Antônio Carlos Gomes (1836-1898):
Widmung: | José Pedro de Sant' Anna Gomes |
Entstehungszeit: | 1873, rev. 1878 |
Uraufführung: | 16. Februar 1873 in Mailand (Teatro alla Scala) |
Besetzung: | Soli, Chor und Orchester |
Erstdruck: | Mailand: Lucca, s.a. |
Verlag: | São Paulo: Ricordi Brasileira, 1986 |
Art: | Drama lirico in vier Akten |
Libretto: | Antonio Ghislanzoni nach Luigi Capranicas 'La Festa delle Marie' |
Sprache: | italienisch |
Ort: | Istrien und Venedig |
Zeit: | 16. Jahrhundert |
Fosca: | eine Räuberbraut |
Paolo: | ein venezianischer Edelmann |
Delia: | seine Angetraute |
Gajolo: | Kapitän der Korsaren, Bruder Foscas |
Cambro: | Faktotum Gajolos, Intrigant |
Michele Giotta: | Vater Paolos |
Weitere: | der Doge von Venedig, Hochzeitsgäste und Korsaren, Volk von Venedig |
ERSTES BILD: Die Halbinsel Istrien, Unterschlupf der Korsaren
Die Piraten haben sich in ihrem Versteck versammelt und stimmen ein Trinklied an. „Le botti del vino“ sind mit ihrem Lebensgefühl untrennbar verbunden. Gajolo begrüßt seine Männer, die von ihm wissen wollen, wann die nächste Aktion stattfindet. Der Kapitän der Mannschaft entwickelt seinen Plan. Der Überfall wird am hellen Tag in Venedig erfolgen. In der Kirche von San Pietro soll eine Hochzeit zelebriert werden. Verkleidet wird man sich unauffällig unter die wohlhabenden Gäste mischen und auf sein Zeichen fallen die Männer über die Verblüfften her, sobald sie das Gotteshaus verlassen haben. Kostbarer Schmuck wird in ihre Hände gelangen. Aber bitte, keinen Waffenlärm in der Kirche. Das gehört sich nicht!
Den Sohn eines venezianischen Edelmannes hatte man gefangengenommen, um ein Lösegeld einzutreiben. Cambro, ein vormaliger venezianischer Sklave, ist von Gajolo befreit worden und hat in der Gruppe an Einfluss gewonnen. Er bringt die Neuigkeit, dass der Vater des Eingekerkerten angereist sei, um die erwartete Belohnung vorbeizubringen, damit der Erbe wieder in den Schoß seiner Familie zurückkehren kann.
Gajolos leidenschaftliche Schwester Fosca, sperrt sich gegen einen Abschied von dem heimlich Geliebten. Sie erinnert den Bruder, dass der Besitz von Paolo ihr Anteil an der Beute gewesen sei, verhält sich störrisch und will das Objekt ihrer Liebe für kein Gold der Welt herausrücken. Man könnte doch auch so verfahren, dass man Michele Giotta das Schutzgeld einfach abnimmt und ihn ohne Söhnchen wieder nach Hause schickt. Die Korsaren empören sich und verlassen die Höhle. Niemand wird in Zukunft noch Lösegeld zahlen wollen, wenn auf ein gegebenes Versprechen kein Verlass ist. Hat Fosca noch nie etwas von Ganovenehre gehört?
Cambro ist in Fosca verliebt, findet bei ihr aber keinen Anklang. Nun macht er ihr klar, dass er in der Not ihr einziger Verbündeter ist und sieht für sich eine Chance, über den Weg einer großen Gefälligkeit ihre Gunst zu gewinnen.
ZWEITES BILD: Grotte auf der Pirateninsel
Fosca kann ihre Gefühle zu Paolo nicht länger verbergen. Sie befreit ihn aus der Grotte und gesteht ihm ihre Liebe. Paolo erkundet, ob er zum Tod geführt werden soll, doch Fosca offeriert ihm seine Freiheit. Erwartungsvoll hofft sie, dass er in ihr Liebesduett einstimmen wird, doch Paolo gesteht, dass er bereits mit einer vornehmen Venezianerin verlobt und in Liebe fest verbunden ist. Nun, wenn der Geliebte bei seiner Zurückweisung bleibt, darf er konsequenterweise in sein Gefängnis zurückkehren. Dazu kommt es jedoch nicht, denn Gajolo erscheint mit Michele Giotta, der gerade das Lösegeld vorbeigebracht hat. Fosca muss von ihrem Bruder ruhiggestellt werden, damit der Vater seinen Sohn umarmen und nach Hause geleiten kann.
Das Finale des ersten Aktes ist vom Liebesschmerz Foscas geprägt. Dieser wird dadurch etwas gemildert, dass Cambro ihr Freundschaft und Unterstützung anbietet. Einen teuflischen Plan hat er. Paolos Geliebte wird er in ihre Hände schaffen, damit sie ihre Rachegelüste kühlen kann. Wenn es gelingt, so verspricht es die Verschmähte, wird sie die seine werden.
DRITTES BILD: Delias Haus in Venedig
Paolo begrüßt die ihm treu ergebene Geliebte, mit der er in einer Stunde verheiratet sein wird. Als arme Waise, schutzbedürftig und ohne Mitgift, erwirbt sie durch Milde und Einfalt die besondere Gunst des Opernpublikums. Von Fosca hat sie vernommen und entwickelt für sie große Sympathie, weil sie ihren geliebten Paolo in Gefangenschaft gepflegt und bei Gesundheit gehalten hat. Während der Zeit liebevoller Fürsorge war trotz aller Bemühungen seiner Pflegerin nur seine geliebte Delia in Paolos Gedanken, die ihm nun für immer angehören wird.
Cambro hat sich als Schmuckhändler verkleidet und nimmt mit Delia ersten Kontakt auf. Die zum Kauf angebotene Halskette ist ihr zu aufwändig gearbeitet und sie lehnt wegen Nichtgefallen ab. Der Schurke legt sich in seinem Kopf einen Plan zurecht. Erst in einer Stunde wird das Mädchen ihren Beschützer und Bräutigam in der Kirche wiedersehen. Während dieser Zeit sollte die Entführung stattfinden.
VIERTES BILD: Platz vor der Kirche San Pietro I Castello
In der Kirche wird die Hochzeit von Paolo und Delia zelebriert. Chorgesang und Glockengeläut dringen aus dem geöffneten Portal. Cambro erklärt der anwesenden Fosca, dass die Stunde ihrer Rache gekommen sei. Fosca ist innerlich zerrissen und unterzieht das geplante Vorhaben einer näheren Betrachtung, aber die feierlichen Hochzeitsklänge schüren erneut ihre Eifersucht. Gajolo ist verärgert von Foscas Anwesenheit und nimmt dieser das Versprechen ab, dem Überfall auf die Gäste keinen Widerstand entgegenzusetzen. Er ahnt nicht, was Cambro in Kooperation mit der Schwester im Schilde führt. Von Hass überwältigt wirft Fosca sich der aus der Kirche kommenden Prozession in den Weg. Gajolo hat Mühe, die Tadelnswerte wegzuzerren, weil sie das Projekt gefährdet, und beschimpft die Unbesonnene eine Schlampe. Fosca verkündet, dass sie nur noch ihrer Rache leben werde.
Die Korsaren haben sich an die Weisung ihres Anführers nicht gehalten, denn der Klang fechtender Säbel ist aus der Kirche zu hören. Die Piraten sehen sich einer großen Übermacht mutiger Edelleute gegenüber und müssen das Feld bald räumen. Im Kampfgetümmel wird Delia von Cambro und seinen Gesinnungsgenossen entführt. Fosca triumphiert. „Endlich ist die Rivalin in ihrer Macht!“
FÜNFTES BILD: Grotte auf der Pirateninsel
Delia hat man in das Refugium der Piraten verschleppt. Cambro bewacht sie bis Fosca kommt. Die Gefangene identifiziert sie als die Person, welche vor der Kirche den Hochzeitszug aufgehalten hat. Fosca bezeichnet sich als Delias Rivalin und verkündet, dass der Mann, den beide lieben, ihrer Macht unterworfen sei und lässt ihren Emotionen freien Lauf. Fosca soll ihren Mann bitte nicht töten. Sie sei bereit, an seiner Stelle zu sterben. Der Wechsel zwischen Hass und Zuneigung folgt spontan. Fosca kommt nicht umhin, die selbstlose Bereitschaft der Rivalin, sich für den Geliebten zu opfern, zu bewundern. Die beiden Frauen umarmen sich und versuchen, ihre Situation in Einklang zu bringen. Es muss nachgetragen werden, dass Paolo erneut in die Gefangenschaft der Korsaren geraten ist, während Gajolo in den Bleikammern von Venedig Wohnung bezogen hat.
Cambro gelingt es erneut, mit kalkulierten Andeutungen Foscas Gefühle zu manipulieren. Wenn Paolo und Delia erst einmal befreit sind, werden sie sich auch wieder zusammenfinden und über Foscas Milde lachen. Nun will auch Fosca im Verbund mit den Piraten alles daransetzen, ihren Bruder aus venezianischer Gefangenschaft zu befreien.
SECHSTES BILD: Palast des Dogen in Venedig
Gajolo kann von Glück sagen, dass der Doge ihm wohlgesonnen ist und seinem Widersacher Audienz gewähren will. Der Korsar hat vorzuschlagen, dass er seine Freiheit gegen die des Venezianers eintauschen möchte. Sollte dagegen seine unberechenbare Schwester den Edelmann zwischenzeitlich umgelegt haben, wird er zum Vollzug seiner eigenen Exekution unverzüglich nach Venedig zurückkehren. Der Zehnerrat ist einverstanden. Sollte er jedoch wortbrüchig werden, wird die furchtbare Rache der Republik ihm sicher sein. Er sei gewarnt!
SIEBTES BILD: Die Pirateninsel
Der heimtückische Cambro hat Paolo erzählt, dass Delia gestorben sei. Der Verzweifelte sehnt sich danach, im Tode mit ihr vereint sein. Fosca macht ihm jedoch Hoffnung, dass der Verräter die Unwahrheit gesagt haben könnte. Ihre ursprüngliche Milde hat sich jedoch wieder gewandelt, und die Wankelmütige setzt der Rivalin erneut zu, dass diese sich selbst töten soll. Es sei die Voraussetzung, den Gatten am Leben zu halten.
Gajolo ist zurückgekehrt und ersticht als erstes den Intriganten Cambro, denn dieser hat sich bei dem Überfall auf den Hochzeitszug nicht weisungsgemäß verhalten, sondern ist eigenen Interessen gefolgt. Der Befreiung von Paolo und seiner Wiedervereinigung mit Delia steht nichts mehr im Wege. Foscas gebrochenes Herz bittet um Vergebung, und als Verteidigung nennt sie ihre übergroße Liebe zu dem schönen Venezianer. Den Seelenschmerz, den Geliebten auf immer zu verlieren, kann sie nicht ertragen. Sie zückt den Dolch und gibt sich selbst den Tod, als das Schiff ihrem Blick am Horizont entschwindet.
Gajolo beabsichtigt, mit Venedig Frieden zu schließen. Die Korsaren stellen ihre Schlagkraft in den Dienst der glorreichen Republik, damit die Oper einen positiven Ausklang findet.
Letzte Änderung am 22.11.2007
Beitrag von Engelbert Hellen