Ein König horcht
Entstehungszeit: | 1984 |
Der horchende König Prospero, in Wirklichkeit ein Theaterherrscher, sinnt in seinem Arbeitszimmer einer Traumvision nach, die ihm ein besseres Theater vorgaukelt. Er verbringt seine Zeit damit, große Stimmen, außergewöhnliche Schauspieler und Sänger zu finden und hört daher unzählige Künstler an, die sich mit mehr oder minder großem Gefolge einfinden. Prospero beherrscht die Maschinerie einer Bühne und beurteilt gerade eine Truppe, die eine Oper nach Shakespeares "Sturm" einstudiert. Die Sängerinnen proben; der Regisseur verlangt dauernd Korrekturen und streitet schließlich mit Prospero. Die eigentliche Streitursache liegt darin, dass der König ein träumerisches, phantastisches und vor allem mehrdeutiges Theater, der Regisseur aber genaue Anweisungen für ein klares Stück haben will.
Nach und nach verlassen alle den König, der in bitterer Einsamkeit zurückbleibt und einen Schwächeanfall erleidet.
Wiederum füllt sich die Bühne mit Sängern und Sängerinnen; neben Freitag kommen auch noch der Doktor, die Krankenschwester, der Advokat und eine besorgte Gattin. Prospero, mehr und mehr zusammenfallend, ruft seine treuen Geister, während immer mehr Menschen hereinströmen und durcheinanderschreien. Der König wird immer weniger theatralisch, je mehr die Zeit fortschreitet. Seine Kräfte verlassen ihn, und er wird bald sterben. Das Wort "Addio", dessen Aussprache Prospero vorher noch mit einer Sängerin spielerisch geprobt hatte, wird nun zur Wirklichkeit: Der König stirbt, während der Arbeitsprozess eines Theatertages eine neue Oper geschaffen hat.
Letzte Änderung am 26.10.2003