Moby Dick
Anlass: | Auftrag von The Dallas Opera sowie der San Francisco Opera, der San Diego Opera, der Calgary Opera und der State Opera of South Australia |
Entstehungszeit: | 2010 |
Uraufführung: | 30. April 2010 in Dallas, Texas (Winspear Opera House) Dirigent: Patrick Summers Direktor: Leonard Foglia Set Designer: Robert Brill Kostüme: Jane Greenwood Solisten: Ben Heppner (Ahab), Stephen Costello (Greenhorn), Morgan Smith (Starbuck), Jonathan Lemalu (Queequeg), Talise Trevigne (Pip), Robert Orth (Stubb), Matthew O'Neill (Flask), Jonathan Beyer (Gardiner) |
Besetzung: | Soli, Chor und Orchester |
Erstdruck: | San Francisco: Bent Pen Music, 2010 |
Art: | Oper in zwei Akten |
Libretto: | Gene Scheer nach dem Roman von Hermann Melville |
Sprache: | englisch |
Captain Ahab: | Kapitän des Walfangschiffs „Pequod“ (Tenor) |
Greenhorn: | ein Einzelgänger (Tenor) |
Starbuck: | Steuermann der „Pequod“ (Bariton) |
Queequeg: | ein Harpunier (Bariton) |
Flask: | ein Seemann (Tenor) |
Stubb: | ein Seemann (Bariton) |
Pip: | ein Seemann (Sopran) |
Captain Gardiner: | Kapitän des Walfangschiffs „Rachel“ (Bariton) |
Seit einer Woche ist das Walfangschiff Pequod auf See. Captain Ahab steht allein an Deck in den Stunden bevor es dunkel wird. Die meisten Männer der Crew schlafen schon. Der Harpunier Queequeg betet noch und Greenhorn, ein Einzelgänger - im Roman von Melville wird er Ismael genannt - ist neu beim Walfang. Bevor die Dunkelheit hereinbricht, ergeht der Ruf „all hands“. Beim Aufrichten der Segel unterhalten sich Stubb und Flask über Ahab, den nicht einer gesehen hat, seitdem er die Nantucket verlassen hat.
Die Crew singt von Walen, Wohlstand und Heim, als plötzlich Captain Ahab erscheint. Er erzählt ihnen von Moby Dick, dem weißen Wal, dem er die Schuld gibt, dass er ein Bein verloren hat. Dann nagelt er eine Gold-Dublone an den Hauptmast und er verspricht sie dem Mann, der Moby Dick zuerst sieht. Das sei der einzige Grund, weshalb sie überhaupt losgesegelt seien, tönt zu aller Erstaunen sein Hetzruf. Tod für Moby Dick!
Der Steuermann teilt Ahabs Ansicht nicht. Starbuck findet es nicht korrekt, dass persönliche Rachegefühle mit dem Zweck des Walfangs verbunden werden sollen und findet die Einstellung des Kapitäns verwerflich.
Starbuck gibt Greenhorn Instruktionen über die Gefährlichkeit des Walfangs und bittet Queequeg, seine Lektion zu vervollständigen. Bei dem Gedanken, dass er seine Frau und seinen kleinen Sohn vielleicht nicht wiedersehen soll, wird er von Emotionen übermannt.
Stubb sichtet eine Gruppe Wale, aber Ahab will den eifrigen Männern nicht erlauben zu jagen, solange sie nicht Moby Dick gefunden haben. Starbuck befiehlt der Crew weiterzusegeln und beordert Greenhorn, zusammen mit Queequeg auf dem Ausguck am Hauptmast Position zu beziehen.
Als die Sonne beginnt zu sinken, schaut Ahab über auf die vorbeiziehenden Wale und klagt, dass seine Besessenheit ihn davon abhält, sich an etwas Schönem zu erfreuen. Das Leben ist Qual für ihn, und von von Starbuck bedauert lässt er seinem Trübsinn freien Lauf.
Im Ausguck am Hauptmast schauen Queequeg und Greenhorn über die Welt.
Drei Monate sind inzwischen vergangen, ohne einen einzigen Wal erlegt zu haben. Stubb albert mit dem Kabinenjungen herum und lässt sich über die Haie aus, welche das Schiff umkreisen. Die Stimmung ist gereizt und nimmt bedrohliche Formen an, welche durch die Musik, die die Männer zum Tanzen bewegt, nicht gemildert wird, sondern verschärft. Wegen seiner Rassenzugehörigkeit hackt man auf Queequeg herum.
Greenhorn hat Wale gesichtet und Starbuck gelingt es, Ahab zu bewegen, die Männer jagen zu lassen. Die Männer steuern ihre kleinen beweglichen Boote heran und gehen einen Koloss mit der Harpune an. Flasks Boot ist gekentert und Pip in der See verloren gegangen.
An Bord der Pequod wurde ein enormer Wal geschlachtet und das Öl ausgelassen. Starbuck versucht Ahab klarzumachen, dass es erforderlich ist, einen Hafen anzulaufen, weil einige Behälter leck sind und repariert werden müssen.
Flask erklärt Ahab, dass sie die Route ändern müssen, um nach Pip zu suchen, doch Ahab hat nur seine Rache im Sinn und ist für diese Bitte taub. Auch Starbucks Anliegen, nach dem Jungen zu suchen, bleibt unbeachtet und er droht ihn zu verlassen. Ahab greift zu seiner Muskete, richtet sie auf ihn und will Gehorsam erzwingen.
Aus dem Mastkorb ruft Greenhorn, dass der Junge gesichtet wurde. Queequeg lauscht seiner Beschreibung, steigt ins Boot und rettet ihn. Gesundheitlich geht es Pip nicht gut. Greenhorn entscheidet sich, mit dem Indianer Freundschaft zu schließen.
Die Spannungen, die sich zwischen Starbuck und Ahab aufgebaut haben, sind nicht ausgeräumt. Er geht zu Ahabs Kabine und findet den Kapitän schlafend vor. Er greift sich die Muskete, mit welcher Ahab ihn bedroht hat, und erwägt ihn umzulegen. Doch bei dem Gedanken an Frau und Kind, die er wiedersehen möchte, gewinnt die Vernunft die Oberhand. Starbuck legt die Waffe zurück und verlässt die Kabine.
Die Zeit ist um ein Jahr vorgerückt. Ein gewaltiger Sturm bricht aus. Stubb und Flask vertreiben sich mit der Mannschaft die Zeit, indem sie lustige Seemannslieder zum besten geben. Im Mastkorb beratschlagt Greenhorn mit Queequeg, ob sie nach Beendigung der Walfangtour nicht gemeinsam in sein Geburtsland gehen wollen. Greenhorn möchte seine Sprache erlernen und seine Reiseabenteuer niederschreiben. Doch dazu kommt es nicht. Queequeg bekommt einen Kollaps und bricht zusammen. Ahab kündigt an, dass er den Platz im Mastkorb selbst einnehmen wird. Er kann es nicht abwarten, Moby Dick zuerst zu sehen.
Queequeg ahnt, dass er sterben wird, und fragt Greenhorn, ob die Mannschaft einen Sarg für ihn zimmert. Im Verbund mit Greenhorn singt Pip einen Trauergesang zu seinen Ehren. Der massive Sturm umkreist die Pequod. Elektrische Energie entlädt sich und setzt die Schiffsmasten in ein geheimnisvolles weißes Licht, welches als Elmsfeuer von der Crew als ein böses Omen gedeutet wird. Ahab sieht das anders: Die weißen Flammen seien ein Signal des Himmels und führen ihn zum weißen Wal. Die Mannschaft fühlt sich von ihrem weisen Kapitän zum Durchhalten inspiriert.
Am nächsten Morgen hat die Pequod den Sturm überstanden. Ein weiterer Segler ist aufgetaucht. Von fern ruft Gardiner, der Kapitän der „Rachel“, ob Ahab ihm nicht suchen helfen kann, denn der Sturm der letzten Nacht habe seinen 12-jährigen Sohn über Bord gefegt. Doch Ahab hat nur Gedanken für Moby Dick und keine Zeit. Er weigert sich und befiehlt, das Schiff zu beschleunigen und den lästigen Bittsteller abzuhängen. Ahab macht sich aber Gedanken über den herzlosen Gott, der heimsucht und so manches junge Leben vernichtet. Mit Unbehagen betrachtet der den Sarg, der für Queequeg gebaut wurde und besinnt sich auf seine 40 Jahre, die er nun schon zur See fährt, und was er alles hinter sich gelassen hat. Zu welchem Ende alles führen wird, kann er nicht sagen.
Starbuck möchte endlich heim zu seiner Familie, die auf ihn wartet. In Starbucks Auge erblickt Ahab eine menschliche Seele und ist tief gerührt, was ein bisschen verwundert. In dem Moment als er nachgeben will, sieht er, wie Moby Dick am Horizont auftaucht. Große Aufregung herrscht unter den Seeleuten und ein Walfangboot wird hinabgesenkt. Ahab schaut Starbuck ins Auge und befiehlt ihm, an Bord zu bleiben. Die Mannschaft bekundet ihre Loyalität zu Captain Ahab!
Dann geht alles sehr schnell. Moby Dick zerstört das Walfangboot und lässt die Harpuniere baden gehen. Die Pequod wird gerammt und sinkt im Handumdrehen. Die Mannschaft ertrinkt. Als letztes wird das Boot attackiert, in welchem sich Ahab befindet. Aber der Kapitän springt mit seinem Holzbein, um das Ungetüm aufzuspießen, und wird bei dem Versuch in die See gedrängt.
Greenhorn ist noch am Leben. Es ist ihm gelungen, sich auf den Sarg Queequegs zu retten. Leise singt er ein Totenlied zu seines Freundes Frieden. Captain Gardiner taucht nach drei Tagen mit seinem Segler auf. Seinen vermissten Sohn hat er gefunden. Er wird erzählen, dass Ahab mit seiner Pequod und der ganzen Mannschaft ersoffen ist, mit Ausnahme eines Überlebenden.
Letzte Änderung am 11.10.2013
Beitrag von Engelbert Hellen