Entstehungszeit: | 1900 |
Uraufführung: | 8. Dezember 1900 in Paris |
Besetzung: | Orchester |
Spieldauer: | ca. 30 Minuten |
Erstdruck: | Paris: Heugel, 1900 |
Art: | Tragödie in fünf Akten von Jean Racine |
Sprache: | französisch |
Thésée / Theseus: | König von Athen |
Phèdre / Phaedra: | Theseus' Gattin |
Hippolyte / Hippolytus: | Sohn von Theseus und Antiope, der Königin der Amazonen |
Aricie / Aricia: | Prinzessin |
Œnone / Oenone: | Phaedras Amme und Vertraute |
Théramène / Theramenes: | Hippolytus' Lehrer |
Ismène: | Vertraute der Aricie |
Phèdre, die Gattin des Theseus, ist ihrem Stiefsohn Hippolyte in unerlaubter Liebe verfallen. Da sie keine Möglichkeit sieht, ihre Leidenschaft an den Mann zu bringen, übt sie klugerweise Stillschweigen. Die Situation ändert sich, als irrtümlich der Tod ihres Gatten ausgerufen wird. Sie denkt, dass sie nun offen und ehrlich ihre Gefühle bekennen kann, stößt aber auf Zurückweisung, denn der Stiefsohn liebt die Prinzessin Aricie. Phèdre entreißt ihm das Schwert, um sich in Wahrung ihrer Ehre selbst zu töten. Theseus ist zurück, und die Intrigen nehmen ihren Lauf. Verbal eilt die Amme ihrer Herrin zur Hilfe und bezichtigt den Prinzen, sich der Stiefmutter in sinnlicher Weise genähert zu haben. Theseus verflucht seinen Sohn. Phèdre bekommt Gewissensbisse und möchte die Situation richtigstellen, indem sie sich selbst belastet. Das Bedürfnis nach korrekter Auslegung hält nur so lange an, bis die Bußwillige erfährt, dass Aricie ihre Rivalin ist. Hippolyte kommt durch einen Unfall mit seinem Wagen ums Leben. Der Sinn für Gerechtigkeit siegt über ihre Eifersucht. Schonungslos hält Phèdre eine flammende Anklage gegen sich selbst, sieht sich aber nicht als Alleinschuldige und verweist auf göttliches Ränkespiel. Der Giftbecher beendet ihre Seelenqual und bringt ihr schnellen Tod.
Die Bezeichnungen der instrumentalen Einlagen:
Ouvertüre
Sacrifice
Offrande
Marche des Athéniens
Hippolyte et Aricie
Implaration à Neptun
Jules Massenet erlangte Weltruhm durch seine Opern, deren Popularität von Jahr zu Jahr anstieg. Mehr als die Hälfte von knapp 30 Opern sind inzwischen auf Tonträger greifbar. „Manon“ und „Werther“ erreichen hohe Aufführungsziffern. Der Komponist legte Wert darauf, dass auch sein symphonisches Schaffen zur Kenntnis genommen wird. In der Tat fand es wenig Beachtung, da es ganz im Schatten seiner Opern stand.
Der Begründer des Pasdeloup-Orchesters bestellte bei dem Modekomponisten eine Konzert-Ouvertüre. Massenet gab seinem Opus den Namen „Phèdre“, benannt nach der Gattin des Theseus, und überstellte ihr als Motto einen Vers von Racine: „Ce n'est plus une ardeur sans mes veines cachées, c'est Vénus tout entière à sa proie attachée“ (Es ist keine geheime Glut in meinen Adern, es ist Venus, ganz auf ihr Opfer versessen).
Fast 30 Jahre später erhielt Massenet vom Direktor des Theâtre l'Odéon den Auftrag, eine vollständige Bühnenmusik zu dem Schauspiel von Racine zu komponieren. Mit Freuden griff er auf die fertige Ouvertüre zurück und ergänzte diese um einige Zwischenspiele und Einlagen. Die Qualität war außerordentlich, so dass die Bühnenmusik auch isoliert vom Drama als Symphonische Suite im Konzertsaal aufgeführt werden konnte. Selbst Claude Debussy, ansonsten dem erfolgreichen Opernkomponisten nicht gerade wohlgesonnen, konnte sich einer positiven Beurteilung nicht enthalten.
Letzte Änderung am 7.12.2007
Beitrag von Engelbert Hellen