklärt, dass sie Schemeikka überhaupt nicht sehen will. Sie wird ihr Söhnchen nehmen und dann sofort wieder gehen. Anja ist erschrocken. Warum will sie wieder gehen? Denkt sie etwa, sie sei ihr im Wege. Sie gibt ihn ihr von Herzen, damit er glücklich mit ihr ist. Sie möchte nur gern auch in der Fischerhütte in der Nähe bleiben, ihre Dienerin sein und auf das Kind aufpassen. Ihr Bett wird sie in der Sauna aufschlagen. Wenn sie es jedoch ausdrücklich wünscht, kann sie auch ganz weggehen.
Anja kann den Kerl gern behalten, denn sie hat jetzt einen anderen, der für sie sorgt. Ach, ist sie immer noch böse auf Schemeikka - glüht der Hass immer noch? „Das muss wohl so sein!“
Schemeikka kommt aus der Sauna, ist verblüfft und bleibt dann fröhlich lächelnd in der Tür stehen. „Marja, tulit sentään!“ In diesem Moment kommt Juha den Weg vom Strand herauf. Schemeikka ist irritiert und mustert ihn. „Ach, hallo, wir haben weit gereiste Gäste im Haus!“ Aufgeräumt heißt er Juha willkommen. „Oder soll es heute noch weitergehen?“
Kurz und bündig stellt Marja klar: Sie seien lediglich hergekommen, um das Kind zu holen. „Das Kind zu holen?“ Zu Juha gewandt fragt Schemeikka, ob er das auch will. Juha bestätigt, dass es es sich so verhält! Schemeikka ist zuerst verdutzt und weiß sich dann vor Lachen kaum zu halten. Und ihr Mann - weiß er es? „Er weiß es!“
Schemeikka kann sich nicht beherrschen und lacht grölend lauf auf. Juha will wissen, weshalb er lacht und geht drohend einen Schritt auf ihn zu. „Schau, schau, zu zweit sind sie gekommen! Dann nimm dir, du blöder Alter, was dir gehört!“ Anja sieht die drohende Gefahr und zieht Schemeikka warnend am Ärmel.
Doch es ist bereits zu spät. Juha hat plötzlich eine neben ihm stehende Saunabank ergriffen und stürzt sich mit Urgewalt auf das Lästermaul. Der Bedrohte versucht mit der Hand sein Gesicht zu schützen, doch der Schlag mit der handlichen kleinen Bank zerschmettert seinen Arm. Schemeikka will in der Sauna Schutz suchen, doch ein zweiter Schlag zertrümmert ihm das Bein. Der Getroffene windet sich vor Schmerzen und erwartet nun den Todesstoß, doch Juha haut nicht zu. Das Opfer liegt keuchend am Boden und schlägt vor, ihn doch endlich zu töten. Juha sagt, dass er es damit nicht eilig habe. Der Werwolf soll seine Zähne fletschen und seine Fratze zeigen. Anja kommt nun herbei und will ihren Abgott mit ihrem Körper abdecken, um weitere Beschädigungen fernzuhalten. Doch Juha schiebt sie einfach zur Seite.
Nun ist es an Juha zu höhnen. Hakennase und schlapper Krummfuß, habe er ihn genannt. Als sein Gast habe er ihm am hellen Tage die Gattin von Hof gestohlen. Da liegt er nun, der prächtige Karelier. Hat er noch einmal Lust auf eine Umarmung?
Anja zieht Juha am Arm und bettelt, dass er dem Schwerverletzten nichts mehr tun und ihn leben lassen möge, er habe ihm doch gar nichts Böses getan. Was sagt sie da? Schamlos habe der Unhold ihm das Liebste geraubt, was er hat.
Schemeikka hat offenbar noch nicht genug. „Raubte ich sie?“ fragt er höhnisch. Jawohl, es war Raub und mit Gewalt habe er sie genommen. Sachlich richtig sei das nicht, korrigiert der körperlich Unterlegene. Ganz von selbst sei sie ihm in die Arme gelaufen.
Juha hebt nun die herumliegende Axt vom Boden auf, doch Anja wirft sich erneut schützend vor den Bedrohten. Sie erklärt, dass Marja ihm aus eigenem Willen gern folgte. Sie liebte Schemeikka und ihr Mann sei ihr verhasst und widerwärtig gewesen. Marja habe sich gewünscht, dass er sterben möge. Sie hat auch gesagt, dass sie niemand so lieb hat wie Schemeikka!
Dieser liegt am Boden, verzieht vor rasendem Schmerz das Gesicht und fällt in Bewusstlosigkeit.
„Oh weh, der Mörder hat ihn zum Krüppel geschlagen“, kommentiert Anja. Marja steht regungslos vor Schmerz. Juha will eine Erklärung. „Oh, was habe ich dir angetan, verzeih mir!“ Die Entschuldigung ist diesmal echt.
Er hat sie also nicht gezwungen und ihr auch keine Gewalt angetan? Kaum hörbar bestätigt Marja, dass es sich so verhält. Juha möchte alles von ihr bestätigt haben, was Anja behauptet hat. Marja kann nur mutlos den Kopf hängen lassen und weinen. Juha wirft die Axt von sich und schickt sich an, sich zu entfernen. Sie soll es sich wohl ergehen lassen, er gehe jetzt zum Wasserfall, sein Leben sei nicht mehr heilzumachen. „Juha!“ ruft Marja ihm verzweifelt nach. Anja nimmt den Jungen in der Arm, der völlig eingeschüchtert nicht versteht was vorgeht.
Letzte Änderung am 24.3.2011
Beitrag von Engelbert Hellen