Gaetano Donizetti (1797-1848):
Königin Elisabeth in Schloss Kenilworth
Entstehungszeit: | 1829, rev. 1830 |
Uraufführung: | 6. Juli 1829 in Neapel (Teatro San Carlo) - 1. Fassung 1830 in Mailand - 2. Fassung |
Besetzung: | Soli, Chor und Orchester |
Erstdruck: | Paris: Schonenberger, 1854 |
Bemerkung: | auch unter dem italienischen Titel "Elisabetta al castello di Kenilworth" bekannt |
Art: | Oper in drei Akten |
Libretto: | Andrea Leone Tottola nach dem Roman von Walter Scott |
Sprache: | italienisch |
Ort: | England |
Zeit: | Ende des 16. Jahrhunderts |
Elisabeth: | Königin von England (Sopran) |
Lord Leicester: | Günstling der Königin (Tenor) |
Amelia: | seine Gattin (Sopran) |
Warney: | erster Schurke (Bariton) |
Lambourne: | zweiter Schurke (Bass) |
Fanny: | Amelias Freundin (Sopran) |
Weitere: | Hofstaat der Königin, Edeldamen und Ritter, Offiziere, Soldaten, Wachen, Dienerschaft, Volk |
1. Szene: Ein reich ausgestatteter Salon im Schloss Kenilworth
Diener treffen Vorbereitungen zum bevorstehenden Besuch von Königin Elisabeth. Leicester ist jedoch sehr besorgt. Seitdem er heimlich Amelia Robsart geheiratet hat, weiß er, dass ihn die Queen, welche ihm zugeneigt ist, dafür bestrafen wird. Leicester bittet seinen Freund Lambourne, Warney von seinen Befürchtungen zu erzählen, damit er Amelia für die Dauer ihres Besuches im Schloss versteckt.
2. Szene: Ein abgeschiedener Raum im Schloss.
Warney, welcher Amelia auch liebt, hat sie dort hingebracht, weigert sich aber, ihr zu offenbaren, dass er auf Leicesters Wunsch hin gehandelt hat. Stattdessen erklärt er ihr seine Liebe, muss aber feststellen, dass er seine Hoffnungen auf Sand gebaut hat. Lambourne holt das Versäumte nach und erläutert, dass Leicester Weisung gegeben habe, sie hier zu verstecken.
3. Szene: Außenansicht des Kastells
Elisabeth kommt an und wird vom Volk jubelnd willkommen geheißen:
„Vieni, dell' Anglia grand' eroina!“ -
Komm, große Heroine von ganz England!
Komm, Liebe und Stolz des Volkes!
Du bist erschienen und die Blumen,
die gepflanzt wurden,
können wieder blühen.
Du bist hier und die Lilien,
Symbol unserer Loyalität,
richten sich spontan zu Deinen Füßen auf.
Die größten Sterne, welche so prächtig scheinen,
sagen einen glorreichen Tag voraus.
Komm, schöne Königin von All-England,
Leben und Liebe des Volkes!“
1. Szene: Ein abgelegener Raum im Schloss
Warney signalisiert Leicester, dass Amelia beabsichtige, zu ihrer Familie nach Schloss Cummor zu reisen. Der Getäuschte macht keine Einwände.
Nachdem der Verräter Amelia verlassen hat, erhält sie den Besuch von Leicester. Sie beklagt sich über die schlechte Behandlung und ist extrem argwöhnisch. Leicester ist unfähig, Amelia von seiner treuen Liebe zu überzeugen.
Warney kommt mit seinen Männern, die Amelia zum Schloss ihrer Eltern kutschieren sollen, zurück. Heimlich bittet der verschmähte Liebhaber den Leiter der Expedition, das Mädchen unterwegs umzubringen.
2. Szene: Eine schöne Grotte in der Nähe des Schlosses
Amelia hat Lunte gerochen, dass man ihr ans Leder will. Es ist ihr gelungen, zu entkommen. Sie flüchtet auf geheimen Wegen in eine Grotte, die in der Nähe des Schlosses liegt. Als eine andere Frau ihr auf halbem Weg entgegenkommt, versteckt sie sich hinter einer Fontäne. Wer könnte die Frau sein? Natürlich die Queen! Wer sonst?
„Son sola! O mei sospiri,
Ich bin allein! Oh meine Seufzer,
die ich so lange unterdrückt habe,
öffnen die Tore!
Gefahrvolle Momente!
Die süßen Worte von ihm,
welche mich beleidigten,
regieren meine Seele.
Oh! welcher Tumult!
Welche konfliktträchtigen Emotionen
sind in mir nun erwacht.
Ich war geflohen
um meinen aufgeregten Geist
zur Ordnung zu rufen
und kam zu dieser einsamen Höhle.
Mein Herz hat sich immer unfreiwillig verraten.
Ist es versteckter Überschwang?“
Elisabeth setzt sich auf einen Stein und Amelia erkennt die Queen, die einen abgeschiedenen Ort aufgesucht hat, um sich einen Moment zu entspannen. Amelia wirft sich ihr zu Füßen und erklärt nach einigem Zögern, wie übel man ihr mitspielt habe. Doch Elisabeth lässt nicht mit sich spaßen und fordert das Mädchen auf, sich ihr anzuschließen.
1. Szene: Der Salon aus dem ersten Akt
Elisabeth stellt Leicester zur Rede und zwingt ihn, einzuräumen, dass er bereits verheiratet ist. Wie gewohnt flüchtet sie in ihren Zorn und lehnt es ab, sich mit seiner Affäre auseinanderzusetzen. Leicester verteidigt sich:
„Du siehst in mir einen Undankbaren,
unwürdig solch einer Tat.
Ich bin schuldig, aber unglücklich...
Strafe mich mit Deinem Zorn!
Wisse nun endlich, ich bin Amelias Ehemann.
Töte mich, bestrafe meinen Fehler,
aber habe Mitleid mit dem unglücklichen Opfer!“
Elisabeth reagiert sauer:
„Schurke, du sagst es.
Ich werde Dich endlich
in den Abgrund stürzen.
Und in Deinen Kollaps
wird Amelia auch fallen.“
2. Szene: Ein abgelegener Raum im Schloss
Amelia bringt gegenüber Fanny ihre Liebe zu Leicester zum Ausdruck:
„Aber ihn zu finden,
welcher sich mir selbst verpfändet hat,
der treubrüchig und meineidig wurde,
als ich ihn am meisten brauchte,
ah, das ist für mich eine schlimmere Pein, als der Tod.
Wenn er mir erzählte: »ich liebe Dich für immer«
wie glücklich war diese liebende Seele.
Mein glückliches Lächeln hat
in einem Augenblick gewechselt!
Sorge statt Zufriedenheit
presst nun mein Herz.
Die selige Vision,
die mein Leben mit Glück erfüllt hat,
ist nun unter grauenvollen Schmerzen
mit immensen Turbulenzen entflohen.
In meinem Schmerz kann ich nur weinen!“
Als sie Warney kommen hört, versteckt sie ihre Freundin. Dem Aufdringlichen erklärt sie, dass er sich keine Hoffnungen zu machen braucht. Als sie sich zum wiederholten Mal weigert mitzukommen, schüttet er diskret ein Betäubungsmittel in ihr Wasserglas. Fanny hat aus ihrem Versteck heraus aufgepasst, stürzt hervor und stößt das Trinkgefäß um, so dass es zu Boden fällt. In dem Moment, als der Unhold versucht, Gewalt anzuwenden, tritt Leicester ein und rettet die Situation.
Die Queen erscheint ebenfalls, verzeiht Leicester und Amelia, bestraft aber Warney und Lambourne. Warney legte ein Geständnis ab:„Ja, es ist wahr: Ich hegte eine geheime Liebe zu Amelia. Sie hielt immer treu zu ihrem Ehemann und ich hoffte, wenn ich sie töte, findet meine wilde Liebe ein Ende.“
Der Opernchor jubelt Elisabeth zu. England könne von Glück sagen, eine solch großzügige Königin zu haben.
Letzte Änderung am 2.8.2015
Beitrag von Engelbert Hellen