Friedrich von Flotow (1812-1883):

Martha oder Der Markt von Richmond

Allgemeine Angaben zur Oper

Entstehungszeit: 1847

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[Details]
Martha (Warner, ADD, 1969)
Friedrich von Flotow (1812-1883)

"Edison-Preis"orpheus 5/76:"Die Titelrolle singt AnnelieseRothenberger mit koloraturgewandter Süße,Ni-colai Gedda ist ein tenorschmelzender Lyonel,Brigitte Fassbaender eine durch ihren schönenAlt bestrickende Nancy.In der Buffopartie desPlumkett hört man sehr jugendlich und gelöstHermann Prey."

Zur Oper

Art: Oper in 4 Akten
Libretto: Wilhelm Friedrich
Sprache: deutsch

Handlung

1. Akt:

Zimmer im Hause der Lady Harriet. Lady Harriet, Ehrenfräulein der Königin Anna (1702-1714), ist des schalen Hoflebens überdrüssig. Ihre Vertraute, Nancy, rät ihr, sich zu verlieben, doch die Hofkavaliere sind nicht eben verlockend. Auch Lord Tristan Mickleford kann mit seinen vorgeschlagenen Lustbarkeiten keine Änderung herbeiführen. Vor dem Hause ziehen fröhlich gestimmte Mädchen vorbei, die sich zum Markt nach Richmond begeben, um sich als Mägde zu verdingen. Die Lady will sich, begleitet von Nancy und dem Lord, dem fröhlichen Zug anschliessen.

Der Marktplatz zu Richmond. Der Chor der Landleute ruft die Mägde herbei. Im bunten Markttreiben erscheinen Lyonel und Plumkett, ein reicher Pächter, dem Lyonel bei der Verwaltung des Hofes, den Plumkett von den Eltern geerbt hat, zur Hand geht. Sie wollen Mägde anmieten, die ihnen bei der Arbeit in Haus und Hof helfen sollen. Lyonel erinnert an seine Geschichte: Als sein Vater, dessen Namen und Stand er nicht kennt, in die Verbannung geschickt wurde, liess er ihn bei Plumketts Eltern zurück, und Lyonel fand hier ein neues Zuhause. Der Richter eröffnet den Markt, fragt die Mägde nach ihrem Können. Ein eifriges Handeln beginnt, als die Lady auf dem Markt eintrifft. Sie, Nancy und Lord Tristan sind ebenfalls als Landleute verkleidet. Der Lord will sich zurückziehen, kommt jedoch nicht fort, da er von den Mägden, die in ihm einen reichen Pächter vermuten, festgehalten wird. - Plumkett und Lyonel erblicken die Lady und Nancy und versuchen, sie für leichte Hausarbeit anzuwerben. Nach langem Zögern werden sich die vier einig; die Lady und Nancy sollen zu Plumketts Hof folgen. Der Spass geht den Damen inzwischen zu weit, doch Plumkett Lyonel pochen jetzt auf 'ihr Recht, das der Richter mit "Ist das Handgeld angenommen, kann der Magd kein Weigern frommen" bestätigt. Vergeblich versucht Lord Tristan einzuschreiten, er kann nur zusehen, wie die Lady und Nancy davongeführt werden.

2. Akt:

Ein Raum im Hause Plumketts.Die vier sind auf Plumketts Gut angekommen, doch die neuen 'Mägde" weisen jede Arbeit schroff zurück. Selbst das Spin-nen, das man ihnen beizubringen versucht, verstehen sie nicht. Nancy läuft schliesslich aus dem Raum, Plumkett eilt ihr nach. Als die Lady, die sich Martha nennt, mit Lyonel allein ist, gesteht dieser ihr, er habe sich in sie verliebt. Zwar ist die Lady innerlich gerührt, doch sie kann und darf Lyonels Werben nicht nachgeben. Auf Lyonels Wunsch singt die Lady (Martha) das Volkslied von der Letzten Rose. Als Lyonel nochmals von seiner Liebe spricht, lacht sie ihn aus. Plumkett erscheint wieder mit Nancy (die sich jetzt Julia nennt). Sie hat inzwischen die gesamte Küche durcheinandergebracht. Da es spät geworden ist, wünschen Lyonel und Plumkett den Mägden eine gute Nacht.

Die beiden Damen wollen aus dem Hause, doch gelingt ihnen diese Flucht nur mit Hilfe von Lord Tristan. Lyonel und Plumkett schicken Knechte aus, die entflohenen Mägde wieder einzufangen.

3. Akt:

Ein Wirtshaus im Walde. Einige Zeit ist vergangen. Plumkett sitzt in einer Waldschenke und stimmt ein Loblied auf das Porterbier an. Es ist der Tag, an dem die Königin und ihr Gefolge auf die Jagd gehen. Der Zug naht, der Chor der Jägerinnen schildert das Waidwerk.Nancy, die sich unter dem Gefolge befindet, trägt ein Jägerlied vor, das allerdings Amors Erfolge mit den Pfeilen zum Thema hat. Plumkett erkennt Nancy und will sie gleich zum Richter schleppen. Ihre Gefährtinnen wissen dies jedoch zu verhindern. Lyonel erscheint. Er kann die Lady, alias Martha, nicht vegessen. Er fleht die Geliebte, die er fern wähnt, an, zu ihm zurückzukommen.Während Lyonel in Gedanken versunken dasitzt, erscheint auch die Lady. Auch sie kann Lyonel nicht vergessen und sucht daher die Einsamkeit, abseits der Jagdgesellschaft. Plötzlich erkennt Lyonel seine "Martha". Doch die Lady bewahrt die Fassung und schlägt erneut sein Werben aus. Restlos verzweifelt will er sie zwingen, ihm zu folgen, da er sie auf dem Markt für ein Jahr geworben habe. Die Lady aber bezichtigt ihn, als die Gesellschaft sich voller Neugier versammelt, der Lüge und lässt ihn festnehmen. Im letzten Moment gibt Lyonel Plumkett einen Ring, den er einst vom Vater geerbt hatte mit der Bemerkung, ihn in Zeiten der Not der Königin zu zeigen. Plumkett soll das für ihn besorgen. Die Jagdgesellschaft bricht wieder auf.

4. Akt:

Plumketts Haus, wie im zweiten Akt. Der Ring hat Lyonel befreit, weil die Königin durch ihn in Lyonel den Sohn eines unschuldig verbannten Grafen erkannt hat. Nun ist die Lady bereit, seinem Werben nachzugeben, zumal sie aufrichtige Reue empfindet. Kein trennender Standesunter-schied steht jetzt mehr zwischen ihnen. Nancy hat unterdessen Plumkett ins Vertrauen gezogen, der jedoch nur zu beichten weiss, Lyonel sitze nur noch stumm und betrübt da. Die Lady ruft Lyonel mit einem Liede herbei. Lyonel erscheint, doch der kann ihren Worten von Liebe nicht mehr glauben und verstösst sie. Auch als sie ihm verrät, er sei Graf Derby, bleibt er unerbittlich. Zu sehr hat sie ihn enttäuscht. Lyonel stürzt hinaus. Die Lady gibt jedoch noch nicht auf. Sie eilt hinaus. Nancy und Plumkett überlegen, wie zu helfen sei, kommen jedoch immer wieder auf das für sie näher liegende Thema zurück. Doch noch können sie sich ihre Liebe nicht frei eingestehen. Erst muss die Sache mit Lyonel und der Lady ins reine kommen.

Platz vor Plumketts Haus. Vor Plumketts Haus wird - auf Geheiss der Lady - der Markt von Richmond nachgebildet. Die Mädchen bieten sich aufs neue an, und als Lyonel seine Martha erkennt, die auf alles verzichten will, ist er überzeugt. Alles ist eitel Freud' und Sonnenschein, zumal auch Nancy dem Werben Plumketts nachgibt: sie will alles lernen, was sie auf dem Hofe noch nicht kann.


Letzte Änderung am 5.7.2020