Albert Lortzing (1801-1851):

Der Wildschütz

Allgemeine Angaben zur Oper

Untertitel: Die Stimme der Natur
Entstehungszeit: 1842
Uraufführung: 31. Dezember 1842 in Leipzig
Opus: LoWV 58

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[Details]
Der Wildschütz (Walhall, ADD/m, 1958)
Albert Lortzing (1801-1851)

Zur Oper

Art: Komische Oper in drei Akten
Libretto: Albert Lortzing

Vorbemerkung

Die Gräfin von Eberbach hat ihren Bruder, den Baron Kronthal, seit frühster Kindheit nicht mehr gesehen. Sie kennt ihn daher nicht, obwohl er sich in ihrer unmittelbaren Nähe, als Stallmeister im Schlosse ihres Mannes, aufhält. Ebenso hat Graf Eberbach seine Schwester, die vor kurzem verwitwete Baronin Freimann, seit vielen Jahren nicht mehr zu Gesicht bekommen, so dass sie ihm unbekannt geworden ist.

Handlung

1. Akt:

Ländliche Gegend mit dem Hause des Schulmeisters und dem Gasthof. Der Schulmeister Baculus feiert seine Verlobung mit dem hübschen, jungen Gretchen. Seine Freude wird durch einen Brief des Grafen gestört. Baculus beichtet seinem Gretchen den Tatbestand: er hat sich nämlich durch Wildern einen billigen Festbraten verschaffen wollen, wurde aber dabei erwischt und nun vom Grafen seines Postens enthoben. Das Brautpaar sinnt auf ein Mittel, den Grafen umzustimmen. Gretchen will als Fürsprecherin aufs Schloss gehen, da des Grafen Schwäche für das schöne Geschlecht bekannt ist. Damit ist aber der eifersüchtige Schulmeister nicht einverstanden. Unerwartet naht Hilfe. Baronin Freimann, in Begleitung ihrer Zofe Nanette, will als Student verkleidet zunächst einmal unerkannt Bruder und Schwägerin kennenlernen. Sie erscheint den beiden als Retterin in ihrer Not mit dem Vorschlag, sich in Gretchens Kleidern aufs Schloss zu begeben und des Grafen Verzeihung zu erbitten. Doch in diesem Augenblick naht der Graf selbst mit seiner Jagdgesellschaft, ist entzückt von dem hübschen Gretchen und noch mehr von der Studenten-Baronin in ihrer Bauerntracht und ihrem Liedvortrag. Er lädt alle Anwesenden zu seiner Geburtstagsfeier auf das Schloss ein.

2. Akt:

Billardsalon beim Grafen Eberbach. Die Dienerschaft hört gelangweilt der überspannten Gräfin zu, die - dem damaligen Zug der Mode folgend - aus Dichtungen des Sophokles vorliest, obwohl niemand etwas davon versteht. Baculus, der die Gräfin für sich gewinnen möchte, wird vom Haushofmeister Pankratius in "Sophoklex" eingeführt, damit er durch ein paar hingeworfene griechische Zitate Eindruck auf sie machen kann. Die Gräfin erscheint mit dem Baron, in dem sie aber noch nicht ihren Bruder erkannt hat, der ihr vielmehr zum Scherz seine Liebe gesteht, was sie sehr gerne hört. Die von Baculus aus dem Zylinder abgelesenen griechischen Brocken verfehlen nicht ihre Wirkung auf die Gräfin, sind aber bei dem plötzlich auftretenden Grafen fehl am Platze, der seinen entlassenen Schulmeister vor die Tür setzt. In seiner Verzweiflung ruft er seine angebliche Braut, die verkleidete Baronin, zu Hilfe, in die sich sowohl der Graf als auch der Stallmeister-Baron verlieben. Strömender Regen veranlassen Baculus und seine "Braut", im Schlosse zu bleiben. Graf und Baron versuchen einer den anderen aus dem Zimmer zu verscheuchen, um mit der Angebeteten allein zu sein. Da keiner der Nebenbuhler das Feld räumt, entschliessen sie sich zu einer Billardpartie, während Baculus in seinem Lehnstuhl sein Choralbüchlein vornimmt und die verkleidete Baronin Strümpfe strickt. Den Höhepunkt der wirkungsvollen Billardszene bildet das Auslöschen der Lampe. In der entstehenden Dunkelheit versuchen die Freier die vermeintliche Schulmeisterbraut zu erhaschen, machen dabei aber so viel Lärm, dass die Gräfin erscheint und die "Braut« zum diebischen Vergnügen des Schulmeisters, der sie ja für einen verkleideten Studenten hält, mit auf ihr Zimmer nimmt. Der Baron, der mit Baculus zurückbleibt, will dem Schulmeister seine Braut abkaufen und bietet ihm 5000 Taler. Ob dieser Summe gerät Baculus in einen wahren Taumel und berauscht sich an vielerlei Zukunftsplänen.

3. Akt:

Schlosspark. Seinen Geburtstag beginnt der Graf in bester Laune. Der Entschluss des Baron Kronthal, das liebliche Kind vom Lande zu seiner Frau zu machen, scheint ihm allerdings bedenklich. Nun kommt der Schulmeister und führt ihm für die 5000 Taler seine wirkliche Braut, das Gretchen, zu; aber der Baron hat natürlich das andere Gretchen gemeint, und in seiner Enttäuschung verrät der Schulmeister, dass es sich bei diesem Gretchen um einen verkleideten Studenten handelt. Baronin Freimann gibt sich dem Baron Kronthal als Schwester des Grafen Eberbach zu erkennen. Trotzdem wiederholt der Baron seine Liebeswerbung. Er habe sie als Bauernmädchen heiraten wollen, nun möge sie ihn als bürgerlichen Stallmeister nicht abweisen. Das vermeintliche Landmädchen wird durch die hinzukommende Gräfin vor den falschen Männern gewarnt; sie entführt ihr den Stallmeister. Graf Eberbach erscheint und freut sich, die Baronin allein anzutreffen. Er raubt ihr einen Kuss, den sie ihm als ihrem Bruder natürlich lachend gewährt. Dabei werden sie ausgerechnet von der Gräfin und dem Baron überrascht, der seiner aufbrausenden Schwester das ganze Rätsel löst. Die wechselseitige Liebe entschuldigt jeder mit der sogenannten »Stimme der Natur«. Der Schulmeister erhält volle Verzeihung, da er - wie sich herausstellt - keinen "gräflichen Rehbock", sondern in der Dämmerung nur seinen eigenen Esel erschossen hat.


Letzte Änderung am 25.4.2006