Ludwig van Beethoven (1770-1827):
Untertitel: | Die eheliche Treue |
Anlass: | im Auftrag des "Theater an der Wien" |
Entstehungszeit: | 1804-14 |
Uraufführung: | 23. Mai 1814 in Wien |
Besetzung: | Solisten, Chor und Orchester |
Spieldauer: | ca. 120 Minuten |
Erstdruck: | Wien: Artaria, 1814 (Klavierauszug von Ignaz Moscheles, ohne Opuszahl) |
Bemerkung: | 1. Fassung mit Leonoren-Ouvertüre II 1804-05 (siehe Hess 109) 2. Fassung mit Leonoren-Ouvertüre III 1805-06 (siehe Hess 110) 3. und endgültige Fassung mit Fidelio-Ouvertüre 1814 Die Handlung des "Fidelio" beruht auf einer tatsächlichen Begebenheit aus der Zeit der Französischen Revolution: Eine heroische Frau, die Dame de Tourraine, befreite als Mann verkleidet ihren Gatten aus dem Gefängnis der Jakobiner. Jean Nicolas Bouilly, der den Vorgang als Administrator des Departements selbst erlebt hatte, gestaltete später daraus ein Libretto, indem er den Schauplatz nach Spanien verlegte, und ließ es von Pierre Gaveaux vertonen. |
Opus: | op. 72 Kinsky Opus 72 III |
CD: | [Details] |
Fidelio op.72 (Naxos, DDD, 1998) Ludwig van Beethoven (1770-1827) G. Persche in FonoForum 2/00: "Ihren Rang erhält dieseEinspielung durch die skandinavischen Protagonisten;selten hat man etwa "Abscheulicher!" oder Florestansvokale Reaktion auf Dunkelhaft und Not in jüngerer Zeitso eindringlich gehört wie von Inga Nielsen und GöstaWinbergh. Kurt Molls bewährter Rocco und Alan Titus'bei aller Expressivität stimmschöner Pizarro sindweitere Pluspunkte; auch Edith Lienbacher und HerwigPecoraro fallen nicht ab. Vorzüglich der Chor des Un-garischen Rundfunks." |
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DVD: | [Details] |
Fidelio op.72 (Arthaus Musik, 1990) Ludwig van Beethoven (1770-1827) Listener: »Eine derartig gutes Fidelio-Ensemble habe ich seit Jahren nicht mehr zu hören bekommen.« |
Art: | Oper in zwei Aufzügen |
Libretto: | Dichtung nach Jean-Nicolas Bouilly von Joseph Sonnleitner, Stephan von Breuning und Georg Friedrich Treitschke |
Sprache: | deutsch |
Ort: | Spanien, in der Nähe von Sevilla |
Zeit: | 18. Jahrhundert |
Don Fernando: | Minister |
Don Pizarro: | Gouverneur eines Staatsgefängnisses |
Florestan: | ein Gefangener |
Leonore: | seine Gattin, unter dem Namen Fidelio |
Rocco: | Kerkermeister |
Marzelline: | seine Tochter, in "Fidelio" verliebt |
Jaquino: | Pförtner, in Marzelline verliebt |
Weitere: | Staatsgefangene, Offiziere, Wachen, Volk |
Der edle, kühne Freiheitskämpfer Florestan sitzt auf Befehl seines erbarmungslosen Feindes Pizarro, des Gouverneurs des Staatsgefängnisses, in einem dunklen Kerker in Haft. Dort verhungert er langsam. In der Zwischenzeit hat seine Frau Leonore, die nicht weiß, wo er ist, die Nachricht von seinem Tod erreicht. In letzter Verzweiflung entschließt sie sich, Pizarros Gefängnis aufzusuchen, ihren Mann ausfindig zu machen und ihn zu befreien.
Zur Ausführung ihres Planes verkleidet sie sich als Jüngling Fidelio und nimmt eine Stelle als Helfer des Kerkermeisters Rocco an. Die Lage wird noch schwieriger, als sich Roccos Tochter Marzelline in den hübschen Jüngling verliebt und somit die Eifersucht von Jaquino, Roccos Pförtner, erregt, der das Mädchen heiraten will. Die seltsam romantische Verirrung von Gefühlen wird mit wundervoller Feinfühligkeit in dem kanonartigen Quartett ("Mir ist so wunderbar!") herausgebracht. Florestans erbitterter Feind Pizarro hat erfahren, dass der Minister plant, dem Gefängnis einen Besuch abzustatten ("Ha, welch' ein Augenblick"). Pizarro ist entschlossen, Florestan noch vor der Ankunft des Ministers umzubringen und befiehlt Rocco, ein Grab zu schaufeln. Als Rocco jedoch vor dem Mord zurückschreckt, beschließt Pizarro, die Tat selbst zu begehen.
Leonore belauscht die Verschwörung, und als die beiden Männer abtreten, kommt sie aus ihrem Versteck hervor und lässt ihrer Empörung freien Lauf ("Abscheulicher! wo eilst du hin"). Ihrer Bitte folgend erlaubt Rocco den Gefangenen, in den Gefängnishof zu treten, um wenigstens einen Augenblick die frische Luft und die Sonne genießen zu können. Als die Männer staunend ans Tageslicht treten, sind ihre Augen geblendet, und als Ausdruck ihres Verlangens nach Freiheit und ihrer vereitelten Freuden stimmen sie in den herrlichen Chor "O welche Lust!" ein. Erwartungsvoll lässt Leonore ihre Augen über die Gesichter wandern, kann aber Florestan nicht unter ihnen finden. Trotzdem erwacht in Leonore neue Hoffnung, als sie erfährt, dass sie Rocco in den Kerker hinab begleiten soll.
In der kahlen Tiefe von Pizarros Gefängnis sieht man den einsamen, an die Wand geketteten Florestan. Bald stimmt er die schmerzerfüllte Arie "In des Lebens Frühlingstagen" an, worin er sich an die Tage seiner Jugend erinnert, an den Frühling und die Freiheit. Denn nur wegen seiner Freiheitsliebe ist er völlig unschuldig zu dieser endlosen Qual verurteilt worden. In seinem Wahn erscheint ihm eine Vision von Leonore, die er voller Ekstase anruft.
Nun treten Rocco und Leonore auf. Nur schwer erkennt Leonore diesen gebrochenen und heruntergekommenen Gefangenen als ihren Mann. Sie schweigt jedoch und hilft Rocco, das Grab zu graben. Als Pizarro endlich erscheint, um den hilflosen Gefangenen zu erstechen, wirft sich Leonore schützend dazwischen und ruft trotzig "Töt' erst sein Weib!". Benommen vor Freude ruft Florestan aus "Mein Weib, Leonore!". In einem Anflug wilden Zorns versucht Pizarro, beide niederzuschlagen, aber Leonore ist auf alles vorbereitet. Sie zieht eine Pistole hervor und zielt auf ihn. Plötzlich kündigt der Ruf von Trompeten die Ankunft des mit Bangen erwarteten Ministers an. Endlich vereint und außer Gefahr fallen sich Florestan und Leonore in einem dröhnenden Ausbruch von Glück ("O namenlose Freude") in die Arme.
Alle Mitgefangenen Florestans werden vom Minister befreit, und Leonore nimmt Florestan eigenhändig die Ketten ab. Marzelline sieht ihre Gefühlsverirrung ein und willigt ein, den Pförtner Jaquino zu heiraten. Pizarro wird festgenommen und von Don Fernandos Männern abgeführt. Nun singt der Chor einen letzten Tribut zu Ehren der aufopferungsvollen Ehefrau, deren Treue ihren Ehemann vor dem sicheren Tod bewahrte.
Letzte Änderung am 12.3.2006