Pelléas und Mélisande / Pelleas and Melisande
Entstehungszeit: | 1898 |
Besetzung: | Orchester |
Opus: | op. 80 |
Art: | Drama von Maurice Maeterlinck nach dem bretonischen Sagenschatz |
Sprache: | französisch |
Golaud: | Bretonischer Prinz |
Mélisande: | seine Frau |
Pelléas: | sein Bruder |
Geneviève: | die Königin |
Arkel: | der König |
Niemand weiß, wer Mélisande ist, noch woher sie kommt, doch scheint sie etwas Besonderes zu sein. Beim Spaziergang im Wald hatte sie ein Krönlein auf, und das ist ihr in den Brunnen gefallen.
Golaud, ein bretonischer Edler, kommt vorbei, nimmt die ihm einsam und verlassen Vorkommende mit nach Hause, weil schöne Mädchen in der Gegend knapp sind. Nach dem Diadem wird nicht weiter gesucht.
Ohne viel zu fragen oder lange zu überlegen, heiratet Golaud die Fremde, obwohl diese seine Großzügigkeit nicht so recht zu schätzen weiß. Während er verreist ist, verliebt sie sich in seinen Halbbruder Pelléas, der ihr besser gefällt, weil er den ganzen Tag trällert, aber Golaud dagegen mehr zum Trübsinn neigt. Der Ehering erweist sich als störend, deshalb läuft Mélisande zum Brunnen zurück und wirft das Unterpfand der Treue dem Krönlein hinterher.
Der Brunnen ist auch der Ort, an dem sie sich mit ihrem Liebsten trifft. Das geht solange gut, bis Golaud dahinterkommt, dass sein Brüderlein von der Unbekannten bevorzugt wird. Zu ihren Schwiegereltern hat die mutmaßliche Prinzessin, die offenbar an Gedächtnisschwund leidet, kein gutes Verhältnis. Während des zweiten Aktes sitzt sie die meiste Zeit am Spinnrad und wartet, wie die Zeit vergeht.
Golaud zweifelt an seiner Gabe, zur Liebe fähig zu sein. Rasend vor Eifersucht bringt er sein Brüderlein um, und Melisande kehrt zurück zum Brunnen und wartet auf den Nächsten, der fragt, was sie dort den ganzen Tag macht. Viel Zeit bleibt ihr nicht, denn Golaud lässt die Situation nicht ruhig schlafen. Es zieht ihn magisch zum Brunnen und dort macht er dem Naivchen den Garaus.
Noch bevor Claude Debussy im Jahre 1902 seine berühmte Oper komponierte, setzte sich Gabriel Fauré mit dem am 17. Mai 1893 in Paris uraufgeführten Drama des Belgiers Maurice Maetterlinck auseinander. Auf Bitten der englischen Schauspielerin, Mrs. Cambell, schuf er eine Bühnenmusik, welche die Stimmung des Dramas anheben sollte. Der Symbolismus ist eine Stilrichtung, die sich mit dem Tod auseinandersetzt und zu ihm ein fragwürdig-schauriges Verhältnis hat. Maetterlinck war ein führender Vertreter dieser Richtung und seine Schriften fanden lebhafte Resonanz. Nicht nur Fauré und Debussy bemächtigten sich des Dramas von Pelléas und Melisande, sondern auch Sibelius und Schönberg fanden Gefallen an seiner dichterisch verschleiernden Sprache.
Fauré hatte zum Thema selbst wenig zu sagen. Das Prélude zu Beginn des ersten Aktes vermittelt ein allgemeines Stimmungsbild und kündet durch einen Hornruf die Abreise Golauds an. Der zweite Akt ist mit „La Fileuse“ übertitelt und beschreibt die wartende Melisande am Spinnrad. Für den dritten Satz hat Fauré sich ein „Siziliano“ ausgedacht, welches mit dem Drama überhaupt nichts zu tun hat. Im letzten Teil dominieren Abschied, Trauer und Tod.
Die Musik teilt das Schicksal des Dramas, welches nur selten aufgeführt wird. Folglich existiert eine viersätzige Suite von etwa zwanzig Minuten Dauer, die der Struktur der Bühnenmusik folgt.
Letzte Änderung am 19.9.2006
Beitrag von Engelbert Hellen