Entstehungszeit: | 1920-23 |
Uraufführung: | 20. September 1923 in London |
Besetzung: | Tenor (textlos), Bariton, gemischter Chor (teilweise textlos) und kleines Orchester |
Spieldauer: | ca. 60 Minuten |
Bemerkung: | Künstlerischen und literarischen Flair genoss James Elroy Flecker schon von Kindheit an. Er studierte in Oxford und in Cambridge orientalische Sprachen mit der Ambition, als Übersetzer tätig zu werden. In Konstantinopel fiel ihm ein Manuskript in die Hände, welches ihn zu dem Bühnenstück „Hassan“ anregte, welches er 1913 vollendete. 1911 heiratete er eine Griechin und verbrachte die Flitterwochen auf Korfu. Häufig war er in diplomatischen Diensten tätig. Seine Reisen führten den Orientalisten auch nach Beirut. Aus gesundheitlichen Gründen wählte er später die Schweiz als Aufenthaltsort, um die wohltuende Bergluft genießen zu können. Er starb dort im Januar 1915. Musiknummern: 1. Vorspiel zum 1. Akt 2. Interlude zwischen Szene 1 und 2 3. Szene 2 (1. Akt) 4. Serenade (Solovioline) 5. Hassan sinkt im Schatten des Brunnens zu Boden 6. Chor hinter der Szene 7. Serenade (Tenorsolo) 8. Vorspiel zum 2. Akt 9. Fanfare vor dem Ballett 10. Ballett (mit Baritonsolo) 11. Frauenchor 12. Divertissements 13. Haupttanz 14. Bettlerchor und Tanz der Mädchen 15. Szene 2 (2. Akt) 16. Instrumentale Begleitung zu Ishaks Gedicht 17. Vorspiel zum 3. Akt 18. Szene 1 19. Interlude zwischen Szene 1 und 2 20. Szene 2 21. Kriegsgesang der Saraszenen 22. Fanfaren 23. Eintritt des Kalifen 24. Vorspiel zum 4. Akt 25. Zwischenspiel zwischen Szene 1 und 2 26. Vorspiel zum 5. Akt 27. Gesang des Muezzin bei Sonnenuntergang (Tenorsolo) 28. Prozession 29. Vorspiel zur letzten Szene 30. Finale (Tenorsolo) |
Art: | Spiel nach orientalischen Motiven in 5 Akten |
Libretto: | James Elroy Flecker (1884-1915) |
Sprache: | englisch |
Ort: | Bagdad |
Zeit: | 8.-9. Jahrhundert n. Chr. |
Hassan: | Zuckerbäcker in Bagdad |
Selim: | sein betrügerischer Freund |
Yasmin: | seine nichtswürdige Flamme |
Harun al Rashid: | Kalif von Bagdad |
Ishak: | sein Hofpoet |
Jafar: | sein Wesir |
Masrur: | sein Henker |
Rafi: | König der Bettler |
Peryaneh: | Haremssklavin |
Der Zuckerbäcker Hassan ist zur wesentlich jüngeren Yasmin in Liebe entbrannt und umwirbt sie mit Geschenken. Süße Bonbons und schmackhafte Leckereien bereitet er für sie vor und betraut seinen jungen Freund Selim mit der Übergabe. Dieser ist jedoch ein Filou und gibt die Geschenke als seine eigenen aus. Dadurch gewinnt er die Gunst der schönen leichtlebigen Yasmin und ebnet sich den Weg zu ihrem Schlafgemach. Hassan möchte über den Effekt seiner Gabe unterrichtet werden, wird aber von den beiden Undankbaren nur ausgelacht. Betrübt verlässt er das Haus und sinkt im Schatten einer Kühlung spendenden Fontäne nieder.
Als Kaufleute verkleidet sind der Kalif und sein Gefolge unterwegs auf der Suche nach abendlicher Zerstreuung. Sie sind auf dem Weg zu einem originell ausschauendem Haus. Auf Zuruf wird ein Korb aus dem Fenster gelassen, und die Herrschaften sind eingeladen, in diesen einzusteigen um auf unkonventionelle Weise die Gästeräume zu betreten. Nur der Hofpoet Ishak ist misslaunig und möchte nicht mitkommen. Das leichtsinnige Leben am Kalifenhof ist nicht nach seinem Geschmack, und er würde sich am liebsten absetzen. Es muss noch erzählt werden, dass die Gesellschaft unterwegs den schlafenden Hassan aufgegriffen und mitgeschleppt hat. Sein Körper wird nun in den Korb gelegt und hochgezogen, stellvertretend für den unwirschen Ishak.
Das Haus, in welches Hassan unfreiwillig eingeladen wurde, gehört dem Bettlerkönig Rafi. Der Hausherr gebietet seiner Dienerschaft, Hassan zu baden und schön einzukleiden, damit er zu den Festlichkeiten des Abends von sich ein angenehmes Bild abgeben kann. Eine Ballettvorstellung ist angesagt, und weibliche Schönheiten voller Liebreiz bewegen sich zur Musik von Frederick Delius. Die Bettler tanzen natürlich auch, und ihr König darf sein Solo zum Besten geben.
Der Kalif ahnt nicht, dass er in einen Hinterhalt geraten ist. Der König der Bettler ist nicht gut auf ihn zu sprechen. Damit das Publikum die Ursachen kennt, erzählt Rafi seine Geschichte. Am Tag vor seiner Hochzeit mit der schönen Pervaneh wurde diese entführt und an den Harem des Kalifen verkauft. Der Bettlerkönig schwört dem fünften Abbasiden-Herrscher fürchterliche Rache. Lebendig mit offenen Augen soll er in einem Sarg festgenagelt werden. Der Kalif ist empört und versucht, den Unverschämten von seiner Leibwache verhaften zu lassen. Es misslingt, denn dieser besinnt sich auf die Vorzüge seiner Behausung und bedient sich zur Gefangennahme des Kalifen der „beweglichen Wände“. Die Gäste sind nun festgesetzt und müssen sich obendrein auch noch auslachen lassen.
Doch die Übeltäter haben die Rechnung ohne Hassan gemacht. Diesem gelingt es, ein paar aufklärende Sätze auf einen Papyrus zu kritzeln und durch einen Riss im Gemäuer auf die Straße zu werfen. Von Passanten gefunden, wird die Botschaft an den Sicherheitsdienst weitergeleitet, der die Eingeschlossenen befreit.
Hassans angemessene Belohnung ist ein Hofamt. Dagegen soll der Hofpoet Ishak wegen seiner unangemessenen Kündigung verurteilt werden. Ihm bietet sich aber die Chance, durch ein exquisites Gedicht, welches von Frederick Delius zu vertonen ist, wieder freizukommen.
Hassan hat sich in der neuen Umgebung am Hof des Kalifen gut eingelebt. Die liebreizende Yasmin veranlasst die Änderung der Verhältnisse, ihre Gefühle erneut zu wechseln. Die Lebenslustige stattet dem ehemaligen Zuckerbäcker einen Besuch ab und macht ihm schöne Augen. Zunächst weist er sie zurück und droht, sie mit seinem Schwert in Stücke zu zerteilen, besinnt sich dann aber doch eines besseren
Die Soldaten singen den „Kriegsgesang der Saraszenen“. Es ist Gerichtstag, und der Bettlerkönig Rafis ist seiner schweren Vergehen angeklagt. Der Divan des Kalifen hat über den Weg des Urteils zu befinden, wie der Übeltäter bestraft werden soll. Entweder Pervaneh bleibt im Palast und Rafi verlässt Bagdad für immer oder beide dürfen einen Tag in Liebe miteinander zubringen und sterben dann den Foltertod.
Hassan und Ishak möchten gern wissen, wie die beiden Liebenden sich entscheiden werden. Sie bestechen die Wächter im Gefängnis, vorübergehend die Plätze mit ihnen zu tauschen. Die beiden verhalten sich den Erwartungen des Theaterpublikums gemäß und wählen die zweite Alternative. Die Liebe hat zu siegen, selbst um den Preis des Todes. Um das zu erleben hat man den Theaterbesuch schließlich auf sich genommen.
Hassan bittet den Kalifen persönlich, Mitleid mit den beiden Liebenden zu haben, erreicht aber lediglich, dass er eine Eintrittskarte für einen bevorzugten Platz bei der Exekution bekommt.
Der Gesang des Muezzin zeigt an, dass die Abendsonne sich geneigt hat. Yasmin genießt Anwesenheit und Horror der Prozedur einer Beförderung vom Leben zum Tode, den Hassan in Ausübung seines Amtes zu dokumentieren hat.
Das Stück schließt damit, dass Hassan und Ishak vom Hofleben desillusioniert und überanstrengt sind. Sie verabschieden sich vom leichten Leben und begeben sich als Pilger auf die „Goldene Route“ nach Samarkand.
Letzte Änderung am 15.12.2006
Beitrag von Engelbert Hellen