Charles Adolphe Adam (1803-1856):
Der Postillon von Lonjumeau / Postilion!
Entstehungszeit: | 1836 |
Uraufführung: | 13. Oktober 1836 in Paris (Opéra-Comique) |
Besetzung: | Soli, Chor und Orchester |
Spieldauer: | ca. 120 Minuten |
Bemerkung: | Adolphe Adam: "Ich habe die Arbeit immer geliebt und habe keine besonderen Leidenschaften. Ich liebe nicht das Landleben, nicht das Spielen, keine Zerstreuung. Die musikalische Arbeit ist meine einzige Leidenschaft und mein einziges Vergnügen. Sollte der Tag kommen, an dem das Publikum meine Werke nicht mehr liebt, wird die Langeweile mich töten, denn es ist einzig und allein das Fieber des Schaffens, das meine Jugend verlängert und mich erhält." |
Art: | Komische Oper in drei Akten |
Libretto: | Adolphe de Leuven und Léon Lévy Brunswick |
Sprache: | französisch |
Ort: | Lonjumeau und Landhaus der Frau von Latour |
Zeit: | 1756 |
Chapelou : | Postillon, später Saint-Phar (Tenor) |
Madelaine : | seine Frau, später Frau von Latour (Sopran) |
Bijou : | Dorfschmied, später Sänger Alcindor (Bass) |
Marquis de Corcy : | königlicher Kammerherr, Theaterintendant (Tenorbuffo) |
Bourdon : | Chorsänger (Bass) |
Rose : | Kammerzofe (Sprecherin) |
Weitere: | Landleute, Gäste, Diener, Chorsänger, Wache |
zwischen dem 1. und 2. Akt liegt ein Zeitraum von 10 Jahren
In dem kleinen Dorf Lonjumeau feiert man die Hochzeit der jungen Wirtin Madeleine mit dem Postillon Chapelou. Bevor dieser sich auf die Suche nach seiner traditionsgemäß entführten Braut begeben darf, soll er mit seiner wunderschönen Tenorstimme das "Lied vom Postillon" zum besten geben. Chapelou weigert sich zunächst, stimmt dann aber doch das Lied an, denn er singt ja so leidenschaftlich gerne und wäre am liebsten ein berühmter Tenor geworden - doch das wird wohl immer ein Traum bleiben . . . Wie im Traum erscheint plötzlich Comte de Corcy, der Intendant der Pariser Oper. Corcy ist "ständig auf der Jagd nach schönen Stimmen". Daher kommt ihm Chapelou wie gerufen, und er will ihn sofort nach Paris mitnehmen. Es gelingt dem Theaterdirektor, den jungen Mann davon zu überzeugen, daß an der Grand Opéra eine große Karriere als Erster Tenor auf ihn wartet. Chapelou bleibt noch nicht einmal die Zeit, sich von seiner ihm eben erst angetrauten Madeleine zu verabschieden. Die Dorfbewohner sind empört über dieses Verhalten, und Madeleine beschließt umgehend, zu Verwandten nach Afrika zu gehen.
Zehn Jahre sind vergangen. Madeleine ist durch Geschäfte in Afrika zu einer reichen Frau geworden und als Madame de Latour nach Frankreich zurückgekehrt. Dort residiert sie nun auf Schloß Mongaillard in der Nähe von Paris. Durch die häufigen Besuche der Grand-Opéra - wahrscheinlich hatte sie ein Abo - erlebte die Madame den gefeierten Kammersänger Saint-Phar, in welchem sie ihren Ehemann erkannte. Daraufhin beschloß sie, sich an ihm, den sie immer noch liebt und nie vergessen konnte, zu rächen, und veranlasste über Corcy die Abhaltung einer Probe auf ihrem Schloß.
Saint-Phar hat sich in Madame de Latour verliebt und nutzt nun die Gelegenheit, um ihre Hand anzuhalten. Mit Erfolg. Sogleich soll die Trauung vollzogen werden. Der Intendant warnt Saint-Phar vor dieser Verbindung, da er ja bereits verheiratet ist und sich so zum Bigamisten machen würde. Corcy, der selber in die hübsche Madame de Latour verliebt ist, hat einen hinterlistigen Plan, um Saint-Phar auszuschalten. Er schlägt vor, den pensionierten Schauspieler Bourdon als Pfarrer zu engagieren und mit ihm eine Scheinheirat zu inszenieren. Während der ehemalige, ebenfalls "stimmbegabte" Schmied Bijou, der durch Saint-Phars Einfluß unter dem Namen Alcindor im Chor der Pariser Oper gelandet ist, losgeschickt wird, Bourdon zu holen, organisiert Corcy eilends einen echten Geistlichen, der das junge Paar in der Schloßkapelle traut. Nun kann er Saint-Phar als Bigamisten denunzieren und der Weg zu Madame ist für ihn frei.
Die Gäste und Mitglieder der Oper haben sich von Madame de Latour und Saint-Phar verabschiedet. Endlich hofft der Kammersänger mit seiner "neuen" Frau nun allein zu sein, doch diese muß sich zuvor umkleiden, was "zehn Minuten, zehn Stunden oder zehn Jahre . . . " dauern kann. Da erscheint Comte de Corcy und teilt den Herren Saint-Phar sowie Alcindor und Bourdon, die ebenfalls aufgetreten sind, genüßlich das baldige Erscheinen der Polizei mit, die den Bigamisten und seine Helfershelfer verhaften wird. Schon sehen sich alle drei "gehänkt". Zu allem Überfluß taucht plötzlich auch noch Saint-Phars "erste" Frau Madeleine auf, die sich als Dienstmädchen der Madame ausgibt. Madeleine ist nicht bereit auf Saint-Phars Drängen hin, die wohl behütete Heiratsurkunde zu zerreißen. Da kommt bereits die Polizei, um die drei Sünder festzunehmen. Als man jedoch den Startenor mit seinen beiden Ehefrauen konfrontieren will, ist Madame de Latour unauffindbar. Einige zurückgelassene Zeilen lassen das Schlimmste befürchten. Da löst Madeleine das Geheimnis und offenbart ihre Identität mit der Madame. Saint-Phar kann nun nicht mehr verurteilt werden, denn zweimal dieselbe Frau zu heiraten, das ist kein Verbrechen. Comte de Corcy zieht geprellt ab. Hier endet der "Alptraum" des Postillons. Saint-Phar alias Chapelou und Madame de Latour alias Madeleine können endlich ihre Hochzeitsreise antreten.
Letzte Änderung am 31.10.2008