Friedrich Ludwig Æmilius Kunzen (1761-1817):
Holger, der Däne / Ogier the Dane / Ogier de Danemarche
Entstehungszeit: | 1789 |
Uraufführung: | 31. März 1789 in Kopenhagen |
Besetzung: | Soli, Chor und Orchester |
Erstdruck: | Kopenhagen: S. Sönnichsen, 1790 |
Art: | Oper in drei Akten |
Libretto: | Jens Immanuel Baggesen nach "Oberon. Ein Gedicht in vierzehn Gesängen" von Christoph Martin Wieland |
Sprache: | dänisch |
Ort: | im Libanon, in Bagdad und in Tunis |
Zeit: | zur Zeit Kaiser Karls des Großen |
Oberon: | König der Elfen (Sopran) |
Titania: | Königin der Sylphen und Sylphiden (Sopran) |
Holger Danske: | dänischer Sagenheld (Tenor) |
Kerasmin: | Schildknappe Holgers (Bariton) |
Buurman: | Sultan von Babylon (Bass) |
Rezia: | seine Tochter (Sopran) |
Bobul: | Sultan von Tunis (Bass) |
Almansaris: | Sultanin von Tunis (Mezzosopran) |
Langulaffer: | Prinz des Libanon (stumme Rolle) |
Weitere: | der Mufti (Bariton), ein Herold (Bariton), das Echo (Sopran) und weitere |
Der Elfenkönig Oberon ist mit seiner Gemahlin Titania zerstritten, denn eheliche Liebe und Treue hält die Feenkönigin für ein Märchen. Ihre Versöhnung und Wiedervereinigung steht in den Sternen. Die schmerzvolle Trennung dauert nun schon eine Ewigkeit an. Beide leiden darunter, aber keiner will nachgeben. Sie hatten Konditionen festgelegt und geschworen, sich daran zu halten. Diese sehen so aus, dass ein Menschenpaar gefunden werden muss, welche auch unter größten Schwierigkeiten, selbst unter Lebensgefahr, zusammenhält und sich treu bleibt. Gelingt der Test, soll dies der Beweis sein, dass es im Prinzip noch Treue gibt, auch wenn sie nur sehr selten vorkommt.
Am Horizont zeigt sich ein Silberstreifen. Das gesuchte Paar, welches die Erlösung bringen könnte, sind ein Dänenprinz und eine Prinzessin aus Bagdad. Die Schwierigkeiten sind erheblich. Er hat in Notwehr einen Sohn Karls des Großen erschlagen und muss eine Sühneleistung erbringen. Seine Aufgab besteht darin, dem Sultan in Bagdad im Angesicht des Hofstaats eine Locke aus dem Bart zu schneiden und seine Tochter Rezia vor aller zu Augen küssen, dann bleibt ihm die Todesstrafe erspart. Bei der Bewältigung der geographischen Entfernung und sonstiger Probleme verspricht der Elfenkönig Unterstützung.
Erstes Bild: DUNKLE NACHT
Der Sturm heult zwischen den Klippen und der Elfenkönig ruft verzweifelt nach seiner Titania. Er kommt sich verlassen vor und wünscht sich die entschwundenen glücklichen Tage zurück. Die lang entbehrte Gattin, die sein ganzes Herz füllt, soll zurückkommen. Doch nur das Echo seiner eigenen Stimme antwortet ihm höhnisch mit dem zuletzt gerufenen Wort „Titania!“ Oberon besinnt sich auf die geschlossenen Bedingungen und verzweifelt. Nirgends auf der Erde findet sich der Liebende, an dessen Schicksal das seine gebunden ist. Erdensöhne sind der Unbeständigkeit unterworfen und unter dem Monde wird er keinen einzigen treuen Liebenden finden - denkt der Ratlose. Doch dann kommt ihm Holger in den Sinn. Ihn wird er ausersehen, sein Schicksal zu wenden
Zweites Bild: EIN DUNKLER ZEDERN- UND PALMENWALD IM LIBANON
Auf dem weiten Weg nach Bagdad haben sich Holger Danske und sein Schildknappe Kerasmin verlaufen. Kerasmin hat Angstvor Gespenstern und bereut, sich auf das Wagnis eingelassen zu haben. Holger lacht ihn aus. Er selbst sei kein Angsthase, sondern denke an seine Aufgabe, für seinen Lehnsherrn, Kaiser Karl, des Sultans Bart zu fordern. Soll er etwa zittern, wenn er sich vorgenommen hat, auch seine Tochter zu küssen? Wenn er nicht mitkommen will, kann er gern umkehren.
Davon will Kerasmin nichts wissen, denn selbst zur Hölle würde er Holger folgen. Er schlägt seinem Herrn vor, eine Ballade zu singen. Oberon fühlt sich durch den Gesang angelockt und unter Blitz und Donner macht er seine Aufwartung. Er weiß, dass er auf dem Weg nach Bagdad ist, um dem Sultan den Bart abzuschneiden. Mit dieser Geste soll Kaiser Karls raues Zürnen versöhnt werden.
Oberon kennt Holger schon von der Wiege an, sein Beistand wird ihn begleiten und nicht verlassen, nimmt er sich vor. Durch die Verführung gleißende Schlinge soll er sich nicht beirren lassen, denn wenn ihn die Ruhe und das Glück verlassen, verlässt ihn auch Oberon. Deshalb soll er stark und treu sein bis in den Tod. Ihn harrt das schöne Los der Liebe und führt ihn ins Paradies. Der Chor der Geister kommentiert, dass derjenige, welcher den Dornenpfad der Tugend geht, das Paradies schon auf Erden erblüht. Kerasmin wird von Oberon getadelt:
„Doch Kerasmin, der bösen Leumund mir gemacht: Tat jemals Leid ich dir? Noch bebt wie Espenlaub der Schalk! Wohl denn, tanze und büße so der lockeren Jugend Sünden!“
Oberon statuiert ein Exempel und bläst ins Horn. Kerasmin beginnt zu hüpfen und hört nicht auf bis er zu vor Erschöpfung zu Boden fällt. Damit ist die Eigenschaft des Horns erklärt, der jeden Widersacher in ekstatischen Tanz versetzt bis er kampfunfähig umsinkt.
Als Zeichen seiner Freundschaft verschenkt Oberon das goldene Horn, den größten Schatz im Zauberreich der Elfen überhaupt, an Holger. Er soll sich das Zauberhorn um die Schultern hängen und nur in höchster Not mit Macht hinein blasen. Sofort wird Oberon zur Stelle sein und ihm zu Hilfe eilen. Zur Versöhnung bekommt Kerasmin einen Trinkbecher geschenkt, der niemals leer wird. Jetzt steht sein Zutrauen wie ein Fels, denn der Trank schmeckt ihm gut. Oberon verabschiedet sich und wünscht Holger, dass der Sieg ihn begleiten möge. Auf nach Babylon.
Drittes Bild: PRINZESSIN REZIAS SCHLAFGEMACH
Das goldene Licht des neuen Tages erquickt Rezia, als sie aus ihrem Traum erwacht. Was nähert sich von Westen? Diese Lichtgestalt hat sie schon öfters wahrgenommen. Es naht ihr Held, ihr Freund, ihr Engel und Beschützer. Die Morgenröte bringt ihr einen hellen Strahl von Hoffnung. Es wird aber auch Zeit, denn heute ist ihr Hochzeitstag mit einem unbeliebten Mann. Einen besonders hässlichen Namen hat er auch noch. Er heißt Langulaffer! Der schwarze blutige Barbar soll verschwinden und der blonde Held aus ihren Träumen soll wiederkommen, denn dieser sei ihr Bräutigam. Vor dem blitzenden Schwert des hohen, schönen milden Helden soll Langulaffer die Biege machen.
Der edle Held mit der freundlichen Miene, schlank und stolz wie eine junge Zeder, sinnt auf ihre Rettung - das weiß Rezia ganz genau!Doch wenn er sich nicht beeilt, gibt es nichts mehr zu retten. Wehe Rezia! Schon klirrt die Kette, die ihrer harrt. Noch heute wird sie die Wehrlose umschlingen, denn die schreckensvolle Stunde naht. Ihren Nacken wird sie unter dem Joch beugen und die verhassten Arme werden sie umschlingen. Verzweiflung, Ohnmacht, Martern und Tod warten auf sie. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt. Süße Zuversicht ist ins Herz zurückgekehrt. Doch wie lange hält sie noch durch? Wo ist sie überhaupt? Der Himmelstau soll nicht vertrocknen!
In einem großen Saal wird getanzt und dem Sultan gehuldigt:
BALLETT - GAVOTTE - BALLETT
Eine Gruppierung türkischer Sänger wechselt sich mit dem Opernchor ab. Unter Buurmans Zepter jauchzt der Süden und der Norden und Purpurglanz erleuchtet sein Gesicht. Vor des Turbans Herrlichkeit stürzen alle hin. Ihr Gut und ihr Blut gehören Buurman. Deshalb soll der Sultan ihnen zulächeln. Unwiderstehlich ist seine Macht, verursacht durch seiner Krone Pracht. In Frieden reifen Granatapfel, Feige und Pfirsich.
Nun lobt der Chor den Bräutigam. Ein Fels im Streit, der Christen Grauen, schirmt Langulaffer, stark und groß, unser Paradies! Umsonst ergrimmt der Christenhund; im Westen bellt er laut und wild.
Der Mufti eröffnet das Hochzeitszeremoniell. Libanons türmende Zeder vermählt sich heute mit Bagdads prangender Palme - gemeint sind Langulaffer und Rezia. Allah möge sie segnen! Der Sultan erscheint mit Rezia an seiner rechten und dem Bräutigam an seiner linken Seite. Wonne, Freude und Vergnügen sollen dem allerschönsten Paar erblühen. Heldenmut und Weisheit schmücken Buurmans silbergraues Haar. Die Morgensonne erquickt die Menschen nicht so wie Rezia es vermag. Wo sie wandelt grünt die Wiese und blüht der Pomeranzenwald. Langulaffer lebe lange! Wohlverdiente Freuden harren seiner in den Armen der Huris.
Fünftes Bild: HOLGER KOMMT
In prächtiger türkischer Tracht, den Säbel an seiner Seite und das Horn um die Schultern, steht Holger gefolgt von seinem Knappen Kerasmin plötzlich mitten im Saal. Der Chor bricht seinen Lobpreis ab undalle werden aufmerksam. Nur Rezia hat nichts mitbekommen, weil sie in Gedanken versunken vor sich hingeträumt hat. Langulaffer wirkt betreten, denn ihm schwant nichts Gutes. So wie sich das gehört verbeugt sich Holger dreimal vor dem Sultan und hält eine kurze Ansprache: Des Westens Kaiser sende ihm, dem Sultan Buurman, durch ihn seinen Gruß. Sein Name sei Holger und Dänemark sei sein Vaterland. Oft habe sein Schwert für Karl geblitzt und für die Kirche habe es sich rot gefärbt. Der Sultan erwidert, dass er ihn kenne. Auch einige Emire melden sich zu Wort: „Wir kennen Dich, Holger Danske, Holger Danske!“
Rezia wacht aus ihrer Versunkenheit auf: „O Wonne! Ja er ist's!“ „O langersehnte Stunde“ äußert sie sich im Wechselgespräch Holger. Der Sultan will wissen, welches Geschäft ihn herführe. Eine Locke seines Bartes fordert Karl. Holger nähert sich Rezia, umarmt und küsst sie. Des Sultans Eidam sei ein Schwachkopf und nicht wert, das Rezias Fuß auf ihn tritt. Mit Langulaffer hatte Holger schon einmal eine unliebsame Begegnung. Er hatte sein Leben vor einem wilden Löwen gerettet und als Gegenleistung hatte der Andere ihm einen Giftbecher kredenzt. Langulaffer versteckte sich feige im Gebüsch, während er seinen Durst stillte. Es sei das Beste, wenn er sich nun entfernen würde, denn das Natterngift, welches ihm im Blut rinne, soll sein Schwert nicht entehren. Holger verjagt Langulaffer und wendet sich Rezia zu.
Der Sultan springt auf, stampft mit dem Fuß und brüllt: „Auf, auf! Ha! Sklaven greift mir diesen Hund!“ Holger liegt entzückt in Rezias Armen und flüstert„O Traum! Erscheinung! Geliebte!“ „Mein Bräutigam“ tönt es zurück. „Ha, Verwegener!“ Säbel blitzen auf, doch Kerasmin reagiert geistesgegenwärtig, greift sich Holgers Horn und stößt hinein. Sogleich fängt alles an zu tanzen und planlos mit der Waffe herumzufuchteln, ohne einem Ziel Beachtung zu schenken. Holger streift seiner Braut einen Verlobungsring über den Finger.
Der Chor ruft nach Mahomet und Kerasmin findet das sich ausbreitende Chaos lustig und albert herum: Der alte Sultan Buusbaba soll nicht so faul sein und der dicke Mufti möge sich tummeln. Hei lustig! Hopp, hopp! Ha, Ha! Die Wachen kommen in den Saal, werden aber auch von der allgemeinen Tanzlust erfasst und drehen sich im Kreis wie der Sultan und der Mufti. Wesire, Eunuchen, schwarze Sklaven und Wachen tanzen bis zur Erschöpfung und einer nach dem anderen ermattet zu Boden sinkt.
INSTRUMENTALES ZWISCHENSPIEL
Rezia und Holger machen ein wenig Konversation: „Jeg har dig, Elskte!“ „Jeg har min Holger!“ Die Sklaven sollen den Frechling töten! „Uff, uff!“ Holger entlässt Rezia für einen Moment in Kerasmins Schutz und gibt ihm das Horn. Er fällt vor dem Sultan auf die Knie und schneidet ihm eine Locke aus dem Bart. Langulaffer will es nicht zulassen und schleicht sich mit einem Dolch heran, um den Unartigen niederzustechen. Kerasmin sieht es und bläst kraftvoll in sein Horn.
Sechstes Bild: OBERON ERSCHEINT
„Verschwindet vor Oberons Zorn“ verkündet der Elfenkönig und wird bei seinem Wutausbruch von drei Sylphiden unterstützt. Er umarmt Holger und Rezia, weil er von ihnen Rettung aus seiner Bedrängnis durch Titania erwartet. Oberon verscheucht nun den ganzen Hofstaat. Holger verspürt Jubel im Missgeschick, nachdem Rezia sich an seine Brust geworfen hat und ihr gestaltet sich der Zorn des Schicksals zur Lust. Wohin sie der Weg sie auch führt, Rezia wird Holger auf den Fersen folgen und Leiden würden ihn niemals von der Geliebten trennen. Oberon ist mit der Situation zufrieden und ermahnt das geliebte Paar der Tugend und der Liebe ewig treu zu sein.
INTERMEZZO
Doch es geht nun weiter im Text: Holger und Rezia sind sich sicher, dass sie füreinander bestimmt sind und besteigen ein Schiff, dass sie nach Dänemark bringen soll.
Ein Unwetter verschlägt sie jedoch an den Strand von Tunis. Zwar werden die Schiffbrüchigen von Piraten gerettet, doch als Sklaven an den Hof des Sutans Bobul verkauft. Neue Prüfungen hält das Schicksal für die Liebenden bereit.
Siebentes Bild: TITANIAS KLAGE
Die Nacht des Grauens umhüllt sie ganz. DieGegend, welche Titania sich für ihre nächtlichen Wehklagen ausgesucht hat, ist felsig und unwirtlich. Die Qualen des wunden Herzens foltern sie. Oberon ist die Ursache, weshalb ihr Busen bebt. Er soll zurückkommen und sich ihren Seelenschmerz anschauen, ehe Gram und Jammer sie ganz zermalmen. Bevor das Herz das letzte Mal bebt, soll er in ihre Arme zurückkehren.
Doch die Hoffnung ist noch nicht ganz aus ihrer Seele gewichen. Vielleicht tragen die Maßnahmen, die Oberon eingeleitet hat, Früchte. Titania vertraut auf die Sterne. Doch die Gefahren und die Verlockungen, denen das Liebespaar ausgesetzt ist, sind groß. Der Sieg würde sie glücklich machen. Nacht und Donner sollen fliehen, die Stürme sollen schweigen und das Meer möge bitte mit Brausen aufhören.
So wie Oberen dem Paar zur Bewältigung anstehender Aufgaben ein Horn schenkte, hat Titania zum Schutz des Paares drei dänische Sylphiden abgestellt. Zur Berichterstattung, was sie an Aufgaben erledigthaben, müssen Marylli, Tinni und Tity nun antreten.
Unsichtbar schwebte Marylli am Strand und umarmte ihre drei Schützling fest, damit die Wogen sie nicht fortreißen können. Ihr Leben konnte sie retten, aber nicht verhindern, dass die Liebenden getrennt wurden. Tinni hat sich im Garten der Sultanin aufgehalten und Holger in der Tracht eines Gärtners mit einem Blumenkorb gesehen. O Schreck! - Und was hat Tity in Erfahrung bringen können? Rezia saß im prächtigsten Gemach des Harems und weinte. Tity hat mitgeweint.
Titania wünscht sich, dass der Himmel die Widerstandskraft der beiden Liebenden stärken möge. Denn heute soll die Entscheidung fallen, ob Oberon und Titania ihre Beziehung zueinander nochmals aufnehmen, damit sie und ihre Machtgelüste erneut bündeln können. Dem Paar wünscht sie Mut und Kraft.
Achtes Bild: Der GARTEN DER SULTANIN ALMANSARIS
Am frühen Morgen hat die Sultanin das Bett mit dem Sofa getauscht und dirigiert missmutig ihre Sklavinnen. Die Luft sei stickig, deshalb sollen sie den Fächer in Bewegung setzen und ihr das Zupfinstrument bringen. Die Zeit lastet auf ihr und die Sehnsucht foltert sie, aber es passiert einfach nichts.
Am liebsten würde sie die Sklavinnen aufscheuchen, damit sie das Ziel ihrer Sehnsucht herbringen. Wo bleibt Hassan? Wollte er nicht Blumen bringen? Endlich kommt Holger, der im Palast Hassan genannt wird, aber die Fülle weiblicher Reize hat ihn ganz verwirrt. Almansaris lächelt über seine Furcht. Er soll näher kommen, ihr die mitgebrachten Rosen überreichen und dann an ihrer Seite Platz nehmen. Himmel! Wie lange soll sie noch warten? Doch Hassan erkundigt sich lediglich, wo seine Rezia ist.
Ein Wink der Sultanin lässt die Sklavinnen verschwinden, während Holger den Korb mit Blumen zu ihren Füßen abstellt. Hassan soll sich nicht so dumm anstellen, er befinde sich in einem Tempel der Freude. Ihre Zither wird seinen Kummer jetzt verscheuchen. Almansaris beginnt zu klimpern und stimmt ein Lied an: „Säuselt, goldene Seiten, säuselt, lispelt, zittert und beb .... Er soll sich beeilen, ihr Herz ruft ihn, wonnetrunken, Wie es glüht, wie es klopft! Hingegossen seiner Liebe, soll er sich ganz hingeben! Die Harfe entgleitet ihren Händen. Ihre Seele glüht in Flammen. „Hassan, ich brenne! Unter Händen möchte sie sterben.
Doch Holger sagt, dass er nur Palmine liebt, denn nicht eine von den anwesenden Mädchen sei so schön wie sie. Trotz gleißender Schlingen und aller Sirenen Gesänge wird er auf Palmine nicht verzichten und ihr bis in den Tod die Treue halten. Gemeint ist natürlich Rezia, die man in Palmine umgetauft hat. Almansaris wird wütend: Soviel Dummheit ist ihr noch nie vorgekommen. Sie ruft die Wachen: Hinweg mit ihm, sein schwachsinniges Leben entschwinde in den Flammen eines Scheiterhaufens!“ Doch dann jammert sie, wenn erst die Flammen des Scheiterhaufens lodern, kehrt er niemals mehr zurück. Ihr Liebesschmerz ist noch größer geworden
Neuntes Bild: BOBUL UND REZIA
Der Sultan lässt durch einen Herold verkünden, dass jeder, der sich der Königin des Harems nähert, schwer zu bestrafen sei. Rezia, in prächtiger Morgentoilette und wehenden Locken, stürmt herein, fällt vor dem Sultan nieder und bittet, dass seine milde Hand den unschuldigen Hassan retten möge. Rezia soll erklären, was sein Leben sie angehe! Nun, sie sei seine Braut! Das wagt sie ihm zu sagen? Sie weint umsonst! Jetzt stirbt er erst recht! Bobul soll ihm vergeben und seinen Zorn nur gegen sie brennen lassen, aber Hassans Leben verschonen.
Sein Leben läge in ihren Händen, verspricht der Sultan, wenn sie auf der Stelle bereit sei, ihm zu gehören und sein Reich mit ihm zu teilen. Rezia reißt sich aus den Armen des Tyrannen los: Was bildet der abscheuliche Barbar sich ein? Lieber wählt sie den Tod und Höllenqualen, als ihr Leben mit ihm zu verbringen! „Wohlan, dann stirb! Auf den Scheiterhaufen mit ihr! Wilde Flammen sollen die Rasende verzehren!“ Sie sollen sich gegenseitig brennen sehen, befiehlt Bobul.
Zehntes Bild: IM GEFÄNGNIS
Holger liegt im Gefängnis und jammert, weil sein Freund Oberon ihn nicht hören kann. Das Horn befindet sich bei Kerasmin und dieser ist nicht zur Stelle. Doch Almansaris taucht noch einmal auf und erkundigt sich, ob der liebe kalte Hassan sich nicht anders besonnen hat. Wenn er will, bekommt er Bobuls Krone und das Haupt des Tyrannen wird zu seinen Füßen sinken, denn sie befehle an diesem Ort. „Noch einmal, mein Hassan - vergiss Palmine!“
Doch der Liebende bekennt, dass seine Braut ihm mehr bedeutet, als seine Freiheit, als sein Leben und der Thron mit all seinem Glanz. Dann soll er doch für die Sklavin sterben, die ihn frech in Bobuls Armen höhnt. „Ha! Slange! Din gifter spildt! Je vakler ej! - Ha Schlange! Umsonst dein Gift! Ich wanke nicht!“ erwidert Holger. Die Sklaven sollen ihn sofort zum Scheiterhaufen führen. Umsonst fällt Almansaris ihm zu Füßen. Holger bekennt: „Ich sterbe für die Tugend und Palmine!“
Elftes Bild: EIN GROSSER PLATZ IN TUNIS
Holger und Rezai stehen gefesselt an einen Pfahl gebunden. Das Anmachholz ist im Halbkreis aufgeschichtet. Das Volk strömt aus allen Ecken herbei. Die beiden Todgeweihten haben das Bedürfnis, einen Dialog zu führen: „Min Rezia! „Min Holger!“ „O, kval“ „O, fryd!“ Beide stellen fest, dass einer für den anderen stirbt. Höllenqual und Himmelslust werden sich miteinander abwechseln. Ihr süßes Lächeln gibt ihm Trost und erquickt ihn im letzten Kampf. Sein männlich edler Blick wird die Gruft erhellen. Im Himmel werden sie sich wiedersehen, sobald sie die Grabesnacht überwunden haben. Die Wachen geben Befehl, den Scheiterhaufen in Brand zu setzen. Die schwarzen Eunuchen nähern sich mit brennenden Fackeln dem Holzstoß. Ein Donnerhall ertönt und der Scheiterhaufen verschwindet wie durch Zaubermacht. O, Schrecken!
Zwölftes Bild: DAS ZAUBERHORN
Kerasmin ist mit dem Zauberhorn zur Stelle, gibt es Holger und „sein bester Herr“ bläst seinen Freund Oberon herbei. Die Funktion ist allen bekannt. Alles platzt vor Fröhlichkeit aus den Nähten und beginnt zu tanzen. Bobul und Almansaris sind miteinander lustig und Holger und Rezia tanzen ein Menuett. Kerasmin stimmt ein Liedchen an:
„O, fryd! O, fryd!
Hop hop hop hop
Farvel vor nød!
Farvel o død!“
Oberon schließt seine Gattin in die Arme und bedankt sich bei den Liebenden, dass sie tapfer durchgehalten haben.
Letzte Änderung am 11.1.2013
Beitrag von Engelbert Hellen