George Gershwin (1898-1937):

Girl Crazy

Allgemeine Angaben zum Musical

Entstehungszeit: 1930
Uraufführung: 14. Oktober 1930 in New York (Alvin Theatre)
Besetzung: Soli, Chor und Orchester
Erstdruck: New York: New World Music Corp., 1954 (Klavierauszug)
Bemerkung: Das Musical ist eng verknüpft mit den Jazz-Größen Benny Goodman, Glenn Miller und Gene Krupa, die im Orchester spielten. Ginger Rogers startete von New York aus ihre Karriere in Hollywood. Es existiert eine deutschsprachige Version des Musicals unter dem Titel „Crazy For You“.

Zum Musical

Art: Musical in zwei Akten
Libretto: Ira Gershwin nach dem Buch von Guy Bolton und John McGowan
Sprache: englisch

Personen der Handlung

Danny Churchill: Entertainer von der Ostküste
Molly Gray: Postmeisterin von Custerville, umworben von Danny
Gieber Goldfarb: zunächst Dannys Chauffeur, später Sheriff
Patsy West: Organisatorin der Getränkevorräte und Showstar
Slick Forthergill: Aufseher des Spielsalons
Kate Forthergill: Showstar, auch Frisco-Kate genannt
Tess Harding: Dannys ehemalige Freundin aus San Francisco
Sam Mason: Abenteurer und Glücksspieler, Dannys Rivale
Lank: ein Ganove
Pete: ein Ganove
Weitere: ein Vokalquartett mit vier Cowboys, Showgirls aus New York, Senoritas aus San Luz

Handlung

1. Akt:

1. Overture

Die Revue „Girl Crazy“ öffnete ihre Pforten 1930 in Custerville, einem gottverlassenen Dorf in Arizona, in dem seit über fünfzig Jahren keine Frauen gelebt haben.

2. Bidin' my Time #1

Ein ortsansässiges Vokalquartett, bestehend aus vier Cowboys, bieten den Auftakt zu einem mutmaßlich ereignislos ablaufenden Abend, wie man es aus früheren Vorstellungen kennt.

3. The Lonesome Cowboy

Ein Vokalist löst sich aus dem Quartett und fragt die anderen, ob sie nichts besseres zu tun haben, als jede Nacht hier herumzuhängen. Er singt das Lied vom einsamen Cowboy und erkundigt sich anschließend, ob die Anwesenden sich darüber wundern, dass er sich fein herausgeputzt hat. Es gibt ein Mädchen, dem er gefallen möchte. Den Verlobungsring hat er schon gekauft. Heute noch wird er sie auf seine Ranch XYZ mitnehmen. Jawohl meine Herren, auf seine Ranch wird sie ihm folgen. Der Chor reagiert teilnahmsvoll auf die Erklärung und gönnt dem Kumpel die Frau, denn seit sieben Jahren lebt er schon ohne weibliches Wesen. Jetzt wird er nicht mehr einsam sein. Das Trio mokiert sich.

4. Could You Use Me?

„Habt Mitleid mit einem Fremdling, zeigt ein bisschen Sympathie!“ Mitleiderregend sieht Danny Churchill nun wirklich nicht aus. Die Familie ist an der Ostküste beheimatet und der sittenstrenge Vater ist zu der Einsicht gekommen, dass New York mit seinen lauernden Gefahren dem Sohn nicht gut tut. In Arizona auf der Familienranch ist er geborgen. Der Taxichauffeur Gieber Goldfarb verlangt für die extrem weite Strecke eine hohe Summe und will die Dollars auf der Stelle ausgezahlt haben. Während die Anwesenden Danny sofort akzeptieren, hat Gieber es etwas schwerer. Die fremde Umgebung irritiert ihn, und bar jeglicher botanischer Kenntnis hält er die in der Landschaft herumstehenden Kandelaberkakteen für missgestaltete Gurken. Zwei Ganoven machen sich die Unbeholfenheit des Neuankömmlings zunutze und suchen sofort Streit. Sie behaupten, dass er es gewesen sei, der vor zwei Wochen auf den Distriktsheriff geschossen habe. Die Ermordung des Sheriffs ist die einzige Sensation, die sich seit Jahren in dieser verschlafenen Besiedlung ereignete. Danny macht schnell die Bekanntschaft der hübschen, aber ein bisschen hochnäsigen Molly Gray. Er ist ihr nicht unsympathisch und sie schwärmt ihm vom Nachbarland Mexiko vor, aber sie macht ihm sogleich klar, dass für ihn bei ihr kein Nachtleben vorgesehen ist.

Your ties are freakish,
Your knees look weakish.
Go back to flappers
And high-ball lappers.

Seine Nachfrage „Oh could you use me?” bescheidet sie negativ „I certainly can't use you!” Der Theaterbesucher rät dem lieben Danny, dass er über die Abfuhr nicht traurig sein soll. Molly findet seine Art in Wirklichkeit nett und wird neu auf ihn zukommen.

5. Bidin' my Time #2

Nächstes Jahr wird hier mehr los sein, verspricht das Vokalquartett erneut.

SZENENWECHSEL

Heimwehkrank nach dem lockeren Leben von New York, veranlasst Danny ohne die Zustimmung des Vaters, das Familienanwesen, auf welches er verbannt wurde, in eine Ferienranch umzuwandeln. Den Leuten, die hier Urlaub vom Alltag machen wollen, muss natürlich etwas geboten werden. Ein bekannter Anziehungspunkt, attraktiv für die Besucher beider Küsten, soll es werden. Danny Churchill hat hierzu klare Vorstellungen und weiß auch schon, wer ihm bei der Umsetzung assistieren wird. Als erstes müssen Showgirls aus New York engagiert werden.

6. Bronco Busters

„No doubt! No doubt! This is the life that Riley told about” heißt es in dem Refrain von den Wildpferden. „We're bronco busters, we bust the broncos or else we bust”. Patsy West wird als „bubbly switchcoard operator“ eingesetzt, das heißt, sie muss sich um den Champagner und die Getränkevorräte kümmern. Tess Harding, Dannys alte Freundin aus San Francisco wird auch mit von der Partie sein. Als alter Hase übernimmt Slick Forthergill den Spielraum.

7. Barbary Coast

Mit dem Song „Barbary Coast“ hat sexy Diamond Lil, gemeint ist Slicks Frau Kate, ihren großen Auftritt im Saloon. Frisco-Kate denkt geringschätzig über ihre neue Umgebung. Wenn man sie fragen würde, was der heißeste Platz der Welt sei, käme als Antwort: San Francisco. Der Teufel sei ständig Gast an der barbarischen Küste.

8-9. Embrace You

Danny und Molly sind sich näher gekommen. Molly soll dem Rhythmus seines Herzens lauschen und sie wird bekommen, was sie sich erträumt hat. Molly reagiert positiv. In seinen Armen ist Liebe sehr ergötzlich. Beruflich versieht Molly den Postdienst in Custerville. Am liebsten möchte Danny mit Molly in New York leben. Seine bildhaften Vorstellungen sind ebenso lebhaft wie simpel. Er malt sich aus, dass sie ihn fragen würde, „Liebling, wo bis du die ganze Nacht gewesen?“. Der Bösewicht im Musical heißt Sam Manson. Er war einst sein glückloser Rivale in New York um die Gunst von Tess. Die Scharte will er wieder auswetzen und macht sich nun an Molly heran.

10. Goldfarb! That's I'm!

Gieber Goldfarb ist der Ansicht, dass er genau der richtige Mann sei, der in der Stadt den neuen Sheriff abgeben könnte. „Goldfarb! That's I'm!” tut er sich wichtig.

11. Bidin' my Time #3

Das Vokalquartett wiederholt sich zum dritten Mal.

12. Sam and Delilah

In der Ballade von „Sam and Delilah“ behauptet Kate kess: „Delilah was a floozy“. Was die Bibelkundige über Delilah alles in Erfahrung gebracht hat, lässt erstaunen. Ein Fluch war sie und ein Flittchen und dazu noch eifersüchtig. Sam war ihr nicht gewachsen. „She tracked him and hacked him” und sie schaufelte ihm das Grab. Der Chor gibt den Rat, dass der Cowboy rennen soll, wenn er auf eine Frau wie Delilah trifft.

13-14. I got Rythm

In „I got Rhythm” beherrscht wieder Kate die Szene, inhaltlich ist der Song unergiebig.

15. Finale Act 1

Man steuert auf das Finale des ersten Aktes zu, an dem sich alle musikalisch beteiligen. Der Song von den Wildpferden klingt nochmals an. Es muss noch nachgetragen werden, dass Gieber die Wahl zum Sheriff der Ortschaft gewonnen hat. Von dem, was als Sheriff auf ihn zukommen könnte, hat er allerdings keine Ahnung. Sein Gegner ist Lank, einer der beiden Ganoven, die vom Spieltisch nicht wegzukriegen sind. Lank will Gieber ans Leder, denn er wittert Wahlbetrug. Um ihn zu schützen, verkleiden Patsy und Slick ihn als Indianer.

2. Akt:

16. Entr'acte

Eine Zwischenaktmusik vermittelt dem Theaterbesucher, dass man sich über die Grenze bewegt hat und man sich nun in Mexiko befindet.

17. Land of the Gay Caballero

Es ist das Land der lustigen Caballeros. Slick hat zum Pferderennen eingeladen. Zuvor hat er seiner Frau von ihren Vorzügen schwadroniert. Kate ist überzeugt und quittiert seine plumpen Huldigungen mit Wohlwollen. Keine andere Frau kann ihr das Wasser reichen. Wozu auch? Danny wird wütend als er mitbekommt, dass Molly plant, mit Sam nach San Luz zu fahren. Hat er eine solche Provokation verdient, nachdem er sich so sehr um sie bemüht hat? Sam hat am Kartentisch 6000 Dollar gewonnen und kann es sich leisten, großspurig aufzutreten. Seine Bemühungen, Molly von ihrem Vorhaben abzubringen, schlagen fehl, und ärgerlich verlässt Danny den Kampfplatz. Völlig geknickt weiß einzig Kate, Danny zu trösten. Schließlich kommt es wie es kommen muss, die ganze Gesellschaft landet in San Luz. Die Einwohner nehmen es gleichmütig.

18-19. But not for me

Ein reuiger Danny bietet Molly Entschuldigungen an, obwohl er gar nichts gemacht hat. Er wünscht ihr Glück mit Sam. Endlich kommt Molly zur Besinnung und analysiert, wem ihr Herz nun wirklich gehört. Gieber tut sein bestes, Molly aufzuheitern. Sam hat herumposaunt, dass Molly ein Verhältnis mit Danny hat. An liebsten würde der Wütende dem Tratschmaul das Genick brechen. Sam verursacht erneut üblen Ärger. Er wird in einen Raubüberfall verwickelt. Molly und Gieber versuchen, die Sache herunterzuspielen, um ihn vor mexikanischem Arrest zu bewahren.

20. Treat me Rough

Kate entdeckt, dass der liebe Slick Jagd auf die Senoritas von San Luz macht. Slick erzählte ihnen merkwürdige Sachen: „When I was born they found a silver spoon in my mouth.“ Man hat bei seiner Geburt einen Silberlöffel in seinem Mund gefunden. Es wird höchste Zeit, nach Custerville zurückzukehren!

21. Boy! what love has done to me!

Ihr Herzeleid mit Slick schlachtet Kate kabarettistisch aus und bringt es auf die Bühne.

22. Cactus Time in Arizona

Molly erklärt, welche amerikanischen Regionen in ihrem Herzen einen bevorzugten Platz einnehmen und zählt auf: „New Mexico, I love you; California, I love you, too; Wyoming, I love you; Oklahoma I love you, too, but of all the states in the west, dear, for us, there's one that's the best.” Wenn in Arizona Kaktus-Zeit ist, wird sie auf den Liebsten warten und ihn mit der Serenade „Ramona“ empfangen.

23. Finale Ultimo

Kate und Slick haben sich wieder vertragen, Danny und Molly sich endgültig gefunden. Zum prächtigen Finale, in dem alle Songs nochmals anklingen, erscheint Danny in traditioneller Westerntracht, und Molly hat sich als Dame aus den vornehmsten Kreisen der Ostküste dekoriert.


Letzte Änderung am 20.1.2008
Beitrag von Engelbert Hellen