Morgen
Uraufführung: | 18. September 1966 in Warschau (unter dem Dirigenten Witold Rowicki) |
Art: | Musikdrama in einem Akt |
Libretto: | Jerzy S. Sito nach Joseph Conrad |
Sprache: | polnisch |
Jozue: | (Bariton) |
Ozias: | (Bass) |
Jessica: | (Mezzosopran) |
Harry: | (Sprechrolle) |
Es ist das Drama eines alten Vaters, der die Rückkehr seines Sohnes erwartet und seine ganze Gedankenwelt darauf aufbaut. Der Erwartete trifft ein, hat aber seinen Charakter völlig verändert und ist nur auf seinen Vorteil bedacht. Des Vaters Illusion ist zerstört und er lässt ihn nicht in sein Haus. Dieser Entschluss verdammt ihn selbst zu lebenslanger Einsamkeit.
Die Tragödie selbst ist an das Drama eines Mädchens geknüpft, welches in der Nachbarschaft lebt. Der alte Vater hätte sie gerne als Schwiegertochter bekommen. Tatsächlich gelingt es dem Neuankömmling, das Mädchen verliebt zu machen und für sich zu gewinnen. Im Haushalt des Mädchens lebt aber noch der blinde alte Vater, der aber an dem, was um ihn herumgeschieht, wenig Anteil nimmt.
Der neue Hausfreund hat jedoch einen extrem negativen Charakter und nutzt die Situation zu seinem Vorteil aus. Er befreit das Mädchen von Keuschheit, Geld und Hoffnung und verschwindet für immer.
Der Vater des Entwichenen wird ermordet. Die Tat kann nicht aufgeklärt werden. Verglichen mit ihrer Qual, tritt dieser Tatbestand in den Hintergrund. Jessicas schauriges Gelächter bildet Höhepunkt und Finale des Dramas.
Aufführungen des Einakters gab es kurz nach der Uraufführung in Prag, Posznan, Wiesbaden und Essen. Das Libretto vertritt einen äußerst krassen Realismus, der konservative Opernbesucher erschüttert und verstört, weil die Handlung keinen Ausweg kennt.
Eine Aufführung kann nur gewagt werden, wenn hervorragende Sängerdarsteller, die auch den sprachlichen Bereich meistern, zur Verfügung stehen. Die einfallsreiche Musik von kammermusikalischer Durchlässigkeit ist voll auf das psychodramatische Geschehen ausgerichtet, unterstreicht und kommentiert dieses. Vergleichen lässt sich der Einakter mit der allerdings wesentlich älteren Massenet-Oper „La Navarraise“.
Letzte Änderung am 9.12.2005
Beitrag von Engelbert Hellen