Der Elfenhügel / The Elf Hill / La colline des elfes
Widmung: | Ihre Königl. Hohheiten Prinz Frederic Carl Christian und Prinzessin Wilhelmine Marie |
Entstehungszeit: | 1828 |
Uraufführung: | 6. November 1829 in Kopenhagen |
Spieldauer: | ca. 60 Minuten |
Opus: | op. 100 |
Art: | Romantisches Singspiel in fünf Akten |
Libretto: | Johann Ludvig Heiberg |
Sprache: | dänisch |
Ort: | Dänemark |
Zeit: | zur Zeit König Christians IV. (1588-1648) |
Christian IV.: | dänischer König, besonders leutselig (stumme Rolle) |
Mutter Karen: | betagte Bäuerin, der Vergangenheit verhaftet |
Agneten: | die junge Braut, verschlafen und ein wenig versponnen |
Bräutigam: | stumm |
Mogens: | ein Jäger, wacker und lustig |
Weitere: | Bauern und Höflinge |
Dem dänischen Königs Christian IV. liegt viel daran, seinem Volk besonders nahe zu sein. Er möchte, dass seine Landsleute sich fleißig vermehren, damit das dänische Volk an Volumen gewinnt. Deshalb ist er häufig unterwegs, um an Verlobungen teilzunehmen und Ehen einzusegnen.
Das Singspiel beginnt damit, dass König Christian mit seinem Gefolge vor einer ärmlichen Hütte Halt macht, in der Mutter Karen wohnt. Sie ist dafür bekannt, dass sie viele alte Lieder kennt, in denen häufig von finsterem Aberglauben die Rede ist.
Man ist unterwegs zu einer Hochzeit, die auf dem Gut Højstrup stattfinden soll. Es liegt auf einem Gelände, von dem man sagt, dass es zum Reich des Elfenkönigs gehört. Auf dem Weg dorthin unterhält Mutter Karen den König und sein Gefolge mit einem weiteren Lied aus geheimnisumwitterter Vorzeit. Das Bauernvolk kommt ihnen auf halbem Weg entgegen und begrüßt den König und sein Gefolge mit fröhlichem Gesang.
Das Opernpublikum wird mit der Braut bekanntgemacht. Agneten ist ein versponnenes Mädchen. Sie singt zwei Lieder, die den Widmungsträgern des Singspiels besonders gefallen sollen.
Der Jäger Mogens ist ein gern gesehener Gast auf der Gesellschaft. Er singt eine schaurige Ballade. Die Landleute kennen diese schon, denn sie stimmen in den Refrain ein. Danach schlägt der Jäger vor, dass nun mit Tanzen begonnen wird. Mutter Karin steuert zu den Festlichkeiten eine Romanze bei.
Die Edelleute möchten ebenfalls tanzen und werden von den Gästen ermuntert. Ihr Lieblingsvergnügen ist natürlich die Jagd. Deshalb singen sie anschließend einen Jägerchor.
Was ist nur mit Agnes? Stimmt mit dem Mädchen etwas nicht? Sie verschläft noch ihre Hochzeit! Zu Füßen des Elfenhügels ist sie eingenickt. Nun beginnt der schönste Teil des Singspiels, wenn man von der Ouvertüre einmal absieht. Viele leichtgeflügelte Sylphiden im weißen Tutu formieren sich zu einem Ballett, bekannt unter dem Namen ‚Agnetes Traum’ Das Tempo läuft ‚Andante sostenuto’.
So richtig ausgiebig Ballett mit allem Komfort wird erst im fünften Akt vorgeführt. Der Vorhang öffnet sich zu einem festlichen Ball, in dem die Divertissements vorkommen, wie der Ballettbetrachter sie aus anderen Produktionen gewohnt ist - völlig egal, ob es ins Schema passt oder nicht. Den Bauern wird vorgeführt, wie man bei Hofe tanzt:
Menuetto – Contredanse – Polonaise - Infants danse - Pas de huit - Eccosaise
Garlands Tanz wird unterbrochen, weil die Jäger die Ankunft des Königs avisieren. Der Nachzügler erscheint, um die Hände des Brautpaares ineinander zu verschränken. Wie gut, dass er zu spät kommt, denn sonst hätte Agnete ihren Traum im vierten Akt nicht zu Ende bringen können, und man hätte sie vorzeitig aufwecken müssen. Der Bräutigam scheint eine Träne zu sein, da er zu seiner Hochzeit nichts zu singen weiß. Jedenfalls passen die beiden zusammen.
Der König löst mit lockerer Hand und leichtem Sinn noch ein paar Verwirrungen und Intrigen. Nun weiß das Herrscherpaar, welchem Kuhlau sein Singspiel gewidmet hat, was der Herrscheralltag an Unerquicklichkeiten bereithält und wie man diese neutralisiert.
Der Jubel der Jäger und Bauern gehört obligatorisch zu jedem Finale einer Huldigungsoper. König Frederik und seine Vermählte müssen ihn allerdings mit dem Elfenkönig teilen.
Der Theaterbesucher darf sich von dem Stück nicht allzu viel versprechen. Es war zweckgebunden und diente dazu, königlichen Hochzeitsfeierlichkeiten, bei denen geplaudert, gespeist und getanzt wurde, einen stilvollen Höhepunkt zu geben. Ein tiefgründiger Handlungsablauf, der volle Aufmerksamkeit abverlangt, wäre nicht angezeigt gewesen, und es ist ausgiebig Ballett an die Stelle getreten.
Der Komponist D. Fr. Kuhlau hatte die Ehre, ein Singspiel zur Hochzeitsfeier der jüngsten Tochter von König Frederik VI. mit dem späteren König Frederik VII. am 6. November 1829 am Königlichen Theater zu Kopenhagen zu präsentieren. Librettist und Komponist hatten sich in bewundernswerter Eintracht vorgestellt, ein national-romantisches Drama zu schaffen, welches sich auf altem Volksgut aufbaut. Bezaubernde leichte Kost ist daraus geworden. Beide hatten das Geschick, Wort und Gesang, Spiel und Tanz zu einer glücklichen Einheit zusammenzufügen.
Aus dem musikalischen Material schuf Kuhlau eine Ouvertüre von zehn Minuten Dauer, die ähnlich derjenigen von Mendelssohns Sommernachtstraum ein Eigenleben in den Konzertsälen führt.
Szenenablauf:
Erster Akt:
1. Ouvertüre
2. Melodrama – Auftritt von König Christian
3. Romanze (Jeg gik mig i lunden) – Mutter Karen
4. Romanze (Jeg lagde mit hoved) – Mutter Karen
5. Chor der Landleute (Hurtig til lystig fest) - Unterwegs
Zweiter Akt:
6. Romanze (Nu løvsalen skygger) – Agnes
7. Romanze (Der vanker en ridder) – Agnes
Dritter Akt:
8. Ballade mit Chor (Nu lider dagen) - Mogens
9. Romanze (Dybt i havet) – Mutter Karen
10. Chor der Landleute (Nu da lensmanden bort vil drage)
11. Jägerchor (Herligt en sommernat)
Vierter Akt:
12. Agnetes Traum (Ballett)
Fünfter Akt:
13. Ballettmusik - Divertissements
14. Chor (Beskaerm vor Konge)
Letzte Änderung am 10.10.2006
Beitrag von Engelbert Hellen