The laughing husband
Entstehungszeit: | 1913 |
Uraufführung: | 19. März 1913 in Wien (Burgtheater) |
Besetzung: | Soli, Chor und Orchester |
Erstdruck: | Leipzig und New York: W. Karczag, 1913 |
Art: | Operette in drei Akten |
Libretto: | Julius Brammer und Alfred Grünwald |
Sprache: | deutsch |
Ort: | in einer kleinen Residenzstadt |
Zeit: | Ende des 19. Jahrhunderts |
Ottokar Bruckner: | Fabrikant |
Heloise Bruckner: | seine Frau (Hella genannt) |
Graf Selztal | |
Lotte: | Verwandte von Hella |
Basewitz: | ein Unternehmer |
Etelka: | seine Frau |
Hans Zimt: | Urlaubsreisender |
Dolly: | seine Freundin, Urlaubsreisende |
Lucinde: | Freundin von Hella |
Lutz Nachtigall: | ein Hobby-Dichter |
Weitere: | Andreas Pipelhuber, Ottokars Freund - Dr. Rosenrot, ein Rechtsanwalt - Wiedehopf, ein Diener |
Das Vorspiel signalisiert Walzerseligkeit und lässt das Finale des zweiten Akts („Ach, wie fein schmeckt doch der Wein“) kurz anklingen. Zwischen Lucinde und Lotte entwickelt sich ein Dialog, aus dem hervorgeht, dass der Kern der Operette einem Schlüsselroman mit dem Titel „Der lachende Ehemann“ entsprungen ist. Die einzelnen Episoden mussten erst einmal erlebt werden, bevor ihnen das schriftliche Diktat bevorstand. Beide Damen ergötzen sich nun am Inhalt des Romans.
Ottokar ist ein erfolgreicher Unternehmer, der den Fehler gemacht hat, eine junge hübsche Frau zu heiraten. Die Vereinbarung sah so aus, dass er ihr mit seinem Vermögen ein sorgenfreies Leben bieten wird und als Gegenleistung hat sie Intelligenz, Jugendfrische und Attraktivität im Angebot. Ihm ist es mit der Abmachung ernst und er verkündet dem Publikum: „Ich bin rasend verliebt in die eigene Frau.“ Doch Hella hat viele schöngeistige Ambitionen, mit denen der Banause nichts anfangen kann. Er denke nur an sein Geschäft und könne sich an ihren positiven Eigenschaften nicht erwärmen, behauptet sie. Sein Defizit wird ihm aus taktischen Erwägungen ständig vorgehalten.
Hinter dem Rücken des Gatten trifft Hella einen Verehrer, den Grafen Selztal, den sie noch von der Tanzschule her kennt. Die beide proben und vertiefen ihre Tanzschritte zum wiederholten Male: „Einmal rechts herum, einmal links herum.“ Mit dem Ziel, die Jugendfreundin zu einem Seitensprung zu überreden, erzählt er ihr, dass sie einen Körper wie eine Bajadere besitze. Hinzu kämen noch „zwei göttliche Augen“. So intelligent ist Hella nun wieder nicht, das törichte Geschwätz zu unterbinden.
In ähnlicher Konstellation befindet sich auch ein befreundeter Verlagsdirektor, der ein „Paprikahühnchen“ geheiratet hat. Etelka ist der gesunden Ansicht, dass sie sich die dichterischen Ergüsse ihres Anbeters Lutz Nachtigall in Ruhe anhören kann, aber man muss nicht unbedingt zur Tat schreiten, wenn das Eheglück und die damit verbundene soziale Sicherheit bedroht sind. Im Prinzip halten beide Protagonistinnen von der ehelichen Treue nicht viel, dagegen besitzen die Ehemänner mehr Humor als der Sache gut tut.
Lucinde, Hellas Freundin, sieht es als ihre Aufgabe an, Ottokar einmal tüchtig ins Gewissen zu reden. Damit er seiner Frau ein gleichwertiger Partner sein kann, brauche er mehr Bildung. Diese erwirbt man am besten auf einer Italienreise. Wie würde Hella sich freuen, wenn er sie nach seiner Rückkehr mit einem positiven Resultat überraschen könnte. Es treffe sich gut, denn Hans Zimt will mit seiner Dolly auch Urlaub in Italien machen und da könne er sich gut anschließen.
Doch Ottokar hat das Gefühl, dass seine Frau ihn am liebsten für ein Weilchen los sein möchte. Zum Schein geht er auf den Vorschlag ein, steigt aber schon auf den nächsten Station wieder aus, um seinen lieben alten Freund Andreas Pipelhuber zu besuchen. Seinen beiden Reisegenossen gibt er Instruktion, in seinem Namen eine schöne Karte aus Verona an Hella zu schicken. Seinen Freund wird er überreden mit ihm ein paar Tage Urlaub auf seinem Jagdschloss zu machen: „Das werden Tage himmelblau im wunderschönen Buchenau“.
Der Zufall will es, dass Hella für ihren Bedarf an Geselligkeit das Jagdschloss ihres Mannes ebenfalls für einen Kurzaufenthalt auserkoren hat. Ihr liebster Geselle ist natürlich Graf Selztal, der sich im Kreis von Malern und Dichtern ebenfalls pudelwohl fühlt.
Als Ottokar und Andreas aussteigen, verkündet ihnen der verdutzte Diener, dass die Frau Gemahlin schon angekommen sei. Einzelheiten dürfe er tunlichst nicht verraten. Die beiden Freunde verschanzen sich zunächst unbemerkt in der Bibliothek, um dort das schönste Lied der Operette zu singen: „Fein, fein schmeckt uns der Wein.“
Die Konfrontation mit der Gemahlin bleibt nicht aus. Sie tritt die Flucht nach vorn an und verdächtigt ihn, nicht allein angereist zu sein. Er beabsichtige hier mit einer Freundin ein paar schöne Tage zu verleben. Ottokar klärt auf, aber sie weigert sich strikt, seinen Freund Pipelhuber zu begrüßen, weil sie seinen Namen nicht aussprechen mag. Sie soll doch ganz einfach zuerst „Pipel“ sagen und nach einem Weilchen den „huber“ folgen lassen. Andreas verlässt den Freund nur notgedrungen, gibt ihm aber den guten Rat, dass er aufpassen soll, damit aus seiner Ehe keine Aktiengesellschaft wird.
Hartnäckig unterstellt Heloise ihrem Mann, dass er sie mit einer Freundin betrüge, um vor sich selbst eine Rechtfertigung zu haben, weil Selztal mit ihr ein ehebrecherisches Verhältnis anstrebt. Sie empfängt den Galan zu einem Rendezvous in ihrem Boudoir, welches vom argwöhnischen Ottokar abrupt abgebrochen wird.
Jetzt ist Schluss mit lustig! Doch ein schicksalträchtiges Missgeschick verhindert ein Blutbad. Der schusselig Diener Wiedehopf hat seinem Chef ein Schrotgewehr in die Hand gedrückt, doch die guten Sitten gebieten, dass blaues Blut nur mit einem Schuss aus einem Stutzen vergossen werden darf. Einer spontanen Hinrichtung des Ehebrechers ist damit ein Riegel vorgeschoben, denn mit einer Schrotflinte schießt man nur auf Hasen und Füchse. Hella soll aus ihrem Versteck hinter dem Paravent hervorkommen und sich rechtfertigen! Anschließend wird Ottokar die Verlobung seiner Frau mit dem Grafen verkünden. Insgeheim beschließt Ottokar tatsächlich, sich scheiden zu lassen, doch er besitzt auch die Gabe, ruhig zu bleiben und Schicksalsschläge gelassen über sich ergehen zu lassen. Mit der Weise „Fein, fein schmeckt uns der Wein... Doch wenn man älter wird, ein wenig kälter wird, bleibt allein, nur der Wein.“ endet das Finale des zweiten Akts.
Der Scheidungsanwalt Dr. Rosenrot ist ein Spezialist auf seinem Gebiet, denn er kann Ehen nicht nur trennen, sondern sein Bestreben ist es, sie zu kitten. In seiner Eigenschaft als Vermittler, kann er Ehen auch einrichten. Drei Scheidungsfälle stehen an.
Es sprechen vor: Der Buchverleger Basewitz und seine Frau Etelka. Die Pflichtvergessene hatte mit Lutz Nachtigall ein Literatencafé aufgesucht und gemeinsam mit ihm einen Schokoladencocktail getrunken. Unauffäliig war der eifersüchtige Ehemann ihnen gefolgt und stürmte lamentierend und gestikulierend ins Lokal. Der Ehebruch sei erwiesen, weil beide den Cocktail aus dem gleichen Röhrchen geschlürft haben sollen. Das Röhrchen als corpus delicti legt der Scheidungsbegehrende als Beweisstück auf den Tisch. Die Sache ist vertrackt, doch der Anwalt weiß Rat. Den Lutz hat Etelka gleich mitgebracht, damit er bestätigt, was sie erklärt. Sie will sich nicht von ihrem Mann trennen und der Anwalt sperrt die beide ins Versöhnungszimmer. Etelka soll dem Lutz lautstark erklären, dass er sich keine Chancen ausrechnen und sie mit seinen Annäherungsversuchen in Zukunft gefälligst in Ruhe lassen soll. Der Ehemann hört aus einem Versteck mit und ist beschwichtigt. Das Publikum erwartet, auch versöhnt werden. Der Sänger aus dem Café tritt auf und wiederholt seinen schmissigen Song: „Juppla, juppla, heissasa!“
Pipelhuber und Lucinde haben sich in Liebe gefunden. Bezüglich der Formalitäten eines Ehevertrags benötigen sie anwaltlichen Rat. - Hans und Dolly finden im Versöhnungszimmer ebenfalls wieder zueinander.
Hella hat an ihrem Schlüsselroman weiter schreiben können. Kostproben daraus liest der Anwalt dem erzürnten Ehemann vor. Also, die amourösen Szenen mit dem Grafen waren nur gespielt, damit Hellas Roman zu Ende gebracht werden konnte, denn der Verleger drängte. Die Abschnitte, in der die Beschuldigte beteuert, dass sie nur den Gatten liebe, hebt der Anwalt ausdrücklich hervor. Hellas Abschiedsbrief an den Grafen legt Dr. Rosenrot in Reinschrift vor. Ottokar darf den Umschlag selbst in den Briefkasten stecken.
Aber wie steht es nun mit dem Weibsbild mit dem glühenden Busen und den wogenden Augen, lässt Hella erfragen. Unsinn, das war doch nur der Pipelhuber. „O du zuckersüßes Weiberl!“ Wie konnte er ihr solches Unrecht tun. Man telefoniert miteinander, versteht sich und alles ist wieder in bester Ordnung. Jetzt kann der Ehemann wieder lachen.
Letzte Änderung am 14.8.2011
Beitrag von Engelbert Hellen