Peter Maxwell Davies (1934-2016):
Entstehungszeit: | 1962-68 und 1970 |
Uraufführung: | 12. Juli 1972 in London |
Besetzung: | Soli und Orchester |
Spieldauer: | ca. 130 Minuten |
Erstdruck: | London und New York: Boosey & Hawkes, 1972 |
Verlag: | London und New York: Boosey & Hawkes, 1984 |
Bemerkung: | Als einen Verschnitt von Pfitzners „Palestrina“ in der Kombination mit Orffs „Carmina Burana“ könnte man Davies' Erstling ansehen, wenn man leichtfertig oder böswillig urteilen wollte. Doch Peter Maxwell Davies gibt wie gewohnt reichlich Würze und spart nicht an Dissonanzen, damit die Besucher bei dem faden Text nicht einschlafen. |
Opus: | J 138 |
Art: | Oper in 2 Akten |
Libretto: | Peter Maxwell Davies |
Sprache: | englisch |
Ort: | England |
Zeit: | während der Renaissance |
John Taverner: | ein englischer Kirchenmusiker der Renaissance (Tenor) |
Der Narr: | gemeint ist der Tod (Bariton) |
Der weiße Abt: | Vorsitzender der Inquisition (Bariton) |
Der König: | gemeint ist Heinrich VIII. (Bass) |
Der Kardinal: | gemeint ist Wolsey (Tenor) |
Richard Taverner: | ein Advokat (Bass) |
John Taverner steht unter Anklage wegen des Verdachts der Häresie, weil er der Lehre Martin Luthers gefolgt ist. Der „weiße Abt“, der dem Inquisitionsgericht vorsteht, benutzt die Attribute „Musician, Blasphemer, Corruptor“ und „Heretic“ für ihn, um ihn zu verderben. Wortreich verteidigt wird er von Richard Taverner, vermutlich ein verwandter Anwalt. Der Chor erläutert dem Opernpublikum die Vorgänge, damit es die Bemühungen des Konzils auch versteht. Die Zeichen stehen für John nicht ungünstig, denn er hat den Kardinal auf seiner Seite. Ohne Taverner läuft gar nichts, denn er ist für die Liturgie zuständig und macht seine Sache gut. Während die Mönche singen, reflektiert er über seinen eigenen Stellenwert und debattiert mit seinen Anhängern über den religiösen Gehalt und die handwerkliche Ausführung.
Die Szene wechselt von der Kapelle zum Thronsaal. Der König gibt dem Kardinal Instruktionen, auf welche Weise er ihm zu gehorchen habe. In der Sache geht es um die Ehescheidung des Monarchen. Es ist wie verhext, man kommt zu keinem Resultat. Der Opernbesucher gewinnt den Eindruck, dass die beiden Gegenspieler Marionetten in der Hand des Narren sind, der symbolisch für den Sensenmann steht.
Der Letztere hält ihn ständig unter Dampf. Er ist es Leid, sich von billigen religiösen Stunts beherrschen zu lassen und befürwortet, mit dem Schwert gegen die Katholiken zu Felde zu ziehen.
Die Gerichtsbarkeit wird nun spiegelverkehrt gehandhabt. Der weiße Abt ist der Angeklagte und John darf ihn richten. Das Verbrechen des Katholiken besteht darin, dass er nicht geneigt ist, dem Zug der Zeit zu folgen und seine religiösen Anschauungen zu wechseln. Das Glücksrad der Fortuna eiert, weil es vom Narren durchgerüttelt wird.
Wieder geht es in den Thronraum. Monarch und König diskutieren unter der Leitung des Narren über den Fortschritt der Reformation. In der Kapelle singen Mönche einen Benedictus, den John komponiert hat. Gesegneter Wein lockert die Stimmbänder. Taverner tadelt sich in einem Anflug von Depression, weil er mit religiösen Gepflogenheiten und Wahrheiten zu gutgläubig umgegangen ist. Er denkt, dass er den besseren Teil von sich selbst fahrlässig vernichtet hat.
Die finale Szene bringt das große Tableau. Der weiße Abt ist dazu gebracht worden, gemessenen Schrittes den Scheiterhaufen zu besteigen.
Letzte Änderung am 18.5.2012
Beitrag von Engelbert Hellen