Carl Heinrich Graun (1704-1759):
Entstehungszeit: | 1754-55 |
Uraufführung: | 6. Januar 1755 in Berlin (Hofoper) |
Besetzung: | Soli, Chor und Orchester |
Spieldauer: | ca. 150 Minuten |
Verlag: | Leipzig: Breitkopf & Härtel, 1904 Wiesbaden: Breitkopf & Härtel, 1958 |
CD: | [Details] |
Montezuma (Capriccio, DDD, 1992) Carl Heinrich Graun (1703-1759) Neue Musikzeitung 2/1993: »Graun stellt in diesem ideologiegeschichtlich wichtigen tigen Werk den Höhepunkt seiner schöpferischen Kraft unter Beweis. Bedeutende Erstveröffentlichung!« |
|
DVD: | [Details] |
Montezuma (Deutsche Oper Berlin 1982) (Arthaus Musik, 1982) Carl Heinrich Graun (1703-1759) |
Art: | Musikalische Tragödie in drei Akten |
Libretto: | Friedrich II. von Preußen (französisch) und Giampietro Tagliazucci (italienisch) |
Sprache: | italienisch |
Ort: | Tenochtitlán, Mexiko |
Zeit: | 1520 (zur Zeit der spanischen Eroberung) |
Montezuma: | Herrscher der Azteken (Mezzosopran) |
Eupaforice: | Königin von Tlascála (Sopran) |
Tezeuco: | Minister (Sopran) |
Pilpatoè: | kaiserlicher General (Sopran) |
Erissena: | Eupaforices Vertraute (Sopran) |
Hernán Cortés: | der spanische Eroberer (Sopran) |
Narvès: | sein Adjutant (Alt) |
Weitere: | das Gefolge von Montezuma und Cortez, mexikanische und spanische Soldaten, Volk |
1. Szene:
Seine Macht stützt sich auf die Liebe seiner Untertanen, stellt Montezuma mit Genugtuung fest. In Fülle genießen diese ein sicheres Glück, welches auf Freiheit beruht, die er durch kluge Gesetze geschaffen hat. Somit ist das Reich im Innern gefestigt und ränkevolle Nachbarn hat er nicht zu fürchten. Ihre Zahl ist groß, aber unfähig sich zusammenzuschließen, können sie der wehrhaften Nation keinen Schaden zufügen.
In der kaiserlichen Gärten plaudert der Herrscher mit seinem Minister Tezeuco in Erwartung der Ankunft seines Generals Pilpatoè, der ihm einen Lagebericht übermitteln soll. Eine Schar unbekannter Männer ist nämlich an den Gestaden des Meeres gelandet. Er soll ihm sagen, ob es angemessen ist, ihnen Gastfreundschaft zu gewähren oder ob sie mit Verachtung zu behandeln sind.
Montezuma hat die Absicht, sich zu verheiraten. Hiervon verspricht er sich eine Steigerung seines Glücks, denn dem Mädchen seiner Wahl, welches ihm zukünftig bei der Herrschaft zur Seite stehen soll, kommt an Anmut und Tugend kein anderes gleich. Die Braut wird den Glanz Mexikos noch mehren, denn ihre beiden Reiche werden sich zu einer Einheit verbinden. Sein Glück wird vollkommen sein, sobald die herrlichen Ebenen von Tlascála sich seinem Herrschaftsbereich zuordnen. Seine Absicht ist es, stets für Mexikos Größe zu wirken.
Die Götter mögen Montezuma den Titel „Vater des Vaterlandes verleihen“, schlägt Tezeuco vor, denn Sicherheit und Frieden verdanke das Volk nur ihm. Seine Schätze verteilt er gerecht und er labt das Volk mit seiner Güte. Ach, er soll ihn nicht loben, sondern beraten, denn es sei kein Verdienst, nicht als Ungeheuer aufzutreten. Ein Fluch komme über jene grausamen Herrscher, die nur durch Ströme von Blut die Stufen des Throns erklimmen können. Väterlich fühlt er im Herzen, denn seine Untertanen behandelt er wie seine Kinder. Grausamkeit und eitlen Hochmut überlässt er den Tyrannen.
2. Szene:
Pilpatoè ist von seiner Mission zurück und erstattet Bericht, dass er die fremden Helden gesehen habe, und dass diese ihm fürchterlich vorkommen. Die Schiffe, mir denen sie die Meere durchkreuzen, gleichen
Festungen. Über göttergleiche Kräfte und über ungewöhnliche Waffen gebieten die Fremden.
Weisungsgemäß hat er Grüße der Freundschaft übermittelt. Als Antwort erhielt er von ihrem Anführer, dass dieser mit dem Herrscher persönlich verhandeln wolle.
Vorsorglich hat Pilpatoè angeordnet, dass die Grenzen scharf zu bewachen seien. Er habe den Eindruck, dass die Fremden zu jeder Schadtat fähig sind. Alarmstufe eins sollte ausgerufen werden.
Montezuma will wissen, in welcher Anzahl sich die Bewaffneten nähern könnten. Pilpatoè rechnet mit dreihundert Männern. Und er glaubt, dass seiner Krieger mit der geringen Menge nicht fertig würden? Montezuma bringt seine Enttäuschung zum Ausdruck und provoziert seinen Feldherrn. Er habe doch schon ganz andere Aufgaben gelöst und solle ihm mit seinen Bedenken nicht den Tag verderben, auf den er sich schon lange gefreut hat.
Ist zur Vermählung alles vorbereitet? Wenn die Sonne untergeht, kann Hochzeit gefeiert werden, bestätigt Tezeuco. Montezuma macht sich auf, der Königin entgegenzueilen.
3. Szene:
Pilpatoè kann verstehen, dass sein Report unglaubwürdig wirkt, aber er will keine Minute unnütz verstreichen lassen und alle Vorbereitungen treffen, um seinen Monarchen zu schützen. Der Ahnungslose weiß nicht, was ihm blühen kann, wenn er nicht sorgfältig agiert. Er hat nicht gesehen, was er beobachtete, und kann sich kein Bild von der Gefahr machen, in der er schwebt. Nein, zum Heiraten ist jetzt überhaupt nicht die Zeit!
4. Szene:
Eupaforice ist eingetroffen, aber nicht in bester Stimmung. Warum ist sie so traurig? Welch heimlicher Kummer bedrückt ihr Herz? Erissena möchte die Fürstin trösten, weiß aber nicht, wo sie ansetzen soll, wenn sie sich ihr nicht mitteilt.
Hat die Freundin die Schreckensmeldungen nicht aufgefangen, welche die Bevölkerung beunruhigen? Zahlreiche Boten melden, dass ein seltsamer Heereszug fremder Eroberer sich nun auch unseren Grenzen nähert. Die Nachbarländer sind schon unterworfen, aber sie zittert nicht um ihr Los, sie fürchtet nur um Montezuma. Die Zukunftsdeuter hat sie schon befragt, aber keine klaren Antworten bekommen. Erissena sagt, es sei nicht weise, wissen zu wollen, was in Zukunft passiert, wenn die Götter in weiser Voraussicht einen Schleier darüber ausbreiten. Die Fürstin soll die Furcht bannen, sich ihres momentanen Glücks erfreuen und nur an den Liebsten denken. Auf wonnige und zärtliche Liebe soll sie den Blick richten!
5. Szene:
Montezuma ist glücklich, weil zwei treue Herzen sich auf ewig verbinden. Endlich naht die Stunde, die reiner Liebe den heißersehnten Lohn bringt. Erlaubt sie ihm, ihr die Krone anzubieten? Das kann er, aber Eupaforice liebt diese nur, weil sie die Macht mit ihm teilen darf. Kann er ermessen, wie zehrendes Feuer ihr Herz versengt, weil unversehens eine bange Vorahnung sie plagt?
6. Szene:
Pilpatoè klagt, dass seine verschlafenen Wachen von den Spaniern getäuscht wurden, denn anstatt die übliche Route zu nehmen, sind sie nachts durch das Flussbett marschiert und umgingen so seine Wachen. Nun stehen die stolzen Spanier vor den Toren der Hauptstadt und der Anführer wünscht den Herrscher zu sprechen.
7. Szene:
Narvès, ihr Wortführer, erläutert ihm, der weltberühmte, tapfere Held, der sie zum Kampf führte, und mit ihnen schon die ganze Welt eroberte, habe ihn im Auftrag seines Königs gesandt. Cortés fordere Ehrenbezeugungen, die seiner und seines Königs würdig seien, und dass Montezuma ihm entgegen geht.
Falls sie in friedlicher Absicht kommen und ihren Beistand erbitten, sollen sie die Mexikaner stets als Freunde betrachten, erhält Narvès zur Antwort. Er soll wissen, dass alle verwegenen Völker, die es wagten, sie im Kampf herauszufordern, nur durch ihre edelmütige Güte der Vernichtung entgangen sind. Gern bieten die Unterworfenen nun Gehorsam an und nahen sich uns in schuldiger Ehrfurcht.
Narvès wird zurechtgewiesen, dass es ihm nicht anstehe, so kühn mit ihm zu sprechen. Er würde ihn bestrafen lassen, wenn das heilige Gastrecht den Fremden nicht schützen würde. Er soll wissen, dass sein Heer als das waffenstärkste des Kontinents geachtet ist, und würden sie je so kühn sein, es zum Kampf kommen zu lassen, so würden sie schon sehen, was sie davon haben.
Was soll Narvès seinem Herrn nun für eine Antwort bringen? Er wird ihm eine Audienz in aller Ehrerbietung gewähren - auch Hilfe, wenn er es wünscht.
8. Szene:
Montezuma möge erkennen, wie weit der Übermut des Spaniers geht, obwohl dieser genötigt ist, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Eupaforice teilt die Ansicht Pilpatoès, dass man den Spaniern kein Vertrauen entgegenbringen kann. Wenn Montezuma ihrem Rat folgte, würde er ihnen verbieten, Mexiko zu betreten. Noch ist es Zeit. Er solle List gebrauchen, sie herankommen lassen und dann in einen Hinterhalt locken.
Montezuma entrüstet sich, denn in seinem Staat herrscht nur Gerechtigkeit. Vor dreihundert Kriegern brauchen sie sich nicht zu fürchten. Doch wenn die Götter gegen ihn sind, wird er versuchen, sie mit Opfern zu versöhnen. Aus Gründen der Humanität will er den Fremden jede Hilfe leisten und sie mit seinem Gefolge am Ufer des Flusses empfangen.
Für kurze Zeit lässt er Eupaforice allein und versichert ihr noch einmal, dass er sie liebt.
9. Szene:
Sieht Erissena nun, dass ihre Befürchtungen berechtigt waren? Es waren keine Wahngebilde, wie die Freundin irrtümlich annimmt. Montezuma denkt, er könne die Fremden mit Leichtigkeit besiegen, aber könnten sie nicht auch ihn vernichtend schlagen? Eupaforice soll aufhören, alles negativ zu sehen.
Keine Ruhe kann sie finden und vor Angst und Schrecken pocht das Herz in ihrer Brust. Sie bittet die Götter, sie sterben zu lassen, wenn sie ein Opfer verlangen. Aber ihren Liebsten sollen sie schonen.
1. Szene:
Der Himmel hat die Spanier gnädig in die Hauptstadt geführt. Nun sei die Zeit gekommen, den Befehl zum Angriff zu geben, rät Narvès. Doch Cortés mahnt, keine Unbedachtheiten zu begehen, denn nur List und Trug können zum Ziel führen. Es muss den Anschein haben, dass Montezuma sich eines Vergehens schuldig macht, welches ihm das Recht gibt, den Übeltäter zu bestrafen. Mit Sicherheit wird sich bald eine Gelegenheit bieten, ihn zu täuschen. Und dann werden sie herrschen, die Schätze plündern und auf ihre Schiffe laden, um sie ihrem König zu Füßen zu legen. Ihr heiliger Glaube berechtigt sie dazu und das Vaterland erwartet es.
Montezuma tritt mit seinem Gefolge auf. Es sei ratsam, ihm untertänigst mit Respekt zu begegnen und ihn mit Schmeichelei zu umgarnen, damit er um so leichter ins Verderben geht, flüstert Cortés seinem Adjutanten zu.
2. Szene:
Montezuma scheint ähnliche Gedanken zu hegen, denn mit übertriebener Zuvorkommenheit begrüßt er die fremden Helden und beglückwünscht sie, dass sie des Meeres Wüten glücklich überstanden haben. Freude und Ehre bringen sie aus ihrem fernen Land mit und sie mögen nun das Lob ihrer Tapferkeit hören. Ein paar schöne Geschenke zur Begrüßung sollen sie erfreuen. Der Ruhm ihrer kühnen Taten sei bis zu ihm vorgedrungen. Deshalb können sie auf seinen Beistand vertrauen.
Cortés nimmt mit tiefem Dank das edelmütige Angebot eines Fürsten an, den ganz Amerika liebt und verehrt. Seine Tugend als Herrscher bewundert er schon lange und er preist sich glücklich, dass es ihm vergönnt ist, nun in seiner Nähe weilen zu dürfen.
Gastfreundschaft gegen Fremde ist eine geläufige Tugend in seinem Land und deshalb lädt er Cortés am Abend in seinen Palast ein, wo er Hochzeit feiern wird. Cortés bedankt sich für die Ehre und bittet darum, dass seine Gefährten, die mit ihm über das Meer gezogen sind, auch mitkommen und der allgemeinen Freude teilhaftig werden dürfen. Er möchte ihnen gegenüber nicht undankbar scheinen, die soviel Mühsal auf sich genommen haben, und er darf sie nicht verlassen. Sie seien als Gäste willkommen und sollen an seiner Freude teilhaben.
Montezuma fühlt sich geschmeichelt, gestattet es gern und beauftragt Tezeuco, für ihr Wohl zu sorgen.
3. Szene:
Tezeuco versetzt sich in die Empfindungswelt seines Herrschers, sieht die drohende Gefahr nicht und verliert sich in poetische Betrachtungen:
„Ja der Schiffer auf schwankendem Boote
der vertrauet sein Schicksal dem Winde, sieht den
Hafen mit süßen Gefühlen, denn er ist müde
der Meereswogen. Jetzt, wo frei wird von
Furcht die Seele, sieht das End' er der
unsäglichen Mühen, und darf hoffen auf schönere Tage,
wo die Ruhe, das Glück sich ihm nah'n.“
4. Szene:
Pilpatoè sieht einen gefährlichen Leichtsinn darin, Leuten zu trauen, denen kein guter Ruf anhaftet. Montezuma stürzt sich ins Verderben und sein Volk noch dazu. Noch einmal wird er versuchen, seinen Herrscher vor der Gefahr zu warnen, in der er möglicherweise schwebt und die ihn bedroht. Oft irrt ein edler Mut in seiner Güte und wird leicht betrogen. Im vorliegenden Fall wäre es weiser, misstrauisch zu sein.
5. Szene:
Tezeuco führt Cortés und seine Spitzbuben zum Eingang des Palastes. Das Ziel ist erreicht und er muss sich keine Mühe mehr geben, Verstecken zu spielen. Sie benehmen sich nicht mehr wie Gäste, sondern nehmen Kampfposition ein. Tezeuco sieht es und will von Cortés wissen, was er vorhabe. Der Elende soll fliehen oder seinen Degen fühlen. Seinen Kriegern deutet er an, dass die Mühen sich gelohnt haben, und sie sollen sich nun daran machen, ihr Ruhmeswerk zu krönen. Wohlan, stürmt vorwärts und besetzt den Palast, lautet der Befehl von Cortés. Die Spanier greifen an und bringen ihre Feuerwaffen zum Einsatz. Fluchtartig verlassen die Mexikaner das Gebäude. Ein sinfonisches Intermezzo steht symbolisch für das nun folgende Gefecht.
SINFONIA GUERRIERA
6. Szene:
Montezuma hat Schwierigkeiten mit dem Begreifen und ist erstaunt, welcher Lärmattacke er ausgesetzt ist. Cortés versucht ihm klar zu machen, dass er nur seine Pflicht tut. Welche Pflicht? Seine Wachen hat er verjagt. Unbeirrt erklärt Cortés ihm, dass er durch sein Handeln seinem Gott und seinem König dient. Er sei noch nie besiegt worden und er und sein Volk müssen sich seinen Scharen ab jetzt für immer beugen.
7. Szene:
Montezuma ist erstaunt, dass er auf so ungewohnte Weise seinen Dank zeigt.
Cortés beabsichtigt, alle Barbaren zu vertilgen, die noch Menschenopfer darbringen. Nicht um der Eroberung Willen seien sie ausgezogen, sondern ihre Absichten dienen einer guten Sache. Für Gott sind sie ins Feld gezogen und zu ihrem heiligen Glauben sollen sie bekehrt werden. Aber wie kann er an einen Gott glauben, der den Betrug gutheißt? Montezuma tadelt ihre frevelhaften Taten und ist der Ansicht, dass man fremde Anschauungen tolerieren muss, auch wenn sie gegenteilig sind. Der Barbar soll Schweigen, denn unwürdig ist er dieses Gottes, den er aus Unwissenheit verhöhnt.
Montezuma widerspricht, dass die mexikanische Religion vollkommener sei, denn sie befiehlt jedes Wesen
auf Erden zu lieben und keinen Menschen zu schmähen, der einem anderen Glauben anhängt. Harte Proben wahrhafter Tugend werden gefordert und härteste Strafen fordert sie für die Verbrechen, wie die Gottlosen sie ausüben. Begreift der frevelhafte Spanier den Unterschied? Nein, er begreift nicht, weil er ein anderes Fundament hat, von dem aus er operiert.
Cortés ersucht seinen Dialogpartner, auf ihn zu hören, das Diskutieren zu lassen und den Stand der Dinge zu akzeptieren. Seine Güter und sein Reich gehören von nun an nicht mehr ihm. Herrscher sei er nicht mehr. Sein Reich hat aufgehört zu existieren und gehöre jetzt zur spanischen Krone.
Montezuma ist die Anmaßung zu viel und er will die Unverschämtheit nicht länger ertragen. Pilpatoè soll ihm folgen, denn nun sollen die Waffen sprechen. Cortés befiehlt seinen Soldaten, den Menschen zu packen, denn bei Montezuma soll er nicht länger weilen. Dessen Geduld ist erschöpft und er will sich nicht länger mitansehen, wie weit seine unbändige Frechheit ihn noch treibt und kündigt ihm an, dass er sterben wird.
Schändlichen Verrat plant Cortés an ihm. In seinem eigenen Haus wollte der Wüterich ihn töten. Seine eigene Sicherheit verlange, dass er ihn gefangen setzt. Aus ist es mit dem Hochmut und er solle sich dem Sieger fügen und dem neuen Herrscher Treue und Gehorsam loben. Von falschen Göttern soll er sich verabschieden und er soll auf ihn vertrauen, denn bald lacht ihm ein neues Leben. Von seinem neuen König darf er nur Gutes erwarten.
Montezuma wird in Ketten gelegt. Nein, der Ruf, der Cortés vorausging war falsch - ein Gott ist er nicht. Die Ketten, die er jetzt trägt, und die harte Knechtschaft, die folgen wird, können den Mut in seiner Brust nicht ersticken!
„Wohl kenne ich mein Geschick, ahn' was
es noch bringen wird. Doch niemals werd'
ich zittern in Angst und Todesqualen,
nie siehst du mich verzagt.
Schändlicher! Schändlicher! Wo ist der
Henker? Mag er nur kommen zum Morde.
besser ist 's früh zu sterben als lang
in Schmach zu leben.
8. Szene:
Eupaforice traut ihren Augen nicht, als sie ihren geliebten Montezuma in Ketten sieht. Schändlich ist er getäuscht worden. Die Furcht, die sie in ihrem Herzen hegte, war nur allzu berechtigt.
Gegen Cortés wird sie ausfällig und beschuldigt den ruchlosen Bösewicht, dass er schurkisch gehandelt habe. Der Geschmähte gibt den Befehl, dass man den Kaiser sogleich ins Gefängnis führen und Acht haben soll, dass kein einziger Mexikaner ihn spreche. Die Fürstin soll bleiben, denn mit ihr hat er seine eigenen Pläne.
9. Szene:
Sie solle Montezuma fallen lassen, denn eine Ehe mit ihm bringe ihr nichts als Unglück. Eine solche bewundernswerte Schönheit, mit der die Natur sie gesegnet habe, sei für einen Barbaren nicht geschaffen. Mehr noch als ein Mexikaner begreift der Europäer, was sie wert ist, und ihr Herzensglück dürfte bei ihm sicher sein. Es liegt bei ihr, Montezuma zu retten, und es kostet ihn das Leben, wenn sie nicht fügsam ist. Ihre hohe Stellung wird nicht angetastet. Eupaforice reagiert wie ihr anerzogen wurde. Sie sieht es mit Schaudern, dass der Schändliche, den sie hasst, zu ihr von Liebe spricht. Er soll sich seine Lästerworte sparen. Ein grausames Geschick lässt sie ins Elend fallen und er soll nur kommen und ihr Herz durchbohren. Seine Rechnung geht nicht auf, denn sein sündiges Trachten lässt sie kalt. Auf den gräulichen Unmenschen sollen die Götter ihren Zorn fallen lassen und zusätzlich einen Blitz herabschicken.
Tezeuco ist der Ansicht, dass die Götter den rohen grausamen Barbaren bestrafen sollten. Der Zorn steigt in ihm hoch und die Wut kocht. Ihn drängt es zum Kampf! Dem herrlichen Herrscher wird der Himmel zur Hilfe eilen und sein unvergessener Mut wird die Zeiten überdauern.
1. Szene:
Montezuma klagt, mit welch schwerem Geschick die Götter ihn bestrafen. Als die Fremden kamen, sah die Sonne ihn glücklich und nun muss er sehen, dass er ein Opfer des Unglücks geworden ist. Ist es wirklich Wahrheit oder nur ein Traum? Ist er wirklich Montezuma? Des Reichs mächtiger Herrscher liegt in Ketten. Ohne Kampf wurde er besiegt! Keine Schlacht verlor er und nun befindet er sich in des Feindes Hand.
O launische Göttin Fortuna, schlecht beraten ist der, der dich verehrt! Wer deiner Gunst traut, der ist verraten. Wer kann sich überhaupt noch glücklich preisen auf dieser Erde? Seine Größe hat er ohne übertriebenen Stolz besessen, weil er sie stets als eitel betrachtete und jetzt muss er sie dahingeben. Muss eine große Seele darauf gefasst sein, eines Tages alles hinter sich zu lassen, wenn der Tod sie ruft? Doch du innig geliebte Eupaforice, ach, die glückliche Stunde, die uns zu ewigem Bunde endlich vereinen sollte, sie kam nun, aber sie wird auf immer uns trennen. Ha, diese seelische Qual ist es allein, der ich erliegen kann. Du harter Fremdling, rohes Ungeheuer, Ausbund aller Laster, soll deine Tücke wirklich triumphieren über Glauben und Treue? Ist es denn möglich, dass ein solcher Verbrecher ohne jede Strafe unterdrücken darf?
Zweite
Doch wie weit sind schon mein Stolz und mein Mut gesunken? Es ist einer edlen Seele nicht würdig, sich in Klagen zu ergießen! Fest und standhaft will er die Leiden ertragen, die er nicht ändern kann. Ach, unbeugsames Schicksal, wer kann ihm entgehen? Doch bringt mein Los mir auch den Tod , so will ich fest und mutig ihm in die Augen sehen. Größe und Glanz der Menschen gleichen dem flüchtigen Schatten, den ein Hauch verwehen kann. Blind gibt das Glück uns seine Schätze, doch schneller werden sie wieder geraubt. Nichts ist beständig!
2. Szene:
Die Riegel des Gefängnistores öffnen sich und Montezuma erhält Besuch von Eupaforice. Sie bekennt, dass sie nur seinetwegen ihr trauriges Schicksal schmerzt, aber gewiss wird sich noch Rettung finden, dem Tode zu entkommen. Montezuma glaubt nicht daran und so wie sie in Treue die Herrschaft teilen wollten, soll sie nun der Tod verbinden. Eupaforice jedoch setzt auf die Hilfe der Götter und beide sprechen sich gegenseitig Mut zu:
„Wann doch wird nahen die Stunde
in der so fromme Bitten
geben die Götter Gehör?
Mein alles, mein alles
Lass doch den Mut nicht sinken
lass sinken nicht den Mut.
Ach so vereint in Liebe.
Vereint in Liebe
lass uns die Herrschaft teilen
lass teilen uns den Tod.
Mein alles! Mein alles!
Lass doch den Mut nicht sinken
Lass sinken nicht den Mut,
den edlen Mut!
Ach so vereint in Liebe,
vereint in Liebe
Lass teilen uns die Herrschaft
Lass teilen uns den Tod.“
3. Szene:
Erissena bringt der Fürstin schlimme Botschaft, denn die Idee mit der Flucht wurde verraten. Tezeuco bekennt, dass der Plan, der von der Fürstin zur Befreiung Montezumas ersonnen wurde, missglückt ist. Er wollte den Befehl ausführen und bewaffnete seine Anhänger, aber Cortés bekam Wind von der Sache, bedrohte ihm mit seinem Degen und setzte dem Unterfangen ein Ende. Nun hat er ein schlechtes Gewissen, weil die Götter sein Leben aufsparten.
Die Bewachung ist lasch geworden und Eupaforice schlägt vor, über die Grenze in ihr Reich zu fliehen. Montezuma rätselt, ob die Götter ihre Flucht auch beschützen werden.
4. Szene:
Pilpatoè hat die Stadt in Flammen gesetzt, damit sie nicht in die Hände der Feinde falle. „Frevler, das bringt dir den Tod. Du sollst mit Blut tilgen, was du verbrochen hast“ droht nun Cortés. Großspurig erhält er zur Antwort, dass gern er für seinen Herrscher, sein Volk und seine Heimat stirbt und der Tod seinem Ruhm dient. „Will euer Gott etwa Mexiko gänzlich vertilgen?“ Merkt der Barbar nicht, dass der Christengott hier herrschen soll? Pilpatoè antwortet: „Ja, Deine Götter mögen viel stärker sein, doch unsere sind besser.“
5. Szene:
Narvès hat Montezuma und die Königin auf der Flucht erwischt. Sie hatten die Wächter getäuscht und bis zum äußeren Tor waren sie schon gedrungen. Wollten sie seiner Gnade etwa spotten? Obwohl sie ihn zum Aufruhr gereizt haben und planten, sein Blut zu vergießen, wollte Cortés ihnen verzeihen, aber jetzt ist er mit seiner Milde am Ende. Ein schlimmes Wetter braue sich über ihren Köpfen zusammen, tönt Cortés und jetzt sollen sie beben, denn harte Strafe wird die Undankbaren treffen. Eupaforice, führt an, dass Cortés sich irrt, denn sie war es ganz allein, welche die Flucht ersonnen hatte, um ihren Bräutigam zu beschützen. Sehr edelmütig, aber es gibt nur ein Mittel, ihn zu schützen. Cortés soll es nennen! Tausend Leben würde sie geben, wenn sie so viele hätte. Montezuma soll die falschen Götter und die Herrschaft fahren lassen und ihre Hand bekommt er zusätzlich als Belohnung für seine Großherzigkeit, offeriert ihr Cortés. Montezuma wird Cortés' dummes Gerede zu albern. Er empfiehlt spöttisch, seine großen Taten um eine weitere zu vermehren und sein Haupt dem Henkersbeil zu übergeben. Mit Seelenkühnheit wird er sich der Todesqualen erfreuen und seinen Leib der Erde zurückgeben, so wie er einst auf die Erde kam.
Von Narvès und einer Abteilung Spanier werden Montezuma, Pilpatoè und Tezeuco zu Hinrichtung geführt. Eupaforice gelingt es, sich einen Dolch in die Brust zu stoßen, nachdem sie Montezuma noch einmal umarmt und Cortés beschimpft hat. Obwohl die Mexikaner die Götter bitten, den Höllenschlund zu öffnen, blickt Hernán Cortés hoffnungsfroh in die Zukunft.
Letzte Änderung am 11.5.2014
Beitrag von Engelbert Hellen