Rudolf Kelterborn (geb. 1931):
Entstehungszeit: | 1975-76 |
Uraufführung: | 5. Juni 1977 in Zürich (Opernhaus) |
Besetzung: | Soli, Chor und Orchester |
Erstdruck: | Kassel: Bärenreiter, 1976 |
Art: | Oper in drei Akten |
Libretto: | Friedrich Dürrenmatt |
Sprache: | deutsch |
Ort: | Babylon |
Zeit: | 6. Jahrhundert v. Chr. |
Der Engel: | im Auftrag des Herrn unterwegs (Tenor) |
Kurrubi: | ein Mädchen (Sopran) |
Akki: | ein Bettler (Bariton) |
Nebukadnezar: | König von Babylon (Bariton) |
Nimrod: | Exkönig von Babylon |
Weitere: | Der Erzminister - Bariton Der Obertheologe - Bass Der Urgeneral - Tenor Der Polizist Nebo - Bass Der Bankier Engibbi - Tenor Frau Engibbi - Mezzosopran Der Weinhändler Ali - Bariton Frau Ali - Sopran Die Hetäre Tabtum - Alt Der Henker - Tenor und weitere |
Auch der Herr im Himmel hat manchmal Flausen im Kopf. Er formt zum Zeitvertreib das Mädchen Kurrubi und beauftragt einen Engel, der sich vorher als Bettler zu verkleiden hat, es nach Babylon zu bringen und es dem Geringsten der Menschen in Form von Gottes Gnade zum Geschenk zu machen. Der Engel war noch nie unten auf der Erde und hat keine rechte Vorstellung, wer der Begünstigte wohl sein könnte. Die Frage des Mädchens, was es den Menschen bringen solle, kann er nur so beantworten, dass es sich einstweilen damit begnügen möge, zuerst einmal zu den Menschen gebracht zu werden. Nach eingezogenen Erkundigungen kommt er zu dem Schluss, dass der Geringste der Menschen wohl der Bettler Akki sein müsse, denn wenn es ihm gut ginge, müsste er nicht betteln gehen.
Nebukadnezar hat gerade wieder einen Krieg gewonnen und berät sich mit Erzminister, Urgeneral und dem Obertheologen, von der Kriegsbeute einen Sozialstaat aufzubauen. Bettler soll es nicht mehr geben, weil sich das für einen Musterstaat mit Vorbildfunktion nicht schickt. Es soll allen Untertanen gut gehen und das Betteln bei Todesstrafe verboten werden.
Den Akki kümmert der Erlass des Königs nicht und er bettelt munter weiter. Das verdrießt den Herrscher, der sich nun ebenfalls als Bettler verkleidet und sich unter das Volk mischt, um den Missstand zu untersuchen. Im gleichen Aufputz wie Akki will er dem Widerspenstigen unter dem Namen Anaschamaschtaklaku das Handwerk legen.
Der Engel ist erfreut, nach intensivem Suchen Akki gefunden zu haben. Doch schon bald entsteht Verwirrung, als der echte Akki auftaucht. Der Himmelsbote weiß nicht, wem er Kurrubi aushändigen soll - ein Wettstreit soll zwischen den beiden Konkurrenten entscheiden.
Akki gewinnt die Auseinandersetzung mühelos, denn er ist der Bessere im Betteln deshalb und nicht länger als geringwertig anzusehen. Der Engel überantwortet Kurrubi seinem Gegner Nebukadnezar, der sich gekränkt und vom Himmel verspottet fühlt. Das Mädchen soll nicht in seinen Besitz übergehen, weil der König ist, sondern weil er als Bettler den Gewinn davon getragen hat. Aus falschem Ehrgeiz stößt er die Kleine von sich und überlässt sie Akki.
Akki ist durch die Drohungen des Königs und seiner Beamten nicht beeindruckt und bleibt bei dem Gewerbe, welches er vom Vater gelernt hat. Kurrubi - vom König verstoßen - unterstützt ihn dabei nach Kräften, weil sie seine Lage verbessern und ihn in die Gewinnzone bringen will. Viel lieber hätte sie sich aber mit dem anderen Bettler, den sie liebgewonnen hat, eingelassen.
Inzwischen vertreibt sich der Engel die Zeit mit Lustwandeln und findet die Schöpfung wunderbar, ohne die vielen Missstände überhaupt wahrzunehmen. Mit dem Vorsatz, alles gut zu bewerten, ist er aufgebrochen und schäumt folglich über vor Begeisterung. Er weiß, dass Kritik im Himmel nicht erwünscht ist und Strafe zur Folge hat - es soll ihm nicht ergehen wie einst Luzifer.
Akki erhält Besuch vom Henker, der dem Unfolgsamen die Schlinge und den Hals legen und zuziehen soll. Dazu kommt es aber nicht. Der listige Akki tauscht mit dem Unlustigen die Kleidung und die berufliche Position, so dass es den Bettler Akki nicht mehr gibt, sondern einen Henker mit neuem Gesicht.
Alle Menschen in Babylon begeistern sich für Kurrubi und verlangen, dass ihre Schönheit dem König zur Verfügung gestellt werden sollte.
Nebukadnezar bedauert, dass er Kurrubi von sich gestoßen hat und flüchtet sich in Depressionen. Akki, der dem König meldet, dass das Betteln der Vergangenheit angehöre, wird in seiner neuen Verkleidung nicht erkannt.
Das Volk kennt das das fühlende Herz des Königs und ahnt seinen geheimen Kummer. Sie bringen Kurrubi zum Palast, die in dem vermeintlichen Bettler endlich den König erkennt. Doch dass Mädchen weiß um seine Bestimmung, dass es nur dem geringsten Menschen gehören darf. Doch das will keiner sein und niemand wagt es, den Blick zu ihr zu erheben. Der Versuch, Nimrod für sie zu begeistern, scheitert.
Der Obertheologe versucht die Situation zu Gunsten der beiden Liebenden zu retten. Kurrubi ist nicht zu überreden, das Gebot des Engels zu missachten, obwohl Nebukadnezar vor Liebesschmerz fast vergeht. Kurrubi bittet den König, sich wieder in den Bettler von einst zu verwandeln, damit die Einwände des Himmels entkräftet werden und die Situation gerettet ist.
Doch so weit geht die Liebe des Tyrannen wieder nicht. Er überantwortet das Mädchen dem Henker, der unauffällig seines Amtes walten soll, damit es keinen Volksaufstand gibt. Durch seinen Berufswechsel ist Akki, für den Kurrubi ursprünglich gedacht war, als Henker zuständig. Er kann nach Gutdünken verfahren und begibt sich mit dem Geschöpf ins Ausland. Sie sind durch himmlische Verfügung füreinander bestimmt und in einer Oase wollen sie sich wohnlich einrichten.
Letzte Änderung am 11.8.2013
Beitrag von Engelbert Hellen