Louis Joseph Ferdinand Hérold (1791-1833):
Zampa oder Die Marmorbraut / Zampa, or The Marble Bride
Entstehungszeit: | 1831 |
Uraufführung: | 3. Mai 1831 in Paris (Opéra Comique) |
Besetzung: | Soli, Chor und Orchester |
Erstdruck: | Paris: Meissonnier, 1831 |
Verlag: | Offenbach: André, 1885 |
Bemerkung: | Das Ballett „La Fille mal gardée“ hat von den Kompositionen Hérolds die Zeiten überdauert. Allein die Ouvertüre hat der Oper „Zampa“ das Überleben gesichert. Doch in jüngster Zeit hat es wieder Aufführungen der Oper gegeben. Zu nennen wäre die Premiere an der Opéra Comique vom 12. März 2008 unter William Christie mit Patricia Petibon in der weiblichen Hauptrolle. |
Art: | Komische Oper in drei Akten |
Libretto: | Anne-Honoré-Joseph Duveyrier de Mélésville (1787-1865) |
Sprache: | französisch |
Ort: | Sizilien |
Zeit: | 18. Jahrhundert |
Zampa: | Korsar adeliger Herkunft (Bariton) |
Alfonso de Monza: | ein junger Offizier (Tenor) |
Lugano: | ein reicher Kaufmann |
Camilla Lugano: | seine Tochter, Alfonsos Verlobte (Mezzosopran) |
Alice Lugano: | eine Marmorstatue (stumme Rolle) |
Daniel Capuzzi: | Zampas Steuermann (Bass) |
Ritta: | Camillas Diener (Tenor) |
Dandola: | Camillas Diener (Tenor) |
Weitere: | Edelleute und -damen, Hochzeitsgesellschaft, Soldaten, Korsaren, Volk |
Zampa fand das Leben auf der elterlichen Burg langweilig und entschloss sich, als Pirat die Weltmeere zu kreuzen. Hin und wieder stattet er den heimatlichen Gefilden einen Besuch ab und löst mit seinen Korsaren Furcht und Schrecken aus. Das Opernpublikum liebt ihn trotzdem, denn er ist tollkühn, von kräftiger Statur und in Stulpenstiefeln und einem Hut mit üppigem Federbusch versteht er es, mit dem Degen in der Hand Eindruck zu erwecken.
Unverzeihlich ist es allerdings, sich mit seinem jüngeren Bruder anzulegen und zu versuchen, ihm die Braut wegzunehmen. Camilla will sich ihm überhaupt nicht anschließen. Da er aber ihren Vater in Gewahrsam genommen hat und damit droht, diesen zu töten, besitzt er ein Druckmittel, seine Absichten durchzusetzen. Diese zielen darauf ab, den Bruder auszuschalten und die Frau, für die er plötzlich entflammt ist, selbst zu ehelichen.
Gewiss kein feiner Charakterzug, denn die Hochzeit von Alfonso und Camilla befindet sich bereits in der Vorbereitungsphase. Doch das Opernpublikum sieht dem Abenteurer den Frevel nach, nicht aber – wie sich bald herausstellen wird - die frühere Geliebte. Die Schande, von Zampa verlassen worden zu sein, hat Alice nicht überlebt, obwohl der reiche Kaufmann Lugano sich sofort liebevoll um sie kümmerte. Da die geliebte Gattin das Aussehen einer antiken Venus hatte, ging der Witwer in seinem Leid sogar so weit, eine Marmorstatue anfertigen zu lassen, die nun in der Halle seines prächtigen Anwesens im Halbdunkel herumsteht.
Um Camilla nahe zu sein, hat Zampa sich unerlaubt im Hause Luganos eingenistet und feiert dort mit seinen Piraten ein ausgelassenes Trinkgelage. Zufällig entdeckt er die Statue seiner früheren Geliebten, ignoriert seine anfängliche Verwirrung und steckt der Statue spöttisch einen Ring an den Finger. In seinem Übermut höhnt er, dass sie am nächsten Tag seine Frau werden soll.
Zampa startet einen erneuten Annäherungsversuch, ohne jedoch seinem Ziel näher zu kommen. Camilla weist ihn hartnäckig zurück.
Schließlich gesteht Alfonso seiner Braut, dass Zampa sein älterer Bruder sei und er keine Erfolgschance sehe, sich gegen seine Dominanz und die seiner Gefolgschaft zur Wehr zu setzen. Es scheint so, dass der Korsar sich mit Gewalt nehmen wird, was er freiwillig nicht bekommt, und Camillas Bräutigam das Nachsehen hat, denn um den Bruder zu ermorden, reichen Geschicklichkeit, Tatkraft und Emotion nicht aus. Verstört will Alfonso das Feld räumen. Der Hochzeit zwischen Camilla und dem ungeliebten Zampa scheint kein Hindernis mehr im Wege zu stehen.
Camilla hört in ihrer Kammer wie ein vorbeiziehender Schiffer ein trauriges Lied von Liebesschmerz und Abschied singt. Auch Camilla wird die Abschiedsworte für Alfonso sprechen müssen. Doch der Gekränkte rafft sich plötzlich auf und macht seiner Braut den Vorschlag, die Heimat im Stich zu lassen und mit ihm zu fliehen.
Zampa durchschaut ihre Absichten und versucht, sie zu vereiteln. Doch er hat die Rechnung ohne Camillas Stiefmutter gemacht. Mit Skulpturen soll man keine üblen Scherze treiben. Bittere Erfahrung hat auch Don Giovanni machen müssen, denn Marmorstatuen haben für Humor wenig Sinn, legen ihn zumindest nach eigenem Ermessen aus. Als er in Verfolgungsabsicht des Paares an der vormals Geliebten vorbeihasten will, wird der Marmorstein urplötzlich lebendig und versperrt dem Vorwärtseilenden den Weg. Unter Blitz und Donner öffnet sich der Fußboden und der böse Zampa fährt zur Hölle.
Letzte Änderung am 17.6.2008
Beitrag von Engelbert Hellen