Der Bauer ein Schelm / The Cunning Peasant / Le paysan rusé
Entstehungszeit: | 1877? |
Uraufführung: | 1878 in Prag |
Besetzung: | Soli, Chor (SATB) und Orchester (2222-4230-timp-trg-archi) |
Erstdruck: | Berlin: N. Simrock, 1882 |
Opus: | op. 37 B 67 |
Art: | Komische Oper in zwei Akten |
Libretto: | Josef Otakar Veselý |
Sprache: | tschechisch |
Ort: | ein Dorf in Böhmen |
Zeit: | Mitte des 19. Jahrhunderts |
Martin: | ein wohlhabender Bauer (Bass) |
Bĕtruška: | seine schöne Tochter (Tenor) |
Václav: | ein reicher Bauernsohn (Tenor) |
Jeník: | ein armer Landbursche (Tenor) |
Veruna: | Wirtschafterin (Mezzosopran) |
Berta: | Kammermädchen (Sopran) |
Jean: | Kammerdiener (Tenor) |
Weitere: | der regionale Fürst, seine Gemahlin und Landvolk |
Der Bauer Martin hat beträchtliches Vermögen angehäuft, kann aber nicht genug bekommen und möchte deshalb seine hübsche Tochter Bĕtruška an den Sohn des Nachbarn verkuppeln, damit sich später einmal Acker zu Acker gesellt. Obwohl Václav ein bisschen einfältig ist, stört den Bauern das nicht, wohl aber das gescheite Töchterchen, welches sich den Jeník auserkoren hat. Geld hat der Tunichtgut keines, aber küssen kann er gut.
Dem Vater und dem von ihm gewählten Freier kommt der Selbstbestimmungsanspruch der Tochter ungelegen und sie planen gemeinsam, dem Eindringling in ihre Pläne einen bösen Streich zu spielen. Unter dem Fenster der Tochter stellen sie ein gefülltes Regenfass auf, in welches Jeník fallen soll, nachdem er sein Mädchen besucht hat und das Schlafzimmer still und heimlich nachts im Dunkeln wieder verlässt.
Die Situation nimmt Formen an, nachdem der Fürst der Region mit Gemahlin und Gefolge im Dorf seinen Besuch angekündigt hat. Wieso dieser auf eine solche absurde Idee kommt, weiß nur der Librettist. Bĕtruška soll als anerkannte Dorfschöne repräsentieren und das hohe Paar willkommen heißen.
Von Veruna, der Wirtschafterin, ermutigt, traut sie sich das auch zu. Diese hat der Schutzbefohlenen einen Floh ins Ohr gesetzt, dem fürstlichen Frauenjäger ein Stelldichein zu gewähren und ihm als Belohnung eine Schenkungsurkunde über einen Bauernhof abzuschmeicheln, den der unkundige Jeník dann bewirtschaften soll. Veruna trifft ihre Vorbereitungen und beschwichtigt Bĕtruška, dass man Zusagen nicht unbedingt einhalten muss, sondern auch umgehen kann, wenn man es schelmisch anstellt.
Bĕtruška erweckt das Wohlgefallen des Fürsten, hat aber nicht die Raffinesse der Frau Gemahlin einkalkuliert. Die Fürstin erwirbt in einem Trachtenladen das gleiche Folklore-Kleid und kann damit das anmaßende Bauernmädel ausstechen. Zudem hat sie ihren Kammerdiener Jean auf das Mädchen angesetzt, dem aber auch die Zofe Berta nachstellt. Die Letztere hat sich im Laden auch einen netten Folklore-Look ausgesucht und macht damit Furore. Nun laufen drei „Bĕtruškas“ auf der Opernbühne herum, so dass der Verkleidungsfimmel seinen Charme verliert.
Schließlich gewinnen Einsicht und Vernunft bei allen die Oberhand und jeder kehrt an seinen angestammten Platz zurück - der Fürst zur Fürstin, Jean zu Berta, und Jeník darf seine Bĕtruška in die Arme schließen. Jean fällt allerdings bei dem Versuch, in das Zimmer des Bauernmädchens einzudringen, in das Regenfass, welches der bäuerlich Schelm unter ihrem Fenster aufgestellt hatte.
Was ist mit Václav? Ihm ist es egal. Bei dem vielen Geld, welches der Vater hat, wird sich schnell ein Ersatz für Bĕtruška finden.
Letzte Änderung am 25.10.2011
Beitrag von Engelbert Hellen