Georg Friedrich Händel (1685-1759):
Sosarme, König von Medien / Sosarmes, King of Medes / Sosarme, Roi de Mèdes
Entstehungszeit: | 1731-32 |
Uraufführung: | 5. Februar 1732 in London (King's Theatre) |
Besetzung: | Soli, Chor und Orchester |
Spieldauer: | ca. 150 Minuten |
Erstdruck: | London: I. Walsh, 1733 ? |
Verlag: | London: Longman & Broderip, ca. 1790 Leipzig: Deutsche Händelgesellschaft, 1880 Ridgewood: Gregg Press, 1965 New York: Kalmus, ca. 1973 |
Bemerkung: | Der Schauplatz der Oper war ursprünglich die iberische Halbinsel. Mutmaßlich unter Rücksichtnahme auf englische Interessen hat Georg Friedrich Händel die fast fertiggestellte Handlung ein bisschen umgebaut. Vor allem die störenden Namen der Protagonisten wurden nach Kleinasien verlegt. Die ursprüngliche Fassung "Ferdinando, rè di Castiglia" wurde in neuester Zeit in bearbeiteter Form dem Publikum zugänglich gemacht. Sosarme hatte anfangs einen beachtlichen Erfolg, der bis zum Jahr 1734 anhielt. Die Tondokumentation aus dem Jahre 1954 unter dem Dirigenten Anthony Lewis beendete einen über zweihunderjährigen Dornröschenschlaf. |
Opus: | HWV 30 |
CD: | [Details] |
Sosarme (Andromeda, ADD/m, 1954) Georg Friedrich Händel (1685-1759) |
Art: | Oper in drei Akten |
Libretto: | nach Antonio Salvis „Dionisio, re di Portogallo“ |
Sprache: | italienisch |
Ort: | Lydien |
Zeit: | im sechsten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung |
Heliate: | König von Lydien (Tenor) |
Erenice: | seine Gemahlin (Alt) |
Argone: | Prinz von Lydien, rechtmäßiger Thronfolger (Altkastrat) |
Elmira: | Prinzessin von Lydien, Verlobte Sosarmes (Sopran) |
Sosarme: | König von Medien (Altkastrat) |
Melo: | Enkel des Kanzlers (Alt) |
Altomaro: | Kanzler Heliates (Bass) |
Weitere: | Hofleute, Krieger, Wache, Diener und gemeines Volk |
Eigentlich ist Sosarme nur eine bescheidene Nebenfigur der Oper. Die Handlung spielt auch nicht in Medien, sondern in Sardes, der Hauptstadt von Lydien - ein Land, welches im sechsten Jahrhundert den westlichen Teil Kleinasiens einnahm.
In der königlichen Familie herrscht Streit, weil Vater Heliate seinem Erstgeborenen aus nicht erkennbaren Gründen im Sterbefall die Nachfolge verweigert. Argone lässt sich die Zurücksetzung nicht gefallen und geht kriegerisch gegen den alten Herrn vor. Teile der Armee hat er mobil gemacht und die Hauptstadt umzingelt. Die Operation funktioniert nur deshalb, weil das Heer ihn favorisiert und seinen Erbanspruch unterstützt. Die Offiziere, welche auf seiner Seite stehen, drängen nach langer Belagerung nun auf eine Entscheidung und man bereitet sich auf Schlachtgetümmel vor.
Erenice, die königliche Mutter, ängstigt sich, weil der Verstand ihr sagt, dass entweder der Gatte oder der Sohn sein Leben lassen wird. Albträume haben sie gewarnt! Ihre Tochter Elmira hat sie angewiesen, über den Fortgang der Vorbereitungen zur Schlacht Bericht zu erstatten. Der große Übeltäter ist Altomaro, des Königs Kanzler, der intrigiert, was das Zeug hält. Er möchte seinem Enkel Melo die Thronfolge zu sichern, denn der Jugendliche ist gefügig und Altomaro hofft, über ihn die Regierungsgewalt weiterhin ausüben zu können.
Der Verlobte Elmiras ist Sosarme, der sich der undankbaren Aufgabe gegenübersieht, zwischen den Parteien zu vermitteln. Als König des Nachbarlands Medien besitzt er einiges Gewicht, um diplomatisch tätig zu werden.
Sosarme lässt es nicht bei seiner diplomatischen Mission bewenden, sondern greift zugunsten Heliates mit seinen Soldaten militärisch ein. Diese murren, weil sie der Ansicht sind, dass die ganze Angelegenheit sie nichts angehe, und planen einen Aufstand. Sosarme operiert unglücklich, wird von Argone gefangen genommen und schwer verletzt. Vom Bruder erhält Elmira jedoch die Erlaubnis, seine Wunden zu pflegen.
Heliate hat seinen Kanzler gesandt, um im Streit zu vermitteln. Argone ist im Prinzip geneigt einzulenken, stellt aber zur Bedingung, dass seine Thronfolge festgeschrieben wird. Altomaro spielt falsch und übermittelt dem König lügnerisch eine inkorrekte Nachricht: Ein Zweikampf zwischen Vater und Sohn solle die Fronten klären und den Erbanspruch entscheiden. Der alte König vertraut seinem Kanzler, fühlt sich in seiner Ehre verletzt und nimmt das Angebot des Zweikampfs bedauerlicherweise an. Erenice befindet sich in tausend Nöten und überlegt, wie sie das Duell verhindern kann.
Die Gattin versucht weiterhin auf den König einzuwirken, auf den Zweikampf zu verzichten. Vom edlen Melo erhält sie Unterstützung, indem dieser erklärt, dass er auf die Krone keinen Wert legt, weil ihm seine Ruhe heilig sei. Argone allein sei im Besitz des rechtmäßigen Anspruchs und die Vorstellungen seines Opas seien ihm egal. Sosarme und Elmira gelingt es ebenfalls nicht, den alten Herrn auf den Boden der Realität zurück zu holen. Sie folgen dem König, der aufbricht, um sich der eingebildeten Notwendigkeit eines Zweikampfs zu stellen. Altomaros aufreizende Bemerkungen heizen die feindliche Stimmung zwischen Vater und Sohn weiter an. Es kommt zum Kampf zwischen Vater und Sohn. Melo und Erenice werfen sich unter körperlichem Einsatz zwischen die Kämpfenden und tragen körperliche Blessuren davon.
Altomaros Falschspiel wird allmählich offenbar. Er entzieht sich der Konsequenz seines Handelns durch die Flucht. Melo beteuert erneut, an königlichen Würden kein Interesse zu haben, damit zwischen Vater und Sohn endlich Frieden einkehre. Altomaro, dessen Intrigen aufgedeckt wurden, sieht sich aller Hoffnungen auf die Regierungsgewalt beraubt und begeht Selbstmord. Vater und Sohn vertragen sich wieder und die königliche Familie, der in Zukunft auch Sosarme als Gatte Elmiras angehören wird, erhält ihren geregelten Alltag zurück.
Letzte Änderung am 1.3.2010
Beitrag von Engelbert Hellen