Entstehungszeit: | 1877 |
Uraufführung: | 10. März 1877 in Wien (Theater an der Wien) |
Besetzung: | Soli, Chor und Orchester |
Erstdruck: | Wien: Lewy, 1877 |
Verlag: | Hamburg: Cranz, 1884 New York: R. A. Saalfield, 1885 Boston: White-Smith Music, 1885 Berlin: Crescendo, 1936 Berlin: Lienau, 1958 |
Art: | Operette in drei Akten |
Libretto: | F. Zell (Camillo Walzel) und Richard Genée nach einem französischen Lustspiel |
Sprache: | deutsch |
Ort: | um Paris |
Zeit: | 1685 |
Nanon: | Wirtin des Gasthofs „Zum Goldenen Lamm“ (Sopran) |
Marquis d'Aubigné: | Neffe von Madame de Maintenon |
Ludwig XIV.: | König von Frankreich |
Madame de Maintenon: | seine Mätresse (Sprechrolle) |
Ninon de Leclos: | Gesellschafterin von Madame de Maintenon |
Marquis de Marsillac: | Intendant des Königlichen Theaters (Tenor) |
Hector: | sein Neffe (Tenor) |
Abbé la Platre: | vorgeblicher Komponist eines Minnelieds (Bass) |
Weitere: | Hofstaat, Edelherren und -damen, Gäste und Verwandte Nanons, Soldaten, Wachen, Musikanten, Dienerschaft |
Der rustikale Gasthof der attraktiven Nanon liegt nicht sehr weit weg von Paris. Heute feiert sie ihr Namensfest und es finden sich allerlei Gäste ein, auch solche, von denen man gar nicht vermutet hätte, dass sie sich unter das gemeine Volk mischen. Da wäre zunächst der Marquis von Marsillac zu nennen, der mit seinem Neffen Hector erschienen ist. Der Jüngling muss endlich lernen, auf welche Weise sich man an die Mädchen heranmacht, um ihre Gunst zu gewinnen, es aber vermeidet, sie anschließend am Hals zu haben.
Ganz bestimmt ist der Gasthof „Zum Goldenen Lamm“ dafür nicht der geeignete Platz, denn die Wirtin hält auf Sitte und Anstand. Die unbeholfenen Annäherungsversuche Hectors versteht sie taktvoll in ihre Schranken zu verweisen. Schließlich hat sie bereits einen Liebsten und zum Üben ist sie das falsche Objekt. Ihre Gefühle hat sie bei dem schmucken Tambourmajor Gringon untergebracht, ohne zu ahnen, dass er der bei Hofe als Frauenjäger bekannte Marquis d'Aubergné ist. Der Operettenbesucher sollte jetzt nicht denken, dass dieser für Nanon keine Liebe empfindet, doch für eine dauerhafte Bindung reicht es leider nicht. Der Standesunterschied lässt eine Hochzeit nicht zu. Der Ordnungssinn von Madame de Maintenon, der Mätresse des Königs, herrscht hier sehr streng. Noch ahnt Nanon nichts von den dunklen Wolken, die am Horizont aufziehen.
Der verliebte Gringon singt ihr ein wunderschönes Minnelied, von dem er behauptet, dass er es selbst verfasst habe. Die Freude hierüber lässt in Nanon der Plan reifen, heute an ihrem Namensfest auch ihre Verlobung mit dem schmucken Tambour zu verkünden.
Doppelte Gefahr ist im Anzug: Gringon muss sich im Hintergrund halten, um vom Marquis de Marsillac und seinem Neffen nicht erkannt zu werden. Und dann taucht plötzlich eine geheimnisvolle Dame auf, die sich Ninon nennt und die Wirtin gern sprechen möchte, weil sie glaubt, dass diese ihr den Freund abspenstig machen will. Wie ungelegen, dass die Vornehme ausgerechnet jetzt hier auftaucht!
Doch die Fremde ist nicht feindlich gesinnt, sondern fühlt sich vom Liebreiz der Wirtin sehr angezogen und verzeiht ihr das Geständnis, dass sie sich mit dem flatterhaften Tambourmajor verloben will, obwohl dieser schon an sie vergeben ist. Ninon erklärt, dass Madame de Maintenon ihre einflussreiche Freundin sei und sie Nanon jederzeit helfen würde, wenn sie einmal in Not gerate.
Für d'Aubergné wird es nun wirklich brenzlig, denn die Vorbereitungen zur Verlobung werden bereits hektisch vorangetrieben. In solchen Fällen hält der bedrängte Marquis einen bewährten Trick bereit – eine Scheinverhaftung seiner Person. Ein befreundeter Oberst tritt auf und nimmt ihn wegen Verstoßes gegen das Duellverbot fest. Er legt ihm Handfesseln an und fordert ihn zum Mitkommen auf. So macht man das! Nanon schaut verdutzt hinterher.
Nanon ist unglücklich und ratlos. Niemand hat ihr die Augen geöffnet, weil niemand den Trick durchschaut hat. Sie beschließt, ihrer lieben Freundin Ninon einen Besuch abzustatten. Diese gibt an einem der folgenden Abend einen festlichen Empfang und lädt auch sie dazu ein.
Zufällig plant d'Aubigné nach langer Abstinenz ebenfalls einmal wieder einen lustigen Abend in der Gesellschaft seiner alten Freundin zu verbringen. Er ist schon früher eingetroffen und singt ihr das Minnelied vor, welches er einst Nanon gewidmet hatte, um sie erneut zum Schmelzen zu bringen.
Nanon liebt ihren Tambourjüngling immer noch und hat von Ninon die Zusage bekommen, dass sie sich bei Madame de Maintenon für den straffällig gewordenen Leichtfuß verwenden will.
Die Ähnlichkeit im Wuchs fällt Manon natürlich auf, aber unter der weißen Perücke und unter der Fülle an Puder und Rouge erkennt sie ihren Liebling nicht. Das sollte nicht verwundern, denn in einer Operette passiert es öfter, dass ein Gatte die eigene Frau nicht wiedererkennt. D'Aubigné sieht seinen Vorteil und hält sich verbal ganz zurück, um sich nicht zu verraten.
Hector de Marsillac nähert sich in verliebter Pose Nanon. D'Aubigné schwillt der Kamm. Er fühlt sich herausgefordert und sucht Streit mit dem Nebenbuhler. Nachdem Nanon den Salon verlassen hat, kommt es zu einem bedrohlichen Zusammenstoß zwischen den beiden eifersüchtigen Hähnen. Ein Duell mit der Hieb- und Stichwaffe provoziert die Festnahme beider Störenfriede. Hector wurde leicht verwundet. Die Verhaftung beider Missetäter ist diesmal echt.
Wer hat das hübsche Minnelied „Anna, zu dir ist mein liebster Gang“ denn nun wirklich komponiert? Heute hat d'Aubigné das Schmalzlied Madame de Maintenon vorgetragen, die aber abgeneigt reagiert, weil sie keinen tieferen Sinn erkennen kann. Abbé la Platre behauptet ganz einfach, das Lied sei von ihm komponiert worden. Der Marquis de Marsillac begibt sich in Opposition und schreibt sich selbst die Autorenschaft zu. Die königliche Mätresse schlichtet den Streit auf gewohnte liebenswürdige Weise, so dass die Morgenstille wieder einkehrt.
Zur allmorgendlichen Audienz erscheinen Ninon und Nanon, die geschwisterliche Gefühle füreinander empfinden und unzertrennlich geworden sind. Sie sind übereingekommen, für die beiden unvernünftigen Duellanten Fürsprache einzulegen. Die beiden Sträflinge werden dem König vorgeführt und nun ist es Nanon, die aus allen Wolken fällt, als sie ihren Gringon erkennt. Dieser muss seine Schwindelei nun eingestehen und gerät ständig in Erklärungsnot. Nanon deckt seine Hilflosigkeit mit einem bezaubernden Lächeln zu. Jetzt erkennt er, welchen kostbaren Schatz er verschmäht hat und will sie nun als liebende Gattin für immer behalten.
Doch so einfach ist das nicht, denn ein Adeliger darf keine Bürgerliche heiraten. Wohin käme man, wenn so etwas Schule macht? Doch Madame de Maintenon zeigt Herz und hat eine gute Idee. Nanon wird in den Stand einer Marquise erhoben, so dass kein Protokollbeamter einen Einwand erheben kann und der Eheschließung kein Hindernis mehr im Wege steht.
Letzte Änderung am 14.1.2011
Beitrag von Engelbert Hellen