Edméa
Entstehungszeit: | 1886 |
Uraufführung: | 27. Februar 1886 in Mailand (Teatro alla Scala) |
Besetzung: | Soli, Chor und Orchester |
Spieldauer: | ca. 110 Minuten |
Erstdruck: | Mailand: Ricordi, 1886 |
Art: | Lyrisches Drama in drei Akten |
Libretto: | Antonio Ghislanzoni |
Sprache: | italienisch |
Ort: | in Böhmen, in einer Burg an den Ufern der Elbe |
Zeit: | um 1600 |
Il Conte di Leitmeritz: | der Graf von Leitmeritz (Bass) |
Oberto: | sein Sohn (Tenor) |
Il Barone di Waldek: | der Baron von Waldek (Bass) |
Ulmo: | Vasall des Grafen (Bariton) |
Edmea: | Adoptiv-Tochter des Grafen von Leitmeritz (Sopran) |
Fritz: | ein Komödiant (Tenor) |
Weitere: | Vasallen, Diener, Barone, Herren, Damen und Komödianten |
Die Burg des Grafen von Leitmeritz liegt in Böhmen und die Elbe fließt im Hintergrund vorbei. Die Frauen sind mit dem Spinnen von Wolle beschäftigt und dazu singen sie ein trauriges Lied; Edmea ist nicht anwesend. Die Ursache ist bald entdeckt.
Eine geheime Liebesaffäre verbindet das Mädchen mit Oberto, dem Sohn des Grafen, der sich im Reisefieber befindet, denn er möchte das väterliche Schloss für ein paar Wochen verlassen. Wahrscheinlich will das Paar sich zärtlich verabschieden. Als Edmea endlich auftaucht, ist sie missgestimmt und schaut besorgt in die Landschaft. Oberto taucht noch einmal auf, um allen Lebewohl zu sagen. Die Stimmung ist traurig und wird im Abschiedsgesang aufgefangen. Edmea verspricht, sie werde niemals jemand anders angehören als Oberto!
Edmea ist als Waisenkind ins Schloss gekommen und wurde von der verstorbenen Gräfin adoptiert. Von allen mit Liebe und Warmherzigkeit angenommen, durfte der süße Fratz sich als Grafentochter fühlen. Unterstützt durch Obertos Werbung, stieg ihr die Idee, etwas Besonderes zu sein, bald zu Kopf.
Doch das Schicksal nimmt einen anderen Verlauf. Es taucht ein Rivale auf, der Edmea ebenfalls zärtlich liebt. Doch Ulmo ist ein Ehrenmann, der von Obertos Abwesenheit nicht Vorteil nehmen will. Der alte Graf will ihn begünstigen, hatte aber instinktiv gefühlt, dass auch Oberto dem Mädchen zugetan ist und ihren Schritten folgt. Er beordert Ulmo und Edmea zu sich und verspricht ihnen, Mann und Frau zu sein. Ulmo ist überrascht, aber glücklich. Edmea versucht sich zu weigern, aber am Ende sieht sie sich doch gezwungen, den Ehekontrakt zu unterzeichnen, weil sie sich nicht sicher ist, ob der Standesdünkel Oberto von einer Verehelichung mit einer Wassernixe nicht abhalten würde. Die Formalitäten der Eheschließung mit Ulmo sind bald erledigt.
In der Verwirrung ihrer Gefühle rennt Edmea zur Balustrade, welche sich zur Elbe hin öffnet, und eilt zum Fluss, stürzt sich aber nicht hinein. Ulmo folgt ihren Schritten unverzüglich.
Edmea scheint den Verstand verloren zu haben. Sie pilgert von Dorf zu Dorf und deklariert sich als eine von den Feen der Elbe auf der Suche nach Frieden. Ist sie etwa zufällig eine Schwester der Loreley? Nein, aber der junge Mann neben ihr heißt Ulmo und ist ihr Bruder.
In einer Taverne sind sie angekommen und die Menschen sind begeistert von ihrem Auftritt. Geld für eine Übernachtung haben sie nicht und bitten den Wirt um Gastfreundschaft. Das Problem behebt Fritz, der Spaßvogel einer Gruppe von Entertainern, indem er für die beiden Fürsprache einlegt.
Fritz muss noch Erfrischungen besorgen, denn die Gruppe ist in eine Burg ganz in der Nähe eingeladen, wo sie einen Auftritt hat. Zu Ehren des Barons von Waldek, der gerade Vater geworden ist, soll eine Partie gefeiert werden. Er schlägt vor, dass das Mädchen sich mit der Gruppe verbindet und sie so unter ihrem Schutz agieren kann.
Alle bewegen sich in Richtung der Schlossgärten, wo einige Frauen versuchen, dem Klamauk zu entfliehen. Obertos Vater und seine Freunde haben klug bedacht, über das Verschwinden von Edmea Stillschweigen zu üben. Die Frauen führen Obertos einsame Spaziergänge an, welche die Ursache für seine Betrübnis sein könnten.
Während der alte Graf dem Baron sein Herz öffnet und ihm von seinen Sorgen um seinen Sohn erzählt, kommen die Narren zum Schloss. Die Belegschaft begrüßt die Rückkehr von Fritz und bereitet sich darauf vor, eine bemerkenswerte Aufführung zu genießen. Edmea hat man aufwändig geschmückt. Sie behauptet im Stück, die Fee der Elbe zu sein, die nach ihrem König Ausschau halte.
Plötzlich taucht Oberto auf und ist zunächst wie versteinert. Edmea sieht Oberto auch. Obwohl sie sich von ihm angezogen fühlt, kann sie ihn nicht würdigen. Der Graf glaubt, in ihr einen Geist vor sich zu haben, und ist in Schrecken versetzt.
Edmeas Erscheinen hat die Gesellschaft so sehr schockiert, dass Fritz entscheidet, die Vorstellung abzubrechen. Er verlässt mit seiner Gefolgschaft das Schloss. Auch Edmea und Ulmo schicken sich an, den Ort zu verlassen.
Endlich wacht Oberto aus seiner Starre auf, macht seiner Seele Luft und ruft Edmeas Namen. Damit fordert er alle heraus. Er geht zu Edmea und schließt sie in seine Arme.
Die Frauen des Schlosses beobachten Edmea und Oberto, wie sie der verstorbenen Gräfin jeden Tag einen Strauss frischer Blumen aufs Grab stellen. Edmea trifft ihre Freunde und erzählt ihnen vom Schmerz ihrer Liebe.
Oberto befindet sich auf der Jagd und sieht Edmea. Er hält an und zwischen beiden setzt sich ein zärtliches Liebesduett in Gang, obwohl die junge Frau inzwischen mit Ulmo verheiratet ist. Aber die Zeit ist gekommen, Oberto mit der Wahrheit zu konfrontieren. Edmea hatte bereits alle Erinnerungen an ihre Eheschließung mit Ulmo aus dem Gedächtnis entfernt und auch, dass sie vom alten Grafen praktisch genötigt wurde, sich zu diesem Schritt zu bewegen.
Oberto gerät in Hitze und droht aus verletztem Ehrgefühl, beide Männer zu töten. Da wankt Ulmo schwer verletzt heran. Er hat versucht, sich mit einem Messer das Leben zu nehmen, um Edmea von der Hochzeit, die nicht vollzogen wurde, freizusetzen. Er versichert glaubwürdig, dass er das Mädchen nicht angerührt hat, und gibt sie Oberto unbeschädigt zurück.
Die Hofgesellschaft kommt und der Graf verkündet tiefsinnig, dass er einen Weg gefunden habe, Edmeas Heirat zu annullieren, aber durch seinen Suizid habe Ulmo diesen Schritt überflüssig gemacht.
Seine Opferbereitschaft wird allgemein gewürdigt und als Held geht er in die Geschichte des Hauses ein. Man kann unterstellen, das Oberto seine Wassernixe ehelichen wird und das Opernpublikum wünscht ihnen viel Glück.
Letzte Änderung am 20.7.2014
Beitrag von Engelbert Hellen