Der schönste Name
Entstehungszeit: | 1708 |
Uraufführung: | 2. August 1708 (?) in Barcelona |
Besetzung: | Soli, Chor und Orchester |
Spieldauer: | ca. 120 Minuten |
Verlag: | Barcelona: Institut de Musicologia "Josep Ricart i Matas", 2009 |
Bemerkung: | Die Opern-Serenade gibt sich in den Ausmaßen bescheidener als als jene Werke, die als Oper bezeichnet werden. Angesiedelt im Barockzeitalter, erleben sie ihre Erstaufführung häufig bei Festlichkeiten, um Personen auch des niederen Adels zu ehren. Es sind meistens Auftragsarbeiten, die der Komponist mit gewohnter Routine durchzieht. Rezitative wechseln mit Arien, die eine gewissen Virtuosität nicht vermissen lassen. Schmeicheleien werden dick aufgetragen und sollen den Widmungsträger erfreuen. Personen der Mythologie werden bemüht und das Tagesereignis ihren musikalischen Aussagen angepasst. Blech im Ensemble unterstreicht den festlichen Anlass und sorgt für Gewicht. Der Besucher überbrückt die Zeit am besten, indem er die Komposition wie einen sommerlichen Regenschauer über sich ergehen lässt. |
CD: | [Details] |
Il Piu Bel Nome (Glossa, DDD/LA, 2009) Antonio Caldara (1671-1736) FonoForum 09/10: "Emilio Moreno lässt sein ConciertoEspanol temperamentvoll aufspielen, ohne den Bogen zuüberspannen. Die Tempi sind mit Augenmaß gewählt, derKlang bleibt stets kultiviert, und bei aller Lust amDetail stören keine vordergründigen, aufgesetztn Effekte.Aus dem tadellosen Solistenquintett ragt Robin Blaze mitstimmlichem Glanz und gestalterischer Delikatesse hervor,dicht gefolgt von der Mezzosopranistin Marianne BeateKielland." |
Art: | Opern-Serenade in zwei Teilen |
Libretto: | Pietro Pariati |
Sprache: | italienisch |
Ort: | die Handlung spielt zunächst in den Elysischen Gefilden und schließt in höfischer Umgebung ab |
Venere / Venus: | Göttin (Sopran) |
Giunone / Juno: | Göttin (Sopran) |
Paride / Paris: | Sagenheld (Mezzosopran) |
Ercole / Herkules: | Sagenheld (Mezzosopran) |
Il Fato: | Das Schicksal (Tenor) |
Venus fordert die Zuhörer auf, sich für die Schönheit zu begeistern, so wie sie es von ihrer Umwelt gewohnt ist. Sogleich erscheint der griechische Sagenheld Paris, um der Göttin seine Treue zu versichern. Er rühmt die Liebe als angenehmen Zeitvertreib. Da möchte nun Herkules nicht zurückstehen und rückt Juno in den Mittelpunkt seiner Verehrung. Chor und Trompeten untermalen, was beide Anbeter empfinden. Juno missfällt die Situation und singt als Kontrast zur Lust von der Schönheit der Elysischen Gefilde. Doch Venus möchte im Mittelpunkt stehen und fordert die Anerkennung ihrer Herrschaft. Paris schmeichelt sich bei ihr ein und erklärt frech, dass der Schönheit die Siegespalme noch vor der Tugend gebühre.
Jetzt erscheint die Schicksalsgöttin auf, beteiligt sich an dem Disput und macht klaren Tisch. Herkules unterstützt die Ansicht Junos. während Venus verständlicherweise die Haltung des Paris lobt. Die beiden Göttinnen streiten sich wie üblich, bis sich der Vorhang senkt.
Erneut betont Paris seine leidenschaftlichen Gefühle für seine Gönnerin. Doch dann trumpft die Schicksalsgöttin auf und kündigt an, dass einer anderen ehrfurchtgebietenden Göttin bezüglich Geist und Schönheit alles Lob zukomme und tadelt die beiden Ehrsüchtigen bezüglich ihrer Einbildung. Die Verkünderin des Schicksals lässt sich ausgiebig bitten, den Namen ihrer Wahl preiszugeben. Wem gebührt der erste Platz unter den Göttinnen? Ihr Name sei Elisa! Beim Hades: Wer ist Elisa? Nun, es ist Elisabeth Christine, die zukünftige Kaiserin von Österreich. Wer sollte es sonst sein? Sobald Paris den Namen hört, wechselt er die Gefühle.
Flugs gestaltet sich das Bühnenbild neu und nimmt irdische Formen an. Alle Solisten finden sich stimmlich zu einem anmutigen Quintett zusammen. Mit Genugtuung besingt Juno die optischen Vorzüge Elisas. Jetzt kündet das Schicksal eine königliche Hochzeit an: „Al grande amor di sposa...“ Herkules findet sich unverzüglich zur Huldigung des Hochzeitspaares bereit. Venus bleibt nichts anderes übrig, als sich anzuschließen. Paris bedauert, dass er heute kein Obst dabei hat - stattdessen bietet er symbolisch sein Herz an. Er bedauert, Elisa damals noch nicht gekannt zu haben, denn dann hätte Venus wohl oder übel auf den goldenen Apfel verzichten müssen.
Das zuschauende Publikum weiß zwar, wer die Begünstige ist, welche Hochzeit man feiert und Karl der Herr Gemahl ist. Es missbilligt aber, dass die Favorisierte nicht auf der Bühne auftritt, sondern sich in der Loge die musikalische Zerstreuung zu Gemüte führt.
Die Schicksalsverkünderin ist mit ihrer Prophezeiung noch nicht fertig: Zur Vermählung geselle sich nach einer Weile auch noch Mutterglück. Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel muss sich allerdings noch ein wenig gedulden, wenn das Kind in Wien das Licht der Welt erblicken soll. Nun kommt das Knallbonbon: Es ist die spätere Kaiserin Maria Theresia, der sie das Leben schenken wird.
Letzte Änderung am 2.7.2011
Beitrag von Engelbert Hellen