César Franck (1822-1890):

Hulda

Allgemeine Angaben zur Oper

Untertitel: Légende scandinave
Untertitel deutsch: Eine Skandinavische Legende
Untertitel englisch: A Scandinavian Legend
Entstehungszeit: 1879-1885
Uraufführung: 8. März 1894 am Théâtre de Monte Carlo
Besetzung: Soli, Chor und Orchester
Erstdruck: Paris: Choudens, 1885
Verlag: Paris: Choudens fils, 1894
Bemerkung: Im Libretto findet ein allgemeines Frauenschicksal ihrer Zeit ihren Niederschlag. Eine junge Frau leidet durch die harte Hand der Männer! Um zu überleben, sieht Hulda sich gezwungen, jenen Leuten zu folgen, die ihre Familie töteten. Das Schicksal nimmt die blutige Rache an den Mördern in die Hand. Hulda frohlockt, nachdem es so aussieht, dass Eiolf sie aus ihrer verhassten Umgebung befreien wird. Doch dann versagt das Schicksal der Verzweifelten jede Hilfe. Ein spannendes Thema - von César Franck nach der Vorgabe durch Bjørnstjerne Bjørnson gekonnt in Szene gesetzt - verstand der Franzose belgischer Abkunft meisterhaft zu orchestrieren. Doch der Vorwurf, sich zu eng an den Meister aus Bayreuth anzulehnen, wurde dem Erfolg des Musikdramas zum Verhängnis.
Opus: FWV 49

Zur Oper

Art: Oper in drei Akten, einem Prolog und einem Epilog
Libretto: Charles Grandmougin nach dem Drama „Halte-Hulda“ von Bjørnstjerne Bjørnson
Sprache: französisch
Ort: Norwegen
Zeit: 11. Jahrhundert

Personen der Handlung

Hulda: eine junge Frau aus dem Geschlecht der Hustawicks
Huldas Mutter
Aslak: Sippenoberhaupt
Gudrun: seine Frau
Halgerde: Aslaks Schwester
Gudleik: Aslaks ältester Sohn
Arne: zweitältester Sohn Aslaks
Gunnard: Halgerdes Sohn
Thordis: seine Verlobte
Weitere: Thrond, Eyric, Einar (jüngere Söhne Aslaks), Eiolf (ein Edelmann aus dem Gefolge des Königs), Swanhilde (seine verstoßene Geliebte)

Handlung

Prolog:

Wind und Meer sowie die raue Fjordlandschaft Norwegens bieten willkommenes Material, aus dem César Franck das Vorspiel zu einem Thema aus Norwegens Frühgeschichte formt. Sehnsüchtig erwarten Hulda und ihre alte Mutter die Rückkehr der Männer von der Jagd. Ihrem Duett geben sie die Form eines Gebets, in welchem sie den Segen des Allmächtigen erflehen. Ein Fischerchor hinter der Bühne rundet das Stimmungsgemälde ab.

Doch die kleine Jagdgesellschaft der Hustawicks kehrt nicht zurück. Von den Aslak-Männern wurden sie in feindlicher Absicht aus dem Hinterhalt niedergemacht. Nun feiern die Mörder ihren Sieg und rauben die junge Frau mit dem Ziel, ihrem Klan frisches Blut zuzuführen. Gudleik, der Älteste der Familie, deklariert sogleich seine Lust auf Hulda, welche sein Werben mit einem Fluch beantwortet. Doch der Verstand sagt ihr, dass es unpraktisch sei, ihrem Hass freien Lauf zu lassen, denn wer werde sie ernähren, wenn sie es ablehnt, sich der feindlichen Familie anzuschließen? Die Rache ist zunächst aufgehoben, aber nicht aufgeschoben! Der Siegeschor der Aslak-Leute bindet auch das Todesmotiv ein, welches sich im Lauf des Geschehens wiederholt, sobald der Anlass es gebietet.

1. Akt:

Zwei Jahre sind vergangen, eine Zeit, in der zwei Hochzeiten stattfanden. Gezwungenermaßen hat Hulda sich mit Gudleik ehelich verbunden, während Gunnard, der Sohn Halgerdes, das Mädchen Thordis in sein Heim geführt hat. In einer prachtvollen Ensemble-Szene stellen die Mitglieder der Aslak-Sippe sich dem Opernpublikum vor. Gudrun, die Frau des alten Aslak, duldet es nicht, dass Hulda respektlos behandelt wird. Doch diese kann von ihrem Hass nicht lassen und sinnt auf Vergeltung. Ein Gast aus der Hauptstadt, ein Sendbote des Königs, ist zur Hochzeit Gunnards mit Thordis in dem öden Landstrich eingetroffen. Hulda fasst zu dem Fremden sofort Zutrauen und nimmt mit Genugtuung wahr, dass Eiolf seiner Geliebten überdrüssig ist. Swanhilde macht ihm eine Szene, die ihr keinen Vorteil bringt. Endgültig kann die aufmüpfige Dienerin sich von ihm als verabschiedet betrachten. In der Verschmähten erwächst Hulda eine erbitterte Rivalin.

Das Schicksal schlägt zu! Noch steht es mit seiner Gunst auf der Seite Huldas. Unter Einsatz maskulinem Schaugepränges, in dem es gilt, den Beweis von Mut und Kraft zu erbringen, laufen zu aller Entrücken die mehrere Tage dauernden Hochzeitsfeierlichkeiten ab. Es kommt zu einem Kampfspiel zwischen Eiolf und Gudleik, bei dem unglücklicherweise der Letztgenannte durch das Schwert Eiolfs tödlich verletzt wird. Nun ist Hulda Witwe – ihr Fluch hat sich erfüllt, der Blutrache ist sie entbunden.

2. Akt:

Dem pastoralen Vorspiel folgt der Auftritt des alten Aslak und seiner Frau Gudrun, die um den toten Sohn trauern. Hulda konnte die Aufmerksamkeit Eiolfs auf sich lenken. In einem weit ausholenden Monolog gibt sie ihren Erwartungen und ihrer erwachenden Liebe Ausdruck. Ist Eiolf der erwartete gottgesandte Rächer, der sie von den verhassten Aslaks lösen wird? In einem leidenschaftlichen Duett geben sich beide das Versprechen inniger Liebe. Eiolf macht Hulda Hoffnung, an ihren heimatlichen Herd zurückzukehren, um mit ihr einen gemeinsamen Hausstand zu gründen.

Der König hat ihn gerufen und kurzfristig muss er in die Hauptstadt zurück. In der Absicht, die Nachfolge des toten Bruders anzutreten, klopft der Zweitälteste in der Nacht Einlass begehrend an Huldas Kammertür. Ein bisschen zu flink ist Vater Aslak mit seinem Jagdgewehr. In der Vorstellung befangen, ein Fremder suche die Nähe Huldas, streckt er den Mann mit einem wohl gezielten Schuss nieder. Nach der Tat entdeckt er, dass er Arne, den eigenen Sohn, getroffen hat. Huldas Fluch hat ein zweites Opfer gefordert!

3. Akt:

Nach einem langen arktischen Winter feiert man den Wonnemonat Mai mit einem Fest. Es erklingen Walzermelodien - die Wahl der Maikönigin ist angekündigt. Swanhilde hat in Thordis eine neue Freundin gefunden. Diese verspricht ihr, bei Eiolf ein gutes Wort für sie einzulegen, damit die Beziehung wieder funktioniert. Doch bei Eiolfs Besuch taktiert die ehemalige Geliebte unklug, weil sie ihre Eifersucht auf Hulda nicht unterdrücken kann. Und auf der Maifeier scheint so, dass Eiolf sich der attraktiven Swanhilde wieder zuwenden möchte. Hat er alle Versprechungen vergessen, die er Hulda noch am Vortag gegeben hat? Zu einer Aussprache will sie sich mit Eiolf noch einmal treffen. In starkem Kontrast zur Frühlingsweihe steht ihre tiefe Verzweiflung.

Epilog:

Mit nachfolgendem Abendchor klingt die starke Musik des ersten Akts leitmotivisch wieder an. Die Aussöhnung zwischen Eiolf und Swanhilde bestimmen Huldas Schmerz. Von Rachegedanken gequält, findet die Bedauernswerte keine Ruhe. Die Aslak-Brüder haben es dem Fremden nicht verziehen, dass er die Ursache von Gudleiks Tod war. Zurückkommend von der Jagd präsentieren sie den beiden unglücklichen Frauen den niedergestreckten Eiolf. Die Familie geht auf die beiden Fremden tröstend zu, doch Hulda verwehrt jeglichen Zugang, wendet sich ab und heißt ahnungsvoll ihren nahen Tod willkommen. Bar jeder Hoffnung stürzt Hulda sich von der hohen Klippe in den Fjord.


Letzte Änderung am 14.12.2009
Beitrag von Engelbert Hellen