Zdeněk Fibich (1850-1900):

Nevĕsta messinská

deutsch Die Braut von Messina / englisch The Bride of Messina / französisch La Fiancée de Messine

Allgemeine Angaben zur Oper

Entstehungszeit: 1882-83
Uraufführung: 28. März 1884 in Prag (Nationaltheater)
Musikalische Leitung: Adolf Čzech
Besetzung: Soli, Chor und Orchester
Erstdruck: Prag: Urbanek, ca. 1884
Verlag: Prag: Urbanek, ca. 1905
Prag: Hudební Matice, 1950
Opus: op. 18

Kaufempfehlung

CD: Klassika CD-Kaufempfehlung bei jpc
[Details]
Die Braut von Messina (CPO, DDD, 2015)
Zdenek Fibich (1850-1900)

klassik-heute.com 07/2016: »Eine Produktion, die dem Theater zur Ehre gereicht und es in orchestraler wie vokaler Hinsicht mit größeren Bühnen aufnehmen kann. Auch wenn Kombo Ishii die Musiker gelegentlich mächtig aufdrehen lässt, ist - jedenfalls auf der Tonkonserve - die Balance zu den Stimmen immer tadellos. Und man staunt, was für vortreffliche Sänger dem Hause zur Verfügung stehen. Lucia Cervoni beeindruckt als Isabella mit ihrem warmen, dunklen Mezzo und intensiver Gestaltung. Aber auch der in der Höhe sich prachtvoll entfaltende lyrische Bariton Thomas Florio, der schneidend helle Tenor Richard Samek und die interessant timbrierte Sopranistin Noa Danon zeigen starkes Profil.«
Die deutsche Bühne 08/2016: »Hervorragend musizierter Mitschnitt der deutschen Erstaufführung in Magdeburg.«
klassik.com 09/2016: »Dieser Mitschnitt der ›Braut von Messina‹ ist nicht nur ein wunderbares Tondokument von Fibichs klangschöner Oper, sondern auch ein hoch zu schätzendes Zeugnis, welch lebendig und auf den Punkt gebrachte Aufführungen an deutschen Theatern zu erleben sind.«
FonoForum 11/2016: »Das Werk erweist sich in der Tat als Trouvaille, bietet dem Ohr farben- und facettenreiche, auch mit Wagners Elixieren übergossene Musik, die ein Etablieren im erweiterten Repertoire als durchaus gerechtfertigt erscheinen ließe.«

Zur Oper

Art: Tragische Oper in drei Akten
Libretto: Otakar Hostinský nach Schillers gleichnamigem Trauerspiel
Sprache: tschechisch
Ort: Messina
Zeit: im Mittelalter

Personen der Handlung

Donna Isabella: Fürstin von Messina (Mezzosopran)
Don Manuel: ihr erster Sohn (Bariton)
Don Cesar: ihr zweiter Sohn (Tenor)
Beatrice: ihre Tochter (Sopran)
Diego: ihr Diener (Bass)
Kajetan: Anführer von Manuels Gefolge (Bass)
Bohemund: Anführer von Cesars Leuten (Tenor)
Weitere: ein Page (Sopran), Adelige und Höflinge von Messina

Handlung

1. Akt:

1. Auftritt:

Das stille Witwengemach hat Fürstin Isabella heute verlassen. Heilige Pflicht, nicht der eigene Antrieb, veranlasst sie, sich in die Mitte der Vornehmen und Ältesten von Messina zu begeben. Ihr Gemahl hat vor kurzer Zeit den Weg in eine andere Welt angetreten, wo er nun in Herrlichkeit thront. In seinen beiden heldenhaften Söhnen, die der Mutter und des Landes Stolz sind, lebt er auf Erden weiter. Allerdings hat brüderliche Eintracht in deren Herzen nie gewohnt. Nur die Liebe zur Mutter hat ein Fiasko bisher verhindert, denn in Wirklichkeit herrscht zwischen beiden Streit und Trotz. Nachdem nun der Vater das Zeitliche segnete, hat das Land sich in zwei Parteien gespalten. Selbst im Thronsaal wurde schon Blut verspritzt. Doch das liebende Mutterherz brachte den Mut auf, zu flehen und zu beschwören, um den Streit ihrer Söhne zu bändigen. Beide haben ihr Wort verpfändet, dass sie sich gesittet benehmen, wenn sie auf ihres Vaters Schloss zu Besuch erscheinen, um sich einmal wieder in die Augen zu sehen.

Heute ist der Tag der endgültigen Versöhnung angesagt und bald werden die beiden Streithähne hier erscheinen. Die Versammelten sollen sich auf ihre Ankunft freuen und ihre Herrscher so empfangen, wie es sich geziemt. Der ewige Zwist hat dem Land Verderben gebracht. Eine Versöhnung wird sich vorteilhaft auswirken und allen das ersehnte Heil bringen.

Man hat der Fürstin andächtig zugehört, verneigt sich und verschwindet protokollgemäß.

2. Auftritt:

Ihr treuer Diener soll näher treten. Messinas Fürstin hat eine Spezialaufgabe für ihn. Immer war er bereit, ihrem Kummer zuzuhören und jetzt soll er auch ihr Glück teilen. Diego kennt ihr Geheimnis und heute soll er es der ganzen Welt enthüllen. Geschwind hat er sich in das stille Kloster zu begeben, in dessen Schutz ihr Liebling aufwuchs. Jetzt soll er ihr zurückbringen, was er vor vielen, vielen Jahren auf seinen Armen dorthin getragen hat, um nun ihr Glück zu ergänzen.

Von weitem erklingen Fanfaren. Der Diener soll seine Lauscher anspannen und dann seinen Schritt beflügeln, damit alles nach Plan läuft. Die lieben Söhne sind bereits im Anmarsch und die glückliche Mutter wird ihnen entgegeneilen.

3. Auftritt:

„Vítej mi, pyšná ty síni knížecí,
vítej mi, kolébko slávy pánů mých!“

Diese Phrase formuliert nicht „Dich, teure Halle, grüß' ich wieder, froh grüß' ich dich, geliebter Raum.“, sondern steht für: „Sei mir gegrüßt du stolze Fürstenhalle, du Wiege meiner Herrscher, sei gegrüßt!“ Jeder der beiden Fürstensöhne hat seinen eigenen Opernchor, der im Wechselschritt langsam vorrückt - der erste ist friedlich gestimmt, während der andere seine innere Unruhe nicht verbergen kann. Der Chor, welcher dem eher friedfertigen Don Manuel sein Vertrauen schenkt, richtet seine Aufforderung nicht an die Militärs, sondern an die Waffen direkt:

„Ruhet in Frieden hier, tödliche Waffen! Dem Drachen des Streits sei das Überschreiten der Schwelle untersagt!“ Weniger friedfertig reagiert die andere Seite: „Die Glut des Hasses brennt in meinem Herzen, die unruhige Hand greift nach dem Schwert! Mir ist, als ginge ich wieder in ein grausames blut'ges Gefecht“.

Die beiden Söhne sind viel zu hochnäsig, um selbst miteinander zu sprechen - sie schicken ihre Chorführer Kajetan (in Italien würde er Gaetano heißen) und Bohemund vor. Wer soll den Anfang machen? Nun, der Weisere gibt nach. Es ist Kajetan, der Führer des Chors, der Manuel zugeordnet ist. Zündende Worte sollen eine löbliche Absicht vorbereiten:

„Seid willkommen, tretet näher,
ich reiche euch eine friedliche Hand!
Dort wo der Friede dem Fürsten gefiel,
sei er auch euch und uns vergönnt!“

Bohemund schränkt ein, dass es nur dies einmal so sein soll. Wenn das Schicksal sie woanders zusammenführt, mag der blutige Kampf sich erneuern! Die Chöre stehen einander streitlustig gegenüber, die beiden Führer an der Spitze.

4. Auftritt:

Donna Isabella erscheint mit ihrem Gefolge. Die beiden Söhne stehen im Hintergrund - einer schaut stolz nach rechts und der andere nach links. Die Chöre retten die Situation.

„Preis sei Dir erhabene Mutter,
du glänzende Sonne!
Preis sei Euch, ihr tapferen Helden,
ihr klaren Sterne!
Preis sei euch! Preis sei euch.“

Auf Tschechisch heißt das:

„Sláva tobě, vznešená matko,
ty slunce Spásné!
Sláva vám zdy vy rekové statní,
dvě hvězdy jasné!
Sláva vám! Sláva vám!“

Fürstin Isabella hat ihren temperamentvollen Auftritt. Die Königin des Himmels soll hernieder sehen und ihre Hand auf ihr Herz legen, damit sie ihr Glück in Demut tragen kann. Seit langer Zeit ist es ihr wieder vergönnt, ihre beiden Söhne um sich zu haben. Ihre ganze Liebe galt ihnen schon immer, aber die beiden Trabanten stritten sich um ihre mütterliche Zuneigung.

Forschend sieht sie die beiden an. Dem Manuel gibt sie die Hand und entschuldigt sich bei seinem Bruder. Er soll sagen, wenn sie die Hand des Bruders drückt, ob sie damit seinem Herzen auch nicht weh tut. Cesar bekommt die andere Hand. Doch im Gegenzug beschwichtigt sie den Manuel. Wird er auch nicht neidisch auf jedes liebe Wort, welches sie nun zu dem anderen sagt? Er will etwas entgegnen, doch die Mutter lässt ihn überhaupt nicht zu Wort kommen und legt los: Der Neid soll nun begraben sein und der Streit auf ewig ausgetilgt. Sie sollen sich nun die Hände reichen und sich ohne Hass ins Angesicht sehen. Dem alten Streit soll ein Ende gemacht und die alten Rechnungen vernichtet werden. Die angelaufene riesenhafte Schuld soll durch gegenseitige Liebe und Verzeihung verrechnet werden. Die Hände sollen sich die beiden reichen und sich ohne Hass ins Angesicht sehen. Beide Chöre unterstützen das Anliegen der Mutter. Die Söhne sollen ihre Herzen öffnen, die Fehde beenden und die Schuld durch Versöhnung tilgen.

Die beiden Kontrahenten haben dazu aber keine Lust und blicken schweigend zu Boden. Isabella klagt, dass sie keine weiteren Worte mehr hat, erschöpft ist ihre Kehle und der Bitten Kraft zeigen keine Wirkung. Ihretwegen können sie jetzt machen, was sie wollen. Gern hätte sie die beiden im Glanz des Glücks gesehen, doch die Enttäuschung wird ihr nun den Tod bringen.

5. Auftritt:

Die beiden Chöre stehen mit ihrer Ansicht auf Seiten der Mutter. Tatsächlich konnte sie überzeugen und die Chöre setzen die beiden Söhne, die tief gerührt sind, nun unter Druck: Die alte Fehde sollen sie endlich beenden, denn einen triftigen Grund gibt es nicht. Ihr Blut, welches aus der gleichen Quelle stammt, soll sie zur Eintracht mahnen, damit ihnen ein schlimmes Ende erspart bleibt. Es erklangen nur die Worte eines Weibes, trafen aber die männliche Brust, behaupten die Chöre.

Endlich bequemen sich die beiden und Cesar eröffnet den Dialog, dass der Bruder zuerst sprechen möge, denn er sei der Ältere und er selbst sei durchaus geneigt, ihm zu weichen. Manuel gibt sich bescheiden: Der andere soll zuerst ein edles Wort sprechen und dann wir er ihm auch folgen. Der Anfang ist gemacht.

Keineswegs fühlt Cäsar sich schwach oder gar schuldig. Manuel bestätigt, dass sein edler Stolz ihm bekannt sei. Cesar wiederum beklagt, dass man ihm die Wahrheit nie gesagt habe, wie gütig und großmütig Manuel in der Tat sei. Dieser weiß zu parieren: Hätte er sein versöhnliches Herz gekannt, wäre vieles ungeschehen geblieben. Cesar glaubt, dass es noch nicht zu spät sei, ihm die Hand zur Versöhnung zu reichen. Beide schreiten zur Tat und schauen sich das erste Mal an.

„Mně ze všech nejdražší!“ „Jet' mocný srdce bratrského hlas!“ - Mein liebster Bruder!“ „ Wie mächtig ist des Bruderherzens Stimme!“ Kaum zu fassen: Die beiden singen ein Duett überschwänglichen Inhalts, dass sich der Phönix aus der Glut erhoben und die todbringenden Funken des Streits zum Erlöschen gebracht habe. Gesegnet sei die glückselige Stunde, die sie näher zueinander gebracht hat. Beide schütteln sich noch einmal die Hände, um sich dann zu umarmen. In den Chorführern und im Gefolge erwacht der Nachahmungstrieb. „Die Versöhnung unserer Fürsten sei uns Vorbild und Gebot“ kündet Kajetan.

Die Fürstin hat einen diplomatischen Erfolg verbucht und kann sich zufrieden in ihre Gemächer zurückziehen.

6. Auftritt:

Der Kundschafter, den Don Cäsar losgeschickt hatte, kehrt mit positiver Botschaft zurück. Manuel beobachtet, dass das Auge des Bruders vor Wonne strahlt und seine Wangen sich freudig röten. Der Edelknabe soll ihn zur Dame begleiten, von der er berichtet, dass sie in der Stadt wohnt. Erzählen will er dem Bruder sein Geheimnis, sobald er zurück ist. Das Glück soll seine Schritte begleiten, wünscht ihm Manuel. Bevor Cesar sich mit dem Knaben als Führer entfernt, werden die Chöre ohne jeden Anlass gemaßregelt.

„Euch allen sei mein Wille jetzt bekannt:
der Streit ist beigelegt für ewige Zeiten,
der zwischen mir und meinem Bruder einst getobt.
Wer den erloschenen Funken dieses Zwists
aufschüren wolle zu erneutem Streit,
der ist mein Todfeind und es wird ihm hart
die strenge Strafe meines Zornes treffen!“

7. Auftritt:

Kajetan kann sich den versonnenen Blick seines Herrn nicht erklären, doch er erkennt, dass ihn kein Leid bedrückt. Vielmehr dünkt es ihn, dass er von unverhofftem Glück begünstigt wurde. Obwohl der alte Diener die Quelle seiner Seligkeit nicht kennt, ist er gern bereit, sein Glücksgefühl mit ihm zu teilen. Manuel reicht dem Teilnahmsvollen die Hand und erklärt, dass er sich plötzlich von Bruderliebe durchdrungen fühlte, als er sah, wie der Zorn aus der Seele Cesars schwand. Nun freut er sich an dem schönen Wandel.

Hass hatte er schon nicht mehr im Gepäck, als er die Fürstenhalle betrat, vielmehr schwebte seine Seele auf Freudenflügeln hoch empor in überirdische Gefilde. Im Schloss des Vaters blickt er um sich und sieht im Geist das freudige Erschrecken der ahnungslosen überraschten Braut. Noch heute will er sie als seine zukünftige Ehefrau und Fürstin von Messina allen vorstellen.

Der Herr soll sich seinen Getreuen anvertrauen, bittet man. Wer ist die Auserwählte und wo ist sie? Alle wollen sich vor ihr verneigen, ihr huldigen und sie feierlich begrüßen. Dichter Flor hat das Geheimnis bisher verborgen gehalten, doch heute zur Feier des Tages wird er es lüften. Der Chor tritt näher und spitzt die Lauscher.

Fünf Monate ist es her - der Vater lebte noch - als er auf der Jagd einer weißen Hirschkuh nacheilte. Durch Täler und Klüfte, Wald und Dickicht ging die Hatz und er geriet in eine Gegend, die er zuvor noch nie gesehen hatte. Das scheue Tier verschwand in einem Klostergarten. Er band sein Pferd an einen Baum, nahm seinen Speer folgte der Hindin. Er wollte zum Wurf ansetzen, um die Beute zu erledigen. Doch was bemerkt er? Das zitternde Tier sank erschöpft zu Füßen eines Mädchens nieder und ward von zarten Händen liebkost. Beide, Mensch und Wild, warfen einen flehenden Blick auf ihn und er konnte nicht anders, als das Tier zu verschonen, um das Mädchen an sein Herz zu drücken. Schon bimmelte die Glocke zum Gebet. Die Eroberte erschrak, besann sich auf Tugend und Sittsamkeit und floh aus seinen Armen in die Sicherheit des Kreuzgangs. Gesehen hat es keiner, nur der blaue Äther über ihnen war Zeuge ihres Glücks.

Kajetan ist bestürzt und in aller Bescheidenheit gibt er seinem Herrn Auskunft über den begangenen Frevel. Eine Himmelsbraut hat er in den Armen gehalten und die Heiligkeit eines Klosters verletzt. Ach, was! Der vorlaute Diener soll sich beruhigen: sein Glück ist nicht auf Sünde aufgebaut. Seine Braut ist durch keinen Eid gefesselt. Keineswegs ist sie eine Braut Christi, sondern nur eine Adelige, die im Kloster unter Verschluss gehalten wurde. Kajetan entschuldigt sich erschrocken, wie sich das gehört.

Ein Geheimnis umschwebt das Mädchen trotzdem, denn es weiß nichts über seine Herkunft. Kürzlich sei ein alter Mann zum wiederholten Male zu ihr gekommen, der behauptete, alles über sie zu wissen und frohe Nachricht von der Mutter dabei zu haben. Die Zeit im Kloster sei bald vorbei und dann dürfe sie wieder nach Hause. Die Kleine freut sich seitdem auf eine strahlende Zukunft.

Eile tat Not, denn heute sollte der Tag sein, dass sie das Kloster verlässt. Manuel entschloss sich, dass Mädchen zu entführen, um es kurzfristig in Messina in einem Versteck verborgen zu halten. Sie weiß nicht, wer er ist und ahnt nicht, was sie heute erwartet.

Seine Leute sollen ihr Wissen einstweilen noch nicht ausplaudern, sondern in den Basar laufen und kostbaren Schmuck kaufen, der ihrer Herrin würdig ist. Was kann sie gebrauchen? Manuel stellt einen Warenkatalog zusammen. Da wäre zunächst kostbares Geschmeide aus Gold, Perlen und Edelsteinen. Es folgen Gewänder aus edlem Stoff, weiß wie der Schnee hoch auf dem Ätna, ein purpurner Mantel mit Goldfäden durchwirkt. Dazu noch einen Schleier, leicht wie der Atem des Windes, der sie vor neugierigen Blicken schützt. Das Textil soll vom Myrtenkranz herabfallen und die zarte jungfräuliche Gestalt umhüllen. Von solidem Schuhwerk ist beim Dichter nicht die Rede, denn Schuhe hat sie an.

Manuel hat noch weitere Wünsche auf dem Herzen und befiehlt einem Mann aus dem Gefolge, dass er mit raschem Schritt zu seinen Ställen eilen soll und unter allen Pferden das allerschönste aussuchen soll.

„Weiß soll seine Farbe sein,
herrlich auch sein Geschirr,
denn tragen soll es meine Königin
mit Glanz und Stolz ins väterliche Schloss.“

Der Chor bestätigt, dass alles so geschehen wird, wie Fürst Manuel es befohlen hat. Feierlich wollen sie die neue Fürstin von Messina begrüßen. Man beeilt sich, die gewünschten Wertsachen einzukaufen, bevor der Basar schließt.

2. Akt:

8. Auftritt:

Ihr Aufenthaltsort ist ein schöner Garten, der zur Besinnung einlädt. Trotzdem läuft Beatrice unruhig hin und her, als ob sie jemanden erwartet. Inzwischen bereut sie, dass sie ihre ruhige Klosterzelle verlassen hat, um sie gegen ein wechselhaftes Leben einzutauschen. Hätte sie seinen Schwüren nicht getraut, wäre ihr diese Unrast erspart geblieben. Der Wind säuselt durch das Laub und sie glaubt, seine Schritte zu hören, aber langsam zweifelt sie daran, dass ihr Entführer überhaupt wiederkommt.

Nun hat sie die heiligen Bande zerrissen und kann ins Kloster nicht mehr zurück. Wo war ihr Pflichtgefühl, als der Verwegene sie in seine Arme nahm und sie ihm erlaubte, sie zu küssen? Doch der Zauber war ganz schön heftig, als der Verführer in seiner männlichen Schönheit vor ihr stand. Er war der erste in ihrem Leben, der ihr wahre Liebe gab. Doch das Antlitz der Mutter lebt als Traumbild ihrer Kindheit auch in ihrem Herzen. Das strenge Schicksal, welches sie von ihr trennte, ist ihr ein Rätsel, so wie sie sich selbst ein Rätsel ist.

Nun soll die liebe Mutter ihr verzeihen, wenn sie eigene Wege geht. Sie hat sich ein neues Leben nicht erkoren, sondern das Leben hat sie gesucht und gefunden. Ihr Freiheitsdrang ist nun entfesselt und sie kann nicht mehr zurück. Vorwärts geht es, und den Wonnen der Liebe will sie sich ergeben. Wird es in dieser lärmenden Stadt auch eine Oase der Ruhe für sie geben oder werden vielleicht Angst und Schrecken auf sie warten? Schon damals, als der fremde Jüngling in der Kirche auf sie zukam, traf sein heißer Blick sie ins Herz, als sie vor dem Sarg des Landesfürsten standen. Von Liebe hat er auch zu ihr gesprochen, allerdings nur ganz leise, weil Leute in der Nähe waren. Im Herzen war sie tief erschrocken - eine böse Ahnung lähmte sie.

Wenn Manuel nun doch endlich kommen wollte. Den geliebten Mann will sie beschwören, mit ihr aus dieser kalten Stadt zu entfliehen, um sie an einen stillen Ort zu führen. Ihrer Liebe soll schließlich höchstes Glück erblühen. Es nahen Schritte, Beatrice hört Stimmen im Garten, nein, es ist kein Trugbild, diesmal sind es nicht die Blätter - Don Cesar und sein Edelknabe stehen in der geöffneten Gartenpforte - hinter ihm eine Schar Bewaffneter. „Hier bin ich meine Geliebte, ich eile in deine Arme!“ Beatrice läuft den Ankommenden entgegen und stockt.

9. Auftritt:

„Ha! Weh mir... das ist nicht er... und eine fremde Schar in Waffen... O, welch ein Graus erfasst mich!“ „Krásná dívko, zdráva bud'! - Schöne Jungfrau, sei gegrüßt!“ Ohne den Blick von ihm zu wenden, weicht Beatrice zurück. Sie soll nicht ängstlich sein und nicht fliehen! Mächtige Liebe führt seine Schritte. Sein ganzes Glück legt er nun in ihre Hände. Was soll Beatrice nun anfangen? Alle guten Geister haben sie verlassen. Don Cesar herrscht seine Leute an, dass sie zurücktreten sollen - das kleine Mädchen habe Angst vor ihren Waffen. Die Hellebardiere weichen ehrerbietig zurück und Cesar entschuldigt sich für sein plötzliches Auftreten. Selbstverständlich ist die Keuschheit ihrer Schönheit ihm heilig. Wo blieb sie die lange Zeit verborgen? Er suchte und forschte stets nach ihr. Vergebens! Ihre Spur war ihm entschwunden. Das kalte Entsetzen macht sich in Beatrices Gesicht breit. O hätte er die Spur doch niemals gefunden! - Was schreckt sie nur so sehr, sie soll sich doch bitte beruhigen. Er versucht ihre Hand zu nehmen, aber sie dreht den Blick weg und lässt es nicht zu. Cesar bleibt in respektvoller Entfernung stehen und weiß als geübter Liebhaber, dass nun ein Vortrag fällig ist.

Er nimmt den Bezug zu ihrer ersten Begegnung auf: In der altberühmten Kirche, in der feierlichen Stunde
der zutiefst empfundenen Trauer, an dem Sarg des Landesfürsten, ist ihr engelhaftes Antlitz erstmals seinem Blick erschienen. Die Sehnsucht im Auge brannte, das Flüstern der bebenden Lippen, das Zittern seiner kühnen Hand, die zärtlich ihre Hand berührte, waren die Symptome, die klare Worte sprachen. Sie konnte, sie musste sie verstehen! Doch mehr durfte er an dem weihevollen Ort nicht verraten.

Um der liebsten Maid zu sagen, was er an jenem Tag verschweigen musste, suchte er lange Zeit nach ihrer Spur und hatte ein Netz von Spähern ausgebreitet, an allen Kirchen und an allen Pforten. Doch erst heute brachte ihm sein Bote Nachricht, dass er endlich ihr Versteck entdeckt hatte. Der Liebe Sehnsucht gab den Schritten Flügel. Cesar eilte her, um zu ihren Füßen kniend ihr Herz und Hand zu bieten. Nicht forschen will er, wer sie in Wahrheit ist. Der erste Blick hat ihm bereits verraten, dass ihre Herkunft ohne Tadel ist - genau so rein wie ihre Seele. Selbst, wenn sie von niederem Strande wäre, käme keine andere für ihn in Betracht, sein Herz hält die Liebste fest umschlossen.

Beatrices reagiert zwar betroffen, ist aber ehrlich zu sich selbst: Schon wieder brennt in seinem Blick die Glut, die kalt wie Eis ihr Herz durchschauert. Ihre grauenvolle Ahnung geht in dieser Stunde in Erfüllung.

Cesar merkt, dass er endlich andere Seiten aufziehen muss, wenn er ein Resultat erzielen will. Er erhebt sich und stellt nun auf Prahlerei um. Recht und Macht habe er, um ihren Ruhm in die Nähe der Sonne zu rücken. Er sei Don Cesar, der Herrscher in dieser Stadt. Keinen Größeren gäbe es über ihm.

Beatrice schreit verzweifelt auf und erstarrt dann regungslos mit dem Ausdruck höchsten Entsetzens.

Da steht sie nun, staunt und schweigt, aber Cesar ehrt die Scham und das Zögern ihrer Mädchenseele. Nun überlässt er sie erst einmal sich selbst, damit sie ihre Ruhe wiederfindet. Seinen Leuten erklärt er, dass seine Braut vor ihnen stehe. Sie sollen ihr die Ehre erweisen, wie sie einer Fürstin zusteht. Vor dem Gartentürchen sollen sie Wache halten zu ihrem Schutz bis er zurückkommt, um sie ins Schloss zu führen. Vor Beatrice verneigt Cesar sich nun auffallend lässig: „Bis auf bald - zur nahenden seligen Stunde. Tschüss, auf Wiedersehen!“ Der Chor verhält sich wie befohlen.

„Preis sei dir, liebliche Fürstin,
unseres Herrn erwählte Frau;
in der herrlichen Stunde des Friedens
begrüßen wir dich mit Freude und Jubel.
Wir stellen uns vor deine Schwelle
und warten deine Befehle ab.
Wir schützen dich mit Schwert und Schild
bis zum letzten Tropfen unseres Blutes.“

Doch Beatrice befindet sich in höchster Verzweiflung, denn sie ahnt, was die Zukunft bringen wird. Oh, wehe! In wessen Hände ist sie geraten. Der Fluch des brüderlichen Hasses ruht auf dem Geschlecht, ihr ganzes Glück wird er zerstören.

10. Auftritt:

Der Szenenwechsel führt den Zuschauer ins Schlafgemach der Fürstin. Isabella plant, ihren beiden Söhne nun die Schwester vorzustellen und hat keine Ahnung, was auf sie zukommen wird:

„Nun endlich ist mir der erwünschte Tag,
der langersehnte festliche, erschienen!
Euch beide sehe ich versöhnt,
Hand, in Hand, das Antlitz zugewandt.
Und nun darf auch die tiefe Mutterliebe
getrost und ohne Zeugen zu euch sprechen!
Nun wisset, dass der selige Augenblick,
der jedem von Euch einen Bruder gab,
auch eine Schwester bringt in unsern Kreis.
Ihr seid erstaunt? Die Nachricht mach euch stutzig?“

Cesar lässt sich vernehmen, dass er von einer Schwester nie gehört hat. Manuel weiß etwas mehr und glaubt, dass es zwar eine kleine Schwester gab, die aber schon in der Wiege verstorben sei. Nein, das stimmt nicht, Isabellas Tochter lebt. Wenn sich das so verhält, soll die Mutter ihnen sagen, wo sie ist.

Nicht so eilig! Die Fürstin möchte auch den Vorspann der Geschichte erzählen. Der Vater träumte einst, dass aus seinem ehelichen Bett zwei Lorbeerzweige sprossen und sich mit ihrem Geäst ineinander verflochten, nachdem sie zu zwei starken Bäumen herangewachsen waren. Doch eine zarte weiße Lilie, die zwischen den beiden Bäumen erblühte, verwandelte sich in eine Flamme, welche zuerst die beiden Bäume verschlang und danach sprang das Feuer dann auf die ganze Burg über. Der Fürst ließ einen arabischen Sterndeuter herkommen, der ihm erklärte, dass seine Frau einer Tochter das Leben schenken würde. Das Vorkommnis würde den Untergang der beiden Brüder bedeuten und die Dynastie zum Erlöschen bringen. Die Tochter kam zur Welt und der Vater befahl, sie gnadenlos unverzüglich ins Meer zu werfen. Doch sie selbst brachte das kleine Mädchen heimlich an einen anderen Ort und gab es in sichere Hände. Hallo, gesegnet sei die Mutterliebe!

Nein, widerspricht die Fürstin, es war nicht allein die Mutterliebe. Sie hatte nämlich auch einen Traum: Ein göttlich schönes Kind spielte ruhig auf einer Wiese. Plötzlich brach ein Löwe aus dem Gebüsch hervor und legte seine erjagte Beute vor dem Kind nieder. Dann schoss ein Adler plötzlich aus den Wolken zur Erde und legte ein erbeutetes Reh daneben. Ein christlicher Mönch konnte entschlüsseln, was dieser Traum bedeutet. Er hatte sie schön öfter in ihrem Kummer getröstet und auch diesmal goss er Balsam auf ihre Seele. Das Raubtier und der Adler seien die streitenden Gemüter ihrer beiden Söhne, doch das kleine Mädchen würde die beiden zu unteilbarer Liebe zusammenführen.

Nun ist der Opernbesucher aber gespannt, wer recht behält, der arabische Gelehrte oder der christliche Mönch. Die Fürstin selbst kennt das zur blühenden Jungfrau herangewachsene Kind noch nicht, denn sie hat sich nicht getraut, es zwischen zwei feindlich gesonnene Brüder zu stellen. Nun, nachdem beide Söhne beschlossen und geschworen haben, und jeder das wahre Wesen des anderen erkannt hat, will sie das Risiko eingehen. Ihr treuer alter Diener soll sich beeilen, das Mädchen zu ihr zu bringen.

Doch nun wirft Manuel ein, dass es nicht das einzige Mädchen ist, welches sie heute ans Herz drücken wird. Sie gab ihm eine Schwester und im Gegenzug kann er mit einer zukünftigen Schwiegertochter aufwarten. Die Mutter soll ihn segnen und ebenfalls die Lebensgefährtin, die sein Herz gewählt hat. Noch bevor der Tag zu Ende geht, wird er sie ihr als Gattin zu Füßen legen. An ihre Brust will sie die neue Tochter drücken, wenn sie seine Zuversicht ist. Freude soll seinen zukünftigen Weg schmücken.

Nun will Cesar aber nicht länger zurückstehen. Die Mutter soll ihres Segens Fülle nicht nur an ihren Ältesten verschwenden. Auch er hat die Macht der Liebe erfahren, und er ist durchaus in der Lage, ihr auch eine Gattin zu Füßen zu legen. Jetzt wird Cesars Gesicht an das Herz der Mutter gedrückt.

Salbungsvoll gibt Isabella ihren Gefühlen Ausdruck. Die göttliche, allmächtige Liebe soll heute, da sie die lieben Söhne durch zarte Bande in Eintracht miteinander verbindet, dreimal gesegnet sein. Isabella kalkuliert, um das Glück voll zu machen, werden ihr in Zukunft nun drei blühende Töchter zur Seite stehen. Manuel und Cesar wiederholen, was die Mutter empfindet, und preisen die allmächtige Liebe als Königin der Seelen.

11. Auftritt:

Weshalb kommt Diego allein zurück? Wo hat er ihre Tochter Beatrice? Nach langem Schweigen antwortet Diego, dass er ihr die Tochter nicht bringt. Was ist geschehen? Auch Don Cesar will wissen, wo der Unglückselige sie gelassen hat. Diego kämpft mit sich selbst, ob er mit der Wahrheit herausrücken soll. Sie wurde entführt auf einem Räuberschiff. „Mein teures Kind“ - Isabella sinkt fassungslos in einen Sessel. Manuel fasst den alten Diener am Handgelenk und will wissen, was das für ein Schiff gewesen sein soll. Es sei ein maurischer Segler gewesen. Am Abend sei es in die Bucht eingelaufen und am Morgen habe es sie wieder verlassen, vollgepackt mit Beute. Isabella erregt sich: „O meine Söhne, Cesar, Manuel! Seht, eine Schwester wollte ich Euch geben und jetzt erbete ich sie von euch!“ Die beiden sollen nicht zögern, ein Schiff auszurüsten, um auf allen Meeren nach der Schwester zu suchen und sie den wilden, räuberischen Händen entreißen. Wo hatte die Mutter die Tochter verborgen? Diego weiß Bescheid, sie sollen ihn mitnehmen. Die Mutter soll neuen Mut schöpfen! Manuel hat eine Idee und beeilt sich, sie umzusetzen. Cesar ist verwundert. Weshalb macht Manuel sich allein auf den Weg? Zwei Hofdamen kümmern sich um die bewusstlose Fürstin. Cesar forscht Diego aus, wo die Schwester verborgen gehalten wurde und erfährt, dass es am Fuß des Ätna, nicht weit vom Meeresstrand, ein einsam gelegenes Kloster gibt, welches der Heiligen Cecilia geweiht ist. In diesem fand das Mädchen bei den Nonnen Zuflucht. Cesar ist zuversichtlich, dass diese Information ihm weiterhelfen wird und stürmt davon. „S Bohem. Synu můj - Lebe wohl, mein Sohn!“

3. Akt:

12. Auftritt:

Der Fluss der Handlung führt den Opernbesucher an das Gartentor des Hauses, in dem Beatrice einen vorübergehenden Aufenthalt gefunden hat. Wie befohlen, bewachen die Leute Don Cesars den Zugang. Nun nähert sich die Gesandtschaft von Don Manuel mit den Hochzeitsgeschenken für seine Braut und denkt, sie kann ungehindert passieren. Es kommt zum Wortwechsel zwischen den beiden Chorführern. Kajetan vertritt die Sache Manuels und fordert seine Gefährten auf, einfach durchzugehen, denn schließlich sind sie in einer ernsten und wichtigen Sache hier erschienen. Doch Bohemund will sie nicht passieren lassen, denn Don Manuel habe ausdrücklich Weisung gegeben, das Mädchen zu bewachen. Nun, dann wird es wohl so sein, dass der jüngere traditionsgemäß dem älteren Bruder weichen muss. Jeder der beiden Chöre fordert den anderen auf, sich fortzuscheren. Es mag ja sein, dass Manuel an Jahren älter ist, doch das ältere Recht hat derjenige, der zuerst hier war. Welch freche Rede führt der Chorführer von Cesars Leuten? Kajetan proklamiert, was Fürst Manuel ihnen befohlen hat, wird auch geschehen - er kennt schließlich seine Pflicht. Und Bohemund kennt die Sprache seines Schwertes. Kajetan behauptet, keinen Schrecken zu empfinden. Er und seine Leute ziehen ebenfalls die Schwerter. Es wird nun mit den Schwertern herumgefuchtelt. Markige Worte begleiten die Drohgebärden. Die eine Gruppe will die andere zähmen, aber diese denkt nicht daran, nachzugeben. „Hoho! Jen blíž!“ „Tu ji máš! A ty též1“ - „Nur näher ran!“ „Da hast du es! Und du auch!“

13. Auftritt:

Don Manuel erscheint an der Pforte und befiehlt einzuhalten. Es gelingt ihm, sich Respekt zu verschaffen. Nun will er wissen, wer den Streit angefangen hat und fordert Kajetan auf, zu erzählen. „Wir kamen her, mein Herr, mit Hochzeitsgaben, wie du es befohlen, und deiner Braut wollten wir huldigen - doch diese da vertraten den Weg.“ „Unsinn, soll Eure blinde Wut erneut den Frieden Eurer Fürsten stören?“ Dem zweiten Chor erzählt Manuel, dass hier ein Geheimnis walte, dessen Hintergründe sie nichts anginge. Im Namen ihres Herrn gebietet er ihnen, sich zurückzuziehen, aber in der Nähe zu bleiben und zu warten.

14. Auftritt:

Beatrice bleibt der Tumult nicht verborgen. Sie tritt aus dem Haus und freut sich, dass sie Don Manuel sieht. Gott sei Dank ist er zur Stelle. Der Liebste ist ihre einzige Rettung. In seinen Armen fühlt sie sich geborgen. Doch er soll ihr sagen, wie sie ihren Bewachern entfliehen können. Der Weg ist nun frei. Sie wollen sich beeilen. Beatrice will schnellstens fort und zwar an einen Ort, an dem ihre Liebe wonnig blühen kann. Er nimmt ihren Kopf in seine Hände. Das liebste Mädchen soll ruhig sein und nichts fürchten. Wenn Manuel nur wüsste, wer hier der höchste Herrscher ist? Nun, das ist er! Wer sonst? Messina erkennt in ihm seinen höchsten Fürsten. Ist er etwa Don Cesars Bruder? Wieso erschreckt sie das? Offenbar weiß sie mehr über seine Familie, als er ahnt. Kennt Beatrice das Geheimnis, welches ihre Herkunft verhüllt? Kennt sie ihre Mutter? Ihren Namen hat sie nie gehört und ihr Antlitz nie gesehen. Es ist nur das Traumbild ihrer Kindheit, welches sie umschwebt.

Hinter der Szene tönt plötzlich die Stimme Cesars, dass nur sein Wille und sein Befehl hier gelte. Beatrice drängt, sich durch die Flucht zu retten. Zuerst soll sie antworten, woher sie seinen Bruder kennt. Oh, in heißer Leidenschaft entflammte er, als er sie am Sarg des Fürsten in der Kirche sah. Manuel wundert sich, dass sie in Messina war. An der Seite Diegos hielt sie sich auf. Er ist der Mann, der ihr immer Botschaft von der Mutter brachte. O Grauen, dann ist Beatrice seine eigene Schwester. Er hüllt sein Antlitz in seinen Mantel, um die innere Bewegung nicht zu zeigen. Plötzlich steht Cesar in der Begleitung Bohemunds in der Gartenpforte.

15. Auftritt:

„Viz tam, můj pane!“ „V jeho náruči!“ - „Siehe dort, mein Herr!“ Bohemund zeigt in die Richtung, in der es etwas Interessantes zu sehen gibt. „In seinen Armen!“ Ist das seine Liebe und seine Versöhnung, die er vorgegaukelt hat? Nun soll die Schlange den Dank für ihre Falschheit bekommen. Bevor Manuel sein Schwert ziehen kann, hat Cesar ihn erstochen. „Pomozte!“ erschallt Beatrices Hilferuf, bevor sie besinnungslos zu Boden gleitet.

Manuel haucht in den Armen seines Gardekapitäns sein Leben endgültig aus. Kajetan meint, dass es Mord gewesen sei. Bohemund ist erleichtert, dass der alte Streit nun für ewig beigelegt ist. Nur ein Fürst wird zukünftig über Messina herrschen. Kajetan findet es korrekt, dass nur mit Blut die Schuld Cesars abgewaschen werden könne. Chor I droht, dass Cesar ihrer Rache nicht entgehen wird und Chor II bekräftigt, dass er ihren Fürsten beschützen werde. Dem Charisma Cesars gelingt es, Waffengewalt zu verhindern. Nicht seinen Bruder, sondern seinen Feind habe er getötet. Die Bruderliebe war von Manuel nur geheuchelt. Die Tat zeigt ein grässliches Antlitz, doch das Urteil war gerecht. Cesar gibt Weisung, dass dem Mädchen unverzüglich Hilfe zuteil werden soll. Seine Leute sollen sie in die Obhut der Mutter bringen und der Fürstin sagen, dass Cesar ihr das Mädchen schickt. Chor I kümmert sich um die Leiche Manuels und Chor II befasst sich mit Beatrices Abtransport.

Kajetan lässt einen poetischen Vers vernehmen:

„Des tiefen Schlummers finstere Wolke
verhüllt für immer das klare Auge.
Nie wird ihn erwecken die Stimme der Braut.
Die Zeit irdischer Freuden ist vorbei.“

„V roucho smutku, Messino, se hal,
bratr bratru zhoubnou ránu dal! -

In Trauer hüllt sich Messina,
der Bruder gab dem Bruder den Tod!“

„Běda, běda, běda!“

TRAUERMARSCH

16. Auftritt:

Fürstin Isabella erkundigt sich bei ihrem Diener, ob vom Aufenthalt der Tochter noch keine Kunde eintraf. Von böser Ahnung sei ihr Glück vergiftet, doch Diego versteht es, seine Fürstin zu trösten: Auf den Mut ihrer Söhne soll sie hoffen und sich an dem ausgebrochenen Frieden erfreuen. Isabella erinnert sich, wie sie sich Hand in Hand gegenüberstanden und sich in die Augen schauten. Doch man soll das Schicksal niemals vor der Zeit loben. Der Raub der Tochter zeugt davon, dass der böse Genius nie schlummert. Es ist kein Trug, Diegos scharfer Blick hat wahrgenommen, dass vom Gefolge ihrer beiden Söhne umgeben, die Tochter sich von weitem nähert. Die Fürstin will ihrem Kind entgegeneilen, doch ihre Füße straucheln und Diego muss sie stützen. Sie soll sich beruhigen und gefasst ihrem Glück entgegensehen. Der allmächtige Gott soll ihr vergeben, dass sie an seiner Gnade gezweifelt hatte.

17. Auftritt:

Von Cesars Leuten in einem Sessel getragen, nähert sich Beatrice, gefolgt von Hofdamen und Edelknaben. Bohemund erklärt seinen Auftrag, die Jungfrau hier abzuliefern. Die Fürstin bedankt sich und der Sessel mit Beatrice wird in die Mitte der Bühne geschoben. „O Himmel, ist die tot?“ schreit die Fürstin auf. Nein, beruhigt Bohemund, nur von dem, was sie überstanden hat, ist sie noch überwältigt.

Die Mutter kniet neben ihrer Tochter und verleiht ihren Emotionen Töne:

„O Beatrice, du Kind meiner Schmerzen!
So ziehst du ein in deines Vater Haus,
so sieht dich deine Mutter wieder!“

Ihre Freudentränen kann sie nicht sehen und sie kann auch nicht hören, wie sie Cesar segnet, der ihr diesen schönen Augenblick schenkt. Beatrice soll doch bitte ihre Augen öffnen und sie ansehen. Isabella küsst ihrer Tochter die Stirn. Diego hat festgestellt, dass die Bewusstlose sich schon geregt hat. Der Chor soll doch bitte zurückweichen, damit der Tochter Blick zuerst auf die Mutter fällt. Beatrice ist plötzlich hellwach und verlässt den Sessel, der von den Edelknaben weggeräumt wird. Wo ist sie? Wer ist die fremde Frau? Ach, stimmt ja. Das ist ihre allerliebste Mutter. Die beiden Frauen umarmen sich.

„Mé sladké dítě! Mám tě opět, mám
a k svému srdci snim tě přivinout! -

Mein süßes Kind! So habe ich dich wieder
und darf dich endlich in die Arme schließen.“

Diego fragt vorwurfsvoll, ob Beatrice geruht auch ihn zu kennen? Sie reicht ihm freundlich die Hand, die er küsst. Mutter und Tochter rekonstruieren, dass die Ältere nach wie vor als Fürstin von Messina zu bezeichnen ist und die beiden Männer, Manuel und Cesar, die Brüder Beatrices sind.

18. Auftritt:

Messina soll sich in Trauer hüllen und Jammer und Klage hören lassen: „Běda, běda, běda!“ Beatrice gibt sich hysterisch und fleht den zweiten Chor an, dass er Erbarmen mit ihr haben soll. Isabella will wissen, was der Grabgesang zu bedeuten habe. Der erste Chor hat sich vermummt und transportiert eine mit schwarzem Tuch bedeckte Totenbahre. Die Fürstin will wissen, was das schwarze Tuch ihr verhülle. Bohemund rät, stark zu sein und es mit Fassung zu tragen. Böse Ahnung schreckt sie. Isabella ruft nach ihren Kindern. Sie will nicht länger warten und lüftet das Geheimnis selbst. Sie hebt das schwarze Tuch und erkennt - o Himmel - das Gesicht ihres Kindes. Wie sich das in der Oper gehört, bricht sie mit einem Aufschrei neben dem Leichnam zusammen. „O Manuel, mein geliebtes Kind.“ Isabella verflucht den Mörder und seine ganze Sippe. Die Chöre reagieren mit: „Běda, běda, běda!“

19. Auftritt:

Im Hintergrund gewahrt Isabella Cesar, ahnt aber nicht, dass dieser es war, der seinen Bruder umgelegt hat. Sie umarmt ihn und weist dann auf den Leichnam und artikuliert, dass der Eintracht aufgehende Blüte als Knospe früh zugrunde ging. Cesar beteuert, dass beiden ehrlich an Frieden gelegen gewesen war, doch dann sprach der Himmel das blutige Urteil. Die tapfere Hand, die ihr die Tochter glücklich wiedergab, soll die Mordtat rächen. Im Moment noch nicht beeindruckt, flucht Cesar ihrer Heimlichkeit, die schuld am schrecklichen Geschehen ist. Sie soll wissen, dass Manuel durch seine Hand fiel. Beatrice hatte er zur Braut erwählt und er überraschte sie in seinen Armen. Soll das etwa heißen, dass er ein Mörder ist? Hat ihr eigen Blut ihr liebes Kind getötet? Die Mutter hat es erfasst!

Nun endlich findet Cesar seine Tat auch gräulich und reumütige Buße wird sie nicht sühnen können. Die Schuld wird ihn quälen und der Fluch der ganzen Sippe verfolgen. Doch er tat es aus Liebe! Der Blick der Schwester bringt ihm kein Heil, sondern wird ihn ewig an seine Schuld erinnern.

Cesar besteigt die Stufen des Throns, weil er das Recht des Herrschens ein letzten Mal ausüben will. Messina soll sich in Trauer hüllen, um den Bruder feierlich zu ehren. Einen Teil ihrer Tränen beansprucht Cesar aber auch für sich, dafür soll ein gemeinsames Grab beide umschließen.

Was hat Cesar bloß im Sinn? Will er den Schrecken des Tages noch erhöhen? Welch neuer Kummer steht ihr denn nun schon wieder bevor, fragt Isabella Beatrice. Der Atem des Todes weht aus seinen Worten. Er antwortet: Dem Bruder bringt er sein Blut zum Opfer. Er hat geschworen, sein Schicksal ist entschieden. Alle versuchen ihn umzustimmen, sogar die Edelknaben legen sich ins Zeug:

„Bedenke, hoher Fürst, den ernsten Schritt, bevor du tust, was danach nicht mehr zu ändern ist.“

Die beiden Frauen gönnen sich das letzte Wort: Cesar soll für seine Mutter leben, seiner Schwester ein Trost sein und den Suizid aussetzen! Obwohl es einem Mörder nicht geziemt, sieht Cesar es als höchste Wonne an, sich zu erdolchen. „Hrůzyplný č - Schreckensvolle Tat!“ Diego beugt sich über den am Boden liegenden und stellt den Tod fest. Kajetan weiß nicht, ob der den Toten nun glücklich preisen oder beklagen soll. Der Opernbesucher weiß es auch nicht.


Letzte Änderung am 28.12.2016
Beitrag von Engelbert Hellen